Название: Eine andere Sicht auf die Welt!
Автор: Ulrich Walter
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783831269785
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LOGIK ERKLÄRT NICHT ALLES, ABER OHNE LOGIK LÄUFT GAR NICHTS
Die Natur muss perfekt logisch sein, um konsistent zu sein. Es gibt keine Ausnahmen in Naturgesetzen. Jedes Naturgesetz hat Absolutheitsanspruch. Das klingt hart, macht aber die Physik so wunderbar verlässlich. Aus der Logik der Natur folgt aber nicht unbedingt die Vorhersagbarkeit unserer Welt, wie man früher dachte (Laplacescher Determinismus), sondern lediglich ihre innere Widerspruchsfreiheit. Oder wie Albert Einstein es einmal unnachahmlich ausdrückte: »Raffiniert ist der Herrgott, aber boshaft ist Er nicht.«
Wir Menschen sind für Logik nicht gemacht. Wir sind gnadenlos unlogisch. Hier ein Beispiel. Wenn Sie auf meine Frage »Sie sind doch nicht blöd, oder?« empört mit »Nein!« antworten, dann würden Sie zugeben, Sie wären blöd. Denn eine doppelt negierte Aussage ist logisch gesehen die ursprüngliche Aussage. Sollten Sie also der Überzeugung sein, Sie seien nicht blöd, dann müsste Ihre richtige Antwort lauten: »Ja! (Ich bin nicht blöd.)« Um solche menschliche Unlogik zu verhindern, brauchen wir Mathematik. Mathematik ist die Leitplanke unseres Denkens. Ohne die Mathematik würden wir immer noch in der Irrationalität und Mystik des Mittelalters leben und denken. Die Errungenschaft unserer aufgeklärten, modernen Welt, die oft mit »Vom Mythos zum Logos« beschrieben wird, verdanken wir der Mathematik. Logik ist lästig, kompliziert und tut manchmal weh, aber sie räumt unser verqueres Denken radikal auf. Oder anders ausgedrückt: Traue keiner Idee oder Theorie, die sich nicht mit der Logik der Mathematik untermauern lässt. Daher hatte zum Beispiel Popper mit solcher Kritik am einflussreichen Historizismus vollkommen recht.
NICHT ALLES, WAS LOGISCH IST, EXISTIERT AUCH
Es gibt mit der Anwendung von der mathematischen Logik auf unsere Welt nur eine logische Komplikation (die Anwendung von Logik unterliegt ebenfalls der Logik!). Mathematik ist zwar Logik pur, und die Natur muss ebenfalls gnadenlos logisch sein. Das bedeutet aber nicht, dass alles, was logisch ist, auch in der Natur realisiert sein muss! Nur weil man eine vierdimensionale Welt mathematisch sauber darstellen kann, heißt das noch lange nicht, dass es ein 4-D-Universum auch geben muss. Daher hatte ich in meinem Artikel Wurmlöcher für Anfänger in meinem Buch Im Schwarzen Loch ist der Teufel los darauf hingewiesen, dass Wurmlöcher zwar mathematisch logisch sind, aber nicht unbedingt existieren müssen.
IST GOTT EIN MATHEMATIKER?
Kommen wir also zu unseren Ausgangsfragen zurück: Ist das Buch der Natur in der Sprache der Mathematik geschrieben? Ist Gott ein Mathematiker? Die Antwort auf die erste Frage lautet: Die Natur ist und muss gnadenlos logisch sein, sonst wäre sie in sich widersprüchlich. Eine Natur, die in sich widersprüchlich wäre, wäre nicht existenzfähig, weil etwa der Widerspruch »m zieht M nicht mit derselben Kraft an, wie M m anzieht« gar keine gegenseitige Gravitation möglich macht. Die Sprache der Logik nennen wir Mathematik. Also muss die Natur durch Mathematik ausdrückbar sein.
Die Frage, ob Gott ein Mathematiker ist, ist schwerer zu beantworten. Nehmen wir an, es gibt ihn und er hätte keine Ahnung von Mathematik, also von Logik. Dann wäre denkbar, dass er eine unlogische Welt schafft, die aber wegen innerer Widersprüche sofort kollabieren würde. Dann probiert er eine weitere Welt aus usw., bis er schließlich durch Zufall eine Welt schafft, die in sich konsistent ist. Erst in so einer Welt können Menschen entstehen, die sich darüber wundern können, dass unsere Welt so wunderbar logisch ist und ihren Gott für einen perfekten Mathematiker halten. Die möglichen Antworten sind also:
1. Gott ist Mathematiker und, bingo, sein erstes Universum war perfekt.
2. Gott ist kein Mathematiker, und er hat einfach nur herumprobiert, bis irgendwann durch Zufall alles passte.
Wenn also die Existenz unseres erstaunlich logischen Universums unabhängig davon ist, wie clever ein möglicher Schöpfer war, dann ist die minimale Voraussetzung für die Existenz unserer Welt nur ein stupider Mechanismus, der nicht nur die eine unsere Welt, sondern viele Welten, also Paralleluniversen, hervorbringen kann. (Tatsächlich wäre unser Universum auch ohne Paralleluniversen denkbar, aber extrem unwahrscheinlich. Eine einzige Welt wäre zufällig entstanden und wäre gleich perfekt gewesen.) Tatsächlich wäre durch weitere Anwendung dieses Glückspiel-Arguments nicht nur ein logisches Universum, sondern auch ein belebtes und gar bemenschtes Universum denkbar. Das ist der Grund, warum in der modernen Kosmologie Paralleluniversen eine so große Rolle spielen.
4 – GOTT WÜRFELT NICHT! WIRKLICH?
Vieles, was wir über Einstein glauben zu wissen, ist falsch. Er glaubte nicht an Gott, aber dafür an den Zufall. Zwar gilt er als das Genie schlechthin, trotzdem unterlag er so manchem Irrtum.
Keine Frage, Einstein war ein genialer Physiker. Allein im Jahr 1905, seinem annum mirabilis, veröffentlichte er fünf Arbeiten, darunter drei bahnbrechende Arbeiten über die Brownsche Molekularbewegung, die Spezielle Relativitätstheorie und über die Quantentheorie der elektromagnetischen Strahlung (photoelektrischer Effekt). Zehn Jahre später, im Jahr 1915, folgte der Geniestreich schlechthin, seine Allgemeine Relativitätstheorie. Im Jahr 1921 erhielt er den Physiknobelpreis (verliehen 1922), aber nicht für seine großartigen Relativitätstheorien, sondern, wie es offiziell vom Nobelpreiskomitee hieß, »für seine Verdienste um die Theoretische Physik und besonders für seine Entdeckung des Gesetzes des photoelektrischen Effekts.« Mit der »Theoretischen Physik« meinte das Komitee ausdrücklich nicht seine Relativitätstheorien, weil die damals noch zu gewagt erschienen. Für seine größte Leistung wurde Einstein also nie mit einem Nobelpreis geehrt.
EINSTEINS GLAUBE
Auch für seine Äußerungen in Bezug auf Gott ist er berühmt. Sie werden immer wieder gern für eigene Ideologien ausgeschlachtet. So wird Einstein von Gläubigen oft mit den Worten zitiert: »Die Naturwissenschaft ohne Religion ist lahm«, wobei sie den Nachsatz »(…) die Religion ohne Naturwissenschaft aber ist blind« jedoch gern unterschlagen. Was Einstein wirklich vom Glauben hielt, beschreibt dieses Zitat: »Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger, aber doch reichlich primitiver Legenden. (…) Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie alle anderen Religionen eine Incarnation des primitiven Aberglaubens.« Seine Aussagen sind also wie ein Steinbruch, wenn man genügend sucht, ist für jeden etwas dabei.
EINSTEIN GLAUBTE AN ZUFALL
So werden auch seine Worte »Gott würfelt nicht« gern von Menschen zitiert, die davon überzeugt sind, dass es in unserer Welt keinen Zufall gibt, sondern alles von Gott durch ein Schicksal vorherbestimmt ist. Aber wie verhält es sich nun wirklich mit diesem Zitat? Tatsächlich hat Einstein das nie so gesagt. Es gibt vielmehr zwei Aussagen, die dies indirekt beinhalten. In einem Brief an den Physiker Max Born (1882–1970) schrieb er: »Die Quantenmechanik ist sehr achtung-gebietend. Aber eine innere Stimme sagt mir, daß das doch nicht der wahre Jakob ist. Die Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis des Alten bringt sie uns kaum näher. Jedenfalls bin ich überzeugt, daß der nicht würfelt.« Und in einem Brief an den mathematischen Physiker Cornelius Lanczos (1893–1974) schrieb er: »Es scheint hart, dem Herrgott in die Karten zu gucken. Aber dass er würfelt und sich telepathischer Mittel bedient (wie es ihm von der gegenwärtigen Quantentheorie zugemutet wird), kann ich keinen Augenblick glauben.«
Mit den »telepathischen Mitteln« meint er die spukhafte Fernwirkung der Quantenphysik. Fakt ist jedoch, die gibt es wirklich. Allerdings behält Einstein in dem Sinne recht, dass die Kausalität in unserem Universum dadurch trotzdem erhalten СКАЧАТЬ