Die Endzeitpropheten. Hermann Christen
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Название: Die Endzeitpropheten

Автор: Hermann Christen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742730626

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СКАЧАТЬ absolutistische Regime. Wie Fuller es vorausgesehen hat!"

      "Fuller?"

      "Tun sie nicht so unwissend. Fuller gehört zu den großen Endzeitpropheten. Zu den ganz Großen sogar."

      Becker schritt aufgeregt auf und ab.

      "Der große Richard Buckminster Fuller. Ein schlauer Kopf. Den müssten sie eigentlich kennen, der war Architekt wie sie."

      Steve blickte nicht mehr durch. Der alte, aufgeregte Mann vor ihm sprach wirres Zeug: Al Gore – VW-Stiftung – Klobofrom – verschollenes Evangelium. Und jetzt auch noch Fuller, wer immer das war.

      "Fuller hat lange vor der Großen Säuberung davor gewarnt, die Menschen zu Fachspezialisten zu erziehen. Er betrachtete das als eine Art moderner Sklaverei, weil der menschliche Geist dazu entwickelt sei, die Welt in ihrer Gesamtheit zu erfassen und zu ergründen. Spezialisierung sei mentale Dehydrierung, sagte er. Und da pflichte ich ihm vollumfänglich bei."

      Becker stoppte und wedelte mit der Pfeife in der Luft herum.

      "Wie Recht er doch hatte. Nur verblendete Idioten, die verlernt haben, Komplexes als Komplexes zu betrachten kommen auf die Idee, die Welt in Schwarz und Weiß zu malen. Man hörte nicht auf ihn."

      "Ich glaube, sie übertreiben, was das mit den Vätern anbelangt. Wie der Zeitpartner meiner Mutter. Er behauptet, die Väter interessieren sich mehr für sich selber als für die Kolonie und verbieten deshalb alles, was ihnen nicht in den Kram passt."

      "Kluger Mann!"

      Steve lächelte überlegen: "Professor, wenn es so wäre, wie sie sagen, warum dürfen wir uns Filme ansehen oder Bücher lesen, die aus der Altzeit stammen?"

      Becker lachte schrill auf: "Guter Mann, wir sehen und lesen genau das, was den Vätern ins Konzept passt. Ich weiß das, weil ich moderne Historik und lunare Philosophie studiert habe. Sämtliche Errungenschaften der Altzeit, die nicht ins Konzept passen, sind umgeschrieben oder entfernt. Und ich bin Experte für die Endzeitpropheten und kenne mich bestens aus. Ich versichere ihnen, dass die Kolonisten in diesen alten Filmen und Büchern nur den Teil sehen, der niemanden auf dumme Gedanken bringt."

      "Das ist eine Behauptung."

      "Ach so? Haben sie jemals die Originale gesehen, nicht nur die zensurierten Ausgaben, die sie im Telespeak hinunterladen können? Da ist eine ganze Menge weggeschnitten. Genauso in den Büchern: Filme und Bücher aus der Altzeit sind ein billiger Abklatsch der Originale und auf reine Action reduziert."

      "Das macht es spannender", warf Steve ein.

      "Das macht es unnütz", knurrte Becker verärgert. Einige Augenblicke herrschte gespannte Stille, ehe Becker fortfuhr.

      "Nehmen wir doch die Filme. Alle Handlungen spielen in überfüllten, müllverseuchten Großstädten oder in Staubwüsten ohne Zivilisation. Wissen sie warum?"

      Steve musste gestehen, dass an der Behauptung von Becker was dran war und schüttelte den Kopf.

      "Weil die Väter und ihre Handlanger nicht wollen, dass jemand erkennt, wie begehrenswert die Erde in Wirklichkeit ist. Der Mensch gehört auf diesen Planeten und nicht in zerfallende Kuppeln auf dem Mond."

      Becker wartete einen Augenblick ab.

      "Aber das werden sie mit eigenen Augen sehen, wenn wir erst da sind."

      Die Aussicht zur Erde fliegen zu können elektrisierte Steve. Keiner aus seinem Bekanntenkreis war je auf der Erde oder auch nur in der Nähe des Raumhafens gewesen. Außer Claude, der war in der Logistikhalle als Roboteraufseher beschäftigt, aber das zählte nicht.

      Becker beobachtete seinen jungen Assistenten und realisierte zufrieden, dass er sich in ihm nicht getäuscht hatte. Globe war angefixt – aber noch unschlüssig.

      "Ich habe das Notwendige bereits veranlasst. In den nächsten Tagen werden sie mir hier im Institut zur Hand gehen. Und…", er hielt sich den Zeigefinger verschwörerisch vor den Mund, "… ich betone es noch einmal: schweigen über unsere Pläne. Bleiben sie bei der Version, dass wir eine Studienreise machen. Was eigentlich auch wahr ist."

      Steve nickte.

      Der Auftrag

      Das Gesicht des wachhabenden Offiziers leuchtete auf Hirschs Bildschirm auf.

      "Kommandant?"

      "Ja?"

      Leutnant Cook hatte keine Klasse. Blanc besaß mehr Elan im kleinen Finger und eindeutig die bessere Figur als Cook. Sie wusste, dass wichtige Nachrichten persönlich überbracht werden wollten. Cook war nur ein Durchschnittsschnüffler, der es nie über den niedrigen Entwicklungsstand des prozessgläubigen Technokraten hinausbringen würde.

      "Das Bericht-Update von Objekt 5288 steht bereit, Kommandant."

      "Danke."

      Leutnant Cook salutierte und verschwand vom Bildschirm. Hirsch rief die Daten auf den Schirm. Nur behäbige Optimisten glaubten, dass die Große Säuberung Ruhe und Besonnenheit in den menschlichen Geist gepflanzt hatte. Er wusste es besser: in jedem klugen Kopf schlummerte ein Reaktionär. Kluge Köpfe musste man für sich gewinnen oder abschlagen. Kluge Köpfe waren wie wilde Tiere oder Kinder, in denen zähnefletschende Raubtiere lauerten. Ahnungslos davon, zu was zu zerstören sie im Stande waren.

      Hirsch stand auf und blickte mit leerem Blick auf den Außenmonitor. Das sonst faszinierende Spiel von Licht und Schatten in der Mondlandschaft drang nicht in sein Bewusstsein vor.

      Er setzte sich wieder und las den Bericht:

      Bericht Objekt 5288 – Aktualisierung

      5288 bucht zwei Transfers zur Erdbasis V. Reisende: Objekt 5288 und sein Assistent Steve Globe (Verweis Akte Tino Campos, Politreaktionär). Beweggrund: Studienreise. Reisedatum: 28. Oktober 2344.

      Sonstige Beobachtungen: 5288 hält sich vorwiegend am Arbeitsort auf. Zeit-Agent D23 vor Ort. Keine Hinweise auf unbotmäßige Aktivitäten. Keine elektronische Kommunikation. Der Assistent von Objekt 5288 hingegen sehr gesprächig. (Verweis: Protokoll Kommunikation Steve Globe siehe Beilage 1)

      Hirsch rief Beilage 1 auf. Globes Kommunikationsnachweis belegte, dass er damit rumprahlte, dass er eine Reise zur Erde machen würde. Hauptsächlich brüstete er sich damit im Kreise seiner Freunde. Der Anhang auf dem Schirm enthielt eine lange Liste mit Posts und Bildern, in denen er seine Reise ankündigte. Über den Beweggrund der Reise schwieg er sich aus.

      Globe war einer dieser unkritischen, unbelasteten Optimisten, die sich keinen Deut darum scherten, was um sie herum vorging. Ein ziviler Cook. Für Leute wie Globe war nur die richtige Mischung aus Zerstreuung, Kalorienzufuhr, Arbeit und Sex von Belang. Und reibungsloser Verdauung.

      Was war seine Rolle? Globe gehörte weder zu den Katholiken noch war er je aufrührerisch aufgefallen. Hirsch fiel kein Grund ein, warum Becker Globe mitschleppte.

      Er beschloss, die beiden während ihrer Reise zu überwachen. Dafür kam nur ein Greenhorn in Frage, bei dem er sicher sein konnte, dass es noch nicht in den klebrigen Fäden des Netzes des Feindes zappelte.

      Seine СКАЧАТЬ