Название: Doctor Who Monster-Edition 6: Roboter des Todes
Автор: Chris Boucher
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Doctor Who Monster-Edition
isbn: 9783966580274
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»Selbst nach so langer Zeit?«, ermunterte ihn die Therapeutin behutsam. Sie war nur eine Fassade: Eigentlich handelte es sich um einen mechanischen Analytiker, kaum mehr als ein hoch entwickelter Lügendetektor, der für die medizinische Verwendung modifiziert worden war. Sie las die Zeilen von einem verlinkten Laptop ab, der ihr auch präzise Hinweise zu Timing und Tonfall gab. Ziemlich krude für so eine Scharade und noch dazu sündhaft teuer, doch in Ander Pouls Fall schien das unumgänglich zu sein. Ohne den Puffer dieser durchschnittlich aussehenden Frau mit ihrer auf gewöhnliche Weise modulierenden Menschenstimme hätten sie mit seiner Reha nicht einmal zu beginnen brauchen. Es war von Anfang an klar gewesen, dass Robotermedizin in seinen Augen ein Widerspruch in sich war. In seiner Erinnerung verbarg sich ein Schrecken, knapp außerhalb der Reichweite seines Bewusstseins. Dieser Schrecken hatte mit den mechanischen Humanoiden zu tun, von denen diese Welt abhängig war – so viel war sicher. So viel und kaum etwas darüber hinaus.
»Selbst nach so langer Zeit?«, wiederholte sie mit derselben sanften Beharrlichkeit.
Nun seufzte er und sagte: »Schon gar nicht nach so langer Zeit.« Sein Gesicht hatte wieder diesen sturen, versteinerten Ausdruck angenommen.
»Die Zeit heilt nicht unbedingt alle Wunden«, sagte die Therapeutin. »Oder glauben Sie, dass es doch so ist?«
»Letzten Endes schon.« Nun zeigte sich das Gespenst eines Lächelns auf seinen Zügen. »Irgendwann stirbt man und dann ist man geheilt.«
Die Therapeutin las von ihrem Bildschirm ab, folgte den Anweisungen und erwiderte nüchtern: »Mag sein.« Zwei Atemzüge Pause. »Sie haben also keine Ahnung, was Ihnen widerfahren ist?« Ein Atemzug Pause. »Auf Sturmmine vier?«
»Keinen blassen Schimmer. Ich dachte, das hätte ich gerade gesagt.«
Die Therapeutin widmete sich wieder ihrem Bildschirm. Dann griff sie in die Tasche und holte eine kleine Scheibe aus schillerndem rotem Plastik hervor. Sie streckte die Hand aus und drückte Poul die Scheibe auf den Handrücken. »Wissen Sie, was das ist?«, fragte sie leise.
»Nein«, sagte er ausdruckslos. Und dann begann er zu schreien.
1
Der TARDIS gelang der Ausgleich zwischen den transdimensionalen Strömen. Sie bündelte eine endlose Zahl von Optionen in einem einzigen Punkt und kam an ihrem neuen Platz zum Stehen. Als das geräuschlose Heulen und die reglose Bewegung vorüber waren, blickte der Doktor zu dem Bild auf dem Schirm über der Tür und verkündete: »Das kommt mir enttäuschend vertraut vor.«
Der Bildschirm zeigte, dass die TARDIS in einer mehrgeschossigen Halle gelandet war. Die metallenen Wände waren von Gerüsten und Leitern gesäumt. Es gab keine Spur von Lebewesen irgendwelcher Art. Entlang der Gerüste waren in regelmäßigen Abständen Türen in die Wand eingelassen, jede mit einem Guckloch, durch das grelles grünes Licht fiel. Nichts regte sich.
»Natürlich«, fuhr der Doktor fort, »kommt einem beinahe alles enttäuschend vertraut vor, wenn man schon so viele Jahre auf dem Buckel hat wie ich.« Er holte seinen frisch geflickten langen Schal aus der Tasche des Mantels, den er stets trug, und wickelte ihn sich um den Hals. »Es ist immer eine nette Überraschung, wenn man dann doch mal an einem unbekannten Ort landet.« Er nahm den breitkrempigen Filzhut, den er bevorzugte, vom Hutständer und stülpte ihn sich über die widerspenstigen Locken. In seinem üblichen leicht exzentrischen Outfit, das sich erst dann verändern würde, wenn er selbst es tat, strahlte er Leela an. »Ich liebe Überraschungen, Sie nicht auch?«
»Nein«, erwiderte Leela. »Auf meiner Welt entpuppen sich Überraschungen in der Regel als bissig.« Sie war kleiner als der Doktor; leichter, schlanker und weitaus aggressiver.
»Sie sind aber gerade nicht auf Ihrer Welt«, rügte der Doktor. »Obwohl Sie immer noch darauf bestehen, dieses doch eher primitive Ensemble zu tragen.«
»Ensemble?« Leela löste ihren Blick nicht vom Bildschirm.
»Die Felljacke, die Lederstiefel, das Messer?«
Automatisch legte Leela die Hand auf den Griff ihres langen Jagdmessers, als würde sie halb damit rechnen, dass er versuchen würde, es ihr wegzunehmen. »Ihnen gefällt mein … Ensemble nicht?«
»Es passt nicht zu jedem Anlass. Manchmal sieht es schon ein wenig seltsam aus.«
»Aber was Sie tragen, sieht nicht manchmal seltsam aus.« Es war beinahe eine Frage, aber nicht ganz.
»Gut geschneiderte Sachen passen zu jedem Anlass«, sagte der Doktor und ließ für eine Sekunde sein wölfisches Grinsen aufblitzen. »Und ich bin nicht bedrohlich. Ich mache niemandem Angst.«
Leela löste den Blick vom Bildschirm und funkelte den Doktor böse an. »Ich mache auch niemandem Angst.«
»Tun Sie nicht?«
Leela dachte einen Moment lang nach. »Na ja, ich glaube nicht«, sagte sie schließlich. »Furcht ist der Feind der Vernunft.«
»Von wem haben Sie das denn gehört?«
»Von Ihnen.«
»Dann muss es wohl stimmen«, meinte der Doktor und bediente die Kontrollen der Tür der TARDIS. »Wollen wir mal nachsehen gehen, ob es da draußen irgendwelche Überraschungen gibt?«
»Wir sollten noch ein bisschen warten«, sagte Leela.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte der Doktor. »Wir sollten warten, bis sich etwas bewegt, sodass wir mögliche Raubtiere identifizieren können.«
»Gefahren«, korrigierte ihn Leela. »Für Raubtiere scheint das nicht der passende Ort zu sein.«
»Ihr Messer wollen Sie trotzdem nicht hierlassen, nehme ich an?«, fragte der Doktor beiläufig.
»Nein«, erwiderte Leela unumwunden.
Der Doktor nickte nachdenklich, dann ging er zu Tür. »Geben Sie dann aber nicht mir die Schuld, wenn die Ortsansässigen sich feindselig verhalten.«
Leela folgte ihm. »Darum lass ich mein Messer ja auch nicht hier.«
»Ich dachte, das gehört zu Ihrem Kriegerkult«, bemerkte der Doktor, trat hinaus und schnupperte die trockene Luft der staubfreien, klimakontrollierten Umgebung.
»Von wem haben Sie das denn gehört?«
»Von Ihnen.«
»Ich hab gesagt, es gehört zu meiner Ausbildung.«
»Genau«, sagte der Doktor. »Dann wollen wir mal einen Blick auf die Gerüste werfen, was?«
Forsch schritt er davon. Seine Schuhe erzeugten ein dumpfes Geräusch auf dem auf Hochglanz polierten Metallboden. Leela schlich auf leisen Sohlen neben ihm her.
Der Doktor kletterte bereits eine Leiter hinauf, die zur ersten Gerüstetage hinaufführte, als Leela ihm mit gesenkter Stimme vom Boden aus zurief: »Doktor, haben Sie das gehört?«
Der Doktor kletterte weiter.
Sie rief ein wenig lauter: »Doktor, haben Sie СКАЧАТЬ