Blümchenkaffee. Nadja Hummes
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Название: Blümchenkaffee

Автор: Nadja Hummes

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753170374

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СКАЧАТЬ Fazit schließen: Leben ist – neben vielen anderen Faktoren – an die Auffassung von Glück geknüpft.

       Die Auffassung von Glück wiederum

       war,

       ist

       und wird

       individuell definiert.

      *

      „Können Sie auch einen Einhornkuchen backen?“

      „Na klar. Bestimmt.“

      „Ah, gut. Mein Enkelkind hat nämlich Geburtstag. Es wäre der erste Geburtstag gewesen, den sie im Kindergarten gefeiert hätte. Mit ihren ganzen neuen Freunden. Aber durch die Pandemie-Auflagen und dieses ständige Hin und Her, ob die Kindergärten und Schulen nun geöffnet sind oder nicht… Ach, man kennt sich ja gar nimmer aus. Und sie hatte sich doch so gefreut. Ach, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Aber mit all ihren Freunden im Kindergarten zu feiern, das geht im Moment nun einmal nicht. Da musste ich sie schon sehr trösten. Am Telefon. Und über Video. Das hat meine Tochter mir gezeigt. Wie das geht und so. Und da rufen wir uns jetzt immer gegenseitig mit Video an. Ja, und dann stellt meine Tochter ihr Handy auf die Nachttischkommode und meine Enkel können sich dann davor setzen und wir sprechen dann zusammen. Alle miteinander oder durcheinander, ach, immer so wie’s auskommt. Oder wer mag oder keine Zeit hat, der kann auch zwischendurch mal rausgehen. Und die anderen sprechen dann weiter. Meistens ist es ja so, dass meine Enkel nach ihrer Oma fragen. Und da lasse ich mich natürlich nicht lange bitten, das ist klar. Wozu bin ich sonst Oma? Und ja, und dann höre ich zu und wir sprechen so dies und das und ich mache, was immer mir möglich ist. Ach, das ist manchmal ganz herzig, was meinen Enkeln dann so zwischendrin einfällt. Es ist noch gar nicht so lange her, da wollten sie, dass ich denen etwas vorlese. Ja, um Himmels Willen, das Buch kannte ich gar nicht! Das hatte ich auch nicht da! Ja, du liebe Güte, da hatte ich eine Not. Und dann die traurigen Augen. Das können Sie sich gar nicht vorstellen. Ach, das war eine Stimmung, – nein. Mein Schwiegersohn hat dann das Buch im Internet bestellt und was soll ich Ihnen sagen? Am nächsten Tag war es bei mir! So schnell! Und dann gab es die Vorleserunde doch! So eine Freude! Da saßen meine beiden Enkel dann vor diesem kleinen Bildschirm und haben ganz andächtig zugehört. Vor dem Mittagsschlaf. Am Anfang haben sie noch zu mir hin geguckt, aber dann wurden die Augen immer müder. Ach, und da waren sie dann auch bald eingeschlafen. Oder was bei meinen Enkeln dann manchmal so ganz plötzlich raus geplappert kommt! Ich sage Ihnen, da gerate ich bisweilen regelrecht ins Staunen. Mein Schwiegersohn sagte das auch schon. Und dass er und seine Frau, also meine Tochter, das ja sonst gar nicht so mitkriegen. In dem ganzen Umfang. Weil der Große ja schon in der Grundschule ist und die Kleine im Kindergarten. Und meine Tochter und mein Schwiegersohn ja auf der Arbeit. Also vor dem Lockdown. Ja, und jetzt findet die Kinderbetreuung schon seit März zu Hause statt und da haben die Eltern ja keine Sekunde Ruhe. Oder mal einen Augenblick für sich. Es ist ja nicht nur die Kleine, um die sich gekümmert werden muss. Der Große ist ja auch noch da. Homeschooling! Ach, eine Katastrophe sage ich Ihnen…“

      „Hmja. Der Einhornkuchen ist aber für die Kleine, wenn ich Sie recht verstehe?“

      „Ja genau. Ich sag’ zu meiner Tochter und meinem Schwiegersohn ‚Ich backe ihr einen schönen Mamorkuchen.‘, sage ich. Ach, um Gottes Willen! ‚Nein‘, sagen beide. ‚Das ist total lieb von dir, Mutti‘, sagen sie, ‚aber sie wünscht sich so sehr einen Einhornkuchen.‘“

      „Und diesen Wunsch möchten Sie als Oma Ihrem Enkelkind nun gerne erfüllen?“

      „Ja natürlich! Die beiden kommen doch gar nicht dazu. Die haben ja nicht eine Minute für sich. Als wenn die noch heimlich etwas backen könnten. Nein nein, das ist nicht drin. Da muss die Oma ran. Tja, und jetzt? Ich habe doch noch nie einen Einhornkuchen gebacken. Ich weiß gar nicht, wie so etwas aussieht. Und wie das geht. So ein Einhornkuchen. Und als ich da Ihren Zettel im Supermarkt gesehen habe, der hing ja da an der Pinnwand, da dachte ich: Ruf doch mal da an. Vielleicht kann die dir ja weiterhelfen. Ich habe auch schon in den Bäckereien angerufen, – in Ödenpofen und in Strunzdorf. Aber so etwas Spezielles machen die im Moment alle nicht mehr. Und in der alten Mühle, diesem herrlichen Ausflugs-Café in Ödenpofen und in der Strunzdorfer Konditorei, da habe ich mich auch telefonisch erkundigt und die sagten mir, sie seien nur noch in der Minimalbesetzung da, beide, und fertigen nur noch schon vorbestellte Hochzeitstorten an und liefern die aus. Und es sei ja vorher schon so schwierig gewesen. Wegen der Unkosten und so weiter und sie hätten ja eine Sitzecke und die sei immer gut besucht gewesen, aber das fällt ja inzwischen alles weg und jetzt wissen die selber nicht, ob ihr Betrieb demnächst überhaupt noch da ist. Einhorntorte und so etwas, das nehmen die gar nicht mehr an. Ja, du liebe Güte, da habe ich aber einen Schrecken gekriegt! Was mache ich denn jetzt? Können Sie mir denn da weiterhelfen?“

      „Das hoffe ich doch“, spreche ich uns beiden zuversichtlich Mut zu.

      Geduldig lausche ich der stolzen Großmutter, welche mir im weiteren Verlauf unseres Telefonates eine ebenso wortgetreue wie ausführliche Beschreibung der Einhorntorte wiedergibt. So, wie ihre Enkelin sie ihr beschrieben hat. Im Geiste rechne ich bereits die Menge der dafür benötigten Lebensmittel hoch. Zwei Erwachsene und zwei Kinder. Laut dieser schnuckeligen Oma verspeist jede Person circa drei oder vier Stück Kuchen. Über den Geburtstag und die anschließenden zwei Tage verteilt. Sie selbst wird nicht mitessen. Denn weil Oma mit ihren dreiundsiebzig Jahren zur Risikogruppe gehört, darf sie vorerst leider nicht zum Geburtstag ihrer Enkeltochter kommen. Aber selbstverständlich wird sie, wann immer es die jeweiligen Beteiligten wollen, per Video dabei sein.

      Gegen Ende des Gespräches einigen wir uns darauf, dass sie mir die Unkosten für die Lebensmittel erstattet und jenen Betrag um einen kleinen Bonus ergänzt. Schon jetzt ist mir klar, dass besagter Bonus keineswegs die aufzuwendende Arbeitszeit vergüten wird. Dennoch. Diese reizende alte Dame ist eine so herzensgute Vollblutoma, dass ich ihr dieses Anliegen weder abschlagen kann noch möchte.

      *

      O tempora, o mores.

      Einhornkuchen.

      Ein Drama in drei Akten.

      Erster Akt: Der Biskuitboden.

      Sorgsam trenne ich das Eigelb vom Eiweiß. Jedes kleine abgesplitterte Stück Eierschale wird akribisch mit einem sauberen Lebensmittelpinsel heraus gefischt. Während das mit Zucker aufgeschäumte und steif geschlagene Eiweiß schon im Kühlschrank steht und dort auf seinen Einsatz wartet, heizt der Backofen bereits vor.

      Hayden untermalt die Szenerie seit Anbeginn. Im Stimmungsbarometer seiner Orchesterklänge verquirle ich diverse Zutaten in großen Kaffeebechern und Müslischüsseln und stelle sie separat, zur weiteren Verwendung, bereit. Sooo… Bitte nicht rutschen! Ich weiß, dass in meiner Küche wenig Platz ist, aber trotzdem: Nicht hinfallen, o.k.?! Nicht kaputt gehen. Bitte. Ich brauche diese Zutaten noch. Und neues Geschirr möchte ich mir zur Zeit auch keines kaufen. Nicht bewegen. Einfach brav stehenbleiben. Jaaa! Guuut! So stehenbleiben!!! Jaaaaa! Genau so! … Uff!!!

      Zweiter Akt: Die Quarkcreme.

      Der Biskuitboden ist mittlerweile fertig und in Sicherheit. Er steht zum Auskühlen im Schlafzimmer. Normalerweise empfiehlt es sich, Biskuitbackwerk einen ganzen Tag lang auskühlen zu lassen, bevor es weiter verwendet wird. Doch dieses Zeitfenster hat die Vollblutoma nicht. Ihr pressiert’s. Nun denn, – der Biskuitboden ist abgedeckt. Weichet, ihr Wespen! Für euch gibt es hier nichts zu holen!

      Fertig angerührte Schlagsahne? Anwesend. Mit Puderzucker angereicherter Magerquark? Anwesend. Abgekühlte Zitronengelatine? Anwesend. Vier Lebensmittelfarben sowie fünf bislang unbenutzte große Tassen? Anwesend.

      Nun СКАЧАТЬ