Название: Engelchen...
Автор: Irene Dorfner
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Leo Schwartz
isbn: 9783738079777
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„Nein, nicht Tante Gerda. Ich habe eine viel bessere Idee.“
7.
Sandro Ettl wachte auf und sah auf die Uhr: 4.32. Draußen dämmerte es bereits und die ersten Vögel sangen laut. Sandro sah neben sich auf den jungen Körper Elenas. Was hatte er nur getan? Er spürte schon lange, dass die gebürtige Russin hinter ihm her war, die Zeichen waren nicht zu übersehen. Bisher konnte er sich ihren Reizen entziehen, aber seit Maja nicht mehr im Haus war, konnte er der Versuchung nicht mehr widerstehen. Maja! Seine Mutter kam gestern nach vielen Jahren in sein Haus, um ihm mitzuteilen, dass seine Frau aus der Klinik abgehauen war. Was war los mit Maja? Und wo war sie? Gestern Abend hatte er keine Zeit gehabt, sich Sorgen um seine Frau zu machen, Elena hatte ihn zu sehr abgelenkt. Sie war sehr geschickt darin, sich in den Mittelpunkt zu drängen und ihn auf andere Gedanken zu bringen. Stimmte es tatsächlich, dass er zu labil und leicht zu beeinflussen war? Das hielt ihm seine Frau zumindest seit Jahren vor. War es seine Schuld, dass er nicht stark genug war und nicht die Kraft hatte, sich zu wehren? Er hasste jegliche Form von Streit. Er gab gerne und schnell nach und zog es vor, lieber zu gehen, als sich mit einer stärkeren Person auseinanderzusetzen. Und in seinen Augen waren alle stärker als er. Wo war Maja? Ging es ihr gut? Lag sie vielleicht bereits irgendwo im Straßengraben? Verletzt? Tot?
Panik stieg in ihm auf.
Elena wachte auf. Was war mit Sandro? Sie sah in seine Augen und spürte die Angst, die sie nicht zulassen konnte. Sie hatte versprochen, sich um Sandro zu kümmern, damit er keine Dummheiten machte. Auch dafür bekam sie Geld, sehr viel Geld. Ja, sie hatte sich kaufen lassen, was ihr nicht schwerfiel. Was Maja betraf, brauchte sie nur die Medikamente ins Essen zu mischen, das war leicht. Kurz bevor Maja abgeholt wurde, legte sie Medikamente ins Schlafzimmer, auch das war leicht. Noch bevor es Maja schlecht ging, hatte sie sich an Sandro rangemacht. Aber der reagierte nicht. Es lag auf der Hand, dass er Angst vor seiner Frau hatte. Auch als es Maja bereits schlecht ging und sie nur noch schlief, wehrte sich Sandro gegen jede Annäherung ihrerseits. Erst, als Maja abgeholt wurde und sie mit ihm allein im Haus war, war er Wachs in ihren Händen. Sandro war ein sehr attraktiver Mann. Er war zwar nicht der Hellste und entsprach nicht dem Bild eines Mannes, den sie sich vorstellte, aber sie hätte es sehr viel schlimmer treffen können. Seit sie allein im Haus waren, verbrachten sie sehr viel Zeit zusammen und Sandro fraß ihr aus der Hand. Sie konnte ihn so leicht um den Finger wickeln, mit Männern hatte sie schon immer leichtes Spiel gehabt. Vor zwei Monaten feierte sie ihren 29. Geburtstag und sie hatte noch nichts von ihrer Schönheit eingebüßt. Seit Maja weg war, hatte sie einen guten Job gemacht. Sandro kam nur selten auf die Idee, sich um seine Frau zu kümmern.
Der Blick in seinen Augen gefiel ihr nicht. Er machte sich Sorgen, das durfte sie nicht zulassen. Normalerweise duschte sie, bevor sie mit einem Mann intim wurde, aber dafür war jetzt keine Zeit. Sie musste Sandro auf andere Gedanken bringen.
Als er nach knapp zwei Stunden schlafend neben ihr lag, lächelte sie zufrieden. Sie machte einen sehr guten Job, der sehr viel besser bezahlt sein müsste.
Sie nahm ihr Handy vom Nachttisch und ging ins Bad.
„Sandro beginnt, sich um seine Frau zu sorgen,“ sagte sie. „Ich fürchte, er könnte Dummheiten machen.“
„Dann sorge dafür, dass er das nicht macht. Wofür bezahle ich dich?“
„Stimmt es, dass Maja aus der Klinik abgehauen ist?“
„Ja.“
„Wenn herauskommt, dass ich ihr die Medikamente verabreicht habe, bin ich dran.“
„Das wird niemand erfahren. Nur du und ich wissen davon.“
„Ich finde, wir sollten uns über eine Gehaltserhöhung unterhalten.“
„Treib es nicht auf die Spitze Elena. Vergiss nicht, dass ich einiges von dir weiß. Ich werde nicht zögern, mein Wissen an richtiger Stelle einzusetzen.“
„Ich verstehe. Einen Versuch war es wert.“
„Du geldgeile Schlange! Reiz mich nicht, sonst werde ich sehr unangenehm. Dein Job wird großzügig vergütet und du warst einverstanden. Belästige mich nicht mehr mit deinen Forderungen und kümmere dich um Sandro.“
Elena legte auf. Ja, sie hatte eine dunkle Vergangenheit, über die sie nicht gerne sprach. Sie hatte zwei Jahre lang in einem Bordell in Traunstein gearbeitet. Sie hatte damals einen schlechten Umgang und war abgerutscht. Als ihre Eltern davon erfuhren, waren sie außer sich. Ihr Vater und ihre Brüder hatten sie zusammen mit Freunden aus dem Bordell gezerrt. Mit ihrem Arbeitgeber gab es eine wilde Schlägerei, die nicht für alle glimpflich ausging. Aber sie kam frei, die Hintergründe waren ihr bis heute nicht bekannt. Ihr Vater hatte die Sache für sie geregelt. Sie hatte ihren Schulabschluss nachgeholt und verdiente sich jetzt als Kindermädchen etwas dazu, bevor sie für ein Jahr ins Ausland gehen konnte. Sie bekam eine Stelle als Au-pair-Mädchen in den USA, um dort die Sprache zu lernen. Ihre Eltern waren sehr ehrgeizig und wollten, dass aus ihren Kindern etwas wird. Ja, sie war nicht scharf darauf, die alten Geschichten aufzuwärmen. Allerdings hatte sie auch kein Interesse daran, sich auch noch im nächsten Jahr um fremde Kinder zu kümmern. Sie wollte nicht nach Amerika. Sie wollte ihr Leben genießen und in Deutschland bleiben.
Sie würde nicht mehr Geld bekommen, das war ihr klar. Wie weit würde sie damit über die Runden kommen? Nicht lange, das Geld floss ihr nur so durch die Finger. Wie konnte sie ihre Situation ändern? Sie war in einer sehr guten Position, Sandro fraß ihr aus der Hand. Warum sollte sie ihn nicht so weit an sich binden, dass sie irgendwann die Stelle Majas einnehmen könnte? Sie sollte so schnell wie möglich von ihm schwanger werden. Ja! Das war die Lösung. Sie nahm nicht nur das Geld für diesen außergewöhnlichen Job, sondern würde sich Sandro schnappen. Wer sollte sie daran hindern?
8.
Der 52-jährige Dr. Bodo Salzberger hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Er machte sich keine Sorgen um seine Patientin, sie war schließlich aus freien Stücken abgehauen. Er machte sich vielmehr Sorgen um die erste Rate seiner Bezahlung, die er längst ausgegeben hatte. Auch die nächste Zahlung war bereits verplant. Er saß mit einem Becher Kaffee auf der Terrasse seines Hauses, von wo aus er einen phantastischen Blick über den Chiemsee hatte. Wie lange noch? Das Haus war bis unters Dach verschuldet und sein Bankberater hatte bereits Andeutungen gemacht, dass es Interessenten für sein Anwesen gab. Dr. Salzberger genoss trotz aller Sorgen und düsteren Gedanken den Sonnenaufgang. Was für ein Naturspektakel! So bekam er den Kopf frei.
Dann klingelte das Telefon und er schreckte zusammen, als er die Nummer erkannte.
„Ist sie zuhause aufgetaucht?“, fragte er sofort ohne Gruß.
„Nein.“
„Verdammt! Die Polizei hat auch noch keine Spur von ihr.“
„Haben Sie einen Vorschlag, wie wir weiter vorgehen?“
„Heute kommt Dr. Aicher. Ich habe es vorgezogen, ihm nicht abzusagen.“
„Was soll das bringen?“
„Ich СКАЧАТЬ