Kleine Frau im Mond. Stefan Boucher
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Название: Kleine Frau im Mond

Автор: Stefan Boucher

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754174128

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СКАЧАТЬ fast erleichtert aus. »Los, lass uns gehen.«

      »Aber wohin …«, begann Mara, als er sie etwas grob durch die Menge schob, auf die große Tür zu, hinter der die Musik immer lauter wurde.

      Er kicherte lediglich und schubste sie sanft vor sich her. Nicht uneigennützig, so konnte er es sich erlauben, ihren Rücken zu berühren, und das genoss er offenbar außerordentlich, denn er ließ die Hand dort.

      Die Tür öffnete sich wie von selbst und gab den Blick frei auf einen großen Ballsaal, Prinzen und Fürsten würdig, aber das war nur der erste Eindruck. Eine Balustrade lief rund um die wahrhaft riesige Tanzfläche. Oben, wie auch rundherum, saßen oder standen Menschen und unterhielten sich, tranken, lachten und scherzten. Auf einer Empore spielte ein Orchester moderne Tanzmusik auf eine Art, wie sie Mara nie gehört hatte. Schnell, feurig, laut, wild und frech. Spanisch, so wie man in der Heimat von Juan Llossas Musik machte, und dann wieder verboten westlich, amerikanisch, fand sie, obwohl sie sich nicht gut mit sowas auskannte.

      »Wollen wir dort sitzen?«, rief Manfred durch ihre Faszination hindurch und wies auf einen Tisch, an dem bereits einige junge Männer in schwarzer Uniform saßen, die heftig mit ihren Freundinnen flirteten.

      »Nein, dort ist auch was frei«. Sie zeigte auf einen anderen, der näher an der Tanzfläche war. »Da sehe ich mehr vom Geschiebe und Geschubse«, schwindelte sie. Manfred führte sie dorthin und sie nahmen Platz. Sie fanden zwei Stühle über Eck und konnten sich und die Umgebung gut beobachten.

      »Wann hast du eigentlich Geburtstag?« Er sah sie fragend an.

      »Am 20. April. Wie der Führer. Und du?«

      »3. August«, kam es wie aus der Pistole geschossen und sie beschloss, sich das unbedingt zu merken. »Einen kleinen Moment«, er ging zu den Jungs in Schwarz und wechselte ein paar Worte. Zwei von ihnen sahen hinüber und grüßten nickend. Dann kam er wieder zurück.

      »Oh, du kennst die?«, fragte sie.

      Er nickte. »Schulfreunde. Anscheinend auf Fronturlaub. Ich habe sie lange nicht gesehen. Sie würden sich gleich gerne mit mir unterhalten. Ist das in Ordnung?«

      Mara stimmte leise zu. Sie mochte den Blick nicht von den Tanzenden abwenden. Die hüpften, drehten sich im Kreis, wirbelten einander durch die Gegend. Das … das … war so unerhört.

      »Kannst du tanzen? Sollen wir?«

      »Sowas kann ich nicht. Nein. Es ist … wild.« Sie errötete und Manfred musste laut lachen.

      »Ach was, ist wie Walzer, nur schneller.«

      Sie sah ihn an, als hätte er sie beleidigt. »Ich kann Walzer und das ist kein schneller Walzer. Aber …«, sie besah sich das Treiben und überlegte, ob sie es ihm sagen sollte. »Ich kann Foxtrott.«

      Breit lachend hob er beide Arme und schob den Stuhl zurück, während er aufstand.

      »Das ist perfekt. Dann los.« Er riss sie hoch und zog sie auf die Tanzfläche. Dort legte er den Arm um ihre Hüfte und wollte sie führen. Die Bewegungen kollidierten und weigerten sich, zu harmonieren. Sie schubsten sich, lachten und behinderten andere Tänzer. Lautes Gejohle aus der Nähe drang zu ihnen. Mara schwitzte und versuchte, sich auf sein Tempo einzulassen, aber dann war die Musik vorüber.

      »Ich habe Durst«, stammelte sie und erst jetzt sah sie, dass Manfreds Kumpels in den Uniformen der Waffen-SS am Rand der Tanzfläche standen und feixten. »Üben, üben«, riefen sie. »Das schafft ihr«, johlte der zweite und der dritte: »Hübsche Dame, wenn Sie erfahrene Führung brauchen, fragen Sie mich.«

      Mara lachte, langsam wuchs ihr Selbstbewusstsein. »Ich kann Foxtrott, aber du wohl nicht!«, sagte sie frech zu Manfred. Die Jungs hatten das gehört und lästerten laut. Sie winkten ihre Freundinnen zu sich. Die Kleine würde es Manfred geben, dass es sich gewaschen habe, zogen sie ihn auf. Die Stimmung war fabelhaft.

      »Doch«, rief der gegen die ersten Klänge des nächsten Liedes an. »Kann ich. Aber was du tanzt ist Slowfox, jetzt üben wir mal Quickstep.«

      Sie nahm die Herausforderung an und hielt mit. Sie beschleunigte die Schritte, die sie kannte und hüpfte bloß, wenn sie nicht weiterwusste und es war so oder so ein Heidenspaß. Außerdem, andere machten genau dasselbe, das sah auch nicht immer nach einem festen Muster aus. Manfred nahm sie in den Arm und drückte sie an sich, dann legte er ihn um ihre Hüfte und drehte sie zweimal um die eigene Achse, bis er sie wieder festhielt. Sie sah ihn an, von unten, denn er war einen guten Kopf größer. Seine Augen, die manchmal tagsüber hinter den dicken Brillengläsern gequollen und müde aussahen, glänzten jetzt fiebrig und erregt und voller Leben. Sie linste an dem Gestell vorbei gleich in seine Pupillen. Auf der Stirn perlten Schweißtropfen. Sie stieß ihn instinktiv ab und er zog sie wieder heran und auf diese unbeholfene Weise tanzten sie zu wunderlichen und wilden fremden Klängen.

      Mit dem Ende des Liedes drängte sie ihn zur Seite. »Jetzt müssen wir unbedingt was trinken«. Sie gingen zu ihrem Tisch und Manfred bestellte bei dem Kellner zwei Schoppen Wein. Mara wollte erst nicht, sie trank nie Alkohol. Dann beschloss sie insgeheim, einen Schluck zu probieren, aber sie mochte lieber vorsichtig sein. Sofort spürte sie die Wirkung. Ihr wurde warm und gleichzeitig auch fröhlicher zumute.

      Heftig stieß sie an seine Schulter. »Da, da, sieh doch!«, Manfred schaute in die angewiesene Richtung, aber er sah nichts Besonderes. »Na, die Blitzmädels meine ich doch.« Sie hatte die drei Mädchen entdeckt, die sie vor einiger Zeit in der S-Bahn gesehen hatte. Die durchquerten langsam den Raum, als suchten sie jemanden. Während sie vorübergingen, sagte Mara bewusst laut: »Schau mal, die hält Ausschau nach Lutz, der untreuen Tomate.« Dann tat sie hastig, als müsse sie ihre Fingernägel überprüfen. Manfred sah sie erstaunt an.

      Die drei blieben stehen. »Wen meinst du? Meinst du mich? Was weißt du von Lutz«, beugte sich eines der Mädchen fauchend zu ihr vor.

      »Hä?«, stellte Mara sich dumm. »Wer ist Lutz? Ich sprach von Trutz. Trutz, die untreue Tomate. Schutz, Trutz und so.« Sie kicherte laut, die Mädchen gingen konsterniert weiter.

      »Was ist mit dir?«, fragte Manfred leise, aber sie prustete nur.

      »Trutz und Lutz.« Ein neues Lachen.

      Er runzelte die Stirn. »Gott, du hattest doch nur einen Schluck!«

      »Ja, und jetzt nehme ich noch einen.« Sie wollte nach dem Glas greifen, das so gut wie voll war, aber Manfred stoppte sie, setzte es an seine Lippen und trank es halb aus.

      Als er ihr enttäuschtes Gesicht sah, bemerkte er: »Ich gehe mal austreten und schaue, ob ich einen Saft für dich bekomme, in Ordnung? Der Rest von dem Wein wird dir schon nicht schaden.« Dann stand er auf. Maras Enttäuschung verflog schnell. Er passte doch bloß auf sie auf und sie spürte ja, dass der Wein aufregende und ungewohnte Nebeneffekte hatte.

      So wild wie die Musik war, schwirrten ihr bald die Sinne. Wenn sie die Augen schloss, wähnte sie sich auf einem fremden Planeten voller Farben, Klänge und Licht. Ein akustisches Blumenmeer erblühte um sie herum, sie wandelte auf einem Grasteppich aus hellen Strahlen. Ihr war warm von innen und von außen und … das Herz wärmte sie wie ein kleines Heizöfchen. Welche Wirkung doch Alkohol haben konnte. Oh, der Wein. Da wollte sie gleich einen weiteren Schluck nehmen, bevor Manfred mit dem Saft käme.

      Sie fingerte nach dem Glas und öffnete die Augen. Vor ihr saß lächelnd ein junger blonder Mann in feldgrauer Ausgehuniform. Fein geschnittene СКАЧАТЬ