Название: Weiße Wölfe am Salmon River
Автор: Lutz Hatop
Издательство: Автор
Жанр: Домашние Животные
isbn: 9783957446992
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Marc schaute ihn fragend an. Sprach er etwa gerade von Ahmik? Freude stieg in ihm auf.
„Ein Freund von mir wurde kurz in dem, wie heißt es nochmal, 'Taranto Hospital …“
„Nein, nein, Sie meinen das Stanton Territorial Hospital.“
„Ja, genau. Da haben sie von einer jungen Frau erzählt, die wohl auf abenteuerliche Weise gerettet wurde.“
Beide 'Dene' lachten. Der jüngere ergriff das Wort.
„Ja, das ist meine zukünftige Frau. Shonessi, sie ist die Tochter von Littlefoot und sie ist die schönste First Nation Frau in ganz Kanada.“
Es traf Marc, als ob eine Lanze durch sein Herz gebohrt worden wäre. Nur mit äußerster Beherrschung konnte er diese Aussage überspielen. Er setzte alles auf eine Karte. Wenn, dann lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
„Das hat man mir auch gesagt. Sie muss sehr schön sein. Sind denn beide hier?“
Freudig nickte der ältere. Der Jüngere war bereits auf dem Weg in einen der hinteren Räume.
„Warum nicht? Kommen Sie einfach mit. Wie hatten Sie sich denn ihr Engagement vorgestellt?“
„Ich bin die nächsten Wochen noch hier in Yellowknife. Sie können über mich verfügen. Solchen Konzernen muss Einhalt geboten werden!“
Bevor sie sich jedoch auf den Weg machten, verwickelte Marc sein Gegenüber nochmals in ein Gespräch über die Glenconan AG.
Zur gleichen Zeit in einem anderen Raum. Littlefoot hatte soeben mit mehreren Stammesvertretern den Raum verlassen. Zurück blieben allein Ahmik und Shonessi.
„Was ist mit Lakota?“
Keine Antwort, nur betretenes Schweigen von Shonessi, die verzweifelt den Boden nach einem Ausweg absuchte. Ahmik hatte die Frage ernst und schneidend gestellt, zumal Littlefoot die Hochzeit seiner Tochter verkündet hatte. Anfangs konnte er Marc nicht ausstehen, hatte ihn aber dann am South Nahanni schätzen gelernt. Marc, den seine Schwester Lakota nannte, stand zu dem, was er sagte und handelte danach. Er musste erkennen, dass Shonessi bei ihm immer an erster Stelle kam. Zudem war er sehr zurückhaltend und interessierte sich für die Belange der kanadischen Ureinwohner.
Er packte Shonessi am Arm, „hat er dich verlassen?“
Sie schüttelte den Kopf, sprach aber immer noch kein Wort.
„Hast du ihn verlassen? Rede endlich. Willst du tatsächlich diesen … diesen Möchtegern-Krieger Machk heiraten? Ich dachte immer, du liebst Lakota, du hast ihm den Namen gegeben. Er hat diesen Namen als Ehre verstanden, war stolz. Ist denn deine große Begeisterung schon wieder verflogen? So wie immer? …“, er wurde sehr laut, „das hat er nicht verdient!“
Shonessi blickte Ahmik wie ein weidwundes Tier an. Es platzte aus ihr heraus. Sie schrie ihren Bruder an.
„Du hast ja keine Ahnung. Mein Vater wollte mich verstoßen. Du warst nicht da, Lakota auch nicht. Wenn ich nicht loslasse, passiert Lakota etwas. Wenn er sich hier blicken lässt, kann er für nichts garantieren … Es stimmt, ich liebe Lakota, jeden Tag mehr. Was hätte ich denn machen sollen. Ich weiß nicht mehr weiter, ich kann nicht mehr.“
Sie wurde immer leiser, ihre letzten Worte waren nur noch ein Wimmern. Ahmik nahm sie in den Arm, drückte ihren bebenden Körper fest an sich und streichelte ihre Haare.
„Du liebst ihn, dann steh dazu. Es ist dein Leben, nicht das deines Vaters. Shonessi, ich helfe dir, habe Mut.“
Sie war verzweifelt: „Vielleicht ist er schon weg, es ist über zwei Wochen her, als wir uns zuletzt gesehen haben. Ich habe auch nichts von ihm gehört.“
In diesem Augenblick betrat ihr versprochener Mann den Raum, stellte sich in Pose. „Ich habe da draußen einen neuen Interessenten und Unterstützer für uns gewonnen. Er kommt gleich.“
Marc folgte seinem Begleiter dicht auf. Er war verdeckt, als sie den Raum betraten. Marc erkannte sofort Shonessi, erschrak, als er ihre verweinten Augen sah. Am liebsten wäre er sofort losgestürmt. Doch er wollte unbedingt Ahmiks Reaktion abwarten, den er ebenfalls sofort erkannte. Es dauerte einige Sekunden, über Ahmiks Gesicht flog der Hauch eines Lächelns. Das reichte Marc, er trat aus dem Schatten seines Vordermannes. Shonessi war im ersten Augenblick unfähig zu reagieren. Ihr Gesicht hellte sich auf, dann gellte ein Aufschrei durch den Raum.
„Lakota!“
Es gab kein Halten mehr, sie flog Marc förmlich in die Arme, ließ ihren zugedachten Mann ohne ihn zu beachten links liegen. Marc hatte seine Arme weit ausgebreitet, fing sie auf.
„Lakota, nimm mich … wenn du noch willst. Ich bleibe bei dir, ich gehe mit dir, ich …“
„Shonessi, alles was du willst. Ich habe es nicht mehr ausgehalten, wollte schon mit Gerry und Susanne nach Deutschland zurückfliegen, nur Gerry hat mich davon abgehalten. Deswegen bin ich heute in die Höhle des Löwen gegangen. Ich bin auch bereit mit dir, mit Ahmik und euch zu kämpfen … Ich liebe dich!“
„Wer bist du?“
Der Ältere war völlig unschlüssig, wie er reagieren sollte. Machk jedoch hatte sich wieder gefangen, fasste Marc an die Schulter und drehte ihn zu sich. Niemals könnte er Shonessi gehen lassen, verlöre sein Gesicht. Plötzlich hielt er ein großes Jagdmesser in der Hand. Bevor er jedoch auf Marc losgehen konnte, hatte sich Shonessi schützend vor diesen gestellt.
Es kam nicht zum Äußersten. Ahmik entwaffnete mit zwei Griffen Machk, warf das Messer in eine Ecke und stieß ihn in die andere mit einer solchen Wucht, dass ein Stuhl dabei zu Bruch ging. Ahmik sah sich um, der zweite hatte den Raum verlassen.
Nach einigen Minuten betraten Littlefoot und einige andere den Raum. Marc hielt seinen Arm um Shonessi, sie hatte ihren um seine Hüfte gelegt, das zeigte allen: seht her, wir beide gehören zusammen. Machk war aus seiner Ecke gekrochen, versteckte sich halb hinter Littlefoot.
Littlefoot war eine Führungspersönlichkeit, wie man ihn sich nicht besser vorstellen konnte: ein Bär von einem Mann, eine hohe Stirn, die schwarzen Haare in zwei langen Zöpfen geflochten, eine doppelte Kette um den Hals und ein respektheischender Anblick ließen jeden klein werden. Er war sich seiner Wirkung wohl bewusst, ging direkt zu Shonessi.
Diese klammerte sich nun noch fester an Marc. Mit einer Kopfbewegung, die keinen Widerspruch duldete, wies er Shonessi an, Marc sofort loszulassen.
Ein leises „nein“ war alles an verbalem Widerstand, zugleich umfasste sie mit dem zweiten Arm ebenfalls noch Marc.
Eine tiefe Stimme, gesprochen in Worten in einer für Marc unverständlichen Sprache ließ Shonessi zusammenzucken. Sie schüttelte den Kopf, Tränen. Dann wurde Littlefoot handgreiflich. Nur – er hatte nicht mit dem Widerstand von Marc gerechnet. Er griff sie an den Haaren, sie schrie laut auf. Ohne an die Folgen zu denken, schlug Marc zu. Ein klassischer Kinnhaken setzte Littlefoot außer Gefecht.
Nur kurz währte die Schockstarre der übrigen. Marc und Shonessi wurden an die Wand gedrängt. In diesem Augenblick schob sich Machk nach vorne. Im hinteren Bereich stand Ahmik mit verschränkten Armen. Mit stoischer Ruhe beobachtete er alles, mischte sich erst jetzt mit lauter Stimme ein.
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