Название: Kleine Frau im Mond
Автор: Stefan Boucher
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754174128
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Plötzlich zog es sie heim. Sie hatte Hunger und Durst, aber vor allem sehnte sie sich nach ihrem Vater. Sie lief wieder zurück, passierte den Bahnhof und bemerkte gar nicht, wie Herr Darburg vor seinem Laden stand und ihr nachsah.
Dann eilte sie über die Kreuzung und bewunderte abermals den immensen Krater, an dessen tiefster Stelle sich eine Wasserpfütze gebildet hatte – für das Grundwasser war er nicht groß genug, eher hatte sich Regenwasser darin gesammelt. Und mitten in der Pfütze dümpelte eine einsame Flasche, die jemand dort hineingeworfen haben musste. Wie eine Flaschenpost ohne Inhalt.
Den lärmenden Kurfürstendamm ließ sie hinter sich und bald war sie am Fasanenplatz. Ihre Schritte verlangsamten sich, als sie auf Hausnummer 60 zuging. Von oben unter dem Dach hörte sie Klavierspiel, das hinabrollte bis zu ihr und sich die Fasanenstraße hinauf und hinunter erstreckte. Einen Augenblick blieb sie stehen und schaute hinaus. So sah Mara nicht, wie sich von der Rinde eines Baumes auf der anderen Seite ein Schatten löste und sich aufrecht hinstellte, als gelte es, sie genau zu mustern und im Blick zu behalten.
Das Stück war zu Ende und der Pianist spielte kein neues. Da sich auch sonst nichts tat, flanierte sie die paar Schritte bis zu ihrer Haustür und schloss auf. Vater müsste zu Hause sein, aber vielleicht schlief er, daher lief sie leise die nur spärlich erleuchtete Treppe hinauf.
Auf halber Höhe vor dem dritten Stock über der Wohnung des Professors und der Bibliothekarin erschrak sie.
Oben stand Heinz. Er tat nichts. Starr wie eine Salzsäule glotzte er bloß die verschlossene Tür der Nachbarn an, die man lange nicht gesehen hatte.
»Du hast mich erschreckt, Heinz. Was machst du hier?«
Erst reagierte er nicht, dann drehte er seinen Kopf und lächelte sie freundlich an. Abrupt lief er die Treppe hinab und stampfte dabei wie ein Berserker.
Mara blinzelte irritiert und ging zögerlich zu der großen hölzernen Tür, die ebenso mit geschliffenem Milchglas eingelegt war wie die ihrige und deren Türknauf aus gewundenem Metall geschmiedet war. Leise und vorsichtig legte sie die Hand auf den Knauf und drehte ihn, mit einem unguten Gefühl in der Magengegend, als wollte sie einbrechen – andererseits aber auch aufgeregt. Die Tür war verriegelt, so wie sie immer verschlossen gewesen war, so lange sie dieses Haus kannte. Seitdem sie hier wohnten. Heimlich schalt sie sich selbst. So etwas machte man nicht. Hastig lief sie nach oben und fand ihren Vater in der Küche sitzend. Betrunken, mal wieder. Kirchenlieder summend und singend.
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