Название: Zapfenstreich für Österreich
Автор: Ralos Znarf
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783750238565
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Diese antwortet: „Du bist bei mir, mein geliebtes Kind, in Sicherheit. Du bist gerettet.“
Jetzt erst fällt Marias Blick auf Pietros Gesicht und sie erkennt den Geliebten, den Vater ihres Kindes.
Tränen schießen ihr aus den Augen und in einer Großaufnahme, die bei Cineasten Kultstatus genießt und dem Regisseur Gasparo Fellalucci zu unsterblichem Ruhm verholfen hat, sagt sie weiter:
„Dein Vater ist zurückgekommen. Er ist Dein Retter. Zum zweiten Mal hat er Dir das Leben geschenkt.“
Sie nimmt die rechten Hände Pietros und Belindas, legt diese ineinander und umschließt sie mit ihren beiden Händen.
Dann sagt die hinreißende Diva mit feierlichem Ernst, aber nicht ohne erotischen Aplomb: „So lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet.“
Jetzt kommt der Reeder ins Bild. Ergriffen hat er die Szene verfolgt.
Nun sagt er: „Ich will dem Glück nicht im Wege stehen, ansonsten ich doch nur in Trauer danach dürste.“
Er besteigt das Beiboot und nach einem stummen Abschied rudert er auf das offene Meer.
Pietro, Maria und Belinda stehen am Bug der Yacht und halten einander innig umarmt.
Die Kamera schwenkt auf die schaumigen Wellenkronen im Abendlicht und der Schwarzweißfilm ist zu Ende.
Zu Beginn der Vorführung schob Bruno den Sitz möglichst weit nach hinten und lehnte sich zurück.
Danach sagte er zu Sonja: „Wie schön, dass wir das erleben können.“
Seine Moschus-Aura, seine Worte und der warme Duft der Ledertapezierung beglückten sie.
Es erschien ihr ganz selbstverständlich, dass Bruno den Gürtel löste, die Hose öffnete und bis zu den Knien hinunterschob.
Verträumt verfolgte er die Handlung auf der Leinwand und sagte beiläufig zu Sonja: „Bitte mach Dich unten frei.“
Mit schnellerem Atem öffnete sie die relevanten Druckknöpfe ihres 'Body'.
Als es zur leidenschaftlichen und tränenreichen Begegnung zwischen Pietro und Maria kam und abwechselnde Großaufnahmen der beiden entrückten Gesichter ihren Liebesakt wiederspiegelten, griff Bruno hektisch nach Sonja und sagte gepresst: „Komm jetzt.“
Sie tat wie ihr geheißen und kam über ihm zu knien; in der aufbrausenden Filmmusik konnte man deutlich die sich steigernde Leidenschaft vernehmen und noch ehe Sonja sich versah, war Bruno schon in ihr drinnen – und kam beinahe im selben Augenblick zum Höhepunkt.
Allerdings deutlich vor Pietro und Maria.
Ganz zu schweigen von Sonja.
Sie bemerkte den Verdruss in seinen Augen; in der Gewissheit, irgendetwas falsch gemacht zu haben und weil sie in vorauseilendem Gehorsam Brunos Wünschen entsprechen wollte, hielt sie es für das Beste, ihn wieder freizugeben.
Zu diesem Behufe hob sie das Becken und bewegte es nach hinten. Dabei kam ihr Popo mit der Mittelfläche des Lenkrades in Berührung und ein lautes Hupen zerstörte die kunstvolle Wirkung der abrupt leiser gewordenen Filmmusik.
Genervt stöhnte Bruno auf: „Danke! Vielen Dank!“
Er schob sie weg und sie purzelte schamgeöffnet auf den Beifahrersitz. Gereizt schwang er seine Tür auf, stieg ins Freie, zog die Hose hinauf, trat vor das Auto, lehnte sich an die Kühlerhaube, steckte eine Zigarette in den Ebenholzspitz und rauchte mit Enttäuschungs-grundierter Kapriziosität.
Sonja sah durch die Windschutzscheibe seinen schattenhaften und rauchumwölkten Umriss vor dem Hintergrund des verzweifelt tauchenden Pietro.
Sie sammelte sich zwei Minuten lang und trat dann zu Bruno.
„Verzeih' mir, Bruno. Ich hab wohl irgendwas falsch gemacht.“
Er verfolgte das vergebliche Werben des reichen Reeders um seine Ehefrau auf der Leinwand.
Aus den umstehenden Autos drangen die leisen Stimmen der Darsteller.
„Lass mich jetzt bitte allein, Sonja!“
Kurze Pause.
Dann Sonja: „Bruno...bitte...ich...“
Er unterbrach sie harsch: „Geh bitte!“
Sonja wendete sich ab, verharrte neben der Beifahrertür und verfiel in herzzerreißendes Schluchzen.
Neben ihr stand ein klappriger weißer VW Golf. Ein sympathisch wirkender, gesetzterer Herr, der mit einer deutlich jüngeren, sinnlich zupackenden Verführungskünstlerin zu Gange war, kurbelte das Fenster hinunter und sagte freundlich: „Lassen’s doch den Trottel – mit dem Oaschloch wird nie was.“
Sonja drehte sich erstaunt zu ihm.
Er fuhr fort: „ Das is’ ein Trottel, ein Psychopath!“
Auch die junge Frau richtete sich jetzt auf und sagte mit sachlicher Bestimmtheit und in freundlicher Zuwendung: „Ja stimmt: das is’ ein Oaschloch. Vergiss ihn!“
Dann wurde das Fenster wieder hochgekurbelt und man gab sich erneut den Freuden hin.
Sonja setzte sich in den Lancia und verfolgte, erfüllt von Zerknirschung und ernsthaften Bedenken, die Handlung des Films.
Ein Drittel des Bildausschnitts wurde dabei allerdings von Brunos Silhouette verdeckt, der bis zum Ende der Vorführung rauchend an die Kühlerfront des Wagens gelehnt blieb.
Als der Nachspann abgelaufen war und die meisten Autos schon den Platz verlassen hatten – auch der weiße Golf, dessen reale Existenz Sonja mittlerweile anzweifelte, war plötzlich verschwunden – drehte sich Bruno um und nahm mit vergeistigter Attitüde wieder den Platz hinter dem Lenkrad ein.
Nach einigen Minuten des Schweigens sagte er mit weichem und versöhnlichem Timbre: „Du musst halt einsehen, das Timing is' mir total wichtig. Aber so nah wie heute war ich noch nie dran. Danke, Sonja!“
Er streichelte ihr die Hand und fuhr fort: „Würdest Du bitte die Lautsprecher wieder an ihren Platz hängen?“
Stumm kam Sonja seiner Bitte nach.
Als sie sich wieder gesetzt hatte, startete er den Motor, legte den ersten Gang ein und fuhr ruckelnd los. Dabei übersah er, dass die Vorderreifen sich ja auf dem höchsten Punkt der wellenförmigen Betonerhöhung befanden, die die Rückwärtsneigung der Fahrzeuge bewirkte, um so den Insassen eine bequeme, aufwärtsgerichtete Blickrichtung zu ermöglichen.
Nachdem sich das Auto einen halben Meter vorwärts bewegt hatte, saß es mit der Bodenplatte auf. Ein alarmierendes, blechernes Schabgeräusch war die akustische Folge.
Erschrocken blickte Bruno hoch: „Nein, bitte nicht, was soll ich denn jetzt tun?“
Ratlos sah er zu Sonja.
„Warte, das werden wir gleich haben!“ Sie stieg aus und forderte ihn СКАЧАТЬ