Jahr der Ratten. L.U. Ulder
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Читать онлайн книгу Jahr der Ratten - L.U. Ulder страница 6

Название: Jahr der Ratten

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738017168

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СКАЧАТЬ ...“ Sie stockte.

      „Ja, was denn nun?“

      Anne ließ nicht locker, keine Chance.

      Valerie wurde es warm, sie spürte, wie sich ihre Gesichtsfarbe veränderte.

      Wie erklärt man etwas, das man vielleicht noch zeigen könnte, aber der andere es nicht sehen kann, weil man am Telefon sitzt?

      „Tod beim Wichsen, verdammt“, platzte es schließlich aus Valerie heraus. Augenblicklich sie schämte sich für diese Wortwahl und biss sich auf die Zunge.

      Anna stieß einen lauten Pfiff aus.

      „Und wie geht das? Das musst du mir genau erklären“, bohrte sie nach.

      Valerie stöhnte genervt. Das Thema war ihr durch und durch unangenehm, aber sie wusste genau, dass sie bei Anna keine Chance hatte, ungeschoren davonzukommen. Zumindest nicht bei diesem Thema.

      „Tod beim Wichsen. Du kannst mir doch nicht einfach so ein Schlagwort um die Ohren hauen und wenn es interessant wird, kneifst du die Backen zusammen. Also los, erzähl schon, was macht so ein Kerl, um dabei ums Leben zu kommen?“

      Valerie fühlte, wie ihre Ohren glühten. Zum Glück war sie allein in dem kleinen Raum. Gleichzeitig stellte sie sich vor, wie sich Anna bequem in ihrem Bürostuhl räkelte und das Gespräch wie einen spannenden Film genoss.

      „Da gibt es die unterschiedlichsten Vorgehensweisen. Manche bauen sich Vorrichtungen, in denen sie sich die Luft abwürgen, während sie onanieren, andere machen irgendetwas mit Strom. Was weiß ich denn. Manche stecken sich etwas sonst wo hinein und bekommen es nicht mehr raus. Es sind auch Fälle vorgekommen, wo sich der Mann an einem Staubsauger verletzt hat.“

      Wieder lachte Anna.

      „An einem Staubsauger? Hat er ihn da reingesteckt oder was?“

      „Ja, was denn sonst?“

      „Wow. Schade, in der Akte steht nichts darüber, was er gemacht hat. Also ob er einen Staubsauger vergewaltigt oder sich vielleicht erdrosselt hat.“

      „Du bist unmöglich. Am liebsten hättest du noch ein Bild davon, was?“

      „Ja, das wäre nicht schlecht.“

      „Das war ein Scherz. Lass uns das Thema wechseln. Ich möchte einfach nicht mehr darüber reden.“

      „Schade. Treffen wir uns am Wochenende? Die Nordsee ist jetzt warm genug. Wir könnten uns in Maasvlakte oder Renesse zum Surfen treffen und abends zu dir fahren.“

      „Daraus wird nichts. Ich habe Mam versprochen, das Wochenende bei ihr zu verbringen.“

      Die Freundinnen sprachen noch eine Weile miteinander über dies und das und verabredeten, sich am nächsten Tag wieder anzurufen.

      Kapitel 3

       Metz, Frankreich.

      Der Abend verlief in einer entspannten, ausgelassenen Atmosphäre. Fünf Ehepaare, seit vielen Jahren miteinander bekannt, manche von ihnen enger befreundet, trafen sich zu einem gemeinsamen Abendessen.

      Odette freute sich bereits die ganze Woche auf diese Verabredung, war ihretwegen zum Friseur gegangen und hatte sich ein neues Kleid gekauft. Endlich war es dem Ehepaar Jacquemin wieder möglich, Verabredungen dieser Art gemeinsam genießen. Felix Dienst beim französischen Militär schloss sie lange Zeit vom gesellschaftlichen Leben aus. Besonders seine Auslandseinsätze bei der SFOR hatten ihr schwer zu schaffen gemacht. Als einzelne Frau in einer Gruppe von Ehepaaren fühlte sie sich schnell wie das sprichwörtliche fünfte Rad am Wagen. Um keine Eifersüchteleien zu provozieren, zog sie sich während seiner Abwesenheit immer weiter zurück, bis sie sich isoliert vorkam. Seit Anfang des Jahres war ihr Ehemann wieder Zivilist, der Armeedienst war endlich beendet. Er arbeitete nun in dem kleinen Handwerksbetrieb ihres Vaters, einem Installateur. Ihr gemeinsames Leben sollte jetzt wieder in geordneteren Bahnen verlaufen.

      Marguerite, die Gastgeberin, eine attraktive Rothaarige mit üppigen Rundungen, verwöhnte ihre Gäste mit einem exzellenten Menü.

      Nach dem Essen wurden Zigaretten angezündet, Musik lief im Hintergrund. Bei Rotwein und Cognac wurde die Stimmung immer ausgelassener. Marguerite war es dann auch, die an der Stereoanlage hantierte. Plötzlich dröhnte laute Partymusik durch den Raum und übertönte die Gespräche.

      Die ersten Paare tanzten auf der schmalen Fläche zwischen dem Wohnraum und dem Esszimmer. Auch Felix und Odette drehten ein paar Runden, setzten sich aber bald wieder an den Tisch. Es dauerte nicht lange und die angeheiterte Gastgeberin zog Felix mit einem verlockenden Grinsen einfach vom Tisch weg. Odette registrierte es mit zusammengekniffenen Brauen. Nach einem Tanz versuchte sie, Blickkontakt mit ihrem Mann aufzunehmen, aber der reagierte nicht und tanzte ausgelassen weiter. Marguerites Ehemann saß ihr gegenüber und schien ihren Unmut bemerkt zu haben. Er verwickelte sie in ein Gespräch und lenkte sie damit eine Weile ab. Als sie wieder herüberschaute und registrierte, was sich auf der Tanzfläche abspielte, zogen sich ihre dunklen Augen zu wütenden Schlitzen zusammen.

      Die Tanzpartnerin ihres Mannes hatte die Vierzig schon vor Jahren überschritten und war damit deutlich älter als die anderen Damen, die gerade an die Dreißig heranreichten. Vielleicht setzte sie deshalb zur Steigerung ihres Selbstwertgefühls ihre unübersehbaren Reize gezielt ein. Mit ihrem eng anliegenden schwarzen Kleid schmiegte sie sich dicht an Felix, der ihre Hüfte mit beiden Händen umfasste und dabei schon viel zu tief nach unten gerutscht war. Der Kopf der Frau war leicht nach hinten gestreckt, ihr Mund lächelte verführerisch. Es hatte den Anschein, als präsentiere sie ihm ihr Dekolleté auf dem Silbertablett. Felix stierte wie hypnotisiert auf die Brüste. Odette holte tief Luft und sah Marguerites Ehemann vorwurfsvoll an, der verlegen lächelte.

      Die Musik wurde schneller und die Rothaarige drehte auf. Im Rhythmus der Musik schüttelte sie ihren Körper von oben nach unten durch und rieb dabei ihre Brüste aufreizend an Felix Oberkörper.

      Das war zu viel für die gebürtige Südfranzösin, sie explodierte förmlich. Odette knallte ihr Glas auf den Tisch, dass die Flüssigkeit heraus schwappte und einen hässlichen Fleck auf der Tischdecke hinterließ. Während die Anwesenden sie verdutzt anstarrten, sprang sie auf, griff ihre Handtasche und schoss los. Elodie und Danielle liefen noch hinterher und versuchten, sie im Flur zurückzuhalten, aber es war längst zu spät. Es gab nichts mehr zu retten. Odette hatte beschlossen, wütend zu sein.

      Im strömenden Regen liefen die beiden zum Wagen, der weiter vorn am Straßenrand parkte. Sie tippelte mit kleinen, schnellen Schritten vorweg, die Handtasche hielt sie dabei wie einen schützenden Baldachin über dem Kopf, er lief wie ein begossener Pudel hinter ihr her. Bemüht, sie einzuholen und ihr die Wagentür zu öffnen, damit die Frisur nicht noch weiter ruiniert wurde und er überhaupt keinen Zugang mehr zu ihr fand. Felix hatte zunächst gar nicht wahrhaben wollen, dass für sie der Abend gelaufen war, noch bevor er richtig angefangen hatte. Schließlich war er sich keiner Schuld bewusst, er hatte doch nur getanzt.

      „Fahr endlich“, brüllte sie ihn an, als er sie bittend anschaute und keine Anstalten machte, den Motor zu starten.

      Die ersten Meter saßen sie nebeneinander und sprachen kein Wort. Bis er an einer Kreuzung anhalten musste und wieder herüberschaute.

      „Sie ist СКАЧАТЬ