WIE SIE IHR ERSTES BUCH SCHREIBEN. Martin Selle
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Название: WIE SIE IHR ERSTES BUCH SCHREIBEN

Автор: Martin Selle

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783738042795

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СКАЧАТЬ Er trat vor das Publikum wie ein Konzernchef, der es gewohnt war, große Reden zu halten.

      Nutzen Sie die körpereigenen Haltungen von Menschen, um unverwechselbare Charaktere zu zeichnen. Eine Kleinigkeit reicht, und der Leser erkennt die Figur sofort. Nutzen Sie Ihre Fantasie und das endlos weite Spektrum der menschlichen Erscheinung.

      Meister-Technik 4: Fähigkeiten des Geistes, Talente

      Menschen bestehen nicht nur aus körperlichen Besonderheiten, sondern verfügen auch über geistige (seelische, mentale) Merkmale. Vielleicht verfügt Ihr Held über einen messerscharfen Verstand wie Agatha Christies Detektiv Hercule Poirot. Oder Ihr Held kann Spuren besonders gut lesen, oder er ist ein guter Profiler, er könnte aus einem Skelett Rückschlüsse auf die Todesart eines Menschen ziehen oder er könnte mit Pferden flüstern können. Wie auch immer, egal, was Sie sich an Besonderheiten in mentaler, geistiger Hinsicht einfallen lassen, es charakterisiert Ihre Figur, macht sie einzigartig.

      Auch komödiante Fähigkeiten kennzeichnen Figuren sofort: Begriffsstutzigkeit, Dummheit, Unbedarftheit etwa. Denken Sie an Pierre Richard in ›Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh‹: Die Figur, die Pierre Richard verkörpert, trägt zwei verschiedene Schuhe und läuft mit dem Kopf gegen Glaswände. In fernöstlichen Kulturen finden wir oft Menschen, die andere durch Handauflegen heilen. Das alles sind tolle Möglichkeiten, eine Person unterscheidbar und einzigartig zu machen. Denken Sie nach, seien Sie erfinderisch.

      Meister-Technik 5: Gedanken

      Sie können eine Figur auch dadurch charakterisieren, dass sich andere Personen über den Helden oder der Held über sich selbst Gedanken macht. Diese Gedanken können positiv oder negativ sein, Sympathie oder Ablehnung weckend, vorteilhaft oder nachteilig sein. So könnte ein Gastgeber zum Beispiel zur Heldin sagen:

       »Wie wunderschön, Sie hier zu sehen, Gräfin.«

      In Wirklichkeit denkt er sich aber und flüstert einem Freund auf der Party zu:

       »Wer hat denn diese alte verknitterte Schlampe eingeladen?«

      Ebenso könnten Partygäste den Gastgeber dabei beobachten, wie er seine Gäste schmeichelhaft begrüßt und über alle Maßen lobt. Ein Gast könnte sich sagen:

       »Dieser Schleimscheißer. Vorne herum tut er scheinheilig, und wenn er die Verträge erst einmal unter Dach und F ach hat, denn dreht er ihnen den Gashahn ab.«

      Unser Gastgeber könnte auch zu sich selbst sagen:

       »Das ist deine letzte Party bei mir, Frau Gräfin. Diese Unterschrift ist auch dein Todesurteil.«

      Indem Personen entgegenkommende oder unfreundliche Gedanken mitteilen, charakterisieren Sie Ihre Figuren für den Leser.

      Meister-Technik 6: Erkennungszeichen der Sprache

      Eine passable Technik, Figuren unterscheidbar und merkbar zu machen, besteht darin, Personen typische Redensweisen zu geben und sie so gegeneinander deutlich abzugrenzen. Die besten Mittel zur Unterscheidung der Figuren durch Sprache sind verschiedene Ausdrucksweisen und sprachliche Erkennungszeichen und Redesignale, die der Leser ganz leicht erkennen kann. Hier ein paar Beispiele für diese Technik:

       Wortgewandtheit, Sprachgewalt (Wortschatz), typische Redensarten (»Wenn ich mich nicht irre«, sagt Sam Hawkins in Winnetou ständig.), knappe Formulierungen (kurz angebunden sein), ausschweifende Erklärungen, Grammatikfehler (falsche Artikel), Akzent, Vermischung von Sprachen (»Eine blendende Idee, my love!«, spöttische Äußerungen (»Die spinnen, die Römer!« - Asterix und Obelix), Wörter auslassen, schlampige Aussprache, Fremdwörter verwenden (richtig und falsch), Fachjargon verwenden (hier ist Vorsicht geboten, denn der Fachjargon wirkt schnell aufgeblasen eher vermeiden).

      Achten Sie aber darauf, dass die gewählte Sprache zu Ihrer Figur passt. Ein Automechaniker wird kaum in ausschweifenden hochtrabenden Formulierungen sprechen, in denen es vor Fremdwörtern nur so wimmelt. Eine derartige Sprache ordnet der Leser eher einem Professor zu, es sei denn, Ihr Mechaniker macht nebenbei ein Studium, weil er sich beruflich umorientiert.

      Sie könnten eine Figur dadurch sprachlich charakterisieren, dass Sie einen Helden erschaffen, der in jedem zweiten Satz ›oder nicht‹ und ›wissen Sie‹ sagt. Ihr Held könnte laut oder leise sprechen, mit Akzent, immer ein und dasselbe Wort falsch aussprechen, permanent falsche Artikel verwenden, stottern, einen Dialekt sprechen oder Fremdwörter grundsätzlich falsch einsetzen. Ärzte sprechen anders als Landstreicher, Jugendliche aus der Gosse anders als Jugendliche aus gebildeten Häusern. Es gibt Mundartworte, landschaftlich und zeitlich gebundene Spracheigentümlichkeiten, eine Vulgärsprache, Mischsprachen, Slang, Bildungssprache etc. Auch Modewörter existieren. Ein Mensch kann ständig Hochdeutsch sprechen oder Zitate einbauen. Die Möglichkeiten sind schier unendlich. Hören Sie den Menschen genau ›auf den Mund‹ und Sie werden eine Vielzahl an Möglichkeiten entdecken, um Ihre Figuren durch sprachliche Erkennungszeichen zu charakterisieren.

      Denken Sie nur daran, wie spannend es sein kann, wenn ein Agent von einem Stotterer die entscheidende Information erhält, die Uhr tickt, der Stotternde aber kein Wort herausbringt. Gauner verwenden eine eigene Sprache, Soldaten, ebenso Rechtsanwälte oder Poeten.

      Sprache prägt eine Person sehr deutlich, schnell und unverwechselbar. Verwenden Sie viel Zeit für die sprachliche Gestaltung Ihrer Figuren, denn in einem Roman kommt gerade in der szenischen Darstellung dem Dialog eine bedeutende Rolle zu. Auch dazu später alle Details.

      Ein abschließendes Beispiel, dieselbe Feststellung zweier völlig unterschiedlicher Personen:

       »Lady Holmesby, würden Sie die Annahme mit mir teilen, das Bild, welches sich uns hier bietet, lässt nur einen Schluss zu – nämlich Mord?«

       »Verdammte Scheiße, Nancy. Die haben den Typen umgenietet, was?«

      Meister-Technik 7: Mimik, Gestik, Bewegungen

      Typische Bewegungen, ständige Gestiken und immer wiederkehrende Gesichtsausdrücke (Mimik) sind eine fabelhafte Möglichkeit, Figuren zu charakterisieren.

      Ihre Figur kann fies grinsen, ständig überrascht eine Augenbraue hochziehen, sich nachdenklich die Nase reiben, die Augen misstrauisch zusammenkneifen oder ununterbrochen sich die Haare hinter das linke Ohr streifen.

      Die Kunst heißt: Beobachten.

      Analysieren Sie andere Menschen, deren Bewegungen und Gesichtsausdrücke. Lernen Sie daraus, merken Sie sich Besonderheiten in der Gestik und verwenden Sie diese Charakteristika. Sie können diese sogar übertreiben, um sie deutlicher zum Ausdruck zu bringen. Wie geht eine Person? Dreht sich ein Mann ständig nach Frauen um? Kaut jemand die ganze Zeit auf einem Kaugummi herum? Eine Person, die morgens aufsteht und als Erstes mit akribischer Sorgfalt und weißen Handschuhen den Tresor öffnet, um nachzusehen, ob noch alle Goldbarren vorhanden sind, ist sofort charakterisiert. Ebenso eine Figur, die ununterbrochen auf die Uhr blickt und dann ihre Arbeit an der Wall Street beginnt. Beobachten Sie einen Solisten, der das Trompetenkonzert von Haydn spielt, einen Sprinter, wie er sich auf die 100 Meter vorbereitet, einen Redner, wie er seine Worte mit Gesten und Mimik untermauert. Beobachten Sie, lesen Sie die Körpersprache von Menschen.

       Insider-Tipp: Kaufen Sie sich fundierte Bücher über die Körpersprache, das ist eine wirklich gute Hilfe für Schriftsteller, СКАЧАТЬ