Название: Der Werwolf
Автор: Alexis Willibald
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752933741
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„Und weiter?“
„Es war an dem Tage geschehen, und nachmittags zur selben Stunde, da der Mönch mit der Hand an seinen Ofen schlug.“
„Das ist eine weite Wirkung, von Wittenberg bis Lehnin.“
„Ihr mögt begreifen, dass ich nicht sonder Besorgnis heimkehre.“
„Da liegt das Kloster, es ist nicht untergegangen,“ sprach der Bischof und zeigte auf die Türme, die durch eine Lichtung des Waldes aus der Tiefe vorblickten.
„Können seine Dächer nicht einmal zusammenstürzen?“
„Auch wenn sie gestürzt sind, wieder aufgerichtet werden! Ein Tor, wer, wenn er die Flasche entkorkt, beim würzigen Duft schon an die schale Neige denkt. Alten Weibern die Sorge, was von uns überbleibt, wenn wir nicht mehr sind. Die Bischofsmütze auf der ehernen Tafel über meinem Grab wärmt sie mich etwa, wie die wollene Nachtmütze, die ich über die Ohren ziehe? Was hilft's uns, in Holz geschnitzt, in Stein gehauen oder in Erz gegossen zu sein, wo niemand weiß, ob Albrecht Achilles' Helm oder der zinnerne Kammertopf seines Hofnarren länger dauert. Der Backofen kann länger stehen, als der Kirchturm da, und der Name eines Galgenvogels überlebt den von tausend ehrlichen Leuten, die nicht in die Chronik kamen, weil sie nicht gehängt wurden.“
„Kurios, ich träumte darauf –“,
„Dass die Sterne durch Eure Dächer schienen.“
„Ja, Bilsen und Nesseln wucherten im Mondschein über den Ruinen, aber riesengroß und eisenfest stand der Ofen des Mannes in Wittenberg, und von allen Seiten kamen die Leute, um den schwarzen Ofen wie eine Reliquie anzustaunen.“
Der Bischof lachte herzhaft, dass der Magen sich schüttelte, was er für sehr gut hielt nach einem Morgenritt durch einen feuchten Wald.
„Sanctissima! Abba! Freund! Eure Leber ist krank. Was trinkt Ihr denn den verteufelten Landwein, den Ihr selbst zieht. Kuriert mit ungarischem Eure Grillen. Spukt ein Ofen gar im Gehirn, wie der feurige mit den drei Männern! Ei, Lieber, wenn Eure Seele das Zähneklappern kriegt, will ich Euch von der Vision heilen. Straupitz, der Provinzial der Augustiner, tut mir schon den Gefallen und lässt den Ofen abreißen, so ich ihm schreibe, dass er Euch ein Ärgernis war. Lehnin, seht, wie die Sonne drauf scheint, soll länger zusammenhalten, als die gebrannten Kacheln.“
Der Bischof wäre wohl in der Laune gewesen, es zu tun. Der Abt, der ihn kannte, hatte Mühe, es ihm auszureden.
„Seht, Bester, welche Lehre selbst Euer Traum uns gibt“, fuhr Hieronymus fort. “Da eifern und schreien die Gelehrten jetzt gegen die Reliquienverehrung, und so wir's recht bedenken, nämlich unter uns, lässt sich mancherlei dagegen sagen, denn warum soll die Maria in Zehdenick besser sein, als Eure in Lehnin, und hätten wir in Brandenburg die heiligen Knochen vom Dom zu Magdeburg, so sehe ich nicht ab, warum Brandenburg nicht auch ein gefürstetes Erzbistum sein könnte, und vielleicht mit besserem Recht, doch, wie gesagt, das ist nicht fürs Volk. Aber, angenommen, Euer Traum wäre eine Wahrheit, der Wittenberger Mönch würde ein Heiliger unter den Ketzern, würden sie nicht auch seine Schuhe anbeten, seine Zähne verkaufen, und wer sagt das voraus, sie pilgerten auch wohl nach seinem Ofen zu den Augustinern. Das Volk will Reliquien. Es muss was mit den Augen sehen, mit den Händen betasten, mit der Nase riechen. Torheit, was sie faseln über das Anbeten im Geist und in der Wahrheit. Ja, wenn wir selige Geister wären! Nun stecken wir aber in Haut und Hosen; und möchtet Ihr raus? Mir wär's zu kalt. Weihrauch und Reliquien so lange die Welt steht, ob nun von Knochen, Leder, Holz oder Stein. Seht die alte Bredow!“
„Eine gescheite Frau wird sie aber nicht knieen vor ihrem Götz von Stein und Stein und Bein schwören, es sei ihr Mann, und der Steinmetz konnte keinen ungeschickteren Fratz feilen, wie ich im Vorbeigehen sah. Was der Stein!“ – und er lachte hell auf, – „hat die Familie nicht auch eine andere Reliquie, eine lederne! – Sie knieen am Ende noch vor ihren Hosen. Omnes noo homines sumus, dilectissime!“
Fünftes Kapitel
Der Wolf heult
Die beiden Prälaten waren lachend den Abhang hinabgeritten auf den Damm, welcher durch das Bruchland nach dem Kloster führt.
Die beiden Ritter, ihre Begleiter, sehen wir auf der Höhe halten und ihnen nachblicken. Sie hatten sich schon im Walde von den Prälaten beurlaubt, waren die Herren doch nun in Sicherheit und Hake wollte noch heute nach Stülpe zurück, der andere bis Brück.
Der Ritter Hake hielt mit der Hand seinen roten, spärlichen Ziegenbart, wodurch sein Mund noch größer schien, als er so herzhaft auflachte, wie vorhin der Bischof; aber, nach seinem grimmigen Gesicht zu schließen, kam das Lachen nicht aus dem Magen, vielmehr aus der Leber.
„Blitz und Donner! Wann die den Wanst sich vollschlagen, kullert der Hunger in unserem Magen.“
„Es stand bei Euch. Sie luden uns ein,“
„Ist gegen mein Gelübd'.“
„Ihr ein Gelübd'?“
„Mich von keinem Pfaffen traktieren zu lassen. Nähm' mein Hund einen Bissen Brot aus der Hand einer Glatze, ich schlüge ihn tot.“
„Und musstet ihnen das Geleit geben! Das ist freilich kurios.“
„'s ist vieles kurios in der Welt. Lieber wär' ich zwischen sie geritten, hätte den einen rechts am Schopf gepackt, den anderen links, und hätten sich küssen sollen, bis ihnen die Zähne wackelten.“
„Bei solchem Sinnen muss man es loben, dass Ihr Euch manierlich genug geführt.“
„Schaut, wie sie auf den Sätteln halb nur sitzen.“
„Zur Lust trabt kein Reiter über einen Knüppeldamm.“
„Hat auch niemand gern den Wolf hinter sich.“
„Bis in die Umfriedung des Klosters wagt sich doch kein solch' Untier?“ ' '
„Es kommt drauf an. Schaut Euch da einmal um, da – da“ – rief Hake von Stülpe, und als der Ritter Jagow den Kopf wandte, heulte es hinter ihm, wie abends ein hungriger Wolf durch die Heide stöbert.
„Wart Ihr das oder der Teufel? – Ich glaube, Ihr treibt Euren Spaß“.
„Mit Euch, da sei Gott für. O seht, wie sie sich die Hüften halten, der hebt sich schon im Sattel“.
„Der Wind ist gegen uns, sie haben's nicht gehört.“
„Pah! Auch nicht nötig. Die Wölfe von gestern heizen ihnen noch ein.“
„Hake! Mir träumte auch, aber –“,
„Ihr wolltet's nicht glauben. Da habt Ihr Recht. Was ein Prälat behauptet und eine Kapuze beschwört, glaubt nimmer; aber auf ein Ritterwort könnt Ihr Euch verlassen –“,
„Ihr könnt –“,
„Heulen wie ein Wolf, 's ist so 'ne Kunst, die der hungrige Bauch lernt. Das müsst Ihr doch schon gestern Abend gehört haben.“
„Ihr СКАЧАТЬ