Der Tote im Wald. Irene Dorfner
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Название: Der Tote im Wald

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783847661573

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СКАЧАТЬ nicht aus Kastl. Er ist auch keiner der Handwerker, die regelmäßig bei uns einkehren.“

      Das mit der gefundenen Leiche hatte sich ja rasend schnell herumgesprochen und Helga hätte sich bestimmt liebend gerne länger über das Thema unterhalten, aber es war einfach zu viel zu tun. Nach wenigen Minuten brachte sie das Essen, das überraschenderweise wirklich sehr gut schmeckte. Leo aß alles restlos auf.

      „Wie gefällt es Ihnen bislang bei uns? Übrigens - ich bin der Hans.“

      „Ich bin Leo. Bis jetzt kann ich noch nicht viel sagen, die Eindrücke prallen massenhaft auf mich ein. Wenn ich ehrlich bin, habe ich es mir schlimmer vorgestellt. Aber mit dem hiesigen Dialekt habe ich meine Probleme.“

      „Das legt sich, keine Sorge. Die Menschen hier sind zwar etwas misstrauisch, vielleicht auch ruppig und erscheinen einem auch teilweise sogar unfreundlich, aber im Grunde genommen sind es rechtschaffene und ehrliche Menschen, die einige Zeit brauchen, um sich an Fremde zu gewöhnen. Vor allem an Fremde mit einem anderen Dialekt, und deiner ist ja schon sehr ausgeprägt und für die Gegend auch außergewöhnlich. Wo wohnst du eigentlich?“

      „In einer Pension in Mühldorf. Eigentlich nicht schlecht, aber auf Dauer ist das natürlich nichts. Du bist doch von hier. Kannst du mir in Punkto Wohnung behilflich sein?“

      Hans überlegte und sah Leo lange an. Konnte er es wagen? Warum eigentlich nicht! „Ja, ich weiß von einer freien Wohnung. Allerdings in Altötting, nicht in Mühldorf. Wenn dich das nicht stört?“

      „So wie ich das gesehen habe, ist Altötting nur einen Katzensprung von Mühldorf entfernt. Nein, Altötting wäre prima.“

      „Ich fühle bei der Vermieterin vor und lass dich wissen, was sie davon hält. Hallo, hübsche Frau!“, rief er die Bedienung, die sofort bei ihnen am Tisch stand. „Dürfen wir bezahlen? Ich persönlich wäre natürlich noch gerne geblieben, nur um in Ihrer Nähe zu sein und um Sie zu beobachten. Aber leider – die Pflicht ruft.“

      Helga ließ sich die Schmeicheleien sehr gerne gefallen und kicherte, wobei sie die Rechnung ausstellte und Hans ihr ein sattes Trinkgeld gab. Leo beobachtete amüsiert das Geschehen und wusste, dass er es mit einem Mann zu tun hatte, der hinter jedem Rock her war. Warum nicht? Hans war ledig und ungebunden, das hatte er ihm eben erzählt, und somit konnte er machen, was er wollte. Außerdem ging es ihn nichts an. Helga notierte auf einem Zettel ihre Handynummer. Hans hatte es tatsächlich geschafft.

      Beim Verlassen der Gastwirtschaft kamen ihnen die Männer aus dem Kastler Wald entgegen, die sie nur knapp grüßten, als ob sie sich nicht kennen würden.

      „Das meine ich Leo. Vorhin haben wir noch miteinander gesprochen und jetzt tun sie so, als ob sie uns nicht kennen. Und das tun sie nicht aus Überheblichkeit. Um jemanden besser zu kennen, genügt kein kurzes Gespräch. Da muss man sich schon öfter über den Weg laufen und sich vor allem über mehrere Monate oder sogar Jahre bewähren. Erst dann ist man hier anerkannt und integriert, aber dann gehört man wirklich dazu. So ist das nun mal bei uns hier in der Gegend, gewöhn dich dran.“

      „Was ist mit dir? Du scheinst nicht so auf Fremde zuzugehen.“

      „Ich habe einen entscheidenden Vorteil: Bei mir muss man sich nicht lange bewähren. Ich kann Menschen sehr gut einschätzen und habe mich noch nie getäuscht.“

      Leo verstand sofort die hiesige Mentalität. Die Menschen auf der Schwäbischen Alb waren ähnlich gestrickt.

      Zwischenzeitlich war es nach 14.00 Uhr. Leo und Hans gingen über die Straße ins Rathaus, wo sie aber bezüglich des unbekannten Toten die gleiche Auskunft bekamen: Dieser Mann war nicht bekannt und war bestimmt kein Kastler.

      Sie entschieden, zurück ins Präsidium zu fahren und sich den Pfarrer zu schenken, der sowieso erst gegen Abend zurückkam. Vielleicht konnte Fuchs schon etwas berichten und sie würden in dieser Richtung einen Schritt weiter kommen.

      „Nein, die Spusi hat noch nichts gefunden, sie arbeiten alle auf Hochtouren und melden sich so schnell wie möglich. Habt ihr bei eurer Befragung in Kastl etwas herausgefunden?“

      „Niemand kennt den Toten. In einem sind sich alle einig: Er ist definitiv nicht aus Kastl.“

      „Dann werden wir ein Foto in die Presse geben. Grössert, übernehmen Sie das. Und Hiebler, Sie sehen sich die Vermisstenanzeigen an.“

      „Ich schlage vor, ich höre mich bei Krankenhäusern und Ärzten um, welche Männer in dem fraglichen Alter verstorben sind und ordne sie den entsprechenden Beerdigungen zu. Das kann dauern, denn wir wissen noch nicht, wann der Tod tatsächlich eingetreten ist. Die Höhle hat den Verwesungsprozess ganz sicher hinausgezögert. Ich schlage vor, dass wir uns mindestens die letzten fünf Monate vornehmen.“ Leo dachte an seine Freundin und Pathologin Christine Künstle, von der er einiges gelernt hatte.

      „Kein schlechter Ansatz. Hiebler hilft Ihnen, wenn er so weit ist. Grössert? Wenn Sie fertig sind, unterstützen Sie den Kollegen Schwartz ebenfalls. Und ich bin beim Chef.“

      Kurze knappe Angaben. Leo liebte es, wenn jemand den Überblick behielt und wusste, was er wollte. Und diese Viktoria Untermaier war der Hammer; beruflich und auch optisch.

      Die Pressemitteilung war raus. Die Vermisstenanzeigen gaben keine Übereinstimmung mit dem Toten, und auch bei den Verstorbenen und den dazugehörigen Beerdigungen gab es keine Ungereimtheiten; alle Toten wurden ordnungsgemäß bestattet. So, wie sich das gehört. Leo machte sich Gedanken darüber, wie man nur auf die Idee kommt, auf so einem Weg eine Leiche bequem und kostenlos aus dem Weg zu räumen. Und je länger er sich Gedanken darüber machte, desto mehr fand er das durchaus nachvollziehbar, denn bei seinen Recherchen hatte er herausbekommen, wie viel eine Beerdigung kostete. Das war der blanke Wahnsinn! Diese Kosten konnten durchaus eine Existenz vernichten oder zumindest die Hinterbliebenen in ziemliche Schwierigkeiten bringen. Trotz allem war diese Vorgehensweise nicht akzeptabel. Auch wenn er die Bestattungskosten als viel zu hoch ansah, konnte man eine Leiche doch nicht in eine Kiste legen und dann einfach im Wald verscharren. Das war pietät- und würdelos.

      Am späten Abend kam Friedrich Fuchs völlig übermüdet ins Büro. Nach dem Kastler Forst war er in die Pathologie nach München gefahren, um der Autopsie beizuwohnen.

      „Die Untersuchung der Leiche ist noch nicht abgeschlossen. Es stehen noch einige Tests an, die ich nicht abwarten konnte. Die Schlange der zu untersuchenden Proben ist lange. Wer weiß, wann unsere dran sind. Einer meiner Mitarbeiter ist in München geblieben und hat ein Auge auf unsere Probe und auch auf die Leiche.“ Fuchs ging auf Nummer sicher, denn es kam vor, dass geschlampt wurde; und Schlampereien konnte er nicht leiden. „Ich gehe davon aus, dass wir morgen früh mit dem Bericht rechnen können. Hier ist mein bzw. der Bericht der Spurensicherung.“ Er legte die dünne Mappe auf den Tisch und Viktoria griff sofort danach. Die anderen sahen ihr dabei über die Schulter. Es konnten zwar einige Fingerspuren und DNA sichergestellt werden, diese waren bei der Polizei aber nicht registriert. Allerdings war die Kiste, in die der Tote gelegt wurde und als Sarg missbraucht wurde, sehr interessant.

      „Das ist eine alte Kiste der US-Army aus den 40er-Jahren, in der Waffen transportiert wurden. Es wurden lediglich einige Bretter ausgetauscht. Ich habe bei einem befreundeten Amerikaner nachgefragt, der seinerseits Verbindungen zur US-Armee hat und die haben ihm das bestätigt,“ erklärte Fuchs aufgeregt. Es hatte ihn viel Mühe gekostet, mehr über diese ominöse Kiste herauszufinden, und musste einen seiner wenigen Freunde bemühen, ihm zu helfen.

      „Sie meinen also, das ist eine Kiste von den Amerikanern aus dem 2. Weltkrieg?“

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