Jahr der Ratten. L.U. Ulder
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Название: Jahr der Ratten

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738017168

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СКАЧАТЬ und breit unterwegs, nur der betrunkene Exsoldat, dem ein schwarzer Schatten wie ein Pilotfisch folgte.

      Sie näherten sich schließlich dem Haus, in dem sich Piets Wohnung befand. Der Verfolger beschleunigte seinen Schritt und verkürzte so den Abstand.

      In diesem Moment fuhr auf der Straße ein Wagen vor und hielt vor dem Haus. Am Steuer eine Frau, ein Mann auf dem Beifahrersitz. Das Pärchen stieg aus, krachend flogen die Türen zu. Durch die Grabesstille rundherum wirkten die beiden wie Randalierer, die laut schwatzend und lachend auf die Eingangstür zugingen. Piet registrierte die Personen und beschleunigte seinen Schritt. Er gelangte an die Tür, kurz bevor sie wieder ins Schloss fiel. Schwungvoll drückte er sich durch den Spalt.

      Der junge Mann trat mit gespieltem Schrecken einen Schritt zurück.

      „Hallo, Meneer Lijsen. Sie haben es aber eilig!“

      Piet Lijsen schaute trübe aus glasigen Augen und stolperte an den beiden vorbei die Treppe hinauf.

      Dass ihm der Mann ein vielsagendes „Ganz schön feucht geworden, was?“ hinterher rief, drang nicht in sein Bewusstsein vor.

      Das Pärchen amüsierte sich köstlich. Der Mann drückte die Tür zu und imitierte auf den ersten Stufen Piets schwankenden Gang. Beide lachten ausgelassen und dann folgten sie ihm nach oben.

      Auf der anderen Straßenseite zog sich der Verfolger in den Schatten eines Gebüschs zurück. Hier hatte er vorhin, nachdem es dunkel geworden war, einen prall gefüllten Rucksack versteckt. Erst danach hatte er sich auf den Weg zur Kneipe aufgemacht, um mit der Ruhe und Ausdauer eines erfahrenen Jägers auf sein Opfer zu warten. Jetzt schlug er den Kragen seiner Jacke hoch und setzte sich eine Strickmütze auf den Kopf.

      Es ging auf den Sommer zu, tagsüber schaute die Sonne schon regelmäßig heraus, aber die Nächte waren immer noch empfindlich kalt. Die Nähe zur See trug mit ihrer feuchten Luft dazu bei. Der Regen vom Nachmittag hatte die Luft zusätzlich abgekühlt.

      Der Mann ging in die Hocke und vermied es wegen der Feuchtigkeit, mit den Ästen des Busches in Berührung zu kommen.

      In den vergangenen Tagen war diese Person, ausstaffiert mit Sonnenbrille und Mütze, damit beschäftigt gewesen, Piets Gewohnheiten zu studieren. Der Ex-Soldat verließ die Wohnung tagsüber nur zum Einkaufen. Er ging immer in den gleichen Supermarkt um die Ecke. Und immer war er dabei allein. Sein Einkaufswagen verriet dem Beobachter, dass auch in der Wohnung niemand auf ihn wartete. Fertiggerichte, meistens Pizza und dazu Dosenbier waren die häufigsten Artikel auf seiner imaginären Einkaufsliste. Abends zog es ihn wie ein Magnet in die schmierige Pinte ein paar Straßen weiter.

      Das plötzliche Auftauchen des Pärchens zu dieser späten Stunde schien die ursprüngliche Planung durcheinandergebracht zu haben.

      Angespannt beobachtete der Mann, in welcher Wohnung die beiden verschwanden. Piets Wohnung war längst ausgemacht, sie befand sich in der ersten Etage rechts. Wie zur Bestätigung ging auch schon in dieser Wohnung das Licht an.

      Nur das Pärchen ließ sich viel Zeit damit, nach oben zu gelangen. Dann, endlich, kamen sie ins Blickfeld.

      Durch die hellerleuchteten Treppenhausfenster ließ sich der Weg der Personen verfolgen. Immer wenn sie den Scheitelpunkt der Zwischentreppe erreichten, waren sie für einen kurzen Augenblick zu sehen. Als sie Piets Wohnung passiert hatten, blieben sie auf halber Treppe stehen. Eng umschlungen küssten sie sich, lange und leidenschaftlich. Das also war der Grund dafür, warum es solange dauerte.

      Das Licht erlosch und es blieb dunkel im Hausflur. Lange genug, um den nächtlichen Beobachter unruhig werden zu lassen, der angestrengt sämtliche Fenster des Treppenhauses überflog. Als es endlich wieder ansprang, waren die Personen nicht mehr zu sehen. Dafür ging gleich darauf in der Wohnung in der zweiten Etage links die Beleuchtung an.

      Das Treppenhaus wurde wieder dunkel. Nicht viel später verdunkelte sich auch die Wohnung des Pärchens. Aus einem der Straße abgewandten Raum drang noch etwas Licht zu den vorderen Fenstern, von unten kaum auszumachen.

      Sie hatten ohnehin nicht den Eindruck gemacht, dass sie sich gleich zur Ruhe begeben wollten. Auf das, was sich bald im Haus abspielen sollte, würden sie nicht achten.

      Der Rest des Hauses war längst in den Schlaf gefallen, nur in Piets Wohnung brannte weiter unverändert das Licht, ohne dass sich eine Bewegung hinter den Scheiben wahrnehmen ließ.

      Die Straße war vollkommen ruhig, das ganze Viertel schien wie von einer dicken Watteschicht eingehüllt, die alle Geräusche dämpfte. Nur gelegentlich ließ sich aus der Entfernung dumpfes Motorengeräusch eines Fahrzeuges vernehmen, das aber rasch wieder verebbte.

      Der schwarz gekleidete, drahtig wirkende Mann wartete geduldig weiter in seinem klammen Versteck.

      Er besaß ein kantiges Gesicht, um die stahlgrauen Augen und dem schmalen Mund zogen sich erste, feine Spuren des beginnenden Alterungsprozesses. Mit wachen Augen beobachtete er die Umgebung, sicherte sich immer wieder nach allen Seiten ab.

      Das Licht in Piets Wohnung erlosch einfach nicht. Eine weitere Stunde ließ er verstreichen, dann erst kam Leben in die unbeweglich im Gebüsch kauernde Person. Der Mann schnappte sich seinen Rucksack, in dem es leise metallisch klirrte, schnallte ihn sich auf den Rücken und beugte sich etwas nach vorn. Wieder schaute er sich nach allen Seiten um. Dann bewegte er sich schnell und lautlos über die Straße, um auf der gegenüberliegenden Seite gleich wieder im Schatten des anderen Hauses zu verschwinden. Er wartete ab, ob sein Positionswechsel eine Reaktion ausgelöst hatte. Irgendein Bewohner vielleicht, der nicht schlafen konnte und im Dunkel der Nacht eine Zigarette am geöffneten Fenster rauchte. Aber es war nichts zu sehen und nichts zu hören, alles blieb ruhig. Mit beiden Händen prüfte er die Stabilität der Regenrinne und zog sich daran spielerisch zum Balkon der Parterrewohnung hinauf. Es dauerte nur wenige Augenblicke und er stand, ohne verräterische Geräusche verursacht zu haben, auf Piets Balkon.

      Er atmete etwas flacher und schneller als vorher, mehr war ihm von der Anstrengung nicht anzumerken.

      Um nicht von einem zufälligen Nachtschwärmer gesehen zu werden, vermied er es, vor das erhellte Fenster zu treten. Vor der Wand war es durch den Kontrast der Wohnungsbeleuchtung besonders dunkel. Wie ein Raubtier, das eine Witterung aufnehmen will, hob er die Nase. Sein Gesicht hatte einen grausamen, entschlossenen Zug bekommen. Er schaute sich um und achtete auf jedes Geräusch. Die Straße war so leer und ruhig wie zuvor, die Fenster der gegenüberliegenden Häuser waren dunkel geblieben.

      Aus der Wohnung drang deutlich ein lautes, gleichmäßiges Schnarchen.

      Die abgekippte Balkontür ließ den Besucher zufrieden grinsen. Er kniete sich auf den Boden, der Rucksack glitt vorsichtig vom Rücken. Aus einer der beiden kleinen, vorn aufgesetzten Taschen zog er ein Stück Plastikrohr, nur wenige Zentimeter lang. An beiden Enden war eine Schnur befestigt. Er langte durch den Türspalt und steckte das Röhrchen von außen auf den nach oben zeigenden Verriegelungsgriff der Balkontür. Mit einer Schnur zog er das Röhrchen fest nach unten, damit es nicht vom Griff rutschen konnte. Die andere Schnur drapierte er so über die nach innen lehnende Tür, dass er sie am anderen Ende wieder greifen konnte. Er zog sie straff. Es war noch ein alter Beschlag ohne Sicherungsvorrichtung. Der Griff wurde durch die Spannung der Schnur bewegt und drehte sich zur Seite.

      Die Tür war entriegelt.

      Vorsichtig ließ er die Tür nach innen schwingen. Auf den Knien kroch er hinterher und war verschwunden. Innerhalb weniger Minuten war er in die Wohnung gelangt und hatte dabei weder Geräusche verursacht noch verräterische СКАЧАТЬ