Die wilden Zeiten der Théra P.. Hans-Peter Vogt
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Название: Die wilden Zeiten der Théra P.

Автор: Hans-Peter Vogt

Издательство: Автор

Жанр: Современная зарубежная литература

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isbn: 9783942652513

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СКАЧАТЬ die Ultrakonservativen erkannt. Das war bereits, als sie Para geheiratet hatte. Para war ein Mestize (der Sohn einer Buschindianerin und eines Weißen) und Sofia hatte bemerkt, dass viele Parteifreunde ihres Vaters mit dieser Hochzeit nicht einverstanden waren. Das galt vielen als „Rassenschande“. Dabei war diese Einstellung völlig verlogen. Die weiße Elite hatte durchaus keine Bedenken, ein Indianermädchen zu schwängern, aber für weiße Frauen der gesellschaftlichen Elite galt es als Tabu, einen Indianer oder einen Mestizen zu heiraten. Das gehörte sich einfach nicht. Sofia hatte sich über dieses Tabu hinweggesetzt. Sie hatte sich über dieses “Gefühl” (denn anfangs war es nur ein Gefühl) mit ihrem Mann und mit ihrer Mutter besprochen, aber es dauerte, bis der Ministerpräsident des Landes über einige sichere Erkenntnisse verfügte. Die Gegner waren sehr vorsichtig. Viel wusste er nicht, und er kam mit seinen Nachforschungen nicht weiter.

      Einige Wochen nach dem Beben hatte sich Sofias Vater schließlich vertraulich an Dennis gewandt. Vielleicht könne der in dieser Angelegenheit helfen. Das war vielleicht gerade noch rechtzeitig. Nach einem langen Gespräch im Familienkreis über die drohende Gefahr im Lande hatte Théra die Initiative ergriffen. Sie setzte sich dafür ein, dem Onkel beizustehen, und Théra nahm sich eine Auszeit, um diese Hilfe zu organisieren. Im Nachhinein gesehen, war es Théras Entschlossenheit, die ihrer Familie letztlich das Leben rettete.

      Sie bat ihre Geschwister um Unterstützung. Ihre Schwestern Clara und Eva, ihre Brüder Pesa und Nils und ihre Halbschwester Ana Théla. Sie hatten alle diese übernatürlichen Fähigkeiten, die auch Théra hatte. Vielleicht nicht alle, aber doch die meisten. Nur Raoul Pelé war noch zu klein, und Théras kleiner Bruder Pesa entschuldigte sich. Er war fest in die Organisation der Grupo Architectura del Kids eingebunden. Er war unabkömmlich, aber er würde sich vorsehen.

      Noch während Théra sich im Fernsehen für den Wiederaufbau einsetzte, und noch während ihr Bruder Pesa all diese Bautrupps in Gang setzte, widmete sich Théra bereits ihrer selbstgewählten Geheimaufgabe.

      Théra und Ihre Geschwister setzten ihre Verwandlungskünste ein und sie fanden auf einem drei Monate dauernden „Feldzug“ heraus, dass da ein Putsch vorbereitet wurde. Sie mussten lernen, dass ihre Familie als Feind dieser Menschen galt. Sie fanden heraus, wer zu dieser innerparteilichen Opposition gehörte.

      Théra und ihre Geschwister hatten das nicht ganz ohne die Hilfe und Erfahrung von Papa und ihrem großen Bruder Para zu Wege gebracht, aber die beiden Erwachsenen leisteten ihnen in dieser Sache nur Starthilfe, und halfen hin und wieder bei der Analyse von Fakten und Daten. Dennis und Para hatten ohnehin mit dem Wiederaufbau alle Hände voll zu tun. Sie vertrauten Théras Instinkt.

      Sofia und ihre Mutter (die Frau des Ministerpräsidenten) waren für Théra eine grosse Hilfe. Sie hatten einen Anfangsverdacht. Sie nannten Namen. Sie kannten Orte, wo sich solche Leute gewöhnlich treffen. Golfclubs, Offiziersclubs, Presseclubs, Tennisclubs, einige Privatwohnungen und die Hinterzimmer einiger Cafés in der Hauptstadt.

      Die ganze Spionageaktion war aber letztlich ganz die Angelegenheit der Kinder. Sie waren die Aktivisten bei diesem „Feldzug“. Es war ihr „Gesellenstück“.

      Sie verwandelten sich in Tiere. Sie hörten Telefongespräche mit, sie wohnten, unsichtbar für ihre Gegner, geheimen Versammlungen bei. Sie fanden Bankverbindungen heraus, sie hörten, dass der Putsch an Ostern stattfinden sollte, wenn alle Verbindungen hergestellt sind, und wenn alle in der Kirche sind, oder bei den Prozessionen mitlaufen. Sie verrieten schließlich die Köpfe der Bewegung an Théras Onkel. Es war eine lange Liste von Namen.

      Es war letztlich Glück, dass der Onkel sich Théras Argumenten beugte, auf sie hörte, und seine Geheimpolizei anwies, dieses Problem schnell und zügig zu lösen. Es war Glück, dass der Leiter dieser Behörde, ein Generaloberst Fernando Méndes auf der Seite des Ministerpräsidenten stand, und die Aktion so lange geheimhielt, bis sie zuschlugen.

       4.

      Der Ministerpräsident schickte seine Geheimpolizei in der Nacht des 24. Dezember aus. All die politischen Gegner in seiner eigenen Partei wurden verhaftet. Geheime Waffenlager wurden ausgehoben. Es gab keinen Haftbefehl und keinen richterlichen Erlass. Niemand wusste genau, was da passiert. Sie kamen mit Hubschraubern und schnellen Geländewagen. Überall im ganzen Land kreuzten plötzlich die schwarzen Garden in Begleitung von Mannschaftswagen und gepanzerten Fahrzeugen auf. Planen wurden zurückgerissen. Schwerbewaffnete sprangen heraus und stürmten Gebäude. Sie nahmen Menschen mit, sogar in Théras kleiner Stadt Théluan. Sie hatten gewartet, bis sich die Familien nach dem Kirchgang, nach den weihnachtlichen Gesängen und den Geschenken schlafen gelegt hatten. Dann hatten sie zugegriffen. Sie traten Türen ein. Sie zerrten Menschen aus ihren Betten. Sie rissen Telefonleitungen aus der Wand und beschlagnahmten Mobiltelefone und Laptops. Sie nahmen Schlüssel, Aktenordner, Notizbücher, Geld, Scheckkarten und Sparbücher mit. Sie waren brutal und untersagten jeden Hilferuf, oder gar die Einschaltung eines Anwaltes unter Androhung von Schlimmerem. Auch einige hohe Militärs und Geheimdienstoffiziere wurden Opfer dieser Maßnahme.

      Die Garden besetzten zu gleicher Zeit und in derselben Nacht die Rundfunk- und Fernsehsender, und sie verhängten eine totale Nachrichtensperre. Mit den Gerüchten verbreitete sich die Angst. Ein aufständischer Oberst ließ in aller Eile eine Panzerdivision auf den Präsidentenpalast zurollen, aber die Aktion war spontan und unkoordiniert, und sie wurde blutig zerschlagen. Kampfhubschrauber mit Luft-Bodenraketen, und Bodentruppen mit panzerbrechenden Waffen kamen dem Präsidenten zu Hilfe. Einige Gebäude wurden in Brand geschossen, darunter der Justizpalast, aber auch die 10 Panzer gingen in Flammen auf, und die eilig zusammengetrommelte Truppe aus aufständischen Infanteriesoldaten wurde eingekreist, und musste sich schließlich nach heftigen Verlusten ergeben. Auch in anderen Städten kam es zu Scharmützeln, das Kriegsrecht wurde landesweit ausgerufen, und die Zivilisten gingen in Deckung.

      Der Ministerpräsident hatte seinen Angriff minutiös vorbereitet. Anders als sonst vielleicht üblich, hatte er seine politischen Gegner nicht heimlich hinrichten lassen, und auch nicht für immer ins Gefängnis geworfen, wie man das in solchen Konflikten sonst manchmal tut. Er stellte sie kalt und isolierte sie politisch und wirtschaftlich. Sie wurden verhört. Sie wurden bedroht. Sie wurden geschlagen. Alle ihre Güter wurden beschlagnahmt, Gelder, Firmen, Landbesitz, aber sie wurden später wieder auf freien Fuß gesetzt. Nicht sofort, nein. Die Aktion dauerte ihre Zeit. Die Verschonung der Gegner war für ein südamerikanisches Land sogar höchst ungewöhnlich. Die linksliberale parlamentarische Opposition wurde sogar ganz in Ruhe galassen.

      Was würde jetzt kommen?

      Nach Rücksprache mit seinen engsten Mitarbeitern hatte der Ministerpräsident zwar das Leben der Gegner verschont, aber er hatte ein striktes Ausreiseverbot verhängt. Diese Leute sollten im Ausland keine Unterstützer mehr finden. Sie würden die nächsten Jahre unter strengen Auflagen leben, Meldepflichten einhalten und ständig beobachtet werden.

      Wie leicht hätte die ganze Aktion ins Leere laufen können, durch Verrat oder durch Untreue.

      Die wichtigsten Generäle des Landes hatten sich auf die Seite von Théras Onkel gestellt. Der Ministerpräsident hatte sie davon überzeugt, dass der gegenwärtige Kurs ihres Landeschefs dem Land in den nächsten Jahren noch viel Nutzen bringen würde. Viele neue Firmen hatten sich bereits in Peru niedergelassen, und das Ansehen Perus auf der politischen Weltbühne war durch die Ausgrabung in Théluan und die Unterstützung durch die UNESCO enorm gestiegen. Dieses Kapital wollte man nicht verspielen. Schließlich vertrat der Ministerpräsident immer noch konservative Werte und er lockte mit Pfründen. Er galt zwar inzwischen als wirtschaftsliberal, aber er war einer von ihnen, und durch ihre Unterstützung war er den Generälen zu neuem Dank verpflichtet. Das machte sie mächtiger als zuvor. Zunächst schien danach die Gefahr eines neuerlichen СКАЧАТЬ