Название: Zapfenstreich für Österreich
Автор: Ralos Znarf
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783750238565
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„Du, äh.......Karl, ich glaube keiner ist böse, wenn Du heimgehst und Dich um Deine Mutter kümmerst. Was meint die Gruppe?“
Gruppe: „ Nein, nein. Ist okay. Soll nur gehen.“
Martin: „Gabi?“
Stille.
Gabi: „Ich glaube, es ist besser so.“
Karl versuchte souverän zu erscheinen und sagte: „Danke für Euer Verständnis.“
Er verließ den Seminarraum.
Ab diesem Tag blieb Karl dem Tutorium fern.
Zwei Wochen später, er besuchte damals noch fleißig alle Lehrveranstaltungen, hörte er aus einer Kammer lautes Schluchzen. Die Tür stand offen.
Er erblickte Gabi, die vor Martin kniete und mit tränenerfüllter Stimme fragte: „Warum, wieso, warum hat’s mit uns so kommen müssen… Um was geht’s denn eigentlich im Leben?“
Martin: (ihr zart durch die Haare streichend)
„Das Leben nennt der Derwisch eine Reise,
Und eine kurze. Freilich! Von zwei Spannen
Diesseits der Erde nach zwei Spannen drunter.“
°°°°°
Kapitel 5
Es dauerte zwei Tage, bis sich Bruno wieder meldete.
Sonja erledigte ihre Arbeit so unkonzentriert wie nie zuvor und flüchtete in die Selbstlüge, dass alles gar nicht so schlimm sei.....sie müsse sich nur durch erhöhte Selbstdisziplin 'reif' für Bruno machen.
Im Gegensatz dazu standen Phasen, in denen sie keine Zukunft für sich sah.....sich nur als nichtsnutzige Kreatur empfand, deren Leiden eine gerechte Strafe für ihre Unzulänglichkeit waren. Tränenflüsse und Übelkeiten bildeten den physiologischen Rahmen dieser Gemütsverfassung.
Ein bis jetzt unbekanntes Begehren machte sich in ihr breit und erfüllte sie mit Sehnsucht nach den abartigsten Erniedrigungen gegenüber Bruno. Hier kam auch reichlich Prosecco zum Einsatz.
Sein Anruf erreichte sie in einem Moment der trockenen Klarheit.
„Hallo Sonja, hier Bruno!" klang es aus dem Telefon. „Verzeihen Sie bitte, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe."
„Hallo Bruno!" antwortete sie. „Hier gibts nichts zu verzeihen. Ich freue mich sehr über Ihren Anruf."
Ruhig und direkt klang ihre Stimme.
„Hätten Sie Zeit, dass wir uns in zwei Stunden treffen? Sie würden mir eine große Freude machen."
Nun, solche Worte waren heilender Balsam auf ihre Wunden, gerissen in Extasen der Selbstverachtung.
„Auch ich hätte große Freude daran."
Sie verabredeten sich bei einem 'Italiener' der gehobenen Preisklasse.
Brunos letzte Worte klangen wie ein verheißungsvolles Echo in Ihren Ohren nach. Er hatte nämlich gesagt: „Ich habe in den vergangenen zwei Tagen oft an Sie denken müssen. Sie haben ganz schön viel Eindruck auf mich gemacht. Am liebsten würde ich die Uhr vordrehen. Also, bis gleich!"
Sonja hatte alle Mühe, nicht in vorfreudige Hysterie zu fallen.
Anstatt zum Prosecco zu greifen, machte sie ein paar Entspannungsübungen, die sie einmal in einem Kurs für autogenes Training gelernt hatte. Heikel wurde es bei einer Atemübung die darin bestand, dass man - locker auf dem Stuhl sitzend - sich vorstellte, die Luft durch das Geschlechtsteil einzuatmen und durch die Afteröffnung wieder von sich zu geben. Nur durch äußerste gedankliche Konsequenz gelang es ihr, sich auf die Entspannung zu konzentrieren und nicht irgendwelchen Phantasien anheimzufallen.
Adrett gekleidet und exakt zum verabredeten Zeitpunkt betrat sie das Lokal.
An den Wänden hingen gerahmte Fotos, die den Besitzer des Lokals, einen zwielichtig blickenden Italiener, in Gesellschaft bedeutender Persönlichkeiten zeigten. Unter anderem des russischen Präsidenten, des italienischen Ministerpräsidenten, des kroatischen, des polnischen und des ungarischen Regierungschefs, mit griechisch- und serbisch-orthodoxen Priestern sowie dem österreichischen Kardinal.
Den alles andere verdrängenden Blickfang stellte für Sonja aber Bruno dar, der an einem Tisch bereits auf sie wartete.
Er erhob sich bei Sonjas Erscheinen und trat einen Schritt auf sie zu.
„Danke, dass Sie Zeit für mich gefunden haben." Er nahm ihre Hand. „Sie sehen bezaubernd aus. Ich bin der glücklichste Mann dieser Welt."
Dann hob er ihre Rechte leicht empor, neigte gleichzeitig den Kopf entgegen und küsste mit vollendeter Galanterie ihren Handrücken!
Sonja war erschüttert. Nachdem sie sich zwei Tage lang wie ein verachtenswerter Trampel vorgekommen war, empfing sie nun von Bruno einen derartigen Schwall an Hochachtung, dass sie wieder einmal an ihrer Sinneswahrnehmung zweifelte. Die Augen wurden feucht.
„Bruno..." hauchte sie. „Bruno, wie schön, dass es heute mit uns klappt."
„Ja, ich musste Sie sehen. Soll meine Arbeit ruhig warten!" entgegnete er.
Auf den Aperitif folgte leichter Weißwein, passend zu einer Vorspeisenvariation aus Meeresfrüchten.
Sie plauderten im Grundton gegenseitiger Hochachtung.
Bruno erzählte ihr, dass er in Kontakt zu einem großen Mailänder Magazin stünde, das Interesse an seiner regelmäßigen Mitarbeit habe. Außerdem zeige auch ein trendiges Hochglanzmagazin aus Berlin Interesse an seinen Artikeln. Er stünde also derzeit mit einigen wichtigen Personen in Verhandlung, worunter sein Privatleben leide.
Kurz bevor der Hauptgang serviert wurde, griff Bruno in die Tasche seines Sakkos und holte ein quadratisches, schwarzes Päckchen von etwa acht Zentimeter Seitenlänge zutage. Er legte es vor Sonja auf den Tisch und sagte mit sanfter Stimme und tiefem Blick in ihre Augen:
„Das ist ein kleines Geschenk für Sie."
„Was, für mich?" fragte Sonja in beglückter Überraschung.
„Ja, ich wollte Ihnen eine Freude machen." Dabei wurde sein Blick noch tiefgründiger, worauf Sonja einen Hauch von Unheimlichkeit verspürte.
Mit vorsichtigen Fingerspitzen löste sie das rote Band und die Klebestreifen, die das schwarze Geschenkpapier zusammenhielten. Daraus schälte sie ein ebenso schwarzes Schächtelchen hervor. In bewundernder Neugier drehte Sonja dieses zwischen den Fingern hin und her; schließlich hielt sie in dieser Bewegung inne und ihr Blick verlor sich in der schwarzen Oberfläche.
„Sie können es gerne öffnen!" sagte Bruno, der sie mit hintergründiger Aufmerksamkeit beobachtet hatte.
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