Engelchen.... Irene Dorfner
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Название: Engelchen...

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738079777

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СКАЧАТЬ mit den beiden allein zu ihr. Zu Familienfesten wurde Elfriede zwar eingeladen, hatte aber immer eine passende Ausrede parat. Und jetzt war sie hier. In ihrem Haus. Was wollte sie hier?

      „Wer ist dieser Dr. Salzberger? Woher kennst du ihn?“

      „Dein Vater nahm vor seinem Tod dessen Hilfe in Anspruch. Du wirst dich daran erinnern, dass es deinem Vater psychisch nicht gutging und er in eine Klinik musste?“

      „Ja, ich erinnere mich.“

      „Dr. Salzberger hat deinem Vater helfen können. Obwohl ich den Mann nicht mag, scheint er sehr gut zu sein. Bei Majas Zustand war ein Facharzt die bessere Wahl als ein normaler Arzt, deshalb rief ich Dr. Salzberger an. Außerdem ist es auch für die Firma besser, wenn Maja nicht in Mühldorf oder in unmittelbarer Nähe behandelt wird. Einen Skandal oder Gerede können wir uns nicht leisten. Die Wogen nach dem Tod deines Vaters haben sich geglättet. Der Unfall hat der Firma nicht so sehr geschadet, wie wir befürchtet haben. Die Firma hat sich gerade erst erholt. Weiteres Gerede wäre Gift für uns.“ Elfriede Ettl sprach mit Engelszungen auf ihren Sohn ein. Sie musste ihn davon abhalten, eine Dummheit zu begehen. Maja war am Chiemsee sehr gut aufgehoben. Elfriede hatte die Kinder zu sich genommen und sorgte dafür, dass es ihnen gut ging, Sandro war dazu nicht in der Lage. Es machten bereits Gerüchte die Runde, die aber nicht so schlimm waren. Sollte Sandro jetzt überreagieren, goss er damit Öl ins Feuer. Und wenn Maja hier auftauchte, war die Katastrophe komplett. Sie musste ihren Sohn beruhigen. Es war jetzt wichtig, dass er sich zurückhielt. Sandro war schon immer ein Sorgenkind gewesen. Seine labile, unterwürfige Art war nicht gut fürs Geschäft. Ja, sie hatte sich für ihn eine passendere Partie gewünscht. Aber Maja hatte ganz im Gegensatz zu ihrem Sohn eine starke Persönlichkeit. Sie wusste genau, was sie wollte und widersetzte sich ihr, wo sie nur konnte. So wie sie war ihre Schwiegertochter ein Alpha-Tier, das konnte auf Dauer nicht gutgehen. Sie stritten über jede Kleinigkeit, was ihr sogar Vergnügen bereitete. Es gab nicht viele Menschen in ihrem Umfeld, die ihr die Stirn boten. Vor drei Jahren hatte sie dann die schreckliche Wahrheit erfahren und Maja tat ihr unendlich leid. Schockiert hatte sie sich zurückgezogen. Hätte sie sich anders verhalten sollen? Hätte sie auf Maja zugehen und mit ihr sprechen sollen? Das schaffte sie nicht. Sie war ja selbst völlig am Ende und musste sich darum kümmern, das Problem aus der Welt zu schaffen, und das hatte sie getan. In den letzten drei Jahren war alles gut. Die Firma lief hervorragend und man sprach nicht mehr über den Unfall. Warum gab es jetzt schon wieder Schwierigkeiten? Es war ihre Pflicht, alles dafür zu tun, um Sandro zurückzuhalten.

      „Maja ist krank und braucht professionelle Hilfe,“ sprach Elfriede Ettl weiter auf ihren Sohn ein. „Ich flehe dich an meine Junge: Lass sie in Ruhe gesund werden.“

      „Gut, ich gebe ihr noch ein paar Tage,“ sagte Sandro schließlich und schenkte sich ein Glas Wein ein.

      „Es gibt ein Problem,“ sagte Elfriede. Jetzt musste sie ihm die Wahrheit sagen. Wie wird ihr Sohn reagieren? Am liebsten wäre sie davongelaufen, aber sie musste stark bleiben. Irgendjemand musste stark bleiben, ihr Sohn war dazu nicht in der Lage. Sie holte tief Luft und stützte sich an der Tischplatte ab. „Ich bekam einen Anruf aus der Klinik. Maja ist verschwunden. Die Polizei ist bereits informiert und sucht nach ihr. Es könnte sein, dass sie hierherkommt. Sollte sie hier auftauchen, müssen wir sofort Dr. Salzberger anrufen. Er kümmert sich darum, dass sie wieder in die Klinik gebracht wird.“

      „Maja ist abgehauen?“

      „Ja, bitte beruhige dich. Niemand kann sich erklären, wie sie das geschafft hat. Zuhause ist sie nicht gut aufgehoben. Hier bekommt sie nicht die Pflege, die sie braucht. Dr. Salzberger befürchtet sogar, dass sie eine Gefahr für die Kinder darstellt. Es war richtig gewesen, dass ich die Kinder zu mir genommen habe. Bei mir kommen sie zur Ruhe und sind sicher.“

      Sandro Ettl schloss plötzlich das Fenster und Maja erschrak. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie wäre erwischt worden. Ihre Kinder waren nicht hier! Warum? Warum kümmerte sich Sandro nicht um sie? Ihre Schwiegermutter war für die Einweisung in die Klinik verantwortlich, das hätte sie sich denken können. Diese Schlange! Sandro hatte nichts damit zu tun. Gott sei Dank! Sie musste jetzt dringend mit ihm sprechen und mit ihm gemeinsam die Kinder zurückholen. Mit Sandro an ihrer Seite konnte sie rasch aufklären, dass sie nicht krank war und dass ein Klinikaufenthalt nicht nötig war. Wann verschwand Elfriede endlich? Sie musste endlich gehen, damit sie mit Sandro sprechen konnte. Sie musste ihm begreiflich machen, dass sie nicht krank war. Auch ihre Kinder gehörten nicht zur Schwiegermutter, sondern hierher. Sandro würde ihr glauben und sie nicht wieder wegschicken.

      Endlich ging ihre Schwiegermutter und fuhr mit ihrem dicken Wagen davon. Jetzt war die Luft rein und sie konnte sich endlich zeigen.

      Doch dann geschah etwas, was sie nicht erwartet hatte. Das Kindermädchen Elena tauchte nur mit einem T-Shirt bekleidet auf. Sie umarmte Sandro und küsste ihn. Wehr dich! Lass das nicht zu! Noch hoffte Maja, dass Sandro das nicht wollte und sie von sich stieß. Aber das Gegenteil geschah: Sandro war zugänglich für die Zärtlichkeiten Elenas und küsste sie immer leidenschaftlicher. Das war zu viel für Maja. Ihre Ehe war schon lange nicht mehr glücklich. Aber sie hatten ihre Kinder, die sie für immer verband. Warum gerade Elena? Maja war völlig durcheinander. Diesen Verrat hätte sie Sandro nicht zugetraut. Würde er ihr überhaupt beistehen? Wollte er nicht sogar, dass sie von der Bildfläche verschwand? Die Gedanken schwirrten durch ihren Kopf, bis sie sicher war, dass sie Sandro nicht trauen konnte. Sie war auf sich allein gestellt und musste irgendwie versuchen, ihr Leben ohne seine Hilfe wiederzubekommen. Sie irrte durch den Garten. Sie lief ohne Ziel, wobei sie nur das Bild ihres Mannes und Elena vor sich hatte. Irgendwann brach sie zusammen.

      Mitten in der Nacht wachte sie auf. Wo war sie? Was war geschehen? Sandro und Elena! Das Bild war wieder präsent und sie musste sich übergeben. Sie lief los und irgendwann registrierte sie, dass sie außerhalb Mühldorfs war. Sollte sie aufgeben und wieder zurück in die Klinik, wo sie vermutlich hingehörte? War sie wirklich krank? Nein, sie war kerngesund! Man wollte ihr schaden, sie aus dem Weg räumen und ihr die Kinder wegnehmen. Das durfte sie nicht zulassen, sie musste um ihre Kinder kämpfen. Allein war sie dazu nicht in der Lage, sie brauchte Hilfe.

      Plötzlich wusste sie, bei wem sie Hilfe fand: Bei Hans Hiebler. Er war bei der Polizei und die beiden kannten sich schon sehr lange. Wenn Hans ihr nicht glaubte und ihr nicht helfen wollte, wusste sie keinen anderen Ausweg. Er musste ihr einfach helfen.

      Maja fand den Hof von Hans Hiebler auf Anhieb. Sie war lange nicht mehr hier gewesen. Von hier aus konnte man den Bauernhof ihrer Eltern, ihr Geburtshaus erkennen. Was war inzwischen daraus geworden? Als ihre Eltern starben, hatte sie den Hof mitsamt allen Äckern und Wiesen verkauft. Sie konnte nicht mehr in dem Haus leben, in dem ihre Eltern starben. Aber wegen ihrer Eltern und ihrem Zuhause war sie nicht hier.

      Gierig trank sie aus dem Brunnen vor dem Haus und setzte sich auf die Bank neben der Eingangstür. Sie wartete darauf, bis die Sonne aufging. Plötzlich ging die Tür auf und Hans trat mit der Waffe in der Hand heraus.

      „Maja?“, sagte Hans ungläubig. „Bist du das? Was zum Teufel machst du mitten in der Nacht hier? Ich dachte schon, ein Einbrecher treibt sich hier herum.“

      „Griaß di Hans,“ sagte Maja unter Tränen. „Ich brauche deine Hilfe. Ich weiß nicht, wo ich hin soll und an wen ich mich sonst wenden soll.“

      Hans‘ Kehle schnürte sich zu, als er das Häufchen Elend sah, das sich auf seine Bank gekauert hatte. Maja war eine Schönheit gewesen und er hatte sich lange um sie bemüht. Aber sie wollte ihn nicht, sie wollte nur Sandro. Wie sah sie überhaupt aus?

      „Komm rein, ich mache uns Kaffee.“

      Hans nahm eine Decke von der Couch und legte sie Maja um.

      „Zieh СКАЧАТЬ