Jahr der Ratten. L.U. Ulder
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Читать онлайн книгу Jahr der Ratten - L.U. Ulder страница 8

Название: Jahr der Ratten

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738017168

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СКАЧАТЬ sein Vorhaben konnte er sich kaum wünschen. Jeder, der jetzt noch unterwegs war, interessierte sich nur dafür, einigermaßen trocken nach Hause zu kommen. Niemand würde sich für einen mit einer Reifenpanne liegen gebliebenen Kastenwagen scheren, geschweige denn anhalten und bei dem Regen seine Hilfe anbieten.

      Es war ein makaberer Zufall, dass Felix die letzte Fahrt seines Lebens ausgerechnet in dem mit Werkzeugen und Ersatzteilen vollgepackten Transporter eines Klempners unternahm. Schließlich arbeitete er selbst auch in diesem Beruf.

      Aber er bekam es ohnehin nicht mit, bewusstlos lag er auf dem Boden des Fahrzeugs, in dem schmalen Gang zwischen den Regalen.

      Dem Mann, der ihn in diesen Zustand versetzt hatte, war es nur unter äußersten Anstrengungen gelungen, ihn in diese Position zu bugsieren.

      Der Fahrer schaute sie noch einmal lauernd nach allen Seiten um, zog sich die Kapuze über den Kopf und stieg aus.

      Er ging nach hinten, öffnete die rechte Heckklappe und löste von oben die Flügelschraube des Reserverades, das unter dem Wagenboden hing. Endlich ließ es sich aushaken und klappte nach unten. Er musste es hin und her bewegen, bis es sich aus der Halterung herausziehen ließ. Gut sichtbar lehnte er es an das Heck. Jeder vorbeifahrende Fahrer würde es im Scheinwerferlicht wahrnehmen können, damit erübrigten sich neugierige Fragen. Vom nicht nachlassenden Regen mittlerweile völlig durchnässt, trat er an die rechte Seite des Transporters. Wieder schaute er sich um.

      Aber es war weit und breit niemand zu sehen, der den Plan durchkreuzen und Felix Schicksal abwenden konnte. Auf der kleinen Straße war kein Auto mehr unterwegs. Unten auf der Autobahn war der Verkehr ebenfalls spärlich geworden, gelegentlich zog ein Lastzug in einer Gischtwolke monoton seine Bahn.

      Mit einem metallischen Geräusch öffnete sich die Schiebetür. Das Opfer lag zusammengekrümmt auf dem schmuddeligen, von derben Handwerkerschuhen geschundenen Fußboden. Es stöhnte schwach, das linke Bein zuckte. Als wolle Felix aus seiner Bewusstlosigkeit erwachen, zurückkehren ins Leben. Aber sein Mörder ging auf Nummer sicher. Wieder krachte der Totschläger auf den Kopf, diesmal auf die Schläfe. Es gab ein sattes Aufschlaggeräusch, das sogar den trommelnden Regen übertönte. Dabei hinterließ das teuflische Werkzeug kaum Spuren. Kein Blut, nicht einmal kleine Tropfen, nur eine Rötung.

      Auch die würde bald verschwunden sein.

      Das Zucken des Beines unterblieb augenblicklich, Felix dämmerte seinem Tod entgegen.

      Am Fuß wollte er ihn aus dem Wagen ziehen, aber das andere Bein knickte ein, der Körper verkeilte sich und bewegte sich schließlich keinen Millimeter weiter. Keine Chance, er musste hineinklettern und über den Mann treten. Nur so konnte er den Oberkörper anheben und ihn aufrichten. Die Schultern festhaltend bugsierte er ihn weiter, bis die Füße zur geöffneten Schiebetür zeigten. Schließlich sah es so aus, als hätte sich Felix für eine kurze Pause in den Wagen gesetzt und an das Regal gelehnt. Der Transporter war so dicht an den Straßenrand gefahren worden, dass die aufgeklappte Hecktür gegen das Brückengeländer stieß. Damit war nach hinten ein akzeptabler Sichtschutz vorhanden. Jetzt musste nur noch die Beifahrertür geöffnet werden und er befand sich wie in einem kleinen Separee, von beiden Seiten der kleinen Landstraße vor neugierigen Blicken geschützt. Die Fahrer auf der Autobahn unter ihm konnten wegen des Regens und der Dunkelheit nicht erkennen, was sich gerade auf der Brücke über ihnen abspielte. Durch die Seitenscheibe des Fahrerhauses hindurch beobachtete der Mann den Verkehr, der die Autoroute in Richtung Osten befuhr. Er wartete mit aller Seelenruhe auf einen Lastzug, der über eine weite Strecke allein angefahren kam. So ließ er mehrere Fahrzeuge, die ihm ungeeignet schienen, passieren. Dann endlich näherte sich in einiger Entfernung ein Lastwagen, dahinter blieb die Autobahn auf einer langen Strecke dunkel, kein anderer Wagen war in gleicher Richtung unterwegs. Auf dem Dach des Führerhauses brannte ein ganzes Lichterband von zusätzlichen Halogenscheinwerfern, das Fahrzeug wirkte wie eine rollende Leuchtreklame.

      Der Mann bewegte sich jetzt schneller.

      Der Mörder beugte sich in den Transporter, ergriff Felix’ Arm und zog sich den Mann wie einen Sack auf die Schulter. Dann drückte er sich aus der Hocke in den Stand und machte zwei Schritte zum Geländer. Er drehte sich wieder nach hinten, um durch die Scheibe den Laster zu beobachten. Aber der war bereits im toten Winkel verschwunden und nicht mehr zu sehen.

      Angestrengt lauschte er auf das Fahrgeräusch des Lastzuges.

      Dann ließ er Felix los und gab dem rutschenden Körper mit einer schnellen Schulterbewegung zusätzlichen Schwung. Das Gewicht des Körpers verschwand, der Bewusstlose fiel hinunter ins Dunkel.

      Keine Sekunde zu früh. Schon war das Rauschen der Reifen auf dem nassen Asphalt zu hören. Das Motorengeräusch des Lasters wurde durch die kurze Brückendurchfahrt verstärkt.

      Der Aufprall des Körpers ging für den Mann auf der Brücke in dieser Geräuschkulisse unter. Er schaute sich für einen kurzen Augenblick das nun folgende Schauspiel an. Über sein markantes Gesicht glitt der Hauch eines zufriedenen Grinsens.

      Dann schloss er die Seitentüren, hob das Reserverad in den Innenraum und schlug die Heckklappe zu. Ohne erkennbare Hast startete er den Transporter und fuhr davon. Noch vor der nächsten Ortschaft wurde der Wagen von ihm an einem Feldweg gedreht. Wieder fuhr er über die kleine Autobahnbrücke, verlangsamte dabei aber die Geschwindigkeit nicht. Aus den Augenwinkeln konnte er die Lichter des verunglückten Lastwagen sehen. Befriedigt stellte er das Radio des gestohlenen Transporters an. Der Wagen verschwand im Dunkel der Nacht auf der Landstraße in Richtung Metz.

      ****

      Der Regen war schlimmer geworden. So stark, dass Antoine kaum noch etwas sehen konnte, weit nach vorn gebeugt reckte er sich über das Lenkrad. Die Scheibenwischer liefen in der höchsten Stufe. Vor ihm fuhr ein anderer Lastzug. Weil der etwas langsamer unterwegs war, war Antoine viel zu dicht aufgefahren. Die Quittung dafür war die volle Gischt, die auf die Scheibe hochgeschleudert wurde. Er trat das Gaspedal voll durch, aber es änderte sich weder das Motorengeräusch noch die Geschwindigkeit.

      Mit der schweren Ladung würde er höchstens einen oder zwei Kilometer mehr draufbekommen als der Kollege vor ihm. Der Überholvorgang würde ewig dauern.

      Hektisch zog er an seiner Zigarette und blieb hinter dem anderen Lastwagen.

      Bei Argancy wurde ihm die Entscheidung abgenommen, der Fahrer vor ihm setzte den Blinker und verließ die Autobahn.

      Antoine hatte wieder freie Fahrt.

      Mit unverminderter Geschwindigkeit näherte er sich einer kleinen Brücke, die die Fernstraße überspannte. Im Schutz des Bauwerkes änderte sich für einen winzigen Augenblick schlagartig die Geräuschkulisse. Das nervtötende Trommeln des Regens auf der Frontscheibe verschwand. Die Musik aus dem Radio war plötzlich wieder verständlich, außerdem konnte er endlich wieder klar sehen, wenn auch nur für einen verschwindend kurzen Augenblick.

      Am Ende der Brücke erwischte ihn der Regen umso heftiger, wie aus riesigen Kübeln klatschte es auf die Front. Gleichzeitig nahm er vorn rechts einen dumpfen Schlag wahr. Ein Schlag, untermalt von einem splitternden Geräusch. Ungläubig starrte er schräg nach vorn, sah, dass die riesige Windschutzscheibe vor dem Beifahrersitz eine fußballgroße Beschädigung aufwies. Er konnte es nicht fassen. Wie ein überdimensioniertes Spinnennetz wölbte sich die Scheibe nach innen. Während er noch entgeistert auf den Schaden guckte, spürte er eine Unruhe im Fahrzeug. Es rumpelte an der Vorderachse. Die Zugmaschine fuhr über etwas hinweg. Etwas, das groß genug war, um das schwere Fahrzeug in eine hüpfende Schlingerbewegung zu versetzen. Diese Aufwärtsbewegung setzte sich wellenartig fort, bis auch die letzte Achse des Lastzuges über den unbekannten Gegenstand СКАЧАТЬ