Der Tote im Wald. Irene Dorfner
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Название: Der Tote im Wald

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783847661573

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СКАЧАТЬ Verlobten auf eine Radtour Richtung Burghausen aufgebrochen. Mehrere Passanten haben ihn unterwegs gesehen, aber auf Höhe Kastl verliert sich seine Spur. Wir sind alle Wege mehrmals abgefahren, haben Spürhunde eingesetzt. Nichts, nicht der kleinste Hinweis. Auch nicht von dem Rad, das mehrere Tausend Euro wert ist. Auch aus dem privaten Umfeld des Kollegen gibt es nicht den kleinsten Hinweis darauf, dass er die Schnauze voll gehabt hatte und aussteigen wollte. Im Gegenteil, er stand kurz vor der Hochzeit mit einer reizenden, vermögenden Frau. Aber sehen Sie sich die Unterlagen unvoreingenommen in aller Ruhe nochmals durch, vielleicht finden Sie ja etwas.“

      Hiebler lächelte ihn aufmunternd an und ging wieder an seinen Schreibtisch. Leo suchte sich aus dem Internet die Karte des Kastler Forstes und verglich sie mit dem Gebiet, das von der Polizei durchsucht wurde. Nur in diesem Teil wurde nach Binder gesucht. Warum? Er verglich den Wald mehrmals und musste feststellen, dass der Kastler Forst riesig war. Es wäre unmöglich gewesen, den ganzen Wald zu durchsuchen. Leo kopierte einige Waldstücke aus der Karte und zeichnete die Radwege ein. Binder könnte auf mehreren Strecken nach Burghausen gefahren sein. Er rief den Förster des Kastler Forstes an und erkundigte sich, ob in dem fraglichen Zeitraum irgendwelche Abschnitte gesperrt waren.

      „Wegen Forstarbeiten waren zwei Abschnitte gesperrt,“ sagte der Förster und gab ihm die Koordinaten durch, die Leo sofort in seine selbstgebastelte Karte einzeichnete.

      „Wäre es möglich gewesen, diese Abschnitte trotzdem mit einem Fahrrad zu befahren?“

      „Erlaubt ist das nicht, aber daran hält sich keiner. Wenn man die Wege nicht befahren kann, dann gehen Passanten eben durch den Wald, Verbote interessieren da nicht. Auch über die Gefahren macht sich kaum jemand Gedanken. Ich habe längst aufgehört, mich darüber aufzuregen. Die Wege werden jeweils ordentlich abgesperrt. Falls doch etwas passiert, stehen wir nicht in der Haftung.“

      „Wurde im Wald ein Fahrrad gefunden?“

      „Geht es immer noch um den verschwundenen Polizisten?“

      „Genau.“

      „Es wurden drei Fahrräder gefunden, das Ihres Kollegen war nicht dabei. Die, die wir fanden, sind mindestens dreißig Jahre alt.“

      Leo rief nun alle Zeugen an, die sich im Zusammenhang mit dem Verschwinden Binders gemeldet hatten. Er zeichnete die Angaben in seine Karte. Nun gab es nur noch die Eltern und die Verlobte. Er zögerte. Sollte er auch sie anrufen? Bislang hatten ihn die Kollegen nicht zurückgehalten; er wählte die erste Nummer. Die Eltern hatten keine neuen Informationen, trotzdem stellte Leo seine Fragen wieder und wieder. Das Gespräch mit der Verlobten war sehr schwierig. Sie weinte sofort, als sie begriff, dass er sich für das Verschwinden ihres Verlobten interessierte. Freimütig gab sie Auskunft. Und auch ihre Angaben übertrug er in seinen Plan.

      Leo sah sich lange seinen Plan an, der über und über markiert und vollgekritzelt war. Scheinbar wahllos waren Strecken, Kreuze und verschiedene Uhrzeiten vermerkt. Die anderen hatten ihn beobachtet und dabei zugesehen, wie sich der ordentliche, saubere Schreibtisch innerhalb kürzester Zeit in ein Chaos verwandelte. Was machte der Neue?

      „Kommen Sie bitte,“ sagte Leo schließlich, nachdem er für sich ein Resümee gezogen hatte. Die Kollegen blickten auf die stümperhaft gestückelte Karte, auf der der Kastler Forst kaum mehr zu erkennen war. Was sollte das? „Das ist eine Karte des Kastler Forsts. In diese Karte habe ich die teilweise widersprüchlichen Aussagen der Zeugen, der Familie und der Verlobten eingetragen. Ich für meinen Teil gehe davon aus, dass Binder hier,“ und dabei zog er mit Leuchtstift einen Kreis, „verschwunden sein muss. Das Gebiet, das durchsucht wurde, überschneidet sich nur in diesem kleinen Bereich. Offensichtlich hat man sich zu sehr auf die Aussage eines Zeugen verlassen und hat sich auf dieses Gebiet konzentriert. Nimmt man aber die anderen Aussagen, auch die des Försters und der Familie, wozu ich auch die Verlobte zähle, muss Binder hier verschwunden sein.“

      Viktoria war sauer. Sie hatte die Durchsuchung des Waldgebietes angeordnet. Lag sie damit falsch?

      „Der Zeuge Eberling war sich sicher, dass er Binder dort gesehen hat. Dagegen schienen sich die anderen nicht so sicher,“ versuchte sie sich zu verteidigen.

      „Das soll kein Vorwurf sein Frau Untermaier,“ sagte Leo. „Ich nehme an, ich sollte mir die Akte unvoreingenommen vornehmen, sozusagen als Außenstehender, das habe ich getan. Ich habe mit allen Zeugen gesprochen und mir Gedanken gemacht. Und das ist mein Ergebnis, das nicht unbedingt richtig sein muss.“

      Werner und Hans waren skeptisch. Auch sie hatten mit allen Zeugen gesprochen und hatten sich wieder und wieder mit dem Verschwinden Binders beschäftigt. Konnte es sein, dass sie im falschen Gebiet gesucht hatten?

      2.

      Es klopfte und Hilde Gutbrod trat mit einem Mann ins Büro.

      „Leute, hier ist ein Herr Schuster aus Kastl. Herr Schuster, die Kollegen hier werden sich um Sie kümmern.“

      „Bitte treten Sie ein und setzen Sie sich. Was können wir für Sie tun?“ Viktoria Untermaier war sofort aufgesprungen, denn wenn eine Person zu ihnen gebracht wurde, war es sehr ernst. Der 58-jährige Horst Schuster trug Arbeitskleidung und hielt seinen Hut in der Hand. Er war schüchtern und augenscheinlich sehr nervös.

      „Bei Waldarbeiten im Kastler Forst haben wir in einer Höhle einen Sarg gefunden. Ich war schon bei der Polizei in Altötting, aber die haben gesagt, dass sie nicht zuständig sind und haben mich hier hergeschickt. Bitte kommen Sie mit und sehen Sie sich das an. Wir haben nicht in den Sarg reingeguckt. Aber wir sind sicher, dass da einer drin liegt.“ Er sprach sehr leise, bemühte sich, hochdeutsch zu sprechen, was aber gründlich in die Hosen ging. Leo als Schwabe hatte trotzdem alles verstanden. Er stand neben Horst Schuster, ebenso wie die anderen beiden Kollegen und alle hörten fassungslos zu.

      „Sie haben also einen Sarg mitten im Wald gefunden. Soweit habe ich Sie richtig verstanden?“ Leo hakte nach. Hatte er sich nicht erst in den letzten Stunden mit diesem Kastler Forst beschäftigt? Und jetzt das!

      Der Mann nickte.

      „Wie kommen Sie darauf, dass in dem Sarg einer drin liegt?“

      „Die Kerzen und die Blumen drum herum. Da liegt bestimmt einer drin. Wer macht sich sonst solche Mühe. Sie müssen sich das ansehen.“

      „Natürlich sehen wir uns das an. Wo ist der Fundort?“

      „Deshalb habe ich nicht angerufen und bin persönlich hier, um Sie hinzuführen. Von alleine finden Sie dort niemals hin. Das ist mitten im Wald, wenn man sich dort nicht auskennt, kann das in die Hosen gehen.“

      „Das kann ich mir denken. Im Kastler Forst kann man sich weiß Gott verlaufen. Gut. Herr Schwartz, Sie fahren mit Hiebler. Herr Schuster, Sie fahren mit mir – Grössert, Sie bleiben hier. Informieren Sie die Spurensicherung, die sollen sich uns unverzüglich anschließen.“

      Nach zehn Minuten ging es los, sie fuhren im Konvoi. Leo sah seinen neuen Wirkungskreis bei Tageslicht. Sie fuhren durch Weiding und die nächste Ortschaft Teising; von beiden hatte er noch nie gehört. Die Wallfahrtsstadt Altötting, die er von einem früheren Fall ziemlich gut kannte, ließen sie nach wenigen Kilometern rechts liegen. Die ländliche Gegend zog sich. Sie bogen von der Bundesstraße Richtung Burghausen/Burgkirchen ab.

      „Wie weit ist es denn noch? Wie heißt der Ort noch gleich?“

      „Kastl heißt der Ort. Ein kleines 2000 Seelen-Dorf, СКАЧАТЬ