Blümchenkaffee. Nadja Hummes
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Название: Blümchenkaffee

Автор: Nadja Hummes

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753170374

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СКАЧАТЬ Ist es nicht merkwürdig? Ich habe Günter nie in ein direkter Kontakt die Hand geschüttelt. Obwohl ich ihn nur von damals skypen und aus deine Erzählungen kannte, er ist mir sympathisch gewesen.

       Dennoch, du bist wahrscheinlich mehr in Trauer als Anneline und ich. Sicher nicht nur von Günters Tod, aber auch zu vermissen die Tiere und deine Arbeit mit ihnen.

       Es ist nicht notwendig, dass du mir davon berichtest. Ich kenne dich lange und gut genug, zu wissen, es ist so.

       Wenn du es kannst, bitte helfe mir, mehr besser zu verstehen:

       Wann war die Beerdigung? Wie fand das statt? Unter die geltenden Auflagen in Deutschland? Wie funktionierte die Finanzierung von alles? Wie war es in ein organisierter Ablauf zu bringen? Wie geht es Günters Frau? Wieso hat sie nicht die Weiden in deine Arbeit gelassen? Warum wurde alles aufgelöst? Wo sind die Tiere? Was passierte mit die Raser? Wie ging es weiter? Was ist für dich geworden?

       Ach, viele Fragen habe ich offen. Aber ich will dich nicht in eine Bedrängnis bringen.

       Schreibe mir, wann immer du möchtest und schreibe, was du möchtest.

       Sei umarmt, von Anneline und mir,

      Valtteri

      *

      Von: Lenja

       Betreff: Zeit

       An: Valtteri

      Lieber Valtteri

      Natürlich kannst Du Dir bis zu Deiner nächsten E-mail etwas Zeit nehmen.

       Ich kann Dich nur zu gut verstehen. Du musst das erst einmal verdauen. Ich weiß. Mir ging und geht es nicht anders. Zumal alles noch so frisch ist.

       Nun bemühe ich mich, näher auf Deine Fragen einzugehen. Leider kann ich Dir nur bedingt Auskunft geben, – da ich wider Erwarten wenig weiß.

       Vielleicht entsinnst Du Dich, dass Günter manchmal von seiner „Haupt­ein­kommens­quelle“ sprach, auf der er sich ab und zu „mal blicken lassen“ musste? Davon hatte ich Dir berichtet. Ich habe das damals wenig hinterfragt, wusste nur, dass seine Haupt­ein­kommens­quelle rechtens war. Wie sich herausstellte, ist er, gemeinsam mit seinem Bruder, Inhaber einer gewerblichen Autowerkstatt gewesen. Zwei Ortschaften weiter. Er hatte sich aber schon weitgehend daraus zurückgezogen. Persönlich und zeitlich. Finanziell und rechtlich allerdings nicht. Zumindest das hatte Annerose mir noch erzählt, – während wir Amira, Lucky, Dana, Frieda und Mimmi auf die Transporter verluden. Die Tiere dürfen ihr restliches Leben auf einem wirklich schönen Gnadenhof verbringen. Sie werden nicht geschlachtet. Sogar von eventuellen Notschlachtungen sind sie ausgenommen. Das wurde uns schriftlich zugesichert.

       Ansonsten hat Annerose kaum etwas gesagt. Mir ist noch bekannt, dass sie Günters Rechte an der Autowerkstatt an seinen Bruder und die Weiden an einen Bauern abtrat. Ich weiß nicht, wieviel Geld der Verkauf von Anteilsrechten an einer gut laufenden Autowerkstatt und zwei Weiden in einer Zeit wie dieser einbringt, aber so konnte Annerose Günters Beerdigung und ihren Umzug bezahlen. Ich habe keine Ahnung, wie sie den Umzug unter Pandemie-Auflagen bewerkstelligte. Vermutlich hatte Günters Bruder ihr geholfen. Der verkaufte die Autowerkstatt übrigens fast zeitgleich und brach ebenfalls sämtliche Zelte ab. Wer wo genau hin zog, ist mir unbekannt. Mit Günters Bruder hatte ich ohnehin nichts zu tun. Vor Günters Tod wusste ich nicht einmal, dass er existiert.

       Alles, was Annerose mir bei unserer Verabschiedung noch mitteilte, war, dass sie ihre Arbeitsstelle in Strunzdorf gekündigt hat und immer schon ans Meer wollte. Dort möchte sie nun alt werden und mit Johnny, Günters Hund, oft am Strand spazieren gehen. Immer nach Schichtende ihrer neuen Halbtagsstelle. Mehr mochte sie mir nicht sagen. Sie will auch keinen Kontakt mehr mit mir. Sie möchte alles hinter sich lassen. So waren ihre Worte.

       Seitdem ist meine Arbeit auf der Weide Geschichte. Mir blieb nur, mit alledem abzuschließen. Wenigstens geht es den Tieren gut.

       Aktuell halte ich mich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Spontaner Reichtum ist bei mir dadurch bisher noch nicht aufgekommen, aber immerhin bin ich mit der Miete und den Nebenkosten nicht in Verzug geraten. Und ein bisschen etwas im Kühlschrank habe ich auch. Das allein macht mich nicht glücklich, aber man kommt durch. Dafür bin ich dankbar, – und hoffe jeden Abend auf eine bessere Zeit.

       Nach wie vor widme ich mich der Schreiberei. Hin und wieder auch der Malerei. Das bringt mich auf andere Gedanken und öffnet neue Türen. Bildlich gesprochen. Na, Du weißt schon, wie ich das meine.

       Vor kurzem habe ich ein neues Bild fertig gestellt. Es heißt ‚Ausgleich‘.

       Falls Du möchtest, kannst Du Dir ein Foto davon ansehen. Du findest es als Dateianhang dieser E-Mail. Fühle Dich aber nicht verpflichtet. Lasse Dir die Zeit, die Du brauchst, und nimm jeden Tag, wie er kommt.

       Ich denke oft an Rauma. An das Meer. An Dich. Anneline. Tarja. Und an viele andere.

       Auch an die bunten Häuser. Ruderboote. Saunagänge. Seen. Schwimmrunden. Die Wälder. Tiere. Felsen. Sonnenuntergänge. Sonnenaufgänge. Dein Mökki. Deine Naturfarben, Bilder und Skulpturen. An all die langen Spaziergänge.

       Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich mir wünsche, es würde all dies auch in Deutschland geben. Aber dann denke ich mir wieder, selbst wenn es das alles auch in Deutschland gäbe, wäre es fraglich, wie lange es hier Bestand hätte. So oft, wie Bürokratie hier sinnfrei wütet? Und der Amtsschimmel wiehert? So oft, wie hier wilde Müllhalden entstehen? Ignoranz Waldbrände verursacht? Aggressivität sich destruktiv entlädt? Das Entwenden von Privat- oder Allgemeingut überhand nimmt? So oft, wie das Ich-Ich-Ich-Virus in etlichen Facetten um sich greift? Etwas aushalten zu können fast schon zu einer neuen Hochbegabung stilisiert wird? Nicht zu vergessen die weit verbreitete Angst vor Dreck, Laub, Schürfwunden, kleinen und großen Tieren und so weiter. Ist es angesichts all dessen nicht fraglich, ob eine Natur und Mentalität, wie Du sie aus Finnland kennst, hier überhaupt eine Chance auf konstante Existenz hätte? Ich weiß es nicht. Missverstehe mich nicht, Valtteri. Ich halte die Menschen in Deutschland nicht für schlecht. Es gibt zahlreiche, die guten Geistes sind. Genau darum schüttele ich bisweilen meinen Kopf darüber, dass es hier so viel mehr Steingärten als früher gibt.

       Schreibe mir bald wieder, Valtteri. Ich werde Dir auch antworten.

       Grüße Anneline von mir und bleibt alle gesund.

      Herzlichst,

       Deine Lenja

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