Person werden. Dorothea Gnau
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СКАЧАТЬ in einem allgemeineren Sinn auf die gesamte theologische Mentalität und das Leben in Griechenland einen tiefen Einfluss ausgeübt.«64 Das Spektrum der Einschätzungen dieser umstrittenen Bewegung zeigen die Bezeichnungen, mit denen sie versehen wird. Sie reichen von solch positiven Einschätzungen wie »neugriechische Erneuerungsbewegung« (Maczewski) über ein relativ neutrales »eine neugriechische pietistische Bewegung« bis hin zu »eine Häresie im Bereich der Ekklesiologie« (Yannaras) oder »religiöses Pfadfindertum« (Tsakonas).

      Den Kern der »Zoi-Bewegung« bildet die monastische Theologenbruderschaft »Zoi« (»image« = Leben), die sich 190765 um Eusebios Matthopoulos zusammenschließt. Diese Bruderschaft ist eine apostolische Gemeinschaft von Laientheologen und Klerikern, die sich den Evangelischen Räten verpflichten und ein Gemeinschaftsleben nach strengen Regeln führen. Zur Bruderschaft treten später Schwesternschaften und eine Fülle von Laiengemeinschaften und –vereinigungen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Stände in unterschiedlichem Organisationsgrad hinzu. Sie alle werden unter dem Namen »Zoi-Bewegung« zusammengefasst. Die Bewegung erlebt ihre Blütezeit in den 40er und 50er Jahren. Anfänglich treffen die Aktivitäten der Bewegung auf ein geteiltes Echo, das von Skepsis vor allem in offiziellen Kirchenkreisen bis zur Begeisterung in Theologenkreisen und Teilen der Bevölkerung reicht. Später gewinnt die Zoi zunehmend an Bedeutung und Einfluss in Kirche und Gesellschaft bis in die Leitungsgremien hinein.66

      1959 kommt es nach starken Kontroversen innerhalb der Bewegung zu einer Spaltung. Die älteren, eher konservativen Kräfte bilden eine eigene Gemeinschaft unter dem Namen »Sotir« (image = Erlöser), die jüngeren, eher reformfreudigen verbleiben in der »Zoi«. Gründung und Organisation der »Sotir« erfolgen nach den gleichen Prinzipien wie bei der »Zoi«.67 Etwa zu dieser Zeit wenden sich zunehmend junge Theologen von der Bewegung ab, so auch Panagiotis Nellas und Christos Yannaras. Beide waren Mitglieder der Bruderschaft und dort in unterschiedlichem Ausmaß engagiert.

      Ab dem Zeitpunkt ihrer Spaltung verliert die »Zoi« sowohl aufgrund ihrer internen Schwierigkeiten als auch aufgrund der immer lauter werdenden Kritik an ihrem Wirken zunehmend an Bedeutung, so dass die heute noch existierenden Reste in ihrer Bedeutung als marginal einzustufen sind und wohl auch weniger in der Form organisierter Mitglieder als in einem Nachleben vereinzelter Spuren der von der Bewegung propagierten Frömmigkeit und ihres Schrifttums zu finden ist.

      2.Anliegen und Ziel

      In ihrer Satzung aus dem Jahr 1950 gibt die Theologenbruderschaft als ihr Ziel an:

      »Das Ziel der Bruderschaft ist einerseits die gegenseitige Hilfe der Mitglieder zu ihrer sittlichen Vervollkommnung in der christusgemäßen Tugend und zu einer besseren Verwirklichung ihres Tuns und andererseits der Dienst am Werke der Ausbreitung der christlichen Grundsätze und Wahrheiten unter dem Volk mit Selbstverleugnung und Selbstaufopferung in der Orthodoxen Kirche im Allgemeinen und im Besonderen in der griechischen Gesellschaft.«68

      Bereits in dieser Zielsetzung sind die wichtigsten Charakteristika der Bewegung zusammengefasst: Zentralen Stellenwert haben die Frömmigkeit und sittliche Lebensführung des Einzelnen. Die Mitglieder kennzeichnet ein »eigentümliche[r] Puritanismus und eine Mentalität des Auserwähltseins«.69

      »Obwohl das Ziel dieser Gemeinschaften der Schutz und die Förderung der Volksfrömmigkeit war, entwickelten sich bald schon geschlossene, abgesonderte Gruppen, wobei als Mitglieder nur die Guten im Sinne ihrer neu entwickelten Auffassung der Ethik aufgenommen wurden. Vorherrschend war ein heuchlerischer Egoismus und die Tendenz, die anderen als Sünder zu verurteilen.«70

      Ihre Sendung sieht die Bruderschaft in der Verkündigung und Inneren Mission. Sie übernimmt dabei Motive, Inhalte und Formen westlicher pietistischer Gruppen. In Griechenland stellt ihr Wirken daher in vielerlei Hinsicht ein absolutes Novum dar. Zugleich verbleibt die »Zoi« jedoch im Rahmen traditioneller orthodoxer Theologie und Frömmigkeit auch in einer eigenartigen Spannung zu diesen Neuerungen.

      Straff organisiert betreibt die Zoi-Bewegung eine systematische Evangelisation. Intensive Predigttätigkeit, die Einrichtung zielgruppenspezifischer Angebote und Vereinigungen sowie die Organisation von Bibelkreisen sind dabei wichtige Mittel. Ein Schwerpunkt liegt auf der Jugendarbeit, die vor allem durch die Einführung von Sonntagsschulen und Ferienlagern vorangetrieben wird. Eine besondere Bedeutung erlangt die Zoi-Bewegung schließlich durch die massive Verbreitung geistlichen Schrifttums und Bildmaterials oft westlicher Provenienz in der Form von Büchern und Zeitschriften. Hierzu zählt vor allem ihre deutlich missionarisch und pädagogisch ausgerichtete Zeitschrift »Zoi«, später auch eine Reihe anderer Publikationsorgane und Schriften, die sich an bestimmte Zielgruppen (Eltern, Studierende, Kinder, …) wandten.71 Maczewski fasst zusammen:

      »Dogmatisch untadelig und kirchlich erneuernd schien die Zoi … die Wende aus dem hoffnungslosen kirchlichen Verfall Neugriechenlands zu bringen: bestehende Traditionen wurden aus einem missionarischen Geist umgestaltet und neu interpretiert, verlorengegangene Traditionen aus der Alten Kirche und der Urchristenheit wieder aufgenommen und für die Ostkirche neue Traditionen wie gemeinsames Bibelstudium und selbständiges Vereinswesen aus westlichen kirchlichen Traditionen übernommen. Ost und West, Alt und Neu verbanden sich zu einer neuartigen Gestaltung griechischen Gemeindelebens auf dem Boden der überlieferten dogmatischen Tradition. Darin liegt die historische Bedeutung der Zoi.«72

      3.Das theologische Profil der Bewegung

      Was macht das theologische Profil der Zoi-Bewegung aus? Im Folgenden werden einige grundlegende, theologisch besonders für die Anthropologie relevante Punkte skizziert, die das Bild der Zoi prägen, welches Nellas, Yannaras und Zizioulas vermitteln.73

      a)Christologie

      Als ein wesentliches Verdienst der Zoi-Bewegung sieht Maczewski die »christozentrische Erneuerung«. »Die Predigt ist durch die Zoi wieder Christus-Predigt geworden. … Christus wird jetzt zum ausschließlichen Inhalt der Predigt, und zwar Christus als der für die Welt Gekreuzigte, Christus als das Sühnopfer für die Sünden der Welt.«74 Dieser Christozentrismus geht zurück auf den Gründer der Bewegung Eusebios Matthopoulos. Er hatte seine wichtigsten theologischen und ethischen Grundthesen in einer Schrift mit dem Titel »image image» (»Die Bestimmung des Menschen«) systematisiert, die »fortan zur ethischen ‚Magna Charta' für die gesamte religiöse Bewegung avancierte«75 Matthopoulos entwirft dort ein Menschenbild, das die Zoi-Bewegung über lange Zeit prägte und auf das die zentralen Elemente ihrer Lehre und ihres Wirkens zurückgeführt werden können. In Übereinstimmung mit der Tradition liegt für Matthopoulos die Bestimmung des Menschen darin, »Christus gleichgestaltet zu werden«. Bezeichnend ist jedoch, worin der Mensch Christus ähnlich werden soll:

      »Wir sagen also, dass er [sc. der Mensch] die Bestimmung hat, … [Christus] gleich zu werden: sich geistig und ethisch Christus anzunähern, d.h. er hat die Bestimmung, sich so weit wie nur möglich innerlich und äußerlich nach Christus zu formen und zu bilden, damit er dessen sittlichen Charakter erlange. …

      Er wird ihm gleichgestaltet, wenn er auf Christus als das vollkommene Vorbild der Tugend schaut und dieses sein Vorbild, so weit es ihm nur möglich ist, nachahmt und wenn er in Übereinstimmung mit seinem Wort und seinen Geboten СКАЧАТЬ