Название: DER ELEGANTE MR. EVANS
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754174890
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Mr. Sandy Leman hatte sicherlich dem vino zugesprochen, als der Müller ihn schnappte: a) wegen Trunkenheit, b) wegen ruhestörenden Lärms, c) wegen Landfriedensbruch, d) beleidigendes Verhalten.
(»Er war«, um es in Educated Evans’ deutlicher Sprache zu formulieren, »so besoffen, dass er versuchte, auf einem fahrbaren Würstchenstand zu spielen in der Annahme, das sei ein Konzertflügel.«
Was die »veritas« betraf, so hatte der Müller berechtigte Annahme zu glauben, dass nur ein einziges Pferd einen ernsthaften Probelauf in der Clumberfield Zuchtstation gestartet hatte und das sollte »Curly Eyes« gewesen sein? Auf dem Weg dorthin tat Mr. Sandy Leman der ganzen Welt diese Tatsache kund und bestand darauf, den Bezirksveterinär aufzusuchen, um auch ihn darüber zu informieren. Dazu unternahm er geradezu mitleiderregende Versuche, die Telefonnummer von Mr. Lloyd George herauszufinden, nur um ausgerechnet dem die gute Nachricht zu übermitteln, über den er aber (in Augenblicken völliger Trunkenheit) bittere Tränen zu vergießen pflegte.
Dem Müller lag sozusagen der Markt zu Füßen und nach vielem Zögern setzte er fünf Shilling auf Platz und Sieg. Und das, nachdem er eine Nacht über die Entscheidung geschlafen hatte, ein Risiko einzugehen, um mit dem Einsatz von 50 gewinnen zu können. »Curly Eyes« gewann und brachte die Quote auf 100 zu 6. Der Müller las die Nachricht in der Zeitung, warf sie zur Erde und trampelte wütend darauf herum. Das ist die ganze Geschichte.
Langsam und gelassen schlenderte Educated Evans auf dem Bahnsteig der Paddington Station umher. Seine Kopfhaltung drückte einen gewissen Stolz aus, seine Lippen hielten eine ausgefranste Zigarre, seine Augen hielt er halb geschlossen, als sei ihm der Anblick so vieler gewöhnlicher Pferdenarren auf der Fahrt nach Newbury zu viel. Groß und schwer hing der Feldstecher über seiner Schulter, aus jeder Tasche seines Mantels lugte eine Rennzeitung hervor.
Educated Evans hielt vor der verschlossenen Tür eines Erste-Klasse Waggons an und betrachtete kühl und nüchtern den näher kommenden Schaffner.
»Mitglied«, sagte er nur.
»Mitglied des Parlaments oder der Rennställe?«, fragte der Schaffner sardonisch grinsend zurück.
»Presse«, sagte Evans mit noch mehr Ernst in der Stimme.
»Ich bin der Herausgeber der TIMES«.
Der Schaffner machte eine bestimmte Geste.
»Wo ist Ihr Ticket?«, fragte er und mit einem Seufzer präsentierte Evans das Dokument.
»Dritter Klasse – und von gestern«, bemerkte der Schaffner böse. »Zum Teufel noch mal, einige von euch Typen geben es wohl nie auf, was?«
»Ich werde mir Ihre Dienstnummer merken, mein Freund«, sagte Evans, zu einer Antwort gezwungen. »Der Railway Act von 1874 spezifiziert ganz genau, dass Tickets, die unter diesen Gesetzesbedingungen ausgegeben wurden, übertragbar und austauschbar...«
Der Schaffner ging einfach weiter. Evans sah, dass eine Tür in dem Durchgangswaggon offen stand und der Schaffner sich soeben abgewendet hatte. Er betrat das Abteil, setzte sich in einen Eckplatz und verhüllte seine Identität mit einer auseinander gefalteten Abendzeitung.
»Ich sage immer, Sir«, sagte er, als der Zug sich in Bewegung setzte und es kein Risiko mehr bedeutete, sich wieder der Allgemeinheit zu zeigen, »ein billiger Start ist ein guter Start. Nicht, dass ich nicht in der Lage wäre, mein Leben als Gentleman und Sportsmann zu bezahlen!«
Sein einziger Abteilgenosse versteckte sich ebenfalls hinter einer ausgebreiteten Zeitung.
»Es ist doch wohl klar«, so fuhr Mr. Evans fort, »dass ein Mann wie ich, der ich mich sozusagen des Vertrauens der meisten Rennställe in Wiltshire und Berkshire erfreue und meine eigenen Korrespondenten in Lambourn, Manton, Stockbridge und so weiter habe, so leuchtet es doch ein, dass ich Besitzer meiner eigenen Pferde – oha!«
Der Müller betrachtete ihn kühl über den Rand seiner Zeitung.
»Lass dich nicht stören, Evans«, sagte er höflich. »Ich höre dir sehr gerne zu, wenn du von deinen Pferden erzählst! ‚Tell-a-Tale’, Sohn von ‚Swan’ und ‚Gullibility’, dem Bruder von ‚Jailbird’ und Rennsieger; ‚Tipster’, Sohn von ‚Ananias’ und ‚Writer’s Cramp’, und so weiter und so weiter.«
»Wir wollen uns doch keine Unannehmlichkeiten bereiten, Mr. Miller«, sagte Evans mit säuselnder Stimme. »Ich bin von Natur aus ein umgänglicher und redseliger Mensch, wie der berühmte Cardinal Rishloo*, der, als er von Napoleon ins Gebet genommen wurde, geantwortet haben soll: ‚Es gibt so manche schöne Weise, die auf einer alten Violine gespielt wurde’.«
»Noch nicht genug«, fuhr der Müller fort, »dass du die Great Western Eisenbahngesellschaft betrügst, indem du erster Klasse reist, dazu mit einem abgelaufenen 3. Klasse-Ticket. Du strengst dich mit deinem schändlichen Charakter auch noch an, durch Vorspiegelung falscher Tatsachen Geld einzuheimsen.«
Der Müller schüttelte den Kopf und der Strohhalm zwischen seinen Zähnen zwirbelte bedrohlich.
»Was werden Sie im 2.30-Uhr-Rennen wetten?«, fragte Evans leichthin. »Ich habe da etwas, das könnte sich zum Schlafen hinlegen, dann aufstehen und so deutlich gewinnen, dass der Zielrichter eine neue Zielmarke malen müsste. Dieses Pferd kann man nicht schlagen, Mr. Miller. Wenn der Jockey herunterfiele, würde dieses Pferd anhalten, ihn auflesen und ihn im Maul als Sieger durchs Ziel tragen. Er ist so intelligent! Ich kriegte den Tipp von dem Jungen, der ihn betreut.«
»Wenn er ihn so betreut, wie du mich gerade wieder geschafft hast«, sagte der Müller, »müsste er vor Gold glänzen! Ich werde nichts anderes tun als auf deinen unschlagbaren Edelstein im Handicap setzen. Isaachheim wollte mir die erforderliche Summe nicht geben, also dachte ich, ich mache es etwas billiger. Nicht, dass das Pferd etwa gewinnt!«
Die Melancholie wich aus Educated Evans’ Gesicht und endete in einem verächtlichen Schnaufen.
»Es wird gewinnen«, sagte er ruhig und selbstbewusst. »Wenn dieses Pferd an einem Pfahl vergessen würde und dann in die falsche Richtung rennt, könnte es immer noch umdrehen und dann gewinnen! Ich weiß, wovon ich rede!
Ich kann Ihnen seine Stärke nicht beschreiben, ohne, wenn ich so sagen darf, ein großes Geheimnis zu verraten. Aber dieses Pferd wird gewinnen! Ich habe es dreitausend Kunden empfoh...«
»Das ist gelogen«, sagte der Müller, an seine eingehende Lektüre der »Sporting Life« erinnernd.
»Nun, dreihundert – aber nicht viel weniger!«
Mr. Evans fühlte das Knistern des Geldes in seiner Tasche und es kam ihm wie Musik vor, neben der Orpheus’ Laute wie eine gedämpfte Kirchenglocke an einem nebligen Morgen geklungen hätte. Er hatte gewiss hervorragende Informationen erhalten. Wenn ‚Blue Chuck’ kein absolut sicherer Tipp für das Newbury Handicap war, dann gab es so etwas wie todsichere Tipps einfach nicht. Hatte er doch persönlich die schriftlichen Eindrücke und Bemerkungen über den Trainingslauf in des Besitzers Notizbuch gelesen!
Den gesamten Vormittag war Evans, der in Camden Town durchaus ein gewisses Ansehen als Tippgeber genoss, damit beschäftigt gewesen, seinen Klienten die herrlichen und profitträchtigen Informationen zu schicken. Eine Stunde lang hatte er die freudige Nachricht zu seiner alterprobten Kundschaft getragen. Einige von ihnen waren so heftig davon angetan, dass sie ihn öffentlich beschimpften. Andere, denen er СКАЧАТЬ