Literaturdidaktik Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Almut Hille
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Literaturdidaktik Deutsch als Fremd- und Zweitsprache - Almut Hille страница 15

СКАЧАТЬ gelungenes Beispiel für eine integrierte Förderung vorrangig der Lesekompetenz von Grundschulkindern im Bereich Deutsch als Zweitsprache ist das Hamburger Projekt eines TheaterSprachCamps und nachfolgenden TheaterSprachKurses (→ Kap. 21). Es wird seit 2007 wiederholt durchgeführt. Im Mittelpunkt des SprachCamps in den Sommerferien steht die Sprach- und Theaterarbeit anhand eines Kinderbuchs wie z. B. Michael Morpurgos Die schwarze Hexe (dt. 2001) in fast täglichen Werkstätten mit kleinen Gruppen von Kindern. Das Buch wird in den Werkstätten in einzelnen Teilen szenisch interpretiert (→ Kap. 20), begleitet von sprachlichen Entdeckungen und Übungen. Es werden kleine Inszenierungen von ca. drei Minuten Länge vorbereitet, die in einer großen Abschlussveranstaltung Eltern und anderen Gästen gezeigt werden. In abendlichen Vorlesestunden wird das Buch nach und nach im Ganzen vorgelesen, gefolgt von anderen Büchern. Ziel der Vorlesestunden ist es besonders, die Fähigkeit der Kinder zum Zuhören und gespannten Genießen sowie ihre Lesemotivation und Bereitschaft zum selbstständigen Lesen zu fördern. Jedes Kind führt ein Camp-Buch als Portfolio, in dem es Arbeitsprodukte sammeln und selbst reflektieren kann; für die Erstellung des Camp-Buchs werden eingangs orientierende gemeinsame Ziele und Kriterien formuliert.

      In nachfolgenden schuljahresbegleitenden TheaterSprachKursen wird mit den geförderten Kindern unter ähnlichen Zielsetzungen anhand der bereits im TheaterSprachCamp erprobten Methoden weitergearbeitet. Sie nehmen wöchentlich an 90minütigen Theater-AGs teil, die sich wiederum aus integrierter Sprach- und Theaterarbeit, einer Vorlesezeit und der Arbeit am Kursbuch, einer Fortsetzung des Camp-Buchs, zusammensetzen. Arbeitsgrundlage ist ein weiteres Kinderbuch wie z. B. Brigitte Schärs Dinosaurier im Mond (2009). Stärkere Aufmerksamkeit gegenüber dem Camp erfährt die Förderung von Schreibkompetenz sowohl in der Sprach- und Theaterarbeit wie auch in der Arbeit am Kursbuch. Mit der Methode des generativen Schreibens (→ Kap. 6, 20) werden Gedichte und Geschichten entwickelt, die neben eigenen Gedanken, Notizen zu Leseinhalten und zum persönlichen Verhältnis zu Mehrsprachigkeit auch in das Kursbuch aufgenommen werden können. Aufführungen für die Eltern und die Schulgemeinschaft finden jeweils am Ende eines Schulhalbjahres statt. (vgl. Neumann et. al 2011)

      Besondere Bedeutung in der aktuellen Lesedidaktik gewinnt das Lesetraining und hier besonders das Training von Lesestrategien.

      Strategien allgemein werden als optionale Prozesse bei der Bearbeitung von Aufgaben bzw. Verfahren zum Erreichen eines Zieles oder zur Lösung eines Problems verstanden (vgl. Grotjahn 1997: 51, Bimmel 2002: 117). In der Regel gelten Strategien als bewusste Prozesse bzw. bewusst eingesetzte Verfahren; in einem sehr weit gefassten Strategiebegriff werden mitunter aber auch hochautomatisierte, nicht bewusst ablaufende Prozesse als Strategien bezeichnet.

      Lesestrategien betreffen einerseits die kognitive Fähigkeit, strategische Lesehandlungen (z. B. Textinhalte vorhersagen, Wortbedeutungen ableiten, Wichtiges unterstreichen) adäquat auszuführen und andererseits die metakognitive Fähigkeit, Leseprozesse selbst zu steuern und zu reflektieren (z. B. Leseaufgaben analysieren, Leseziele bestimmen und Lesestrategien entwickeln, mit denen sich diese Ziele erreichen lassen) (vgl. Bimmel 2002: 122).5

      Beim Training von Lesestrategien sind beide Ebenen zu berücksichtigen. So ergeben sich folgende Komponenten:

      Orientierung auf die Anwendung von Lesestrategien

      Lernenden sollten vielfältige Informationen darüber zur Verfügung gestellt werden, welche Funktionen Lesestrategien haben, wann und warum ihre jeweilige Anwendung sinnvoll sein kann, wie sie ausgeführt werden können und wie ihre Effektivität zu überprüfen und zu bewerten ist. Ziel ist dabei, ihr metakognitives Wissen über Leseziele, Leseprozesse und strategische Lesehandlungen zu entwickeln.

      Übung in der Anwendung strategischer Lesehandlungen

      Lernende sollten eine breite Palette unterschiedlicher strategischer Lesehandlungen kennenlernen und sie gemeinsam mit der Lehrkraft erproben. Die Lesehandlungen gehören zu den drei Hauptgruppen „Sprachliches und nichtsprachliches Vorwissen verwenden“, „Textelemente mit einem hohen Informationswert verwenden“ und „Strukturmarkierende Textelemente verwenden“.

      Bewusstmachung des strategischen Vorgehens

      Lernende sollten zur Entwicklung der Fähigkeit, die eigenen Leseprozesse zu steuern, vielfältige auch interaktive Aktivitäten kennenlernen, die zur Bewusstmachung des Einsatzes von (effektiven) Lesestrategien beitragen. (vgl. Bimmel 2002: 123ff.)

      Um diese Komponenten als Lehrkraft im Blick behalten zu können, haben Duke/Pearson (2002) eine Checkliste für den Leseunterricht erstellt, die in der aktuellen Lesedidaktik häufig Verwendung findet (hier zitiert in Anlehnung an Badel/Valtin 2005: 68f.). Die Empfehlungen für den Unterricht allgemein zielen auf das extensive Lesen, das für die einzelnen Lernenden bedeutet, möglichst oft (längere) Texte individuell zu lesen und diese aus einer Fülle von Textmaterial auswählen zu können, das in verschiedenen sprachlichen Schwierigkeitsgraden zur Verfügung steht.

      Zum Unterricht allgemein

      Wie viel Zeit verbringen die Lernenden mit Lesen?

      Wie häufig lesen sie Texte, die nicht ausschließlich dem Lesenlernen dienen?

      Haben sie beim Lesen klare Leseziele?

      Wie viele Textgattungen stehen im Unterrichtsraum zur Verfügung? Wie viele Lernende lesen unterschiedliche Textarten?

      Erhalten sie ausreichend Gelegenheit, neue Wörter und Begriffe zu lernen durch Textlektüren, Gespräche über das Gelesene und das Erklären von Wörtern oder Begriffen?

      Erhalten sie Anleitungen zum (schnellen und exakten) Erlesen von Wörtern?

      Wie häufig schreiben sie Texte mit dem Ziel, sich anderen mitzuteilen? Wird der Zusammenhang zwischen Lesen und Schreiben verdeutlicht?

      Werden sie zu qualifizierten Gesprächen über Texte angeregt?

      Zum Training von Lesestrategien

      Lernen die Lernenden

      ihre Leseziele zu erkennen?

      den Text vor dem Lesen zu überfliegen?

      vor dem Lesen und während des Lesens Vorhersagen zu treffen?

      beim Lesen relevantes Wissen heranzuziehen?

      während des Lesens laut zu denken?

      die Textstruktur zur Unterstützung des Textverständnisses zu nutzen?

      visuelle Darstellungen für das Verstehen und Wiedergeben zu verwenden?

      die Hauptgedanken des Gelesenen zu erkennen?

      das Gelesene zusammenzufassen?

      beim Lesen mit unbekannten Wörtern umzugehen?

      ihr Verständnis während des Lesens zu überprüfen?

      Beinhaltet das Training dieser Strategien

      die explizite Beschreibung der jeweiligen Strategie und ihrer Anwendung?

      das Vorführen der Strategie?

      das gemeinsame Anwenden der Strategie?

      das angeleitete Anwenden der Strategie mit schrittweiser Hinführung zur Selbstständigkeit?

      das selbstständige СКАЧАТЬ