Blümchenkaffee. Nadja Hummes
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Название: Blümchenkaffee

Автор: Nadja Hummes

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753170374

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СКАЧАТЬ wieder ins Schwimmbad wollen.“

      „Wahrscheinlich.“

      „Schwimmen ist, so meine ich mich zu erinnern, auch sehr schonend für die Gelenke. Bewegung an sich ist sowieso eine prima Sache. Weniger Zivi­li­sations­krank­heiten, mehr Kon­zentra­tions­fähig­keit und so weiter.“

      „Und irgendwie tut Schwimmen auch der Selbstdisziplin gut.“

      „Äh. Aha. Inwiefern?“

      „Auch wenn einem die Muskeln brennen oder man müde wird: Man bricht nicht ab, bevor man das Ufer oder den Beckenrand erreicht hat. Man zieht durch, bis man am Ziel ist. Andernfalls könnte es ‚blubb‘ machen. Ohne Spinat.“

      „Stimmt, da hast du natürlich Recht. So hatte ich das noch gar nicht gesehen.“

      „Wie geht es denn dir, Micha? Dein Job scheint dir zur Zeit viel abzuverlangen?“

      „Aaaach. Geht schon.“

      „Dir droht jetzt aber keine Arbeitslosigkeit oder so etwas?“

      „Nein. Nur zwei Tage Kurzarbeit pro Woche. Ich genieße neuerdings den Luxus eines Home-Office.“

      „Wieso wundert mich das jetzt nicht?“

      „Ehrlich gesagt, finde ich das Home-Office super. Du glaubst gar nicht, um wie vieles ich fitter bin und besser arbeiten kann. Weil ich mich nun nämlich nicht mehr ständig in den morgendlichen Wahnsinn aus Auto-Rush-Hour und ÖPNV begeben muss. Das spart Zeit, Kraft und Nerven. Enorm, sage ich dir.“

      „Das glaube ich durchaus. … Micha? Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt unhöflich wirke: Können wir später wieder telefonieren?“

      „Klar. Ähm. Wieso?“

      „Dein Anruf hat einen entspannenden Effekt.“

      „Oh?“

      „Ja. Ich merke gerade, dass ich jetzt schlafen könnte. Und wenn ich den Moment verpasse, dauert es wieder, bis ich das nächste Mal so weit bin.“

      „Kein Problem. Das war ja auch irgendwie Sinn der Sache.“

      „Du hast angerufen, um mich in den Schlaf zu quatschen?!“

      „Nicht direkt. Eher aus Interesse. Oder, ähm, oder besser gesagt zur Entspannung. Für uns beide. Oder, ähm, oder so ähnlich. Na jedenfalls: Erhole dich, Lenja.“

      „Du dich auch, Micha. Du hast definitiv Erholung nötig.“

      „Werde ich. Nach dem Tanzen.“

      „The Cure? Kraftwerk? Anne Clark? The Clash? The Sex Pistols? Die Beatles? Bill Haley? Benny Goodman? Johann Strauss Junior? Hugo Strasser? … … … ?“

      „Och, das weiß ich noch nicht. Mal schauen. Vielleicht eher Klaus Schulze oder so.“

      „Zum Tanzen? Aber ist Klaus Schulze nicht eher… fast schon meditativ?“

      „Ja. Und? Passt doch. Dann kann ich meditativ Zähne putzen während ich tanze und danach vom Tanzen ermüdet direkt ins Bett fallen und in den Schlaf hinüber gleiten.“

      Mai

      Von: Valtteri

       Betreff: Lebenszeichen?

       An: Lenja

      Liebe Lenja

      Wie geht es dir?

       Bist du wohlauf?

       Seit deiner letzten Nachricht sind viele Tage vergangen.

       Ich vermisse es, von dir zu hören und zu lesen. Hoffentlich bist du gesund. Sei herzlich gegrüßt, auch von Anneline.

      Valtteri

      Seit satten zwei Stunden leuchtet Valtteris E-mail mir vom Display meines Laptops entgegen. Zwar bin ich wahrhaft gewillt, ihm zu antworten – kriege bislang jedoch keinen einzigen Satz zustande. Dabei weiß ich doch genau, welchen Stellenwert es hat, dass Valtteri mir eine Brücke in mein langes Schweigen hinein baut. Nur Mut, Lenja. Das schaffst du. Mühsam rücke ich mir selbst den Kopf zurecht und lege meine Finger auf die Tastatur.

      Von: Lenja

       Betreff: Lebenszeichen.

       An: Valtteri

      Lieber Valtteri

      Vielen Dank für Deine und Eure herzlichen Grüße. Es tut gut, von Dir zu lesen.

       Gesundheitlich bin ich wohlauf.

       Was alle anderen Faktoren meines Befindens betrifft, so halte ich mich aufrecht. Möglichst ohne in ein merkwürdiges Irgendetwas zu mutieren. Das klappt. Irgendwie. Erstaunlicherweise. Wofür ich dankbar bin.

       Insbesondere angesichts der Dinge, die sich während meiner Funkstille ereigneten.

       Kurz nachdem im März der Lockdown ausgerufen wurde, hatten Autoraser die kaum noch befahrenen Landstraßen zwischen Ödenpofen, Strunzdorf und den umliegenden Ortschaften für sich entdeckt. Auf diesen Strecken wurden immer wieder Wettrennen gefahren. Woraufhin an manchen Stellen mobile Blitzer aufgestellt wurden. Natürlich unter strengster Einhaltung der Pandemie-Auflagen.

       Einige Tage später erhielt ich einen Anruf von Annerose: Günter war auf seinem Fahrrad, ohne seinen Hund Johnny, zur Weide gefahren. Und zum Zeitpunkt des Geschehens bereits auf dem Rückweg gewesen. Er wollte die Straße überqueren. Von Bürgersteig zu Bürgersteig. Die Fußgängerampel zeigte Grün. Sein Fahrrad hatte er neben sich her geschoben. Zwei Autos kamen wie aus dem Nichts angeschossen. All das konnte man rekonstruieren. Den gesamten Unfallhergang.

       Damit nicht genug, hatten die Raser keine erste Hilfe geleistet. Geschweige denn einen Notarzt gerufen. Ebenso skrupellos wie sie ihre Rennen fuhren, begingen sie auch Fahrerflucht.

       Weil durch den Lockdown kaum jemand unterwegs war, hatte zunächst niemand Günter dort liegen gesehen. Bis schließlich ein Fußgänger kam. Ebenfalls ein Hundebesitzer. Dessen Hund verhielt sich schon einige Meter vorher ungewöhnlich. Er bellte und zog permanent, wich hartnäckig von seiner sonst üblichen Gassiroute ab. Als der Mann den Grund dafür sah, verständigte er sofort den Notarzt.

       Günter lag eine Woche im Koma, danach ist er verstorben.

       Seine Beerdigung fand kurz darauf unter Einhaltung der zu jenem Zeitpunkt geltenden Auflagen statt. Ich war nicht zugegen und weiß auch nicht, auf welchem Friedhof er liegt. Annerose wollte nicht darüber reden.

       Über vieles andere ebenfalls nicht.

       Die Raser wurden direkt nach dem Unfall von drei mobilen Blitzern geknipst. Sie konnten ermittelt werden. Die verbeulten Stellen in beiden Motorhauben, Günters Hautpartikel so wie Faserreste seiner Kleidung, ergaben eindeutige Beweise. Auch der Fahrstreckenverlauf ließ sich dank diverser Abriebspuren, der Reihenfolge der mobilen Blitzer und einiger weiterer Faktoren einwandfrei nachweisen.

       Auf Grund von Verdunkelungsgefahr und ähnlichen Gründen erhielten die Raser ergänzend СКАЧАТЬ