Stoner McTavish - Grauer Zauber. Sarah Dreher
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Читать онлайн книгу Stoner McTavish - Grauer Zauber - Sarah Dreher страница 6

Название: Stoner McTavish - Grauer Zauber

Автор: Sarah Dreher

Издательство: Автор

Жанр: Ужасы и Мистика

Серия:

isbn: 9783867548823

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СКАЧАТЬ »Ich bin an nichts interessiert, was Sie zu sagen haben.«

      »Das ist mir scheißegal!« Die Worte platzten aus ihr heraus. »Sie sind eine ignorante, selbstgefällige Frau. Haben Sie irgendeine Ahnung, was es heißt, lesbisch zu sein?«

      »Das habe ich nicht«, sagte Mrs. Burton. »Und ich will es auch gar nicht.«

      Stoner ging mit großen Schritten quer durchs Zimmer. »Wir machen die Drecksarbeit in dieser Welt. Wir gründen Frauenhäuser, um euch rechtschaffene, verklemmte ›normale‹ Frauen vor euren prügelnden Ehemännern zu schützen. Wir kämpfen für eure Krankenversicherung und Sozialhilfe. Wir schieben eure Rollstühle und wischen euren Urin auf, wenn ihr zu alt und zu schwach seid, um es selbst zu tun. Wir machen all die Arbeit, für die ihr zu ›damenhaft‹ seid. Und dafür werden wir beschimpft und aus Jobs gefeuert, die keiner will. Wenn wir in öffentliche Toiletten gehen, sehen wir Hass auf den Wänden, hingeschmiert von Leuten, die zu ungebildet sind, um unsere Namen richtig zu schreiben, die sich aber das Recht herausnehmen, über uns zu urteilen. Wenn wir eine Zeitung aufschlagen, sehen wir Briefe von bibelzitierenden Schwachköpfen, die uns sagen, dass unsere schwulen Brüder an AIDS sterben, weil Gott uns verabscheut für das, was wir sind. Aber wir leben weiter, Mrs. Burton, weil wir uns das Recht dazu verdienen. Wir leben in einer Welt des Hasses, und doch schaffen wir es zu lieben. Sie leben in einer Welt der Liebe, aber Sie hassen. Ich verstehe das nicht. Ich versteh es einfach nicht.«

      Mrs. Burton funkelte sie an. »Wie können Sie es wagen, so mit mir zu sprechen?«

      »Ich liebe Gwen. Ich würde mein Leben für sie geben. Wenn sie mich verlassen würde für einen dieser ›reizenden jungen Männer‹, auf die Sie so große Stücke halten, würde ich sie immer noch lieben. Wenn er grausam zu ihr wäre, würde ich sie aufnehmen und sie trösten und mein Möglichstes versuchen, um sie zu beschützen. Wenn sie zu ihm zurückgehen würde, würde ich sie weiterlieben. Und ich würde niemals, niemals so etwas zu ihr sagen wie Sie heute Abend. Wenn das Ihre Vorstellung von Liebe ist, dann will ich nichts damit zu tun haben.«

      Sie zwang sich, abzubrechen, und ging zum Fenster. Die Straße war grau und leer. Alte Zeitungen lagen schlaff im Rinnstein. Die Luft über der Stadt war von öligem Gelb. Ihr war schlecht.

      Die Stille hinter ihr wog schwer. Sie versuchte sich vorzustellen, was sie dachten, aber schaffte es nicht.

      Ich hoffe, Gwen versteht es. Ich hoffe, ich habe ihr nicht alles kaputtgemacht.

      Sie fühlte eine Hand an ihrem Gesicht.

      »He«, sagte Gwen.

      »Tut mir leid, Gwen. Ich konnte mich nicht mehr …«

      »Ist schon gut. Ich liebe dich.«

      »Nun gut«, sagte Tante Hermione, während sie ihr Garn aufrollte. »Ich denke, wir haben so ungefähr alles abgehandelt. Es war ein unterhaltsamer und erhellender Abend, aber ich habe eine frühe Sitzung mit einer Jungfrau, und ihr wisst ja, wie die sind. Kommst du, Stoner?«

      »Ich lasse Gwen nicht allein«, sagte sie.

      Mrs. Burtons Gesicht war weiß vor Wut.

      Stoner wich nicht zurück.

      »Ich gehe mit euch«, sagte Gwen. »Ich fühle mich hier nicht willkommen.«

      »Wenn du dieses Haus heute Abend verlässt«, schnappte Mrs. Burton, »komm nicht zurück.«

      Gwen wandte sich ihr zu. »Ich bin einunddreißig Jahre alt, Großmutter. Ich möchte gern, dass du verstehst, was Stoner mir bedeutet, aber ich habe nicht vor, darum zu betteln.«

      Eleanor Burton war steif vor rechtschaffener Empörung. »Das wirst du bereuen, Gwyneth.«

      »Wahrscheinlich werde ich das. Aber wenn ich bleibe, werde ich das auch bereuen. Also kann ich ebenso gut dorthin gehen, wo ich erwünscht bin. Es tut mir leid, dass es so sein muss, aber ich werde lieben, wen ich liebe, und ich beabsichtige nicht, mich deswegen schuldig zu fühlen.«

      »Nun, erwarte aber nicht, dass ich –«

      »Ich erwarte überhaupt nichts«, sagte Gwen. »Sobald ich eine Wohnung finde, lasse ich dich wissen, wo ich bin. Wenn du mich erreichen musst, kannst du das über Marylou im Reisebüro.«

      »An deiner Stelle würde ich nicht darauf warten«, sagte Mrs. Burton.

      Gwen verließ wortlos den Raum.

      »Eleanor, Eleanor«, gluckste Tante Hermione, als sie sich ihre Tasche über die Schulter hängte, »an Ihrer Stelle würde ich mal ernsthaft in mich gehen und nachdenken.« Sie schüttelte liebevoll Mrs. Burtons Handgelenk. »Ich weiß ja, dass Sie Löwe sind, aber versuchen Sie doch mal, nicht auch noch ein Esel zu sein.«

      Die Tür knallte hinter ihnen zu.

      »Das Ärgerliche an bigotten Menschen«, murmelte Tante Hermione auf ihrem Weg durchs Treppenhaus, »ist, dass sie so unoriginell sind. Ich frage mich, ob Freud etwas zu dem Thema zu sagen hatte.«

      Stoner konnte nicht antworten.

      »Ich hatte schon immer den Verdacht«, fuhr Tante Hermione fort, »dass es klug von dir war, dich mitten in der Nacht von deiner Familie wegzuschleichen, anstatt das hier durchzumachen. Der heutige Abend hat mich davon überzeugt, dass ich richtig lag.«

      Der Boden fühlte sich an, als wäre er übersät mit zerbrochenen Dingen. Zerbrochenem Vertrauen, zerbrochener Liebe, zerbrochenem …

      Gwen saß zusammengesunken am Fuß der Treppe, die Arme um die Knie geschlungen. Eine weiße Linie umrahmte ihre Lippen. Ihre mahagonifarbenen Augen waren grau. Ihr Haar war von einer pudrigen Stumpfheit.

      Sie sieht aus, dachte Stoner überflüssigerweise, als hätte man sie gebleicht. Sie kniete sich neben sie. »Alles in Ordnung mit dir?«

      Gwen sah auf. »Oh Gott, Stoner. Was werde ich bloß machen?«

       Kapitel 2

      Nach abschließender Zählung waren auf dem Sky Harbor-Flughafen von Phoenix, Arizona Mitte August um zwölf Uhr mittags achthundertneunundfünfzig Reisende ohne Sonnenbrille aus einer Trans-Continental Airlines-Maschine gestiegen. Niemandem ist das je zweimal passiert.

      Mitte August um zwölf Uhr mittags lässt die Wüstensonne einen Schauer silberner Nadeln herabregnen. Der Himmel brennt weiß. Die Gebirge, die die Stadt umgeben – Maricopas, White Tanks, Superstitions – werden zu flachen, staubigen, zweidimensionalen Hügeln. Wüstenpflanzen erbleichen. Alle kriechenden, krabbelnden und sich ringelnden Geschöpfe kapitulieren vor der Hitze, verbergen sich. Die Luft flimmert am Horizont und fließt in trägen Schwaden über den Asphalt des Flughafens. Reifen werden weich. Der Geruch von schmelzendem Teer liegt schwer über dem Boden. Glitzersterne aus Licht prallen von beweglichen Glas- und Chromoberflächen. Die Bewohner von Phoenix drängen sich in ihren Wohnungen um die Klimaanlage und warten auf die Zeit der langen Schatten.

      Der Sky Harbor-Flughafen von Phoenix, Arizona ist Mitte August um zwölf Uhr mittags eine weißglühende Hölle.

      Stoner zuckte zurück. Die Muskeln rund um ihre Augen verkrampften sich. Ihre Pupillen schmerzten. Sie tastete sich stolpernd zu einem Sessel in der Wartehalle und setzte СКАЧАТЬ