Der Tote im Wald. Irene Dorfner
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Tote im Wald - Irene Dorfner страница 5

Название: Der Tote im Wald

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783847661573

isbn:

СКАЧАТЬ Er spürte, dass es mit ihm keine Probleme geben würde, seine Menschenkenntnis hatte ihn noch nie getäuscht. Während der Fahrt hatte der Neue staunend aus dem Fenster gesehen und hatte sich die Umgebung angesehen. Ja, Hans Hiebler war hier geboren und aufgewachsen. Er liebte seine Heimat und würde niemals freiwillig von hier weggehen. Warum auch? Was hatte dieser Schwartz angestellt, dass er nach Mühldorf versetzt wurde? Er würde es herausfinden.

      Hans nahm die zweite Abfahrt. Sie fuhren durch den kleinen Ort Kastl Richtung Bahnhof und bogen nach diesem links ab unter einer Bahnbrücke durch und waren nun direkt im Wald. Leo versuchte, sich den Weg zu merken. Er konnte nach dem Bahnhof, vorbei an einem Besucher-Parkplatz zu Beginn des Waldes auch noch prima folgen, denn sein Orientierungssinn war grundsätzlich hervorragend und er hatte auch noch die Karte im Hinterkopf. Aber nach einigen Abzweigungen mitten im Wald sah für ihn alles gleich aus.

      Endlich hatten sie die Stelle erreicht, bei der fünf Waldarbeiter warteten. Sie stiegen allesamt aus, begrüßten sich kurz und die Polizisten zogen Gummistiefel an, die im Kofferraum der Fahrzeuge verstaut waren. Natürlich hatte Leo keine dieser Stiefel dabei und sah ziemlich dumm aus der Wäsche.

      „Denken Sie sich nichts Herr Schwartz. Ihren alten Stiefeln wird der Dreck nicht schaden, die sind eh schon ziemlich hinüber,“ bemerkte Viktoria Untermaier. Leo besah sich verwundert seine Stiefel. Was soll mit denen sein? Die sind doch noch keine fünf Jahre alt und noch völlig in Ordnung.

      Sie folgten Horst Schuster, der ungeduldig gewartet hatte und nun die Polizisten an die betreffende Stelle führte. Sie stiegen über Äste und Büsche immer tiefer in den Wald, bis sie schließlich an eine Stelle kamen, an der Horst Schuster lange Äste und Büsche zur Seite hob und somit den Eingang zu einer Art Höhle freigab.

      „Dort drin ist es,“ sagte er knapp, wobei er keine Anstalten machte, mit in die Höhle zu gehen.

      „Eine Höhle?“ Leo wunderte sich. „Hab ich da etwas nicht mitbekommen? Ich dachte, der Sarg steht mitten im Wald.“

      „Wundert mich auch,“ sagte Hans und ging voran.

      Die Polizisten zogen die Köpfe ein, schalteten ihre Taschenlampen ein und gingen vorsichtig hinein, wobei Viktoria Untermaier voranging. Die Frau war wirklich taff. Der Weg war schmal, niedrig, aber einigermaßen sauber. Keine Äste, Wurzeln oder Ähnliches erschwerte ihnen das Gehen. Nach einigen Metern geradeaus ging ein Seitenweg nach rechts weg und dort stand tatsächlich ein Sarg. Der sah wirklich nicht so aus, als würde er da schon lange vergessen stehen, denn der Deckel war absolut sauber und davor stand eine brennende Kerze sowie eine Vase gefüllt mit Wasser und einigen frischen Rosen.

      „Das gibt es doch nicht, wer macht denn so was? Raustragen und Aufmachen!“

      „Stopp! Lassen Sie sofort den Sarg stehen! Er bleibt hier, bis alle Spuren gesichert sind,“ rief eine Stimme vom Eingang des Tunnels, die dem Leiter der Spurensicherung Mühldorf, Friedrich Fuchs, gehörte. „Und jetzt: Alle raus hier!“

      „Der schon wieder,“ stöhnte Viktoria Untermaier. Immer wieder geriet sie mit Fuchs aneinander; die beiden mochten sich nicht. „Gehen wir raus und überlassen Fuchs das Feld, bevor der wieder völlig ausflippt.“

      Als sie wieder im Freien waren, stand ein kleinerer, hagerer Mann vor Leo. Der wurde ihm bei dem Rundgang mit Frau Gutbrod ganz sicher nicht vorgestellt, an ihn würde er sich erinnern.

      „Leo Schwartz, ich bin der Neue,“ stellte sich Leo vor und reichte ihm die Hand.

      „Fuchs,“ sagte er Mann nur und ignorierte die dargereichte Hand. So eine Freundlichkeit war er nicht gewöhnt. Ohne ein weiteres Wort ging er an Leo vorbei. Allen anderen war die Situation sehr peinlich.

      „Denken Sie sich nichts dabei,“ sagte Hans schmunzelnd zu Leo. „Fuchs kennt nur seine Arbeit und behandelt jeden so.“

      Leo war vor der Unfreundlichkeit des Mannes erschrocken, bisher hatte er mit seinen Kollegen immer ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt. Friedrich Fuchs war noch keine 40 Jahre alt, sah aber viel älter aus. Er legte großen Wert darauf, dass er und seine Arbeit sehr ernst genommen wurden, was bei dem Aussehen, der geringen Körpergröße, Mangel an Humor und vor allem dem hektischen Wesen äußerst schwierig war.

      Fuchs war mit zwei Kollegen in der Höhle verschwunden, was Hans Hiebler so kommentierte:

      „Der Fuchs ist in seinem Bau verschwunden.“ Von allen Umstehenden wurde dieser Kommentar mit brüllendem Gelächter aufgenommen. Auch Viktoria Untermaier musste lachen, drehte sich dabei aber zur Seite, denn es war ihr peinlich, dass sie über einen Kollegen lachen musste. Nach einer Stunde langen Wartens tauchte Fuchs endlich wieder auf, worauf abermals großes Gelächter ausbrach, was von Fuchs mit unverständigem Kopfschütteln zur Kenntnis genommen wurde. Zwei seiner Kollegen brachten den Sarg nach draußen, was schwierig und kräftezehrend war. Hier im Tageslicht betrachtet konnte man sehen, dass dieser Sarg absolut stümperhaft war.

      „Um Gottes Willen, wie sieht denn der Sarg aus? Hat den jemand zuhause in Heimarbeit geklöppelt? Das sind ja nur zusammengenagelte Bretter.“ Nicht nur Hans war geschockt, auch die anderen konnten jetzt diesen primitiven Sarg genauer in Augenschein nehmen. In dem dunklen Loch hatte er nicht so schlecht ausgesehen, aber hier bei Tageslicht war er der Hammer.

      „Aufmachen.“ Die Anweisung der Kollegin Untermaier war kurz und bündig. Hiebler und Leo machten sich umgehend an die Arbeit, entfernten die Schrauben und schoben den Deckel zur Seite. Dabei wurden sie ununterbrochen von Fuchs aus nächster Nähe beobachtet, der kein Detail übersehen wollte und seinerseits immer wieder Anweisungen gab, was aber niemanden interessierte. Eigentlich wäre das Öffnen seine Arbeit gewesen, darauf machte er Frau Untermaier immer wieder aufmerksam. Aber durch das Warten hier draußen fror sie erbärmlich und dieser Fuchs war ein penibler Mann, das Öffnen hätte wahrscheinlich ewig gedauert. Deshalb hatte sie spontan und der Einfachheit halber entschieden, dass Hiebler und Schwartz diese Aufgabe übernehmen sollten. Was interessierte sie, ob das die Arbeit der Spurensicherung war? Wenn Fuchs sich übergangen fühlte, sollte er sich eben beschweren.

      Der Deckel war nun vollständig entfernt worden und gab tatsächlich eine Leiche frei. Es handelte sich um einen ca. 70-jährigen Mann in einem schäbigen, dunklen Anzug, dem ein Rosenkranz in die Hände gelegt wurde. Er lag auf einer hellen Decke, unter dem Kopf war ein Daunenkissen, das schon bessere Tage gesehen hatte, denn es war fleckig und speckig. Allen war sofort klar, dass hier jemand die Beerdigungskosten sparen wollte. Der Mann wurde auf kostengünstigste Weise entsorgt.

      „Keiner fasst etwas an,“ rief Friedrich Fuchs und bäumte sich vor Viktoria Untermaier auf. Viktoria wurde stinksauer, sie hatte genug von dem Typen, der sich hier künstlich aufspielte und eine Unruhe reinbrachte, die sie überhaupt nicht leiden konnte.

      „Halten Sie die Klappe Fuchs! Ich leite hier die Ermittlungen und mir ist durchaus klar, was ich anfassen darf, und was nicht. Ich sehe mir die Leiche in Ruhe an und wenn Sie mit Ihrer Arbeit dran sind, werde ich Sie rechtzeitig informieren. Haben wir uns verstanden?“

      Die Polizisten besahen sich die Leiche und den Sarg, wobei ihnen Fuchs immer über die Schulter sah.

      „Der ist noch ziemlich gut erhalten,“ sagte Leo, „man kann das Gesicht gut erkennen. Es dürfte nicht schwer sein, herauszufinden, um wen es sich handelt. Schwer zu sagen, wie lange er schon tot ist. Die Kälte der Höhle dürfte den Verwesungsprozess hinausgezögert haben. Äußerlich kann ich auf den ersten Blick keine Gewalteinwirkung feststellen.“

      „Was nichts heißen soll. Fuchs! Die Leiche und der Sarg gehören Ihnen. Vergessen Sie die Taschen des Anzuges СКАЧАТЬ