Das wirkliche Leben beginnt jetzt. A.H. Almaas
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das wirkliche Leben beginnt jetzt - A.H. Almaas страница 12

Название: Das wirkliche Leben beginnt jetzt

Автор: A.H. Almaas

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783867811545

isbn:

СКАЧАТЬ zu tun, und war uns ein Modell. Wenn er sagt: „Ich bin der Sohn Gottes“, dann verstehe ich ihn so, daß jeder Mensch der Sohn Gottes ist, daß jeder Mensch wissen kann, daß er oder sie Kind Gottes ist. Wenn er von Gott als seinem Vater sprach, dann sprach er aus, was für uns alle Gültigkeit hat.

      Wenn Gott unser Vater ist, warum gehen wir mit unserem Leben so um, als wären wir mangelhaft und arm? Nach etwas zu suchen ist für einen Menschen ein würdeloser Akt. Indem wir suchen, respektieren wir nicht, wer wir sind. Wenn wir die Kinder Gottes sind, dann sind wir an sich schon reich. Warum nach Dingen suchen, als ob wir nichts besäßen?

      Wir müssen diese Haltung, arm zu sein, in Frage stellen, diese Haltung des Suchens und des Strebens nach etwas. Wir müssen es sehr objektiv anschauen. Wir müssen erkennen, wie es Leiden ist und wie es zu Leiden führt. Wir müssen auch erkennen, wie es die Quelle von Leiden ist und wie absolut unnötig und überflüssig es ist. Es geht nicht darum, das eine oder andere Problem zu lösen. Es geht darum, euch einfach sein zu lassen, euch selbst in Ruhe zu lassen und euch in euer eigenes Wesen niederzulassen.

      Menschliche Reife

      Um ein erfüllendes und lohnendes Leben zu leben, müssen wir wie Menschen leben. Unsere Probleme, unsere Konflikte, unser Leiden, unsere Enttäuschungen und unsere Mängel verdanken wir nicht den Ursachen, die wir ihnen gewöhnlich zuschreiben, sondern sie sind vor allem das Resultat der Tatsache, daß wir nicht so leben, wie wir leben sollen. Wenn ein Wesen nicht so lebt, wie es leben soll, dann wird sich die Abweichung von dem innewohnenden Potential dieses Wesens als Disharmonie, Konflikt, Problem oder vielleicht als physische oder mentale Funktionsstörung manifestieren.

      Nur eine Lebensweise, die für uns natürlich und wahrhaft menschlich ist, wird uns von unnötigem Kampf und Hader befreien. Ein natürliches Leben ist nicht dadurch definiert, was irgendeine Autorität sagt; vielmehr ist es ein Leben, das in Einklang mit natürlichen Gesetzen des Funktionierens unserer Seiendheit (beingness), dessen, was wir wirklich sind, gelebt wird. Diese Tatsache wirklich ins Auge zu fassen, macht eine radikale Veränderung in der Weise nötig, wie wir uns selbst betrachten, und in der Weise, wie wir unser Leben führen. Da es in unserem Leben unnötigen Hader, Kampf und Schmerz gibt, müssen wir zuerst akzeptieren, daß das bedeutet, daß wir wirklich nicht wissen, was es heißt als Menschen zu leben. Wir müssen einsehen, daß wir wirklich nicht wissen, wie ein wirklich reifer Mensch lebt, oder was für Werte und Prinzipien das Leben eines solchen Menschen bestimmen.

      Das erste, was wir dann konfrontieren müssen, ist der immer präsente, arrogante Glauben, daß wir zu wissen meinen, was ein Mensch ist, wie es ist, als Mensch zu leben, worum es im Leben eines Menschen geht und wie ein Mensch sich verhalten sollte. Nehmen wir einmal an, daß ein Mensch mit dem normalen Grad an Bewußtsein – bestehend aus emotionalen Reaktionen, Vorstellungen und Überzeugungen, die aus der Vergangenheit und von anderen Menschen stammen – noch kein Mensch ist. Er ist ein Abbild, eine Imitation, ein unfertiger Versuch, ein Mensch zu werden. Sein Potential ist nicht entwickelt. So ein Mensch wird von Einflüssen beherrscht, die nur Kinder beherrschen sollten.

      Die Kräfte, die das Leben des gewöhnlichen Menschen beherrschen, sind nicht die, die das Leben von jemandem beherrschen sollten, der zum vollen Potential eines erwachsenen Menschen herangewachsen ist. Wenn wir weiter diesen Prinzipien, Werten und Einflüssen gemäß leben, bleiben wir auf einer kindlichen Entwicklungsstufe stehen. Ich sage nicht, daß das moralisch schlecht ist, sondern eher, daß es hinter dem Potential zurückbleibt, ein authentisch reifer Mensch zu sein. Wenn wir uns nicht erlauben, so zu wachsen, wie es uns bestimmt ist, dann führt das notwendigerweise zu Konflikt, Spannung, Leiden, Mißverständnis und Problemen in unserem Leben.

      Um wirklich zu verstehen, was es heißt, ein reifer Mensch zu sein, müssen wir unsere Annahme in Frage zu stellen, daß wir wissen, was ein Mensch ist, wie ein Mensch sein Leben führen sollte, welche Prinzipien das Leben solch eines Menschen leiten sollten und was ein reifer Mensch tut. Wir sind mit den Prinzipien und Einflüssen vertraut, die den Geist eines gewöhnlichen Menschen beherrschen: Angst, Begehren, Gier, Unsicherheit, Konkurrenz, Eifersucht und alle möglichen elementaren Bedürfnisse. Diese Einflüsse sind die Spuren unserer Ahnen im Tierreich in uns, hinzu kommen Vorstellungen, Mißverständnisse und Vorurteile, die wir erworben haben. Diese Überzeugungen sind für eine bestimmte Stufe des menschlichen Lebens angemessen, aber nicht für alle Stufen. Sie passen zum Kind, aber ein Erwachsener sollte aus ihnen herausgewachsen sein. Ein echter, reifer Mensch ist ein Mensch, der nicht von solchen Einflüssen beherrscht ist.

      Sicherheitsbedürfnisse wie das Bedürfnis nach Geld, Macht, Ansehen, Angenommensein und Bestätigung sind eigentlich Bedürfnisse eines Kindes. Diese Bedürfnisse drücken den Teil des Menschen aus, der unentwickelt und ungeschliffen bleibt. Sogar eine Vorstellung, die die meisten Menschen für selbstverständlich halten würden – die Vorstellung, daß ein Mensch glücklich sein sollte und Lust und nicht Schmerz und Leiden empfinden sollte –, ist kein Prinzip, das einen reifen Menschen beherrschen sollte. Dieses Prinzip beherrscht das ganze Tierreich, aber ein Mensch kann sich darüber erheben und mit höheren, verfeinerteren und befriedigenderen Werten leben.

      Was wir, wie gesagt, also als Erstes tun müssen, ist, unseren Glauben außer Kraft setzen, daß wir nämlich wissen, was ein Mensch ist und worum es im Leben eines Menschen geht. Wir müssen uns eingestehen, daß wir nicht wissen, was es heißt, Mensch zu sein, oder erkennen, wenn wir doch etwas darüber wissen, daß wir nur sehr wenig wissen. Wir müssen anerkennen, daß es sehr viel mehr darüber zu wissen gibt, was es heißt, ein Mensch zu sein. Vielleicht habt ihr euch aus dieser Perspektive noch nicht in Frage gestellt. Vielleicht habt ihr die gewöhnlichen Ereignisse in eurem Leben dafür gehalten, worum es im Leben eines Menschen geht. Vielleicht seid ihr von der Richtigkeit der Prinzipien ausgegangen, die euer Leben und das Leben aller anderen, die ihr kennt, beherrschen.

      Die Mehrheit der Menschheit lebt auf einer infantilen Stufe. Wir müssen diese Stufe notwendigerweise durchmachen, aber wir müssen nicht da stehenbleiben. Doch gehört es nicht zum allgemein akzeptierten gesellschaftlichen Wissensschatz zu verstehen, was ein wahrer Mensch ist oder was die Aufgabe eines Menschen ist. Weil die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit dieses Wissen nicht besitzt und auf einem unentwickelten Niveau funktioniert, bekommen wir keine Anleitung dafür, wie man erwachsen wird. Gesellschaft ist für die grundlegenden Sicherheitsbedürfnisse und sozialen Bedürfnisse von Menschen notwendig, aber der Mensch braucht mehr als das. Die Erfüllung des wahren menschlichen Potentials verlangt, daß viel tiefere, subtilere und feinere Bedürfnisse befriedigt werden.

      Innere Arbeit wie unsere legt die animalischen und kindlichen Einflüsse und Bedürfnisse offen, die unser Leben beherrschen, und führt dazu, daß unsere verfeinerteren Aspekte Einfluß auf unser Leben ausüben. So sehr überzeugt sind wir von unserer niedrigen und mangelhaften Natur, daß wir in diesem Prozeß oft wirklich versuchen, die feineren Elemente dessen, wer wir sind, zu benutzen, um unsere elementaren Bedürfnisse zu befriedigen. Ein Beispiel für dieses Muster ist der Gebrauch essentieller oder spiritueller Erfahrung, um sich den Mitmenschen überlegen zu fühlen. Doch unsere Seiendheit (beingness) und ihre Fähigkeiten sind nicht dazu da, die Bedürfnisse der Persönlichkeit zu befriedigen, wie das Bedürfnis nach Bestätigung, Anerkennung, Liebe, Angenommensein, Sicherheit, Macht oder sogar Lust oder Freude. Die feineren Elemente der menschlichen Seele sind da, um eure Persönlichkeit zu transformieren, damit sie aus diesen kindlichen Mustern herauswächst. Kontakt mit essentiellen Eigenschaften soll eine Wirkung darauf haben, wer ihr seid, damit ihr reife Menschen werden und sein könnt, wozu ihr bestimmt seid. Diese feineren Elemente sind nicht dazu da, in uns verschlossen zu sein, um uns ein Gefühl zu vermitteln, daß wir etwas geschafft haben oder um uns auf andere Weise ein gutes Gefühl zu geben. Das Bedürfnis, sich gut zu fühlen, ist das Bedürfnis eines Kindes oder eines Teenagers. Ihr denkt vielleicht, wenn ihr glücklich seid und ganz viel Spaß habt, dann habt ihr es geschafft. Gut, ja, ihr habt es geschafft, als Teenager. Das ist immer noch weit davon entfernt, ein reifer Erwachsener zu sein.

      Das Lernen, das wir hier praktizieren, СКАЧАТЬ