Wer ist dein Gott?. Vitus Seibel
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Название: Wer ist dein Gott?

Автор: Vitus Seibel

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

Серия: Ignatianische Impulse

isbn: 9783429064013

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СКАЧАТЬ spricht von Gott.

      Und Jesus? Übersetzt er nicht den unbegreiflichen Gott ins Menschlich-Begreifliche? Aber ich komme nicht darum herum: Auch in ihm muss ich den unerforschlichen Gott zu ertasten suchen. Wo zeigt er sich? Es gibt Erstaunliches, vor allem seinen unbeirrt guten Blick auf die »Zöllner und Sünder«. Ihr Fehlverhalten billigt er nicht. Dennoch schaut er auf ihre kostbare Mitte, dorthin, wo ihr wahres Herz ist. Seine Klarheit und zugleich seine Zuwendung ohne jede Spur von Ablehnung ziehen diese Menschen an. Und so ist Gott. Das ist mehr als meine Versuche, mir Gott vorzustellen. Reicht ein Menschenleben, dass beides zusammenwachsen kann?

       Hans Abart SJ, Neumarkt/Opf., geb. 1937

       Die Weltformel des Glaubens

      Gott ist Liebe. Zugegeben: Dieser Satz klingt nicht sehr originell. Und doch, je länger ich darüber nachdenke, desto weniger fällt mir etwas anderes ein. Der französische Jesuit François Varillon hatte einmal sinngemäß geschrieben: »Wenn ihr bei einem Streit um theologische Fragen nicht einseht, dass es letztlich immer um Liebe geht, dann lasst es sein … vorläufig.« Vielleicht ist es meine naturwissenschaftliche Prägung, aber ich bin je länger je mehr davon überzeugt, dass das Eigentliche, um das es im Glauben geht, nicht einfach genug sein kann. Und daher sind es vor allem zwei einfache Formeln, die seit ein paar Jahren meine Erfahrungen mit Gott erhellen und mein Reden über Gott prägen.

      Die erste stammt vom verstorbenen irischen Jesuiten Michael Paul Gallagher, der uns die kürzeste Definition des Wortes »glauben« vorgelegt hatte: »Say yes to a yes!« Sag ja zu einem Ja! Nicht irgendwelche abstrakten Wahrheiten und Lehrsätze stehen im Zentrum des Glaubens, sondern eine Beziehung. Glauben heißt, sich auf den einlassen und auf den vertrauen, der zu mir ja sagt ohne Wenn und Aber. Und dieses bedingungslose Ja Gottes zur Welt und zu uns Menschen ist es, worum es im christlichen Glauben geht und was wir an Weihnachten feiern. Gott, der Schöpfer des Universums, wird selber Mensch in der konkreten Wirklichkeit unserer Welt. Und er tut dies nicht mit Pauken und Trompeten, sondern still und diskret in der Gestalt eines kleinen Kindes. In der gewaltlosen Erscheinung und in der wehrlosen Liebe dieses Kindes beginnt das, was am Kreuz seine Vollendung finden wird: die Offenbarung der Liebe und Barmherzigkeit Gottes durch das Lebenszeugnis von Jesus von Nazareth. Er möchte uns zeigen und erfahren lassen, wer er ist und wer wir sind für ihn. In der ganz konkreten Begegnung mit Jesus erfahren sich Menschen als von Gott gesehen und wahrgenommen, als gekannt und anerkannt, als beim Namen gerufen und persönlich gemeint, als bedingungslos bejaht und geliebt.

      Hier kommt die zweite Formel ins Spiel, die ich dem amerikanischen Franziskaner Richard Rohr zu verdanken habe. Er hatte 1998 in einem Vortrag in Zürich die wesentliche Aussage der Bibel in einem Satz zusammengefasst: »You are not o.k., but that’s o.k.!« Gottes Liebe stellt keine Bedingungen. Er fragt weder nach der Vergangenheit noch nach der Leistung. Seine Sehnsucht ist der lebendige, aufrechte Mensch. Er möchte mich frei machen von allem, was mich am Leben hindert. Und er tut das nicht etwa, indem er einfach ignoriert, was alles nicht o.k. ist. Nein, er nimmt meinen jeweiligen Ausgangspunkt ernst mit allem, was verletzt, lebensfeindlich oder eben sündhaft ist. Und weil er mich – wie es Papst Franziskus so schön ausdrückt – auch als Sünder anschaut und dennoch o.k. findet, kann ich immer wieder neu meinen Weg mit ihm wagen, ohne an meinem dauernden Scheitern zu verzweifeln. Ja, Gott ist für mich die Erfahrung, dass da einer ist, der ja zu mir sagt, auch wenn ich einmal nein sage … ja selbst dann noch, wenn ich einfach nicht aufhören kann, nein zu sagen. Manche Naturwissenschaftler träumen von der letzten, einfachen Formel hinter aller Wirklichkeit, der Weltformel. Im Glauben habe ich sie gefunden: Gott ist Liebe.

       Beat Altenbach SJ, Basel, geb. 1965

       Mein Sein in seinem Sein

      Als Kind begegnete mir Gott nur indirekt, durch die Bilder von Schutzengeln, die Brüderchen und Schwesterchen sicher über zerbrochene Holzbrücken über den tosenden Wildbach geleiten, oder als Herz-Jesu-Bildchen. Gott war einer, der mich beschützt, der für mich da ist und dem ich am Abend sagen durfte, wie gerne ich ihn habe, und den ich bat, auf mich aufzupassen, wenn ich schlafe. Die Kirche war der Ort, wo der liebe Gott wohnt, verborgen in einer goldenen Kiste über dem Hochaltar, in die niemand hineinsehen durfte. Deshalb gab es hinter der geöffneten Tür noch mal einen Vorhang, aber es gelang mir nie, einen Blick auf das Innere zu erhaschen. Wenn der Priester beim Gottesdienst mit dem Rücken zum Volk bei der Wandlung die Hostie hob, mussten alle nach unten blicken, und ich tat es so wie alle anderen. Gott war ein unnahbares Geheimnis.

      Im Beichtunterricht zur Vorbereitung auf die Erstkommunion begegnete mir dann ein anderes Gottesbild: der allmächtige Vater, überall gegenwärtig, alles sehend (symbolisiert im Gottesauge über dem Hochaltar), vor dem es kein Entkommen gab. Er wusste alles: unsere geheimsten Gedanken; er wusste, wenn ich genascht hatte oder abgepflückte Blumen wegwarf, wenn ich gemein war oder gelogen hatte. Und er bestrafte mich, wenn ich auch nur gegen das kleinste seiner Gebote verstoßen hatte.

      Das war ein Gottesbild, das mich lange begleitet und mir die Freude an Gott verdorben hatte. Es führte dazu, dass ich diesem Gott und seiner Kirche gegenüber eher ablehnend dastand. Wenn ich ihn rief, dann nur, wenn ich verzweifelt, einsam war, Hilfe brauchte. Aber in guten Zeiten wollte ich nichts von ihm hören, war er mir gleichgültig geworden. Nicht, dass ich nicht mehr an seine Existenz glaubte, aber er war mir nicht wichtig genug, um mich mit ihm zu beschäftigen.

      Und dann, als es mir wieder einmal sehr schlecht ging, trat mir aus dieser Dunkelheit eine neue Wahrheit entgegen: ein liebender, ein verzeihender Gott, einer, dem ich trauen, vertrauen kann. Der mich so annimmt, wie ich bin, für den ich mich nicht verändern muss, um ihm zu gefallen. Aus dieser neu entdeckten »Liebe« wuchs eine neue Sehnsucht: mich ihm ganz in seinen Dienst zu stellen. Mein Leben änderte sich radikal. Ich trat in den Orden ein, um das zu leben und das weiterzugeben, was ich selber erfahren hatte, ein Geschenk, das ich teilen wollte.

      Heute ist mein Gottesbild einfacher geworden, ja ich versuche alle Bilder, Gefühle, Vorstellungen auf ihn hin loszulassen. Gott ist Gott. Mein Sein in seinem Sein. Alles darf sein, auch ich in allem, so wie er mich geschaffen hat. Wenn Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat, dann tritt er mir in jedem Menschen so entgegen, wie dieser ist, egal ob hässlich, schön, betrunken, voller Wut und Hass, hungrig, gleichgültig, satt, strahlend oder auch zweifelnd. In jedem Menschen kann ich seine Anwesenheit oder Abwesenheit spüren. Auch in meiner Angst oder Freude, ihnen zu begegnen. Durch Menschen spricht er zu mir, wenn er eine menschliche Stimme braucht. Oder ich spreche zu ihnen, wenn er ihnen etwas sagen will. Der Ort, wo Gott mir am nächsten ist, ist die Stille, in einer ganz einfachen, schlichten Gewissheit, dass er da ist. Nicht immer, aber immer wieder. Das genügt.

       Anton Altnöder SJ, Nürnberg, geb. 1950

       Gott des Alltags

      Gott ist für mich derjenige, der mich bewegt hat, diesen Beitrag zu schreiben. Sonst hätte ich über Gott gar nichts zu sagen. Aber sobald Gott selbst sich meiner Vernunft, meines Herzens und meiner Hände bedient, habe ich sehr wohl etwas über ihn zu sagen. Deshalb soll hier die Rede nicht von Gott sein, sondern mit Gott. Wenn ich also überhaupt etwas über Gott zu reden vermag, dann nur in der Form des Dialogs.

      Gott ist stets erwartungsvoll. Er ist immer interessiert, etwas über mich und mein Leben zu erfahren. Es klingt ein wenig paradox, aber gewiss. Gott freut sich über jede freudige Geschichte, die ich ihm »erzähle«, als ob er sie zum ersten Mal hörte. Wenn ich voll Kummer mit meinen Klagen vor ihn trete, dann zeigt er sich zutiefst bewegt. Wenn ich schwach und schweigsam seine Gegenwart suche, dann ist er da, mir seinen stillen Beistand zu leisten. Gott ist mir also zunächst ein ganz zarter, feinfühliger Freund. Gott, der erhabene und alles Verstehen und Vorstellen übersteigende Schöpfer des Universums, macht sich für meine Bedürfnisse vollkommen verfügbar. Diese meine Bedürfnisse СКАЧАТЬ