Blümchenkaffee. Nadja Hummes
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Название: Blümchenkaffee

Автор: Nadja Hummes

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753170374

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СКАЧАТЬ könn’n ja keine Aussage mach’n so. Oder Angaben. Zum Verlauf un’ so. Also Sie dürf’n weiter, ne. Hat der mir so gesagt.“

      „Ah. Prima. Wenn Sie zurechtkommen, würde ich mich tatsächlich gerne auf den Weg machen. Ich bin nämlich ein wenig müde.“

      Ich sammele das Handy mit meinem Baumwolltaschentuch ein, desinfiziere es erneut und lasse es in meiner Tasche verschwinden.

      „Leider kann ich Sie nich’ nach Hause fahr’n“, scherzt er, inklusive süffisantem Grinsen. „Also… Ja. … Dann schön’n Tag noch. … So, ne.“

      „Dafür nicht“, entgegne ich freundlich und mache stante pede kehrt.

      Jetzt nehme ich doch denselben Weg zurück, auf dem ich herkam.

      Denn da der angefahrene Keiler vorhin in das Unterholz auf der anderen Seite der Landstraße gelaufen ist, trottet er dort wahrscheinlich noch irgendwo herum.

      Und ich habe keine Lust, ihm zu begegnen.

      *

      „War er süß?“ fragt Nicole mich unvermittelt.

      „Bitte was?“ stutze ich irritiert.

      „Na, ob er süß war?“ wiederholt Nici ihre Frage. „Oder sexy? Ist er ein Single?“

      „Boah, Nici. Was weiß ich, ob der Single ist. Der Typ hatte einen Wildunfall, ich habe die Polizei verständigt und das war es auch schon.“

      „Habt ihr denn wenigstens eure Telefonnummern ausgetauscht?“

      „Nein“, antworte ich leicht genervt. „Ich sagte doch gerade: Das war’s. Ich hatte und habe kein Interesse an seiner Telefonnummer. Und es ist mir auch egal, ob er ein Single ist oder nicht.“

      „Kein Interesse? Überhaupt nicht? Aber er hat dich doch angescherzt.“

      „An-ge-scherzt?“

      „Dass er dich nicht nach Hause fahren konnte“, setzt Nicole nach.

      Fassungslos starre ich auf mein Telefon.

      „Na und?“ erwidere ich gedehnt.

      „Also war er nicht süß.“

      Zwecklos. Es ist einfach zwecklos.

      „Dass du das so kannst, dieses... für dich sein“, resümiert sie staunend. „Ehrlich gesagt, bewundere ich dich da fast ein bisschen.“

      „Was? Wieso denn das?“

      „Also, für mich wäre das nichts. Wenn ich Falk nicht hätte und er mich nicht… Ginge gar nicht. Da haben wir uns letztens noch drüber unterhalten. Könnten wir nicht. Würden wir auch nicht wollen. Weder er noch ich. Du bist da anders als ich.“

      „Außer einer wirklich guten Freundschaft verbindet mich ja auch nichts mit ihm.“

      „Du nun wieder“, lacht Nici. „Hätte ich sagen müssen: ‚Ich bin da anders als du‘? Oder wie? Oder wie man halt sagen möchte. Ist ja auch egal. Die Hauptsache ist doch, dass man glücklich ist. Und wenn man’s nicht ist, dann muss man halt sehen, dass man es wird. Und darauf hinarbeiten. Damit es wird.“

      „Äh, ja. Gut, dass Glücklichsein individuell definiert wird.“

      „Wo du Recht hast, hast du Recht. Wenn ich mir so vor Augen führe, was manche Leute unter ‚glücklich sein‘ verstehen…“

      „Nici?“

      „Ja?“

      „Lass gut sein. Bitte. Ich bin gerade nicht in Plauderlaune. Ist nichts gegen dich. Wirklich nicht. Weswegen hast du mich angerufen?“

      Stille.

      „Na ja… Seit März haben wir ja nichts mehr voneinander gehört. Aber… Ehrlich gesagt… Ach Lenja. … Ich bin es so leid“, wispert sie auf einmal kaum hörbar. „Es ist… irgendwie… dieses… diese… Diese Tatsache, dass viele erwachsene Menschen es nicht mit sich selber klar kriegen, dass es Menschen gibt, die eine andere Meinung haben und vertreten und das Leben anders leben, als sie selber es tun!!! Dass sie schon diese Tatsache an sich nicht aushalten können!!! Und am besten noch meinen, aus eben diesem Grund – ich drücke es mal höflich aus: blöd – gegen andere werden zu dürfen!!! Ich könnt’ kotzen! Ehrlich!“ platzt es aus ihr heraus.

      „Du liebe Güte, Nici. Was ist denn passiert?“

      „Wenn ich das mal selber wüsste. Es gab keinen konkreten Anlass. Keine bestimmte Situation. Es ist mehr so dieses… Irgendwie ist es inzwischen echt zu viel! Zuviel von immer derselben Leier! Too much negative input but less positive.“

      „Too much input von welcher Leier?“

      „Du weißt doch, dass Falk und ich seit März im Home-Office sind.“

      „Ja. Geht ihr euch gegenseitig auf die Nerven?“

      „Nein, das ist es nicht. Das geht alles.“

      „Ist es, weil ihr Sebastian bei euch habt? Die Kitas öffnen bestimmt bald wieder.“

      „Nein, Sebastian ist relativ unproblematisch. Der spielt und baut den ganzen Tag vor sich hin. Wir sind ihm viel zu langweilig. Weil wir den Großteil des Tages im Home-Office sitzen. Nein, das ist es auch nicht.“

      „Was ist es dann?“

      „Es ist… Wie soll ich sagen? … Irgendwie haben die Leute alle viel zu viel Druck auf’m Kessel. Naja, nicht alle. Aber viele. Weil die mit irgendetwas nicht klarkommen. Mit der ganzen Situation… oder sich selber… oder beides… oder was auch immer. Und das lassen die dann an anderen aus. Auch an mir. Und darauf kann ich einfach nicht mehr!!!“

      Nicoles Stimme wird zunehmend von einer Mischung aus Wut, Trauer und Verzweiflung durchzogen.

      „Wer lässt das an dir aus?“

      „Andere Eltern, die ihre Kinder seit dem Lockdown zu Hause haben. Nachbarn. Verwandte. Falks Arbeitskollegen. Trinker, die den gesperrten Spielplatz in unserer Siedlung belagern. Wildfremde Leute im Supermarkt …“ sprudelt sie los. „Ich kann gar nicht alle aufzählen. Meistens gehen sie genau dann auf mich los, wenn sie ihre Situation oder Emotion oder was weiß ich entweder nicht gut oder eben überhaupt nicht meistern können“, fährt sie in besagter Stimmlage fort. „Und zwar sowohl auf ihre Handlungsaktivität bezogen als auch hinsichtlich ihrer eigenen geistigen, körperlichen, seelischen, emotionalen und nervlichen Bewältigung mit sich selber. Und weißt du was? Das zieht sich durch sämt­liche Alters­klas­sen, Ge­schlech­ter, Berufs­grup­pen, Bil­dungs­level, Ein­kom­mens­klas­sen… Ich kann einfach nicht mehr!“

      „Mensch Nici. Nimm dir das doch nicht so zu Herzen. Und lass mal für einen Augenblick von dieser päda­go­gisch-psy­cho­lo­gisch-ana­ly­ti­schen Sprech­weise ab. Du bist doch hier nicht auf einem Elternabend oder Pädagogentreff oder so. Wir kennen uns schließlich lange genug.“

      „Tschuldige. Siehst’e, das ist auch so’n Punkt! Wehe, ich drücke mich nicht durch СКАЧАТЬ