Название: Das wirkliche Leben beginnt jetzt
Автор: A.H. Almaas
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783867811545
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Eigentlich beeinflußt ihr eure Wirklichkeit vielleicht viel mehr, als ihr glaubt. Jemand möchte zum Beispiel mehr Klienten für seine Firma. Ich helfe vielleicht, was die Themen angeht, aber nichts ändert sich, bis plötzlich ohne ersichtlichen Grund Klienten aus dem Nichts auftauchen. Wie kommt das? Oft tritt so etwas ein, wenn jemand vollständig aufgegeben hat und mit allem aufhört, was er bis dahin dafür getan hat. Das Einzige, was man als Grund nennen könnte, ist nichts, nichts tun.
Wir trauen nicht der Macht und dem Reichtum unseres Seins. Wir gehen immer von der Perspektive von Mangel und Armut aus und sind davon überzeugt, daß wir so sind und von da aus an unser Leben herangehen sollten. Das ist für alle, die glauben, daß dies so ist, ganz in Ordnung, aber sie können sich auf Leiden einstellen. Wenn ihr mir nicht glaubt, können wir uns in 20 Jahren wieder sprechen.
Natürlich gibt es viele Kräfte, die uns zur Haltung des Suchens drängen. Wir haben eine Vielzahl von Begierden, sehr viel Menge Haß für uns selbst und andere und eine nicht enden wollende Ignoranz in Bezug darauf, wer wir sind und was Wirklichkeit ist. Ein Teil meines Ansatzes ist, daß wir all das erforschen müssen, damit die Kräfte und Energien, die die Suche motivieren, abnehmen und schließlich verschwinden. Aber von Anfang an müssen wir erkennen, daß Suchen Leiden ist und daß Suchen, von Natur aus, uns selbst allein läßt, daß die Aktivität des Suchens uns von unserer natürlichen Entfaltung abhält und unser Sein in weite Ferne rückt. Suchen ist Handeln von einer falschen Prämisse aus, während Verstehen ein natürlicher, gewöhnlicher Vorgang ist, der keine Anstrengung verlangt.
Schüler: Ich sehe, daß ich, besonders in letzter Zeit, viel Zeit damit verbringe, Wissen zu suchen. Ich lerne Dinge auswendig und versuche Dinge zu lernen; weil es einen Quiz darüber geben wird. Ich glaube, was ich fragen möchte, ist, wie ich damit auf eine Weise umgehen kann, die …
A. H. Almaas: Gut, ich sage dir, wie du es machen mußt. Ich lese alle möglichen psychologischen Bücher. Ich lese sie sehr genau. Aber ich lese sie, weil ich sie lesen möchte. Es geschieht spontan. Ich strenge mich nicht an. Ich bin wirklich interessiert. Gewöhnlich entsteht daraus eine Menge Verstehen, aber es ist eine spontane Aktivität, wenn ich ein Buch nehme und es lese. Aus dieser Perspektive kann man eine Menge absorbieren und das Wissen, das man sich so aneignet, kann sehr viel Verstehen in einem erzeugen. Man kann etwas über sich selbst oder über andere Menschen erkennen. Es hat mit Neugierde zu tun und es ist aufregend. Aus dem Grund lese ich das Buch sehr langsam, wenn ich es lese. Mein Ziel ist nicht, das Buch zu beenden. Mein Interesse ist, es zu lesen und den Inhalt zu verstehen. Da ist ein Vergnügen dabei, wie wenn jemand wirklich von einem Roman gepackt ist. Studieren kann auch so sein. Es sieht vielleicht nach Aktivität aus: Ich lese und suche und schaue durch die Anmerkungen und so weiter, aber in Wirklichkeit ist das keine Suche. Es ist eine spontan entstehende Aktivität, die sehr kreativ ist. Ich schaue mir also ein Buch an, und verstehe etwas nicht. Ich schaue im Wörterbuch nach und wirke dabei sehr angespannt. Jemand könnte den Eindruck haben, anscheinend suchte ich. Aber ich suche nicht. Ich genieße.
Schüler: Es scheint also davon abzuhängen, woher man kommt.
A. H. Almaas: Wenn etwas in dir von innen entsteht, das natürlich und spontan und tief ist, ist das nicht Suchen. Dein Sein kann in eine bestimmte Richtung fließen und aktiv sein, ohne daß es Ego-Aktivität ist. Ego-Aktivität ist vom Sein abgetrennt. Sein funktioniert nicht dementsprechend, was dein Geist sagt: „Du solltest dies nicht tun, du solltest jenes nicht tun. Dies ist gut oder jenes ist schlecht.“ Diese Haltung des Beurteilens, wie die Dinge sein sollten, führt nur zum Suchen. Auf der anderen Seite fließt deine Energie, dein eigenes Sein, manchmal in einem spontanen, mühelosen Strömen in einen bestimmten Kanal. In diesem Strömen gibt es kein Suchen.
Sehr viel Wissen und Verstehen kann aus so einer authentischen Aktivität entstehen und als wahres Verstehen integriert werden. Aus dem Grund können zwei Menschen ein Buch lesen und es auf verschiedenen Tiefenstufen verstehen. Der Unterschied besteht nicht darin, daß einer klüger ist, sondern daß er wirklich gepackt ist – der Impuls zum Verstehen kommt aus dem Herzen. Es ist nicht so, weil er mehr wissen oder erfolgreicher werden will. Das meiste, das ich gelesen habe, habe ich zu keinem erkennbaren Zweck gelesen. Ich wußte nicht, wohin es mich führen würde; ich war einfach interessiert. Auf diese Weise habe ich viel aus Büchern gelernt.
Ich bin sicher, daß jeder diese Erfahrung von Absorption gemacht hat. Man absorbiert etwas so ganz, weil man es genießt. Man liebt es. Manchmal ist Lesen eine schwere Aufgabe. Man muß sich hindurchkämpfen. „Wann bin ich fertig? Ich kann es nicht abwarten, zur letzten Seite zu kommen.“ Aber wenn ich ein Buch lese, zum Beispiel ein wissenschaftliches Buch, tue ich es nicht, um meine Kenntnisse zu erweitern. Ich erlange Wissen, das gehört dazu; aber es ist zugleich unterhaltend für mich. Ich lese Bücher über Objektbeziehungstheorie, wie manche Menschen Comics lesen. Ich genieße sie genauso. Manchmal ist etwas schwer zu verstehen, aber das ist in Ordnung. Es lohnt sich.
Ferner: ein anderer Faktor ist, warum man etwas liebt. Gewöhnlich ist es so: wenn euer Sein präsent ist, wenn ihr etwas tut, was ihr liebt, dann hat es nicht nur mit euch zu tun; es hat mit etwas Größerem zu tun. Was ich lese und studiere, hat gewöhnlich eine Beziehung zu meiner Arbeit. Mein Lesen ist nützlich für die Arbeit, die ich tue, und die Menschen, mit denen ich arbeite. Es ist nützlicher für sie als für mich. Aber diese Nützlichkeit übersetzt sich in meinen Genuß beim Lesen. So ist es in gewissem Sinn ein mitfühlender Akt. Aber die Tatsache, daß ich oft Dinge aus Mitgefühl und Anteilnahme für andere lerne, heißt nicht, daß ich mir Sorgen um andere mache und anderen helfen möchte. Das Handeln nimmt nicht diesen Verlauf. Es manifestiert sich in der Form, daß ich wirklich daran interessiert bin, und es mag. Es fühlt sich also an, als wäre es für mich. Es fühlt sich an, als wäre es ganz für mich allein, aber zugleich ist es nicht nur für mich. Und wenn das zutrifft, dann denke ich nicht darüber nach, ob es für andere oder für mich ist.
Wenn Sein präsent ist, hat es diese Wirkung– wenn ihr euch selbst Sein sein laßt, dann ist seine Natur selbst eine Quelle von Liebe (Love), eine Quelle von Mitgefühl (Compassion), eine Quelle von Intelligenz (Intelligence), Verstehen, Willen, Stärke und aller essentiellen Aspekte. Wenn wir in den Bereich von Suchen gehen, dann schneiden wir uns von diesen Dingen ab und wir empfinden Mangel. Wenn wir uns wirklich erlauben zu sein und wir lernen, unsere Erfahrungen zu verdauen, wie gesagt, was sich dann entwickelt, was auftaucht und reift, das ist die Persönliche Essenz. Die Persönliche Essenz ist das, was der Menschensohn (Son of Man) genannt wird. Ein anderer Ausdruck dafür ist der Sohn Gottes (Son of God). Weil wir dies sind, sind wir die Kinder des Seins. Wir sind die individuellen persönlichen Manifestationen des absoluten Seins. Wir sind Sein. Das steht fest, müssen nicht erst dahin gelangen. Es ist immer der wahre Zustand der Dinge; es kann nicht anders sein. Wenn wir nicht dieses Sein wären, hätten wir keine Bewußtheit (awareness).
Weihnachten ist nicht das Fest der Geburt und des Lebens eines Individuums; es ist das Fest der Geburt und des Lebens des menschlichen Individuums, des wahren essentiellen Menschen. Christus vertritt die gesamte Menschheit. Er war nicht nur ein besonderer Mensch. Seine Besonderheit besteht СКАЧАТЬ