Название: DER ELEGANTE MR. EVANS
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754174890
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Die papiernen Abschnitte in seiner Tasche waren feucht vom ständigen Anfassen. Ein weiteres Mal versuchte er verzweifelt, unten am Sattelplatz jemanden zu finden, der ihm wenigstens ein bisschen Mut wegen ‚Blue Chuck’ zusprechen konnte. Wiederum sah er den Besitzer von ‚Blue Chuck‘, mit einem Gesicht so finster wie die Nacht.
Und dann sprach ihn jemand an und er drehte sich schnell um und nahm seinen Hut ab.
»Nun, ich habe überall nach Ihnen gesucht, Mr. Evans«, sagte Miss Homaster. »Ich habe so einen tollen Tipp für Sie. Ihr Pferd – ‚Blue Chuck’, so heißt er doch, nicht wahr? – findet nicht den geringsten Anklang. Der Besitzer erzählte einem meiner Freunde, dass er ihn nicht unter den ersten drei erwartet.«
Educated Evans sank der Mut, aber nicht aus Sorge um seine irregeleiteten Kunden.
»‘Smocker‘ wird gewinnen.« Sie senkte ihre Stimme. »Es ist ein todsicherer Tipp. Ich habe gerade fünf zu eins auf ihn gewettet.«
»Fünf zu eins?«, sagte Educated Evans mit wieder erwachendem Geschäftssinn. »Sie bekommen aber nicht mehr als vier zu eins.«
»Doch«, sagte das Mädchen triumphierend. »ich werde es Ihnen zeigen.«
Voller Stolz, dass man ihn in solch erfreulicher Gesellschaft gesehen hat, folgte Educated Evans ihr nach, durch die bei Pferderennen stets präsente Reportermeute, an den Absperrungen entlang, wo er endlich einen hochgewachsenen jungen Mann mit rotem Gesicht entdeckte – das war kein Geringerer als Barney Gibbet persönlich!
»Mr. Gibbet, das ist ein Freund von mir, der auf ‚Smocker’ setzen möchte. Geben Sie ihm fünf zu eins?«
Gibbet betrachtete Educated Evans mit sorgenvoller Miene.
»Fünf zu eins, Miss Homaster?«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Nein, das liegt über dem Marktpreis.«
»Aber Sie haben es mir versprochen«, meinte sie mit vorwurfsvoller Stimme.
»Nun gut. Wie viel wollen Sie denn setzen, Sir?«
Educated Evans öffnete den Mund für eine Antwort, aber er brachte kein Wort heraus. Aber dann schaffte er es.
»Dreihundert«, sagte er mit gebrochener Stimme.
»In bar?«, fragte Mr. Gibbet mit verständlichem Argwohn.
»In bar«, antwortete Educated Evans.
Es stellte sich bei der folgenden Überprüfung heraus, dass er nur 240 Pfund dabei hatte. Die fehlenden 60 Pfund hatte er sich erdacht, denn er war ein hoffnungsloser Optimist.
Schließlich lautete seine Wette 1100 zu 220.
»Sie werden nichts dagegen haben, wenn ich Ihnen einen Scheck über Ihren Gewinn ausstelle?«, fragte Mr. Gibbet. »Ich trage nie eine große Summe bei mir; es ist nicht sehr sicher bei all diesen zwielichtigen Gestalten, die sich auf den Rennplätzen herumtreiben.«
»Ich stimme Ihnen zu«, sagte Educated Evans herzlich und ging auf die Tribüne, sich das Rennen anzusehen.
Es war ein Rennen, das man recht leicht beschreiben kann, bei welchem kein Verlangen nach diesen komplizierten und kniffligen Berechnungen aufkommt, die zu jeder Reportage über ein Rennen gehören.
‚Blue Chuck’ sprang sofort an die Spitze des Feldes, blieb dort während des gesamten Rennens und gewann mit fünf Längen Abstand. Zwei Pferde, die Educated Evans völlig unbekannt waren, wurden Zweiter und Dritter. ‚Smocker’ wurde auf halber Strecke aus dem Rennen genommen.
Educated Evans taumelte von der Tribüne hinüber zum Sattelplatz. Seine einzige, aber sehr schwache Hoffnung war, dass die zwölf Pferde, die vor ‚Smocker’ über die Ziellinie gekommen waren, alle disqualifiziert würden. Aber die Flagge ging hoch und eine mächtige Stimme sang wohlklingend »Alles In Ordnung«.
Mit schweren Schritten schleppte sich Educated Evans zum Zug.
»Der fährt erst in einer Stunde«, sagte ein Bahnbeamter.
»Ich kann warten«, erwiderte Evans sanft.
Sogleich nach dem letzten Rennen kam ein ausnehmend zufrieden dreinschauender Müller auf den Bahnsteig. Er sah Evans und bestieg dasselbe Abteil.
»Hattest du einen schönen Renntag, mein Junge?«, fragte er, »ich schon, und danke nochmals für den Tipp.«
»Überhaupt nicht«, murmelte Evans und sein Ton hörte sich sehr leidend an.
»Man hat versucht, mich auf ‚Smocker’ festzunageln; aber Buchmacher-Pferde sind nichts für mich!«
»Ist das ein Buchmacher-Pferd?«, fragte Evans mit einem leisen Anflug von Interesse.
»Ja, es gehört diesem gewissen Gibbet – der mit Miss Homaster verlobt ist.«
Educated Evans versuchte ein Lächeln.
»Wenn es dir schlecht ist«, sagte der Müller mit Besorgnis in der Stimme, »dann mach besser ein Fenster auf.«
Kapitel 3: Der Coup
Es gab Zeiten, da wurde in den Zeitungen ein gewisser Mr. Yardley als »der Zauberer von Stotford« bezeichnet; manchmal wurde diese Auszeichnung sogar zur »Yardley Verschwörung« ausgeweitet. Nur gelegentlich sprach man ganz einfach von ihm als »Bert Yardley«, aber seine Buchungen bei jedwedem bedeutenden Handicaprennen wurden stets und unveränderlich als das »Geheimnis von Stotford« bezeichnet. Denn niemand wusste so richtig, was Mr. Yardley bis zum Tag des Rennens wirklich vorhatte und für gewöhnlich auch nach dem Rennen; denn es beunruhigte schon ein wenig, dass der Favorit aus seinem Stall gewöhnlich nicht gesetzt war und der Sieger (ebenfalls aus seinem Stall) in der Masse der »hundert zu sieben« anderen startete.
Wenn das ganze Spektakel vorüber und das »Alles in Ordnung« verkündet war, pflegten die Leute immer in kleinen Gruppen am Sattelplatz zusammen zu kommen und sich gegenseitig zu befragen, was dieses Pferd in Nottingham zu suchen hatte und wo die Stewards waren und warum man Mr. Yardley nicht endlich mal die Tür gezeigt hatte. Aber sie sprachen dieses »endlich mal« nicht laut aus.
Denn es ist beim Rennen eigentlich Usus, dass der Trainer hinausgeworfen werden sollte, wenn ein Außenseiter gewinnt. Dennoch, weder Bert Yardley noch Oberst Rogersman oder Mr. Lewis Feltham (die beiden Hauptbesitzer, für die er Pferde trainierte), wurden von den Stewards um Erklärungen gebeten, was sie mit ihren Pferden so unternahmen. Somit lag auf der Hand, dass der Turf reformbedürftig und der regulär besoldete Steward zu einer absoluten Notwendigkeit geworden war.
Mr. Bert Yardley war ein ziemlich jung aussehender Mittdreißiger, der sehr wenig sprach und seine Wetten per Telegraph tätigte. Er bewohnte eine Suite im Midland Hotel, war Mitglied in einem angesehenen und seriösen Club in Pall Mall. Er beschäftigte sich sehr viel mit Lesen, meistens solche Klassiker wie »Das nächste Rennen« und den zigsten Band eines Werkes über Zuchtpferde, und er lockerte seine Studien auf mit leichterer Lektüre wie zum Beispiel den Trainingsberichten der Sportzeitungen – er lachte gerne und herzhaft.
Auch sein schlimmster Feind hätte sich nicht über ihn beschweren können, dass er irgendjemandem Informationen verweigern würde.
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