Die Endzeitpropheten. Hermann Christen
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Название: Die Endzeitpropheten

Автор: Hermann Christen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742730626

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СКАЧАТЬ darauf, dass wir unachtsam werden. Die Zeit spielt ihnen in die Hände."

      Es dämmerte Blanc, dass Hirsch den Katholizismus nicht nur als eine ausgefallene Manie einiger Weniger betrachtete. Leute, welche eine Macht anerkannten, die über derjenigen der Väter stand, waren gefährlich für das System. Und jetzt suchten sie womöglich Kontakt zu Erdgeborenen. Der Kommandant lag richtig, wenn er die Sache sehr ernst nahm.

      "Ich verstehe, Sir", sagte Blanc ernst.

      "Ich will, dass sie sich gründlich einarbeiten und die beiden direkt beobachten."

      "Verstanden!"

      Sie würde zur Erde reisen. Ein Ziel, für das sie seit dem Eintritt in die ÜKo arbeitete und schuftete. Ein Einsatz auf der Erde war die höchste Qualifikation. Die Einsatzkräfte auf der Erde bildeten die Elite. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

      Hirsch beobachtete Blanc. Er wusste, dass sie begeisterungsfähig war, doch der Anflug von Emotion störte ihn. Er hatte sie ausgesucht, weil sein Freund an der Akademie bestätigte, dass sie aus dem richtigen Holz geschnitzt war. Strikt auf der Linie der Akademie, aber durchaus zu eigenen Gedanken fähig. Garniert mit einer absolut unkritischen Haltung gegenüber der ÜKo. Sie war formbar wie Plastiksprengstoff und in den Händen des richtigen Mentors ebenso gefährlich. Sie war die perfekte Mischung zwischen Obrigkeitsgläubigkeit, Eigeninitiative und Hartnäckigkeit. Trotz der gezielten, ständigen Nörgeleien und Gehässigkeiten seines Freundes hielt sie Kurs.

      Der bevorstehende Auftrag überstieg ihre Einstufung. Aber bei ihr bestand die Gewissheit, dass sie nichts mit der Kirche zu tun hatte.

      "Trauen sie sich das zu?"

      Blanc nickte. Beschattung war eines ihrer Lieblingsfächer und die ersten Feldtests hatte sie mit Bravour bestanden, als sie einen Litterer überführte. Hirsch nahm eine Plastikkarte von der Tischplatte, warf sie in die Luft und fing sie auf.

      "Das ist ihr Fahrschein. Ich entbinde sie ab sofort von ihren aktuellen Befehlen und dispensiere sie von der Akademie. Ich will, dass sie bestens vorbereitet sind, wenn die Reise losgeht. Wenn sie zusätzliche Agenten brauchen, melden sie sich."

      Er warf ihr die Karte zu. Sie fing sie mit der linken Hand auf.

      "Täglich 1100 Rapport hier in meinem Büro."

      Blanc salutierte: "Sir!"

      Die Tür zum Büro fiel ins Magnetschloss. Hirsch blickte starr auf die graue, matte Fläche.

      Es war nicht das erste Mal, dass er dachte, dass es ein Fehler gewesen war, den Kontakt zu den Erdlingen zu kappen. Während seines Dienstes auf der Erde sah er, dass sich die Erde von ihrem Trauma erholte. Die Kolonie hätte schon vor hundert Jahren den Planeten wieder in Besitz nehmen müssen, als der technische Vorsprung noch genügte, die Überzahl der Erdlinge zu kompensieren und eine nachhaltige Machstruktur mit den Vätern an der Spitze zu etablieren. Mittlerweile hatte die Kolonie den Überblick verloren und der Technologievorsprung war geschmolzen. Die wenigen, unterbesetzten Basen reichten nicht, sämtliche Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen. Niemand wusste, über welche Technik die Erdlinge unterdessen verfügten oder ob sich bereits Strukturen zwischen den weit verstreuten Ansiedlungen entwickelt hatten. Die Ignoranz der Kolonie gegenüber der Erde konnte anderen Interessengruppen den Weg geebnet haben, mit Technik oder Wissen Geschäfte zu machen oder die Erdlinge zu beeinflussen. Es blieb nur zu hoffen, dass hinter diesen möglichen Aktionen reine Profitgier steckte.

      Ein charismatischer Führer, der die Erdlinge für sich begeistern könnte, hätte es in der Hand, die lunaren Basen zu überrennen, den Einfluss der Kolonie zu beenden und die Kuppeln auszuhungern.

      Die Katholiken hatten eine Geschichte zur Hand, die funktionieren konnte. Hölle und Erlösung waren gute Argumente, mit welchen sich Anhänger einschüchtern und gewinnen ließen.

      Steve lernte Beckers dunkle Seite kennen. Dessen Führungsstil wechselte von weltentrückter, mit manischen Episoden ergänzter Duldsamkeit zu kompromissloser Hektik. Steve mühte sich mit der Digitalisierung von Beckers Handnotizen ab. Beckers pausenloses Herumtigern und sein Atmen im Nacken, wenn er sich über seine Schulter beugte, um besonders wichtige Einzelheiten zu kontrollieren, nervten. Steves Vorschlag den Zentralrechner der Uni zu nutzen, blockte Becker ab.

      "Papperlapapp. Ich will nicht, dass die Väter, die ÜKo oder sonst wer auch nur den Hauch einer Chance hat, an die Daten zu kommen. Hier, das ist ihr Arbeitsgerät", bestimmte Becker und klopfte mit dem Knöchel auf einen altertümlichen Laptop, dessen Kunststoffgehäuse bereits brüchig war.

      Beim ersten Aufstarten hustete das Gerät asthmatisch Staubwolken aus. Zwei Tage benötigte Steve, um die unpraktische Handhabung der 'Maus', wie der Professor das Gerät nannte, halbwegs zu beherrschen. Becker störte seine Konzentration, wenn er aus der Altzeit und den heldenhaften Endzeitpropheten dozierte. Doch Steve konnte den Geschichten auch positive Seiten abgewinnen. Sein Wissen über die Zeit vor der Säuberung erweiterte sich enorm. Alleine die Erkenntnis, dass die Heilsarmee nicht die persönliche Garde Hitlers gewesen war, lohnte den Aufwand. Beckers Notizen erklärten anschaulich, dass die Heilsarmee den Jihad anzettelte, vor dem der Endzeitprophet Al Gore fliehen musste. Gores Freund, von Däniken, wanderte in die Anden aus, wo er mit einem Presslufthammer Botschaften in den Felsboden gravierte.

      Steve verschob den Mausanzeiger auf dem Bildschirm. Vielleicht war an Beckers Verfolgungswahn was dran, denn der Mann in der Metro, der ihm vor einiger Zeit aufgefallen war, saß nun täglich im Zug.

      Blanc salutierte. "Das Update 5288", schnarrte sie, "ist verfügbar. Sir."

      Hirsch aktivierte die Datei und studierte die Daten.

      "Ist das mit den Aktivitäten in der Uni gesichert?"

      "Jawohl!"

      "Kann der Mittelsmann Genaueres herausbekommen als eben die Aussage, dass die beiden", er zitierte den Text aus dem Bericht, "sich im Büro des Professors verschanzen und sehr geheimnisvoll tun?"

      "Wir arbeiten daran – unser Mann verfolgt Globe ununterbrochen."

      "Sonst noch was?"

      "Da ist eine Helen Rudolf, die immer wieder versucht, mit Globe Kontakt auf zu nehmen"

      "Das ist bekannt. Die Rudolf ist die Partnerin von Globe."

      "Noch nicht", korrigierte Blanc ihren Vorgesetzten, "ich glaube, dass sie will und er nicht."

      "Soll vorkommen."

      "Ich recherchiere weiter in diese Richtung. Es könnte ein perfides Ablenkungsmanöver sein. Sir."

      "Wenn sie nachforschen und es ein Ablenkungsmanöver ist, dann erreicht dieses Manöver exakt die Wirkung, welches es erzielen soll", gab Hirsch zu Bedenken.

      "Darum fordere ich eine zusätzliche Kraft für diesen Fall an, Sir."

      Hirsch lächelte.

      "Genehmigt. Sonst noch was?"

      "Nein, Sir"

      "Bleiben sie dran."

      "Verstanden, Sir."

      Blanc salutierte und ging zurück zur Arbeit. Sie genoss die neue Verantwortung und die neuen Kompetenzen.

      Steve СКАЧАТЬ