Die wilden Zeiten der Théra P.. Hans-Peter Vogt
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die wilden Zeiten der Théra P. - Hans-Peter Vogt страница 11

Название: Die wilden Zeiten der Théra P.

Автор: Hans-Peter Vogt

Издательство: Автор

Жанр: Современная зарубежная литература

Серия:

isbn: 9783942652513

isbn:

СКАЧАТЬ Sie waren diplomierte Übersetzerinnen, studierte Ökonome und Anwältinnen. Sie waren in dem Clan des Herrschers dennoch unsichtbar. Sie lenkten viele Geschicke des Landes, aber sie hielten sich an die Traditionen.

      Einige der Mädchen hatten also jetzt die Männerdomaine des Reitens für sich entdeckt. Sie fühlten sich glücklich und das war allein Théras Verdienst.

      Es war kein Wunder, dass Théra aufgenommen wurde, wie in eine grosse Familie.

      Théra und die Mädchen pflegten die aus der Zucht ausgemusterten Pferde. Sie wagten auch, in den frühen Morgenstunden weit hinaus in die Wüste zu reiten, und sich nach dem Sternenhimmel zu orientieren. Sie waren völlig allein. Nun ja, so gut wie. In einiger Entfernung folgten ihnen stets einige besonders ausgesuchte Beduinen, alles geschickte Reiter und unsichtbar wie Schatten, um über die Mädchen zu wachen. Der Emir liebte seine Mädchen viel zu sehr, um sie einer Gefahr auszusetzen, und er ließ sie keinen Moment aus den Augen.

      Dennoch war für Théra in diesem Monat alles anders als früher. Théra hatte ihre Rolle als Lehrerin der Mädchen abgelegt. Es war eher so, dass sie jetzt von den Mädchen gestützt und umsorgt wurde, und sie war froh, dass sie nur von den Mädchen und den Frauen umgeben war, ganz ohne Männer.

      In den heissen Tagesstunden wurde gebadet. Sie pflegten sich gegenseitig. Sie kämmten und flochten sich die Haare. Die Mädchen berührten Théras Körper, anfangs eher wie zufällig, später wurden die Berührungen gezielter. Sie streichelten und stimulierten Théra, die nach anfänglicher Scheu langsam anfing, diese Berührungen zu genießen.

      Zwischen den verschiedenen Badegängen wurde immer wieder gelernt, getanzt und gesungen. Théra lernte sich zu bewegen. Sie lernte den Klang der fremden Instrumente kennen, und sie genoß es, sich im Takt zu drehen und die langen Gewänder und Seidenschals schwingen zu lassen. Das war ganz anders, als alles, was sie bisher an Musik und Tanz gesehen und gehört hatte.

      Kein Mann hatte Zutritt zu diesem Harem. Es gab keine neugierigen Blicke. Die Frauen blieben unter sich. Es war traditionell, rhytmisch und melodisch. Die Frauen sangen über Themen, die sie nie einem Mann genannt hätten, sie lachten viel, und sie sangen auch über Themen, die für die Stimulation des Mannes gedacht waren. Es gab viele Facetten dieses Gesanges und des Tanzes. Théra war fasziniert.

      Sie begriff schnell, dass die Mädchen Unterricht in Liebe erhielten. Sie lernten, was Männer mögen.

      Darüber wurde im Harem ganz offen gesprochen. Jede der Frauen beherrschte ein breites Instrumentarium der Liebe, aber es war nicht jeder Frau vergönnt, die erste Frau des Herrschers zu sein. Darüber entschieden seltame Mechanismen und Launen. Manchmal wechselte das. Jede der Frauen wollte dieses Privileg verständlicherweise für sich beanspruchen, doch darüber entschieden der Emir und die anderen Ehemänner und auch das Geschick der Frauen. Manchmal entschied nur die Geburt eines männlichen Erben über die Rolle der Frau.

      Obwohl die Frauen alle gebildet waren, so lebten sie alle in diesem System und erzogen auch ihre Mädchen in diesen Gedanken.

      Die Sache mit dem Reiten änderte bei den Mädchen nichts an diesem System. Ein Bruch der Tradition wäre nicht hingenommen worden. Die Frauen achteten genauso streng auf die Respektierung ihrer Welt, wie die Männer.

       3.

      Théras Freundin Leyla war gerade 16 geworden. Sie würde im Sommer den Sohn des Emirs von Masquat heiraten, am Golf von Oman. Die Heirat war schon lange geplant. Schon mit sechs Jahren war Leyla versprochen worden. Es war ein großes und freudiges Ereignis, aber es war auch ein politisches Arrangement. Gesehen hatte Leyla ihren Bräutigam bisher nur aus der Ferne, bei Pferderennen oder bei anderen festlichen Anlässen. Der Bräutigam kannte sie nur verschleiert und hatte noch nicht mal ein Bild von ihr.

      Als Théra das hörte, war sie ziemlich schockiert. Hier gehörte es zur Kultur des Landes. Als sie Leyla darauf ansprach, hatte Leyla gelacht und genickt. Es war ihre Pflicht, ihren Mann zu lieben und ihn die Liebe zu ihr zu lehren. Es war ihre Aufgabe, zu ihrem Mann zu stehen. Es spielte keine Rolle, ob sie sich körperlich gefielen. Wenn sie das richtig machte, dann konnte sie von ihrem Mann alles erbitten. Dann konnte sie die erste Frau des zukünftigen Herrschers sein, und hinter ihrem Mann die Geschicke des Landes lenken. Dazu gehörten Diplomatie, Aufopferung und Geschick. Liebe würde dann von selbst kommen - oder auch nicht. Das lag an ihr.

      Leyla, die durch Théra das Reiten gelernt hatte, lud Théra zu dieser Hochzeit ein. Aber zunächst sollte Théra ihr bei den Hochzeitsvorbereitungen ein wenig helfen. Leyla zwinkerte Théra zu. „Du kannst viel lernen“, versprach sie.

      Es war eine völlig andere Kultur und Théra war bereit, zu lernen.

      Noch in diesem Monat würde ein großes Ereignis stattfinden. Ein Pferderennen, zu dem viele Gäste aus der arabischen Welt erwartet wurden. Die Frauen würden Théra mitnehmen.

       4.

      Während sich Clara und Para um die Heilung der Pferde kümmerten, lebte sich Théra langsam im Harem ein. Sie bekam es gar nicht mit, dass Para nach vier Tagen die Stadt verließ, um all die anderen Herrscher aufzusuchen. In den Emiraten, in Kuweit, in Saudi Arabien und Lybien. Sogar bis Marokko und Algerien führte ihn diese Tour.

      Es waren Länder darunter, in die er Clara nicht mitnehmen konnte. Man hätte seine Autorität als Mann in Frage gestellt. Andere Länder waren dabei, da hätte er Clara gern mitgenommen, aber in diesem Januar musste Clara in Dubai bleiben. Die Rücksicht auf Théra gebot das.

      Clara hatte indes viel zu tun. Sie trainierte die Jungs, obwohl nicht mehr so viel zu trainieren war wie früher, denn die Jungs machten das inzwischen richtig gut. Sie veränderte den Schwerpunkt des Lernens.

      Clara zeigte ihnen, wie sich auf ihren Pferden noch leichter machen konnten und die Pferde ohne Peitsche und nur durch Zurufe und Korrekturen durch die Fersen noch besser dirigieren konnten. Sie übten auf dem hauseigenen Rennparcours, und sie stoppten die Zeiten.

      Durch das Training gelang es in den nächsten 10 Tagen, die Zeiten um fast zwei Sekunden schneller zu machen, während die Pferde gleichzeitig geschont wurden und am Ende des Rennens immer noch fit und frisch schienen.

      Eine Sekunde ist nicht viel, aber in dem rasend schnellen Tempo über die Zweimeilendistanz konnten das auf der Zielgeraden ein bis zwei Perdelängen sein. Zwei entscheidende Sekunden hatten die Jungs, um das Rennen für sich zu gewinnen.

      Der Emir stand manchmal dabei und auch er ließ sich die gestoppten Zeiten zeigen. Er nickte anerkennend. Was er sah (und was langsam auch den Jungs des Emirs ins Bewusstsein trat), das war, dass sie auf den Pferden eine andere Haltung bekommen hatten. Offener, fast schon lässig leicht und doch angespannt und konzentriert.

      „Nicht zu lässig leicht“, warnte er seine Jungs. „Behaltet immer den höchsten Spannungsbogen bei, aber überspannt den Bogen nicht. Ihr wollt schließlich ein Rennen gewinnen.“ Clara nickte bei diesen Worten. Genau das hatte sie den Jungs auch sagen wollen. Dieser Emir war wirklich ausserordentlich.

      Dieses Rennen würde schon bald den ganzen Tag der nordafrikanischen Eliten ausfüllen. Sie würden alle zusammen nach Riad fliegen, dort fand jährlich einmal das größte Derby des Kontinents statt. Es war ein Fest der Ölmilliardäre. Alle, die Rang und Namen hatten, würden kommen, und sie würden ihre zahlreichen Onkel, Söhne, Neffen, Frauen und Nichten mitbringen, die sie für würdig erachteten, СКАЧАТЬ