Название: Wer ist dein Gott?
Автор: Vitus Seibel
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
Серия: Ignatianische Impulse
isbn: 9783429064013
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Lebenskrisen auf der einen und das Gebet auf der anderen Seite haben mich gelehrt, dass Gott in ganz anderer Weise liebender Vater ist, als meine Eltern es waren. Ohne ein halbwegs treu durchbetetes Leben wird es schwierig sein, das Vorschussvertrauen und die Vorschusshoffnung aufzubringen, die es ermöglichen, alles, was das Leben bringt, Gutes und eben auch Schlechtes, anzunehmen und zu durchleben. Das bedeutet, auch die Gefühle, die z.B. Verluste, Enttäuschungen, Scheitern, Krankheiten usw. mit sich bringen, im Bewusstsein da sein zu lassen, soweit möglich weder in Verdrängung noch in Ablenkung zu fliehen noch Pseudolösungen zu inszenieren: Einen solchen nicht gesuchten Gang durch das »finstere Tal« (Ps 23) dessen, was das Leben einem zumutet, verstehe ich als Kreuzesnachfolge im Sinne Jesu. Ein solcher Weg läutert jedoch das Herz, reinigt den Geist von seinen verkehrten (Gottes-)Vorstellungen und Erwartungen und lehrt ein Wissen auch von Gott, das anders nicht zu erlernen ist; er gründet die Identität eines Menschen neu als Kind Gottes; Glaube, Hoffnung und Liebe bekommen Leben, denn die Person wird angeschlossen an die Trinität, die in ihr Wohnung nimmt.
Zwei Grundzüge Gottes, dieses Inbegriffs der Liebe, der »seine Sonne aufgehen lässt über Bösen und Guten und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte« (Mt 5,45), sind für mich immer mehr in den Vordergrund getreten: Das eine ist die Entäußerung, das Leerwerden von sich selbst, die Dahingabe seiner selbst; sie gehört zum Innersten jenes Gottes, den Jesus als Vater allen offenbart, die sich auf dem Weg des Kreuzes zur Auferstehung führen lassen. Das andere: Gott bleibt das unergründliche Geheimnis. Das Wissen über ihn, sofern es aus Erfahrung kommt und nicht nur gedacht ist, bleibt nichtwissend. Das Große, das er uns auf dem Wege des Leerwerdens schenkt, hat kein Auge gesehen und kein Ohr gehört, es ist keinem Menschen in den Sinn gekommen (1 Kor 2,9). Gott ist weiterhin der, den kein Mensch je gesehen hat (Joh 1).
Bertram Dickerhof SJ, Hadamar-Oberzeuzheim, geb. 1953
Gott, mein Gott bist du, dich suche ich
»Gott, mein Gott bist du, dich suche ich …« So beginnt der Psalm 63, und Vers für Vers ist gefüllt von der Sehnsucht nach Gott. Es ist für mich ein wichtiger Gebetsruf. Was mir in meiner Jugend ein starker Ausdruck von Glaube und Lobpreis war, ist im Alter nicht mehr so selbstverständlich.
Manchmal steigen Wellen von Zweifel in mir auf, wenn ich sehe, wie die schwedischen Massenmedien wichtige Informationen über Kirche und Religion totschweigen; wenn Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bekennen, dass für sie Glauben und Beten uninteressant sind. Aber auch wenn ich Texte im Alten Testament lese, die Gott als nationalen Beschützer oder als eifersüchtigen himmlischen Alleinherrscher darstellen. Dann versuche ich, darüber hinwegzulesen und andere, geistliche Aussagen über Gott zu finden. Manchmal spreche ich mit Gemeindemitgliedern, die an Privatoffenbarungen, wundertätige Medaillen oder Gebetsserien mit Garantien für den Himmel glauben. Hat das etwas mit Christentum zu tun? Ist mein Glaube vielleicht auch so leicht mit Wunschdenken oder Illusionen zu erklären? Wer ist Gott für mich? Die Spannung zwischen zwei Polen. Auf der einen Seite ist er das Geheimnis jenseits aller Vorstellungen, der je größere Gott. Er hat das Universum und damit Raum und Zeit geschaffen. Deswegen ist er nicht begrenzt von den raumzeitlichen Dimensionen, die all unser Denken bestimmen. Gott erhält alles im Sein, und er ist gleichzeitig mit Big Bang, mit dem jetzigen Augenblick und mit dem kommenden Untergang des Kosmos. Ohne Anfang und Ende. Unvorstellbar. Und doch eine Erfahrung mancher Mystiker.
Auf der anderen Seite ist Gott »Abba«, »unser/mein Vater«, in der Verkündigung Jesu. Ein Gott, der barmherzig ist, der uns kennt und liebt. Jesus Christus selbst ist das Abbild des unsichtbaren Gottes. An ihm sehen wir, wie Gott handelt und denkt. Und die Botschaft Jesu kreist immer um Gott. Es ist bezeichnend, dass das erste und letzte Wort Jesu (im Lukasevangelium) seinen himmlischen Vater nennt: »Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?« – »Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.«
Gott als der Absolute und Gott als der Vater gehören zusammen. Wenn er nur »der liebe Gott im Himmel« ist, liegt die Gefahr der Projektion nahe, dass man einen Tröster und Helfer braucht, einen Papa, der nur lieb sein kann. Und wenn man nur an die Unbegreiflichkeit Gottes denkt, ist es schwer, eine persönliche Beziehung mit ihm zu finden. Beide Aussagen sind notwendig für mich, um nicht zu kindlich oder zu abstrakt von Gott zu denken. Es sind, bildlich gesprochen, zwei Pole mit einer Spannung, die Energie, Licht und Wärme im geistlichen Leben erzeugen.
In unserer säkularisierten Gesellschaft ist es für mich nicht immer leicht zu glauben. Ich höre das Klagen des Psalmisten, das ständig im Leiden der Menschheit wiederholt wird. Und vor allem sehe ich Jesus Christus, ausgeliefert am Kreuz, der zwischen Erde und Himmel hängend mit ausgestreckten Armen alle Menschen umfasst: ein Bild der totalen Liebe Gottes. Er ist in die tiefste Dunkelheit gesunken, als er schrie: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Dieses Glaubensbekenntnis trotz allem wird immer meinen Glauben an Gottes Mysterium bewahren.
Klaus Dietz SJ, Stockholm, geb. 1941
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