Название: Selbstbewusst ist das neue Sexy
Автор: Sophia Faßnacht
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783831269648
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Ein Team aus Wissenschaftlern aus Kanada will zum Beispiel festgestellt haben, dass es so etwas wie die »goldenen Zahlen« der Schönheit gibt. Für diese Studie wurde Teilnehmern mehrmals ein und dasselbe Frauengesicht vorgelegt, und die Abstände zwischen Mund, den Augen und den Ohren wurden jeweils modifiziert. Alle Teilnehmer – Achtung, hier wird es mathematisch – werteten das Gesicht, bei dem der Abstand zwischen Augen und Mund genau 36 Prozent der Gesichtslänge ausmachte und in der Waagrechten zwischen den Augen genau 46 Prozent der Gesichtsbreite lagen, als besonders schön. Der ein oder andere mag jetzt nervös zum Lineal greifen, um seine Gesichtsabstände zu messen, darf das Ganze aber getrost wieder vergessen.
Die Tatsache, dass das Gesicht einer »Bilderbuchschönheit« wie Angelina Jolie weder senkrecht noch waagrecht die Abstände 36/46 besitzt, zeigt, wie relativ auch diese Ergebnisse in Bezug auf die eine, auf die wahre Schönheit sind. Angelina Jolie zumindest wird wohl kaum in Tränen ausbrechen, weil ihr Gesicht, rein wissenschaftlich betrachtet, wenig mit den goldenen Zahlen der Schönheit zu tun hat.
Diese Ergebnisse besagen, dass die Schönheit, die wir messen können, meistens einem Durchschnittswert entspricht. Häufig wurde festgestellt, dass das Durchschnittliche als schön bewertet wurde. Eine Erklärung hierfür ist, dass das Gehirn die vielen wahrgenommenen Gesichter filtert und sozusagen einen »Durchschnittswert« errechnet. Schön ist, wenn man sich die Computer-Dummies der schönsten Gesichter aus Testreihen einmal ansieht, meist ein absolutes »Normalo-Gesicht«.
Weitere Forschungsergebnisse wiederum sagen, dass Gesichter auch nicht allzu symmetrisch sein sollten und dass leichte Abweichungen – das, was uns einzigartig macht – als besonders interessant und somit auch schön wahrgenommen werden.
Cindy Crawfords Gesicht ist leicht asymmetrisch, ihr Muttermal und ihre Gesichtszüge faszinieren Menschen und haben sie zu einem der Supermodels der vergangenen 30 Jahre gemacht. Im körperlichen Bereich wird Schönheit also oft mit Proportionen und Symmetrien gleichgesetzt. So gelten angeblich Frauenkörper, die einen Taillen-Hüft-Quotienten von 0,7 haben, also eine schmale Taille und ein breiteres Becken, als besonders anziehend auf Männer – ungeachtet ihrer Körperfülle und ungeachtet der Herkunft der Männer. Dies deutet für Forscher auf eine Präferenz hin, die genetisch vorgegeben ist und dem Erhalt unserer Spezies dienen soll. Also: Breites Becken ist gleich Gebärfreudigkeit. Dass das rein biologisch natürlich Quatsch ist und auch Frauen mit schmalen Hüften Kinder bekommen, ist allseits bekannt.
Eine Testreihe mit eineiigen Zwillingen hat ergeben, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt. In einer Studie der Harvard University wurden 534 eineiige australische Zwillingspaare gleichen Geschlechts gebeten, ihnen gezeigte Gesichter mit Werten von 1 bis 7 einzustufen. Es stellte sich heraus, dass die Übereinstimmung viel geringer war als gedacht. Unser individuelles Empfinden von Schönheit ist demnach viel häufiger von unseren biografischen Einflüssen bestimmt als von unseren Genen. Zwar konnten die Wissenschaftler eine für sich stehende Präferenz beobachten, die zu Symmetrie und weichen Gesichtszügen neigt, wen wir aber dann im Einzelnen als attraktiver wahrnehmen, hängt ganz vom Individuum ab. Auch hier gibt es die Annahme, dass wir die Gesichter, deren Züge unseren ähnlich sind, als besonders attraktiv wahrnehmen. Es kann also sein, dass das schönste Supermodel vor uns sitzt, wir uns aber ganz und gar nicht in es verlieben könnten.
EXKURS
Andere Länder, andere Traumpopos
Wenn man einmal um den Globus reist und sich die Schönheitsideale in den jeweiligen Ländern ansieht, dann wird einem noch einmal bewusst, dass das »Schönsein« keiner einheitlichen Norm folgt. In vielen Teilen Afrikas gelten üppigere Rundungen als schön und schon seit vielen Jahrhunderten als Symbol für Reichtum, Kraft und Fruchtbarkeit. In manchen Ländern Afrikas, zum Beispiel in Mauretanien, gilt Fettleibigkeit als Ideal, und schon kleine Mädchen werden gemästet, um möglichst dick zu werden. (Wir heißen diese Praxis natürlich nicht gut, denn das extreme »Mästen« von Menschen kann man als Folter bezeichnen.) In den USA legen sich im Durchschnitt viel mehr Frauen unters Messer als hier, während in Europa im Vergleich zwar Schlankheit, aber immer noch eher »Natürlichkeit« angesagt ist. In Südamerika dominieren Kurven die Ideale. Im Iran müssen die Frauen einen Großteil ihres Körpers verhüllen und haben vielleicht deshalb so eine Obsession mit ihrem Gesicht. Wer im Iran was auf sich hält, sagt man, der hat sich die Nase richten lassen. Auch in Südkorea lassen sich überdurchschnittlich viele Frauen operieren, um einem Ideal zu entsprechen, das sich sehr stark nach Puppe anhört: große, runde Augen, schmales Gesicht, sehr helle Haut, kleiner Po, große Brüste. Jede zweite Frau soll in Südkorea schon einmal beim Beauty-Doc gewesen sein. Und noch eine andere Industrie setzt weltweit Milliarden von Dollars um: Bleichmittel für die Haut. Whitening-Cremes sind besonders in Ländern beliebt, in denen die Bewohner eben keine helle Haut haben. Und viele bekannte Beauty-Konzerne betreiben besonders in Asien und Afrika eigene Produktlinien. Was man da so erhält? Gesichts-Whitener, Genital-Whitener sogar Babyöl mit Bleichmittel. In Indien sind Bleichcremes möglicherweise deshalb so beliebt, weil die hohen Kasten immer hellhäutig sein sollten. Der Adel ist bleich. Aber sowohl in Indien als auch in vielen anderen Ländern, in denen man kaum ein Produkt ohne Bleichanteil findet, kann man erkennen, dass es tendenziell ein weißes europäisches Schönheitsideal ist, das auch hier (leider) viel zu lange propagiert wurde.
Perfektsein ist kein Garant für Liebe
Perfektsein ist kein Garant für Liebe. Der Mensch ist ein komplexes Wesen, und so scheint auch unser Empfinden von Schönheit nicht unbedingt damit zusammenzuhängen, mit wem wir unser Leben verbringen möchten. So kann es sein, dass uns ein bestimmtes Gesicht an etwas erinnert, was einmal Wohlbefinden in uns ausgelöst hat. Aus der Hirnforschung weiß man, dass das Gehirn Schönheit in zwei Schritten wahrnimmt:
1 In der ersten Stufe sehen wir ein Objekt oder einen Menschen, und unser Gehirn stuft automatisch ein, ob wir es oder ihn als ästhetisch empfinden oder nicht. Und diese Kategorisierung läuft komplett unterbewusst ab. Wir selbst haben nicht den blassesten Schimmer, warum wir ein Wohlgefühl empfinden.
2 In der zweiten Stufe schaltet sich das Bewusstsein ein, und der Aha-Effekt tritt ein: »Wow, das gefällt mir. Das finde ich schön.« Erst dann beginnt unser Gehirn mit der Analyse, warum wir das Gesehene positiv finden.
Gäbe es nur eine Schönheit, gäbe es wohl keine 23 Esthers. Und gäbe es nur eine Schönheit, gäbe es wohl kaum unzählige Präferenzen, was Menschen als wohltuend, als schön empfinden. Dass zum Beispiel nur schlanke Frauen von Männern bevorzugt werden, ist, wenn man sich ansieht, wie viele Männer ganz gezielt nach fülligeren Frau suchen – und ja, hier darf man auch mal Pornos erwähnen –, eben auch ein Trugschluss, der durch ein Schönheitsideal vorgegeben wird, das wir als »normativ«, also gesellschaftlich geachtet, wahrnehmen, aber nichts mit den persönlichen Präferenzen (siehe »Studie Zwillinge«) zu tun haben muss.
Auch in der Natur zeigt sich, dass das Empfinden von Schönheit etwas mit Einzigartigkeit zu tun hat. Keine Schneeflocke ist gleich, sie unterscheiden sich alle in Form und Größe. Vielleicht können wir uns unsere Schönheit auch so vorstellen: Unsere Form ist der erste Eindruck, der von außen je nach Präferenz unterschiedlich wahrgenommen wird. Aber das, was wir sind, ist eben so viel mehr und ergibt sich erst im Gesamtbild. Keiner ist wie der andere. Und unsere Schönheit kann sich eben erst in unserem ganzen Wesen entfalten.
Unser Selbstbewusstsein beginnt mit unserem Körper
Ein positives Selbstbild zu besitzen bedeutet, überwiegend gut über sich selbst zu denken und sich somit auch überwiegend gut mit sich selbst zu fühlen. Und wer sich gut mit sich selbst fühlt – und das kann sich auf die unterschiedlichsten Arten zeigen –, der besitzt auch Selbstvertrauen und ein Gefühl von Selbstwert. Was ist es, dieses Vertrauen in sich selbst? Es ist das Wissen, dass da etwas in uns ist, das uns nicht im Stich lässt, das uns durch alle Höhen und Tiefen des Lebens СКАЧАТЬ