Balkany Knights. Hermann Christen
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Balkany Knights - Hermann Christen страница 2

Название: Balkany Knights

Автор: Hermann Christen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752915648

isbn:

СКАЧАТЬ und seinen Komparsen, die ihm ans Leder wollten.

      Mochte Merlin die Reise als 'Erholungs- und Selbstfindetrip' deklarieren, er wusste es besser. Adrenalingepushte Aufbruchshektik, verschwörerische Geheimhaltung und die Tatsache, dass sie im Güterwagon reisten trafen eher auf 'Flucht' als auf 'Erholungsreise' zu.

      Eine richtige Reise, dachte er, hat ein Ziel und ein Ende. Eine richtige Reise definierte sich durch Hotelbuchungen, vorbezahlte Guides und Raiffeisenbank-Rabattgutscheine.

      Ihr 'Reiseplan' enthielt nur vage Eckpunkte: Rijeka – adj-seara und Infos bei Onkel Wong sammeln – Sofia – Zoo/Tanzbärmeister, noch mehr Infos sammeln, – und danach weiterschauen. Selbst Eichhörnchen gab zu, dass die Planung ziemlich hemdsärmelig war. Wie hatte es sich ausgedrückt? 'So etwa haben sie den Bau des Berliner Flughafens in Angriff genommen…'.

      Dankbar blickte er auf seinen kleinen Freund, der zusammengerollt auf seinem Arm schlief. Er wagte nicht sich zu bewegen. Eichhörnchen brauchte den Schlaf, einen klaren Kopf, denn schließlich musste es auf der Reise für sie beide denken. Er zählte darauf, dass es sein Versprechen einlöste.

      'Du wirst sehen', hatte es breitbeinig angekündigt, 'wenn wir zurück sind ist Gras über die Sache gewachsen, Koller damit beschäftigt, andere in die Pfanne zu hauen und du, wenn's gut läuft, bist deine Wutattacken los.'

      'Meinst du?'

      'Habe ich je gelogen?'

      Nein, hatte es nicht. Merlin unterstellte ihm gar krankhafte Wahrheitsliebe im Endstadium. Nur manchmal, so hatte es mal erklärt, wich es in Notfällen auf eine stimmigere Realität aus und bisweilen spielte ihm sein Gedächtnis übel mit. Genau genommen war das dann keine Lüge, sondern ein analoger Bug.

      Er streckte vorsichtig die Beine durch und verlagerte das Gewicht von der eingeschlafenen Pohälfte auf die andere.

      Er blickte durch die kleine Sichtluke in der Seitenwand. Wiesen, Wald, noch mehr Wiesen, Industriezonen, schon wieder Wiesen und ab und an kleine Ortschaften, wo der Zug jedes Mal stoppte. Wie sein eigenes Leben kam auch dieser Zug nicht richtig voran. 'Der Lokführer hat eine schwache Blase. Oder beugte Thrombose vor', verscheuchte er die trüben Gedanken.

      Thrombose! Wenn er noch lange sitzen blieb, würde es ihn auch erwischen. Was wäre, wenn beide Pohälften taub waren? Was, wenn er deswegen ins Koma fiele? Eichhörnchen traute er nicht zu, ihn zu reanimieren. Und wie war das mit dem Stuhlgang? Ob Inkontinenz bei Bären heilbar war? Ein bisschen aufstehen, die Beine schütteln ein paar Schritte im Wagon wären die Rettung für seinen Schließmuskel.

      Raus durfte er ja nicht. Ammans Freund von der Bahn hatte dieses strikt verboten. Wegen dem Fahrplan, der durcheinanderkäme, wenn man ihn entdeckte und Nachforschungen anstellte, behauptete er. Gemäß Frachtpapieren war er als experimenteller Feinstaubfänger für Innenstädte deklariert. Experimentelle Feinstaubfänger vertraten sich nicht die Beine, das war ihm klar.

      Vor der Luke ragten jetzt steile, dicht bewaldete Felswände auf. Er kannte diese Gegend von der Herreise. Seltsame Leute lebten hier. Bliesen in hohle, krumme Bäume und nannten es Musik. Verglichen mit Flötisten waren die Krummbaumbläser totale Versager. Ihre Melodien enthielten schräg klingende Querschläger, Vorreiter der atonalen Musik. Vielleicht hielten sich die Einheimischen damit die Touristen vom Leib.

      Eichhörnchen regte und streckte sich: "Wo sind wir?"

      "Im Zug."

      Eichhörnchen kletterte zur Luke hoch und schaute hinaus. "Uri – vermutlich. Oder sind wir schon durch den Tunnel durch?"

      "Weiß nicht." Er langte nach dem Rucksack. "Auf jeden Fall Zeit fürs Frühstück." Er stand auf und schüttelte die Beine. Gerade noch rechtzeitig, um die Steuerhoheit über den Stoffwechsel zu behalten, dachte er erleichtert.

      "Haselnussriegel? Ist antiallergen steht drauf."

      "Nein danke. Aber den Reiseführer."

      Buddlibär klaubte das Buch hervor und fischte Brot und Wurst heraus. Eichhörnchen blätterte eifrig.

      "Waf gipf fo ichtiges?"

      "Schluck, bevor du sprichst", schnappte es angewidert.

      Buddlibär schluckte: "Ich hab damals die ganze Strecke ohne Reiseführer geschafft."

      "Und darum hast du auch nicht bemerkt, was an Bemerkenswerten um dich vorgeht", belehrte Eichhörnchen, "oder hast du etwa gewusst, dass die hier ganz spezielle Musikinstrumente haben – Alphörner."

      "Logo. Ich nenn sie Krummbaumflöten", er schob einen weiteren Brocken in den Mund, "damit holen sie Lawinen runter, glaube ich. Darum hat's kaum Leute in der Gegend...", er stockte, "steht da auch was von Leuten, die in Ameisenhaufen hocken und vom Wetter schwafeln?"

      Eichhörnchen blätterte hastig und schüttelte den Kopf. "Warum sollten sich Leute in Ameisenhaufen setzen?"

      Buddlibär zuckte mit den Schultern: "Keine Ahnung."

      "Du nimmst mich auf den Arm."

      "Der war nicht richtig im Kopf, genau wie die Nacktwanderer", er schüttelte den Kopf, "wirklich komische Gegend. Ameisenhaufensitzer, Nacktwanderer, Lawinenbläser. So was findet man nicht überall."

      "Was jetzt?", reklamierte Eichhörnchen, als es plötzlich dunkel wurde.

      "Wahrscheinlich deine Tunnels."

      "Dann haben wir bereits die Hälfte. Drüben treffen wir Paul."

      Paul, die waldeigene Brieftaube, war eines Tages aufgetaucht und geblieben. Eichhörnchen vermutete, dass er aus Brieftauben-Restbeständen der Schweizer Armee stammte, welche, nachdem sie festgestellt hatte, dass Kommunikation auch elektronisch geht, Paul und seine Kumpane verhökerte. Pauls Aufgabe war, die Verbindung zwischen den Reisenden und den Waldleuten zu halten.

      So plötzlich wie es dunkel geworden war, so plötzlich wurde es wieder hell. Dann kreischten die Bremsen des Zuges und er kam ruckelnd zum Stehen.

      "Der Lokführer muss schon wieder", kommentierte Buddlibär und legte sich hin. Eichhörnchen kletterte zur Luke hoch.

      "Blasenschwäche oder Thrombose", erklärte Buddlibär, "der sollte es mal mit Homöopathie versuchen."

      "Da kommt wer", rief Eichhörnchen, "läuft über die Gleise direkt auf unseren Wagen zu."

      Jemand schob die Schiebetür zur Seite. Ein dunkelhaariger Mann stieg eilig in den Wagen und zog die Schiebetür zurück ins Schloss. Er trug eine dicke Jacke, einen rotweißen Schal und einen prall gefüllten Rucksack. Die Enden des Schals zierte ein 'C', welches einen Fußball umfasste. Er trat an die Luke und blickte sich verstohlen nach allen Seiten um. Er seufzte, zog den Rucksack von den Schultern und hockte sich nieder.

      "Hallo", brummte Buddlibär.

      Der Mann schoss auf und starrte erschrocken. Dann lösten sich seine Gesichtszüge und er strahlte. "Mischka – Mischkitin!" Er ging zu Buddlibär, kniete sich hin und umarmte ihn. "Mischka – kleines, braves Mischka. Ich hab wissen du nicht tot."

      Der Mann rollte das 'ch' ganz hinten in der Kehle, so, als ob er gleich schleimig ausspucken wollte. Buddlibär schob ihn weg. "Ich bin nicht Mischka!"

      Der СКАЧАТЬ