Der Tote im Wald. Irene Dorfner
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Название: Der Tote im Wald

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783847661573

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СКАЧАТЬ endlich loslegen zu können, er liebte seinen Job über alles. Er gab lautstark und unfreundlich Anweisungen. Mit ihm zu arbeiten war bestimmt kein Vergnügen. Trotzdem riss man sich um einen Platz in seinem Team, denn Fuchs hatte fachlich gesehen einen sehr guten Ruf. Ein Empfehlungsschreiben von Fuchs würde viele Türen öffnen.

      Alle hatten einen verstohlenen, faszinierten und neugierigen Blick in den Sarg geworfen.

      „Kennt jemand den Toten?“, fragte Viktoria in die Runde und bekam als Antwort nur Kopfschütteln. „Wer hat den Toten gefunden?“

      „Das war der Weber Anton,“ antwortete Horst Schuster und zeigte auf einen jungen Mann, der verstört in der Runde stand und die Hand hob, nachdem er seinen Namen hörte.

      „Sie haben den Sarg gefunden?“

      „Jawohl. Ich musste austreten und bin ein paar Meter in den Wald rein. Hier ist es ziemlich dunkel. Nachdem ich fertig war und die Hose hochzog, habe ich im Augenwinkel ein Flackern gesehen. Natürlich wollte ich wissen, woher das kam. Zuerst dachte ich ja, das sind die Augen eines Tieres, aber das konnte nicht sein. Tiere hauen ab, wenn ihnen Menschen zu nahe kommen. Ich bin vier, vielleicht fünf Meter in die Richtung gegangen und hatte das Flackern nochmals wahrgenommen. Ich hob die Äste auf die Seite und hab die Höhle entdeckt. Der Horst hat mich gerufen, denn wir wollten weitermachen. Ich habe ihn gebeten, zu mir zu kommen, das kam mir sehr merkwürdig vor. Er hat die Äste gehalten und ich bin in die Höhle rein. Dort habe ich den Sarg gefunden. Sie glauben nicht, wie ich mich erschreckt habe.“

      Leo konnte den Ausführungen von diesem Weber Anton nicht ganz folgen, von dem er ursprünglich annahm, dass das der komplette Nachname war. Bis er von seinem neuen Kollegen Hiebler dahingehend informiert wurde, dass es hier üblich war, zuerst den Nachnamen und dann den Vornamen zu nennen. Hans Hiebler musste ihm das eine oder andere übersetzen und erklären, denn der Weber Anton sprach einen Dialekt, wie ihn Leo noch nie gehört hatte. Und dabei nuschelte er auch noch und verschluckte einige Silben. Für Leo als Schwabe war er schwer zu verstehen. Mehr hatte der Weber Anton nicht zu sagen und schwieg nun. Die Polizisten unterhielten sich mit den Waldarbeitern. Vor allem Leo bat um Informationen über den Kastler Forst, womit er bei den Waldarbeitern genau an der richtigen Stelle war. Es stellte sich heraus, dass solche Höhlen für den Kastler Forst und für die direkte Umgebung nicht ungewöhnlich waren. Dieses Gebiet war durchlöchert wie ein Schweizer Käse.

      „Und keiner von Ihnen kennt den Toten?“, stellte Leo nochmals seine Frage. Er konnte sich nicht vorstellen, dass man sich in ländlicher Umgebung nicht kannte.

      „Das ist keiner aus Kastl, sonst würden wir ihn kennen. Fragen Sie vorsichtshalber beim Pfarrer, im Rathaus und im hiesigen Wirtshaus bei der Bedienung. Die Helga kennt fast jeden. Aber ich bin mir sicher, dass das keiner von uns ist.“ Horst Schuster war in Gegenwart der Kollegen um einiges redseliger. Vor allem wollte er endlich die Polizei vom Hals haben, denn sie hatten noch jede Menge Arbeit vor sich. Es war schon spät geworden, durch diese Aktion hier hatten sie bereits einen halben Tag verloren.

      Friedrich Fuchs hatte zwischenzeitlich mit seinen Männern ein riesiges Gebiet abgesteckt und alle waren tief in ihre Arbeit versunken. Viktoria Untermaier hatte angewiesen, dass sich Hiebler mit dem neuen Kollegen in Kastl bezüglich des Toten umhören sollte. Viktoria fuhr nach Mühldorf, um Krohmer einen vorläufigen Bericht abzuliefern und den lästigen Schreibkram zu erledigen.

      Leo und Hiebler warteten noch darauf, bis die Leiche verladen und zur Pathologie nach München abtransportiert wurde. Das war um einiges umständlicher, als Leo es von Ulm aus gewohnt war, denn dort war die Pathologie direkt im Haus untergebracht. Der Gedanke daran versetzte ihm einen Stich, denn die Ulmer Pathologin Christine war seine beste Freundin und sie vermisste er ganz besonders. Gerade als Leo gedankenversunken ins Auto steigen wollte, wurde er beinahe von einem Radfahrer überfahren, der ihn aufs Übelste beschimpfte und kopfschüttelnd weiterfuhr.

      „Eine Unverschämtheit! Kann der nicht aufpassen?“ Leo hatte sich so sehr erschrocken, dass er nicht imstande war, auf die Schimpftirade des Radfahrers sofort zu reagieren, der schon längst außer Reichweite war.

      „Das hier ist eine beliebte Abkürzung für Radfahrer, der offizielle Weg geht da vorn entlang,“ deutete einer der Waldarbeiter, wobei er bemüht war, deutlich zu sprechen, und Leo ihn deshalb auch sehr gut verstand. „Die Radfahrer sind immer rücksichtsloser, das kriegen wir täglich zu spüren. Da kann man Strecken absperren, wie man will, die fahren trotzdem einfach durch und mähen einen dabei beinahe um. Und wenn wir mit unseren Fahrzeugen kommen, brauchen Sie nicht glauben, dass die ausweichen. Nein, wir müssen Rücksicht nehmen und sie vorbeilassen, obwohl die sich viel leichter tun.“

      Hatte der Förster vor wenigen Stunden nicht genau dasselbe gesagt?

      „Hat jemand von Ihnen zufällig eine Karte vom Kastler Forst?“, fragte Leo.

      „Ich habe eine, sieht aber schon ziemlich ramponiert aus,“ sagte der Weber Anton.

      „Das macht mir nichts aus.“

      Anton Weber ging an seinen Wagen und holte eine Karte, die als solche nicht mehr zu erkennen war. Er gab Leo die Karte, die der auf der Motorhaube von Hieblers Wagen ausbreitete.

      „Wo genau sind wir?“

      „Hier,“ zeigte Anton Weber sofort auf einen Punkt der Karte. Leo machte mit einem Kugelschreiber ein dickes Kreuz auf die Karte. Dann gab er dem Mann einen 10-Euro-Schein in die Hand. „Kann ich die Karte behalten?“

      „Klar,“ sagte Anton Weber schmunzelnd und steckte das Geld schnell weg, bevor es sich der Polizist noch anders überlegte.

      „Wo sollen wir mit den Nachfragen anfangen?“, fragte Hans Hiebler, noch bevor sie in den Wagen einstiegen.

      „Fangen Sie im Wirtshaus an, das Rathaus ist schon zu,“ mischte sich ein Waldarbeiter ein. „Das Rathaus öffnet erst wieder um 14.00 Uhr. Und der Pfarrer macht heute einen Ausflug mit den Senioren nach Bad Gastein. Der kommt heute erst spät zurück. Meine Mutter ist auch dabei.“

      Hans und Leo folgten dem Rat des Waldarbeiters und fuhren direkt ins Wirtshaus. Das kam beiden nicht ungelegen, denn sie hatten Hunger. Vor allem Leos Magen knurre, er hatte heute noch nichts gegessen. Das Wirtshaus war sehr gut besucht. Sie setzten sich an einen der wenigen freien Tische und orderten das empfohlene Tagesgericht bei der freundlichen, feschen und drallen Bedienung. Obwohl die Frau augenscheinlich sehr viel Stress hatte, fand sie für ihre Gäste immer ein freundliches Wort und hatte für alle ein offenes Ohr.

      „Was ist eigentlich eine Milzwurst? Das habe ich noch nie gehört.“ Leo hatte sich der Bestellung angeschlossen, obwohl er keine Ahnung hatte.

      „Eine hiesige Spezialität, probieren Sie es einfach aus.“

      Die Bedienung stellte die Getränke auf den Tisch, wobei sich Hans überaus charmant bei ihr bedankte.

      „Das Essen kommt gleich.“ Sie strahlte ihn an.

      „Einen Moment, junge Frau, rennen Sie nicht gleich wieder davon. Sie sind die Helga?“ Sie nickte und Hans hielt ihr das Handy mit dem Foto vors Gesicht. „Wir sind von der Polizei. Kennen Sie den Mann?“

      Sie überlegte und schüttelte schließlich den Kopf, wobei einige Haarsträhnen aus dem kunstvoll geknoteten Haar fielen und das runde, freundliche Gesicht nun einrahmten. Hans Hieber war völlig angetan von Helga, die etwa sein Alter hatte und an deren Hand er keinen Ring entdecken konnte. Diese Frau würde er auf jeden Fall im Auge behalten, sie war genau seine Kragenweite.

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