Название: DER ELEGANTE MR. EVANS
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754174890
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Wenn es seine beruflichen Verpflichtungen erlaubten, kapselte Sergeant Challoner sich von seinem eigentlichen Metier ab und erfreute sich an einem zweifachen Vergnügen. Denn hier konnte er seinen ästhetischen Sehnsüchten frönen und die Gesellschaft eines Mannes genießen, der auf Grund seiner Gelehrsamkeit und intimen Bekanntschaft mit Vollblütern von der Holloway Road bis hinüber zur Albany Street hohes Ansehen genoss. Es war manchmal von unschätzbarem Wert für ihn zu wissen, dass er Evans zu bestimmten Zeiten an einem bestimmten Ort finden konnte.
Educated Evans sah aus den Augenwinkeln die breitschultrige Gestalt näher kommen, rührte sich jedoch nicht.
»Verfasst du gerade ein Gedicht, Evans?«, sagte der Müller und lehnte sich neben ihn an das Geländer.
»Nein, Mr. Challoner; die Dichtkunst war nie mein Metier – glauben Sie an göttliche Fügung, wenn Sie den Ausdruck gestatten?«
Der Müller war überrascht.
»Ja, ich glaube an göttliche Fügung. Warum fragst du?«
»Schon drei Abende in Folge«, sagte Evans verträumt, »gibt es da einen Tipp am Himmel. Schauen Sie mal! Rosa und grüne Streifen – ‚Solly Joel’ hat zwei im Jubilee-Rennen, und die Frage ist jetzt, welcher? Letzten Monat, als ich an genau dieser Stelle hier stand, sah ich eine schwarze Wolke und eine weiße genau darüber. Und Lord Derby gewann den Liverpool Cup. Ein anderes Mal war es nur gelb und rosa und Lord Rosebery’s Pferd gewann in Warwick. Wenn das keine Winke des Schicksals sind...!«
Der Müller zeigte sich mehr als überrascht – er war sprachlos.
»Ich kann mir einfach nichts Unwahrscheinlicheres vorstellen«, protestierte er, »als dass die Vorsehung ausgerechnet den Sonnenuntergang zugunsten eurer schmutzigen Wettgeschäfte gestaltet.«
Evans schüttelte den Kopf.
»Das weiß man nie«, sagte er. »Es gibt noch viele ungeahnte Dinge in Ihrer Theosophy, wie schon Horatio Bottomley sagte – ich frage mich, wie es dem alten Knaben gehen mag?
Was für ein Kerl! Beschleicht Sie nicht ein feierliches Gefühl, Müller, wenn Sie den Flusslauf beobachten, auf seinem Weg zur See? Stets weiter fließend bis Russland und Arabien und andere fremde Orte, bis er den Golfstrom bildet, der für Sommer und Winter verantwortlich ist. Wie er die Schiffe trägt, die hierhin und dorthin fahren...«
»Hast du getrunken?«, fragte der Müller argwöhnisch.
»Ich könnte ein Glas Bier gar nicht mehr erkennen«, sagte Educated Evans, »es ist schon lange her, seit ich eines gesehen habe. Nein, ich befasse mich mit Hypothesen und Vermutungen. Wer gewann das 15.30 Uhr-Rennen, Mr. Challoner?«
»’Coleborn’«, erwiderte der Müller und Evans seufzte tief und erleichtert auf.
»Das ist schon das zweite Pferd, das ich diese Woche empfohlen habe«, sagte er beinahe fröhlich. »Ich habe einfach nicht gewagt, in die Zeitung zu sehen. Irgendein Preisgeld?«
»Fünf zu zwei«, sagte der Müller. »Ich habe drauf gesetzt.«
Auf Educated Evans’ Gesicht machte sich ein Ausdruck von Frieden und Ruhe breit.
»Was für ein Prachtexemplar!«, murmelte er.
»Da wird es morgen aber traurige Gesichter in der Synagoge geben. Fünf zu zwei. Und ich habe den Tipp über meine Fünf-Pfund-Specials an 143 Kunden geschickt!«
»Wie viele?«
»43 – und alles zahlende Kunden! Bei zehn bin ich mir jedenfalls sicher. Neun, wenn ich Kirz nicht mitzähle; wenn er mich noch einmal unter Druck setzt, fliegt er endgültig aus meiner Liste!«
»Weißt du irgendetwas über Kirz?«, fragte der Müller beiläufig, während er einen Schlepper so scharf fixierte, dass niemand irgendein Interesse an der Antwort vermuten konnte. »Was ist das für ein Mann?«
Evans rümpfte die Nase.
»Es kommt darauf an, ob er etwas Ehrenwertes tut«, sagte er vorsichtig, »ob er also ein gebildeter amerikanischer Gentleman ist oder ein schmutziger Barbar, wenn Sie mir das vulgäre Wort gestatten.«
»Er amüsiert sich ein bisschen im Stillen mit seltsamem Drucken, stimmt’s?«, fragte der Müller und beobachtete immer noch den Schleppdampfer.
»Ich weiß nicht mehr über anderer Leute Geschäfte als über mein eigenes«, sagte Educated Evans mit Betonung. »Wie Looy der 15.* zum Schwarzen Prinzen gesagt haben soll, der übrigens so genannt wurde, weil er als Lord gesagt hat, er schwöre, sich erst dann wieder den Hals zu waschen, wenn Gibraltar endgültig eingenommen sei: ‚Honny swar, sagte er, ‚key mally pence’* (Honi soit qui mal y pense; d. Ü.) – was bedeutet, dass du deine Nase nicht ungefragt irgendwo reinsteckst, damit sie nicht eingeschlagen wird. Wonach, gemäß Pressebehauptungen, er niemals mehr lächelte. Das ist Geschichte.«
»Für mich hört es sich mehr nach ‚Comic Cuts’ an«, sagte der Müller. (Comic Cuts: beliebtes Comic-Buch ab 1893; d.Ü.).
«Und es beantwortet meine Frage nicht. Was hältst du von ihm?«
»Das sage ich Ihnen heute Abend«, sagte Educated Evans vielsagend.
Am Abend zog er seine beste Krawatte aus seinem Schuhkarton, (in dem er seine wertvollsten Preziosen verwahrte, wie zum Beispiel eine Zigarettenkippe, die der Prince of Wales weggeworfen hatte und einen Rennpokal des allmächtigen Bart Snowball) und begab sich eilends zur Mornington Gardens. Mr. Kirz war nicht zuhause. Niemand konnte ihm sagen, wann er zurückkommen würde. Niemand wusste, wo er war. Rumms! Die Tür wurde ihm vor der Nase zugeknallt.
»Sklavenschinder!«, sagte Educated Evans und strebte der Stadt zu.
Mr. Kirz war nicht im »Arts and Graces Club«, ebenso wenig im prächtigen Privatsalon des »White Hart«, auch nicht in der Lounge des »Blue Boar«. Der hartnäckige Fahnder wandte sich in den Westen der Stadt und traf rein zufällig auf Mr. Kirz, der soeben das »Empire« verließ. Der trug festliche Kleidung, mit weißglänzender Hemdbrust und einem seidenen, ebenfalls glänzenden Hut.
»Ah! Meine arrrme Effens!«, begann er.
»Hat sich was mit ‚armer Effens’«, knurrte Evans wütend.
»Sie haben den Tipp am Telefon durchgegeben, als ich noch bei Ihnen war und sofern Isaachheim nicht tot ist, sind Sie dran!«
Mr. Kirz war peinlich berührt; in seiner Begleitung waren zwei weitere Herren und im Hintergrund hielt sich eine Dame auf, in rotem Samt gekleidet, die dermaßen stark glitzerte und glänzte, als sei sie einen Diamanthügel hinabgerutscht und viele der Steine seien hängen geblieben.
»Morrrgen, morrrgen, mein lieber Effens«, flüsterte Mr. Kirz ihm zu. »Ich kann nicht reden über Geschäfte jetzt.«
»Sie schulden mir fünf Pfund«, sagte Evans laut. »Sie haben mich wochenlang an der Nase herumgeführt und auf Trab gehalten und jetzt sind Sie aus meiner Liste gestrichen! Zahlen Sie endlich, was Sie mir schulden, Sie verdammter Hunne oder Sie werden mich nie mehr los!«
»Mein СКАЧАТЬ