WIE SIE IHR ERSTES BUCH SCHREIBEN. Martin Selle
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Название: WIE SIE IHR ERSTES BUCH SCHREIBEN

Автор: Martin Selle

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783738042795

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СКАЧАТЬ »Warum muss es ausgerechnet die Dark Night sein?«, fragte Doreen Perry. »Am gewöhnlichen Camp teilzunehmen reicht doch auch.«

       »Nein, Mam«, sagte Ron. »Ich hab es satt, im Internat der Feigling zu sein. Hab ich die Dark Night in der Tasche, ist das ein für alle Mal vorbei.«

       »Also ich hab kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache«, seufzte Doreen Perry. »Die Legende -«

       »Ist doch nur eine erfundene Schauergeschichte«, unterbrach John sie. …

       … »Ron«, sagte seine Mutter in besorgtem Flüsterton. »Ron hör mir zu.«

       Er wandte sich ab und tat so, als band er seinen Rucksack wieder zu.

       »Es ist noch nicht zu spät. Du kannst wieder ins Auto steigen und mit uns zurückfahren.«

       »Nein, Mam, das kann ich nicht«, erwiderte er. »Dann haben sie ihren Hosenscheißer.«

       Rons Mutter gab nicht auf. In dem ängstlichen Flüsterton, den er so hasste, redete sie weiter auf ihn ein. »Deine Freunde würden das verstehen, das weiß ich. Sie würden sicher –«

       »Ich habe keine Freunde, Mam! Deshalb bin ich hier!« Ron sah, wie seine Mutter zusammenzuckte. »Du weißt doch, wie die sind.«

       Doreen Perry seufzte. Ihr Unbehagen stieg. »Du änderst deine Meinung also nicht?«

       Ron schwang sich den Rucksack auf den Rücken. …

      In dieser Szene erleben wir Doreen Perry als besorgte Mutter, gleichzeitig drängt ihre Sorge Ron zum Handeln. Ihr Sohn, die Hauptfigur entscheidet letztlich. Doreen, die Nebenfigur, vermittelt das Thema der Geschichte. Es geht um Mut statt Feigheit, um Rons Drang nach Selbstvertrauen und Anerkennung. Ohne Doreen könnte das in dieser Szene nicht ausgedrückt werden.

       Insider-Tipp: Um zu vermeiden, dass Sie der Geschichte Figuren hinzufügen, die Sie nicht benötigen, stellen Sie sich folgende Frage: Wen, außer meinem Helden und seinem Gegenspieler, benötige ich, um die Geschichte zu erzählen? Auf diese Weise vermeiden Sie es, Ihre Geschichte mit Personen zu überladen und so unübersichtlich zu machen. Die Geschichte entscheidet, wie viele Nebenfiguren Sie benötigen. Manche Nebenfiguren benötigen Sie jedoch, sonst wird der Charakter Ihres Helden nicht sichtbar. Diese Nebenfiguren tauchen meist im Alltag des Helden auf (der Kellner im Restaurant, der Automechaniker in der Werkstatt).

      Nebenfiguren versetzen Sie als Autor in die Lage, das Thema darzulegen, ohne redselig zu wirken. Themen, die Nebenfiguren vermitteln könnten, sind: Angst, Ruhm, Liebe, Unterdrückung, Macht, Reichtum, Erfolg, Tyrannei. Es gibt unzählige Bedürfnisse, die Sie durch Nebenfiguren ausdrücken können. Zum Beispiel in einem Dialog. Nebenfiguren brauchen Erkennungszeichen, die es dem Leser ermöglichen, sich leicht an sie zu erinnern. Nebenfiguren tragen Namen und werden nur ›leicht‹ charakterisiert im Vergleich zu den Hauptfiguren. Da reicht eine körperliche Auffälligkeit, ein kleiner typischer Wesenszug (Doreens Ängstlichkeit als Mutter) oder ein auffälliges Kleidungsstück, eine Sprecheigentümlichkeit oder ein Tick wie Augenzwinkern. Seien Sie konkret, aber ziehen Sie nichts an den Haaren herbei.

       6. Die Symbolfigur

      Von einer Symbolfigur sprechen wir, wenn diese eine einzige Eigenschaft darstellt beziehungsweise verkörpert: zum Beispiel Liebe, Macht, Hass. Solche Figuren benötigen Sie in Fantasy-Geschichten und in Märchen mit Superhelden wie Batman. Symbolische Figuren werden durch einen einzigen Charakterzug definiert. Ein gutes Beispiel ist hier die Götterwelt der Römer und Griechen: Venus, Göttin der Liebe, Hades, Gott der Unterwelt. Mit ›Venus‹ ist alles definiert, was zu Liebe gehört – Sexualität, Erotik, Freude, Leichtigkeit, Sympathie, Zuneigung, Erregung. Eben alles, was mit Liebe zu tun hat.

       7. Die nichtmenschlichen Figuren

      Nichtmenschliche Figuren kommen nicht nur in Kindergeschichten vor (Lassie, Biene Maja, Bambi, Balu …). Diese Figuren sind einfach Tiere, Roboter, Monster mit menschlichen Eigenschaften. Sie sollen uns meist an Menschen erinnern. Stellen Sie beim Erschaffen von solchen Figuren zuerst die menschlichen Seiten in den Vordergrund (die Biene Maja ist neugierig und unverdorben wie ein Kind).

      Im Vergleich zu menschlichen Figuren sind nichtmenschliche in Kategorien einzuordnen. Menschliche Figuren besitzen das Potenzial, sich zu verändern, nichtmenschliche Figuren besitzen unveränderliche Charakterzüge (die Biene Maja wird immer neugierig und unverdorben bleiben, egal, welch schlimme Erfahrungen sie auch macht).

      Ihr Leser verbindet mit der nichtmenschlichen Figur ganz bestimmte Eigenschaften. Durch die gedankliche Verbindung von Biene Maja mit den Eigenschaften Neugier und Unverdorbenheit verstärkt sich das Gefühl der Gleichheit zwischen Leser und nichtmenschlicher Figur. Anders gesagt: Hält der Leser sich selbst für neugierig und unverdorben, dann identifiziert er sich mit der Biene Maja, er wird ein ›Fan‹ der Figur. Indem der Leser Eigenschaften gedanklich mit Figuren verbindet (assoziiert), erhalten diese nichtmenschlichen Figuren ihre Persönlichkeit. Die Figur verkörpert bestimmte Gefühle, die im Leser lebendig werden.

       8. Die Fantasy-Figur

      Zwerge, Zauberer, Riesen, Gnome, Kobolde, Wassermänner, Hexen bevölkern eine fremde, magische und sagenhafte Welt. Solche Figuren verfügen nur über eine begrenzte Anzahl von Eigenschaften. Sie charakterisieren sich meist durch die Technik der Übertreibung von körperlichen Merkmalen, werden so unterscheidbar gemacht. Entweder sind sie riesengroß, blitzschnell oder können zaubern. Andere sind außergewöhnlich stark, listig, böse. Über die meisten Fantasy-Figuren erfährt der Leser nur ein paar Dinge, das Unbekannte regt so seine Fantasie an (in einer Höhle lebt ein Drache, den alle Menschen im Tal fürchten; hoch über den Bergspitzen, in der Wolkenstadt, lebt ein den Menschen unbekanntes Volk - Martin Selle, Kinderbuch ›Der letzte Drachenkrieger‹ ISBN 978-3-7074-1341-0). Indem der Leser nicht alles über die Fantasy-Figur weiß, stellt er sich seine ganz persönliche Figur vor und nicht jene, die Sie ihm als Autor vorgeben. Sie aktivieren die Fantasie des Lesers.

       Insider-Tipp: Belassen Sie Ihre Fantasy-Figuren immer in deren magischer Welt. Tauchen plötzlich reale Menschen darin auf, zerstört das die Stimmung dieser märchenhaften Traumwelt, weil reale Menschen den Leser daran erinnern, dass er sich in einer Fantasy-Welt befindet. Da der Leser weiß, dass er sich in der Welt der Sagen, Märchen und Mythen befindet, akzeptiert er Dinge, die er in unserer wirklichen Welt als übertrieben oder unrealistisch ablehnen würde.

      Wenn wir also von Figur, Person, Charakter sprechen, so meinen wir damit immer jemanden, der durch sein Handeln die Geschichte vorwärtstreibt. Am stärksten geschieht das natürlich durch den Helden. Es ist keine Hexerei, solche Bestsellerhelden mittels Meister-Techniken der Bestseller-Autoren zu erschaffen.

      Zuvor aber noch ein äußerst wichtiger Aspekt: Helden kommen in jeder Geschichte vor, egal ob Sie Ihre Story in Form eines Romans, eines Drehbuchs oder eines Theaterstücks erzählen. Das Entscheidende bei der Sache ist, dass Sie Ihre Figuren, vor allem den Helden und seinen Gegenspieler, so unverwechselbar und einzigartig gestalten, dass der Leser sie sich leicht einprägen kann.

      Nun aber genug der trockenen aber nötigen Definitionen. Sehen wir uns an, mit welchen Mitteln Sie es praktisch bewerkstelligen, unsterbliche Figuren zu entwickeln, die der Leser für alle Zeiten in seinem Gedächtnis mit sich herumtragen wird.

      Ich betone es СКАЧАТЬ