Blümchenkaffee. Nadja Hummes
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Blümchenkaffee - Nadja Hummes страница 7

Название: Blümchenkaffee

Автор: Nadja Hummes

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753170374

isbn:

СКАЧАТЬ und Zitronengelatine miteinander und befülle jede einzelne der fünf Tassen zu dreiviertel mit dieser Masse. Jetzt muss ich bloß noch die Farben unterrühren. Bloß noch. Ha! Von wegen! Es ist der Teil der Arbeit, auf den ich mich am meisten gefreut habe. Farben! Her damit!

      Rot, Gelb, Blau und Grün werden hingebungsvoll auf vier der Tassen verteilt. Die Masse in der fünften Tasse bedenke ich mit einem sorgfältigen Blick, – ob sie auch keine Farbspritzer abbekommen hat. Denn sie soll für’s Erste noch weiß bleiben.

      Ja, alles in Ordnung. Na bitte, geht doch.

      Ab in den Kühlschrank! Zumindest mit all jenen Tassen, die darin noch Platz finden.

      Dritter Akt: Aufbau der Torte.

      Hm. Ein bisschen Inspiration könnte nicht schaden.

      Hayden räumt seinen Platz und überlässt Max Bruch das Feld. Beziehungsweise die Lautsprecher.

      Den ausgekühlten Biskuitboden befreie ich aus seinem vor Wespen gesicherten Verlies. Zurück in der Küche, schneide ich ihn in acht fast gleichmäßige Scheiben. Geringfügige Abweichungen inbegriffen. Die dickste Scheibe bildet den Boden. Ich beginne mit… hmmm… mit Grün. Schwungvoll entleere ich die grüne Creme aus der Tasse über dem untersten Biskuitboden. Ebenso beschwingt verteile ich sie nun mit dem breiten Kuchenmesser, – bis die gesamte Fläche vollständig bestrichen ist. Danach decke ich die grüne Cremeschicht mit der nächsten Biskuitbodenscheibe ab. Irgendwann sind endlich alle Farb- und Biskuitschichten zu einer mehrstöckigen Torte zusammengebaut. Es wird Zeit, dieses Wunderwerk der Backkunst mit der verbliebenen weißen Creme sorgsam zu ummanteln. Vorher jedoch…

      Ein umgedrehtes Eiswaffelhörnchen wird das sagenumwobene Horn des Einhornes bilden. Ganz oben, auf dem höchsten Punkt der Torte. Deshalb muss ich nun ganz viel Fingerspitzengefühl aufwenden.

      Man mag von der Farbe Rosa halten was man möchte, – ich werde nicht dafür bezahlt, mit der Großmutter oder den Eltern des Geburtstagskindes über die kommerzielle Verwendung dieses Farbtones, geschweige denn über ein fragwürdiges Frauenbild zu diskutieren. Auch steht mir nicht der Sinn danach. Denn ein Kind, das all den derzeitigen Widrigkeiten mit Hilfe seiner überzeugten Jawohl!-Prinzessinnen-haben-Einhörner!-Philosophie trotzt und immense Kraft sowie einen Teil seines seelischen Gleichgewichtes aus dieser Philosophie schöpft, hat meinen vollen Respekt und Rückhalt.

      Vorsichtig mische ich den Rest der weißen Quarkcreme unter den verbliebenen Rest der roten Quarkcreme, bis ein unbeschwertes Pastellrosa entstanden ist. Behutsam pinsele ich das Waffelhörnchen damit ein und suche im Kühlschrank eine Nische. Passt!

      Nun noch zwei sorgfältig ausgeschmückte Augen aus unterschiedlich farbigem Fondant am Fuße des Kuchens angebracht, mit einer Fondue-Gabel die Strähnen der Pferdemähne in das Kunstwerk hinein gezogen und virtuos ein paar bunte Schokoladenstreusel so wie rosa, silbern glitzernde und hellgelbe Marzipanblumen von verschiedener Größe in die Mähnenhaare gestreut. Fertig.

      Dieses Kunstwerk von Torte ist – melodramatisches Hach – eine echte Diva. Darum lässt sie sich auch nicht in diesen ordinären Kühlschrank zwängen. Viel zu eng. Und soll sie diesen unzumutbar mickrigen Platz vielleicht auch noch mit anderen teilen? Womöglich etwa mit solchen aus dem gewöhnlichen Fußvolke? Püh!!!

      Nee, ist klar. Gut, dass ich schon vorher mit dieser Entwicklung gerechnet habe. Was man eine kluge Frau heißt, so sorgt eine solche vor. Behände eile ich in das abgedunkelte Badezimmer, versiegele den Abfluss der Dusche mit dem Stöpsel, spurte zum Kühlschrank, zerre sämtliche eingelagerten Kühlakkus und Eiswürfel aus dem Tiefkühlfach und verteile diese flächendeckend in der Duschtasse. Et voilà! Der Frischhalte-Jungbrunnen ist angerichtet! Möge die hochwohlgeborene Diva gnädigst geruhen, dort Platz zu nehmen? Darf ich Ihre verehrte Durchlaucht untertänigst in ihr Gemach der ewigen Jugend geleiten?

      Aber ja doch.

      Das rosa Waffelhörnchen setzte ich erst dann auf die Spitze der Torte, wenn des Kindes Großmutter im Taxi vorfährt. So ist es ausgemacht.

      Oma höchstselbst wird daheim noch frische Sahne schlagen und jene Stelle, an der das Einhorn sitzt, mit einem Zierrand aus eben dieser Schlagsahne versehen. Den Rest der bunten Schokoladenstreusel und Marzipanblumen wird sie auch mitnehmen. Die streut sie über das Einhorn und den Rand aus Sahne, sobald dieser fertig ist.

      Max Bruch verstummt. Er hat den Zeitpunkt gut abgepasst. Stille kehrt ein.

      Dies also ist der Moment, sich dem Anblick der anstehenden Nachbereitung zu stellen. Wohlan denn. Schaue den Tatsachen ins Auge, Lenja.

      Imaginäres Grillenzirpen.

      Meine Küche ist ein Schlachtfeld aus Farben und Speiseresten.

      In meinem Schlafzimmer feiert eine Horde Wespen eine Party für Verwirrte.

      Ich hatte vergessen, das Fenster zu schließen. Der Duft von frisch gebackenem Biskuitboden liegt noch immer in der Luft.

      Der Flur wurde vorübergehend zur Sammelstelle für gebrauchte Geschirrtücher, Topflappen, Schüsseln, Schneebesen und dergleichen mehr. All das Zeug, für das in der Küche zwischenzeitlich kein Platz mehr gewesen ist, liegt in der Diele verstreut.

      Nein, – im Sinne von nein. Ab und zu braucht der Mensch eine Pause. Kurzentschlossen leiste ich der Diva in meinem Badezimmer Gesellschaft. Denn jener vorsorglich abgedunkelte und gekachelte Raum ist nicht nur angenehm kühl sondern auch frei von Wespen.

      Die Türglocke lässt mich aus meinem Nickerchen aufschrecken. Jetzt aber hurtig.

      Wie abgesprochen, stelle ich den Einhornkuchen auf meine Fußmatte und lege den Kassenbon unter das Glas mit den bunten Streuseln und Blumen. Rasch schließe ich die Tür wieder. Gespannt lausche ich auf die Schritte im Treppenhaus.

      Ein Juchzen erklingt. Treffer.

      Aufrichtig freue ich mich mit der mir unbekannten Enkeltochter und ihrer Oma.

      Erst nachdem das Taxi weggefahren ist, öffne ich meine Wohnungstür erneut.

      Neben dem Geld für die Lebensmittel und einem zusätzlichen zwanzig Euro-Schein liegen fünf frische Waffeln. In Backpapier eingedreht.

      Darunter ein Zettel:

       Vielen, vielen Dank. Sie haben mir sehr geholfen.

       P.S.: Waffeln kann ich.

      *

      „… und wie geht es Sebastian inzwischen? Hat er sich von dem Schrecken erholt?“

      „Ach, da denkt der schon gar nicht mehr dran. Der hat vier Tage lang jeden Abend seinen Rücken von mir mit Salbe eingerieben bekommen und dann war gut.“

      „Na, umso besser.“

      „Ach Mensch, es wäre so cool, einfach mal wieder in Ruhe mit dir klönen zu können. So ganz unkompliziert, weißt du. Einfach irgendwo sitzen und quatschen und den Kleinen dabei im Blick haben. Wenn dieser ganze Pandemie-Mist vorbei ist und man endlich wieder so richtig normal `raus kann, besuche ich dich wieder. Mit Falk und Sebastian. Und dann gehen wir alle miteinander zu diesem liebenswerten alten Herrn bei dir in der Nähe. Der, der uns die Weißwürste und den Schokopudding serviert hat, als ich mit Sebastian schwanger gewesen bin. Meine beiden Jungens freuen sich schon sehr darauf. Falk hat ewig keine Weißwürste СКАЧАТЬ