Aus dem Reiche des Buddha. Paul Dahlke
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Название: Aus dem Reiche des Buddha

Автор: Paul Dahlke

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9783754183458

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СКАЧАТЬ zum Mahasaya-Dagoba hinauf, auf jenen schwarzen Fels, in welchen flache Stufen hineingehauen waren. Wer aber unten die schneeweißen Gewänder auf dunklem Grunde leuchten und die goldenen Banner und Standarten in der Sonne funkeln sah, der meinte, es wäre das schönste Schauspiel, das Menschen überhaupt schaffen sowohl wie betrachten könnten.

      Nun hatte es vor kurzem einen starken Regenfall gegeben und in den Löchern der Steinstufen standen noch Wasserreste. Als nun der König, Upatissa war sein Name, in feierlicher Langsamkeit hochschritt, da sah er in einer dieser Lachen ein Insekt dem Ertrinken nahe. Sofort regte sich Mitleid mit dem Lebendigen in ihm; er machte Halt und, indem er den flimmernden Pfauenwedel in die Pfütze hineintauchte, rettete er das Tierchen vom Ertrinken.

      Als das umstehende Volk das sah, da wurden die Sadhu-Rufe noch viel freudiger. Denn wie der König es liebt, ein frommes gesetzes-freudiges Volk zu haben, so liebt auch das Volk, einen frommen König zu haben.

      Mit dem Stillstehen des Königs ging eine Stockung durch den ganzen Zug und ein jeder fragte, was geschehen sei, wobei dann, sobald Antwort kam, das Sadhu-Rufen immer wieder aufs neue hochflackerte, wie ein Feuer, das über trocknen Grasgrund hüpft.

      Auch Suriyagoda ließ seinen Palmblattfächer, der groß war wie ein Schild und ohne den er nie seine Zelle verließ, sinken und sah sich um. Dabei fühlte er ein paar Augen auf sich gerichtet und verbarg sich sofort wieder hinter seiner Wehr. Aber einige aus dem Volke hatten ihn gesehen und raunten sich zu: „Der Fächerprediger! Es ist der Fächerprediger!“ Er stand nämlich bei diesen Leuten in hoher Achtung. Denn wer einen reinen Lebenswandel führt und sich bezähmt, der verdient und erhält Achtung.

      Nachdem nun der König und der ganze Zug den Mahasaya-Dagoba, ihn zur rechten Hand habend, feierlich umwandelt und auf allen Altären Blüten niedergelegt hatte, kehrten der Hof nach Anuradhapura und die Mihintale-Mönche in ihre Klausen zurück.

      Am nächsten Morgen fand Suriyagoda die Schwelle seiner Hütte mit Blumen bestreut.

      Gewöhnt an derartige Ehrfurchtsbezeugungen achtete er nicht darauf. Dieses wiederholte sich Morgen für Morgen und Suriyagoda tat nichts als täglich die Blumen wegzufegen.

      Eines Abends gegen Dunkelwerden hörte er ein Geräusch vor seiner Tür. Als er öffnete, sah er ein junges Weib auf den Knien liegen, die Hände anbetend vor dem Gesicht.

      Suriyagoda verharrte regungslos die schickliche Zeit. Denn der Mönch muß schicklicher Weise warten, bis der Laie seine Ehrfurchtsbezeugung vollendet hat.

      Als das Weib aber liegen blieb, sagte er:

      „Was ist?“

      Die blieb erst regungslos, dann sagte sie leise:

      „Das Glück, sagt man, Bhante, das Glück.“

      Einen Moment war es, als ob sie sich aufrichten wollte, aber sofort sank sie wieder zusammen.

      Suriyagoda schwieg betroffen. Dann sagte er ruhig:

      „Geh!“

      Und wieder das demütige, lockende:

      „Das Glück sagt man ja, Bhante, das Glück.“

      Dabei wiegte sie leise den tiefgesenkten Kopf, sodaß die Wellen bis zu den vollen Hüften zu gehen schienen.

      Suriyagoda blickte starr gerade aus.

      „Freilich, Weib! Das Glück, sagt man ja, das Glück. Aber was ihr da draußen Glück nennt, das ist Unrat und Verderben im Orden des Erhabenen. Und was ihr da Verderben nennt, das ist Glück und Schmuck im Orden des Erhabenen. Aber geh! Ich darf hier nicht zu dir reden.“

      Der Körper des jungen Weibes zuckte von unterdrücktem Schluchzen. Mitleidig neigte sich Suriyagoda. Berühren durfte er sie nicht, aber er wollte ihr im Näherkommen seiner Stimme Trost geben.

      Sei es nun, daß das Weib sehr erregt oder schnell gestiegen war: Indem Suriyagoda sich herabbeugte, stieg der Duft der Haut zu ihm empor. Verwöhnt, überempfindlich gemacht durch die strengen, aber keuschen Klostergerüche richtete er sich schnell auf. Dieser Duft war ihm zuwider. „Geh, geh!“ sagte er fast ungeduldig.

      Bei dieser dritten Aufforderung erhob das Weib sich; die gefalteten Hände vor dem Gesicht behaltend wandte sie sich schnell und verschwand in der Dämmerung.

      Gerade in diesen Tagen wurde das Kloster, in welchem Suriyagoda lebte, von einem schweren Schlag betroffen, indem der Abt, Suriyagodas Lehrer, plötzlich starb.

      Suriyagoda war sein Lieblingsschüler gewesen. Jahrelang hatten sie sogar dieselbe Zelle geteilt — der Ältere, um stets Belehrung geben, der Jüngere, um stets Belehrung empfangen zu können.

      Dem scharfen Auge des alten Denkers war Suriyagodas Charakter bis in seine Tiefen klar. Denn sobald man das Licht der eigenen Ichsucht ausgelöscht hat, sieht man jeden Schein im Innern des Anderen:

      Dem Abte war nicht entgangen, daß Suriyagoda, trotz seiner Aufnahmefähigkeit für die Lehre des Buddha doch immer noch durch das körperliche Material, das er auf Grund seines Karma verarbeiten mußte, am fessellosen Erkennen gehindert wurde; daß er immer noch an der Fessel des Gottesglaubens krankte, wenn auch in jener reinen, höchsten pantheistischen Form des Vedanta, die aber, wo es auf völliges Durchdringen des Dharma ankommt, eben so hinderlich ist, wie der rohe Glaube an einen persönlichen Gott.

      Eines Tages, nach längerer Unterredung sagte er zu Suriyagoda:

      „Die Liebe, vor der du dich durch den Palmblattfächer schützen willst, ist gar nicht eine solche Liebe, daß man sich vor ihr durch äußere Mittel schützen könnte.“

      Suriyagoda verstand nicht. Da jener aber nichts weiter sagte, so wagte er nicht zu fragen.

      Der war nun plötzlich gestorben, aufrichtig betrauert von seinen Mönchen und seiner ganzen Gemeinde. Und das Kloster war vorläufig ohne Abt. Mancher munkelte, daß Suriyagoda trotz seiner Jugend (er war damals noch nicht 30 Jahr alt) sein Nachfolger werden sollte. Suriyagoda selber würde eine solche Ehrung ausgeschlagen haben. Sein Streben ging nicht auf Amt und Würden, sondern auf ein Leben stiller Nachdenklichkeit. Wer erkannt hat, wozu er lebt, der weiß auch, daß jeder Augenblick aufgeht im Arbeiten an sich selber, im stillen zähen Kampfe mit sich selber.

      In der ersten Zeit nach dem Tode des Abtes, wenn die Mönche abends still und beklommen in der weiten Halle saßen, in welcher das flackernde irrende Kokosnuß-Lämpchen nur Schatten, nicht Licht zu geben schien, da tauchte leise immer wieder die Frage auf: „Wohin mag er wohl wiedergeboren sein?“, eine Frage, auf die freilich niemand eine andere Antwort geben konnte als die: „Dahin, wohin seine Taten ihn geführt haben.“ Denn nicht Vater und Mutter, sondern die Taten dieses Lebens wahrlich sind der Mutterschoß, aus welchem das nächste Leben hervorgeht. Deswegen ist es ja, daß der Buddha die Wesen „Karma-entsprossen“ nennt, nicht „Eltern-entsprossen.“

      Daß der Alte weiter wandern mußte im Samsara, daß er Nirwana, das Ende, das Verlöschen, noch nicht erreicht habe, darüber war ja freilich kein Zweifel. Er selber hatte es noch in seinen letzten Stunden gesagt, aber in Ruhe und Fassung, so daß man wohl die frohe Hoffnung heraus hörte, nicht in niederen Wesenheiten wiedergeboren zu werden. Man wußte auch, daß der Verstorbene nicht ganz frei war vom Hängen an gewissen kleinen Lüsten dieser Welt. Fast scherzhaft war seine Neigung für Süßigkeiten gewesen und seine Anhänger, die seine Vorliebe kannten, hatten ihn stets reichlich damit СКАЧАТЬ