Stoner McTavish - Grauer Zauber. Sarah Dreher
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Название: Stoner McTavish - Grauer Zauber

Автор: Sarah Dreher

Издательство: Автор

Жанр: Ужасы и Мистика

Серия:

isbn: 9783867548823

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      »Ich glaub es nicht. Du hast Angst.«

      »Ich hab Angst.«

      Gwen schüttelte den Kopf. »Stoner, du hast meinen Mann getötet. Du hast ganz allein ein Nest von Betrügern in einer spukenden Nervenheilanstalt hochgehen lassen. Und du hast Angst vor meiner Großmutter?«

      »Deine Großmutter«, sagte Stoner, »ist eine Klasse für sich.«

      »Sie ist immer sehr höflich zu dir.«

      »Sicher doch. Höflich. Weißt du, wie ich mich bei dieser Art von Höflichkeit fühle? Wie Bill Cosby, während er die Tischrede auf dem Jahrestreffen des Ku-Klux-Clan hält.«

      Gwen lachte. »Schon gut, ich verstehe, was du meinst.« Sie schaffte es, einen Eiswürfelbehälter von der Kühlschrankwand zu lösen, und trug ihn zum Waschbecken. »Was würdest du also an meiner Stelle tun?«

      Stoner dachte ernsthaft darüber nach. »Es ihr sagen. Aber vorher packen.«

      Gwen drehte sich um, legte ihre Arme auf Stoners Schultern und sah ihr feierlich in die Augen. »Ich liebe dich, Stoner Mc Tavish.«

      Schmetterlinge flatterten durch ihren Magen und ihre Knie wurden zu Götterspeise. Diese Frau liebt mich, dachte sie und fühlte, wie die Erde um ihre Achse schwankte. Sie schüttelte den Kopf in hilfloser Resignation. »Okay, wenn du es nicht schaffst, die heißeste Nacht des Jahres zu überstehen, ohne deine Großmutter in eine rasende Furie zu verwandeln … packen wir’s an.«

      »Schick schon mal ein Stoßgebet ab.« Als sie sich wegdrehte, steckte Gwen ihr einen Eiswürfel in den Kragen.

      ***

      Tante Hermione und Eleanor Burton saßen nebeneinander auf dem chintzbezogenen Polstersofa, ein großes Fotoalbum aus Florentinerleder vor sich auf den Knien.

      Na Klasse, dachte Stoner trocken. Der ideale Zeitpunkt, um sich in Nostalgie zu suhlen.

      Mrs. Burtonschauteauf. »Stoner, haben Sie dieses anbetungswürdige Bild von Gwyneth und ihrem Bruder schon gesehen?« Sie linste mit zusammengekniffenen, kurzsichtigen Augen auf die Seite. »Das war am Kentucky Lake. Das Tennessee Valley-Projekt?«

      »Sie hat es schon gesehen, Großmutter. Wir …«

      »War das nicht der Ausflug zum Kentucky Lake?«, brabbelte Mrs. Burton weiter. »Damals, als Donnie aus dem Boot fiel und du hinterhergesprungen bist?« Sie neigte sich Tante Hermione zu. »Er wollte die Steine auf dem Grund berühren, stellen Sie sich das mal vor, und hat sich dabei völlig übernommen.«

      Tante Hermione, die Familienalben verabscheute, lächelte und unterdrückte ein Gähnen.

      Stoner fragte sich, ob der Eiswürfel, der an ihrer Taille hängen geblieben war, verdunsten würde, bevor er ihr Bein herunterlaufen und sie blamieren konnte. Sie bezweifelte es.

      »Die kleine Gwyneth flog geradezu aus dem Boot hinter ihm her«, sprudelte Mrs. Burton. »Nicht mal die Tatsache, dass er schwimmen konnte und sie nicht, vermochte sie aufzuhalten. Ist das nicht niedlich?«

      Stoner konnte sich an dieses spezielle Bild nicht erinnern. Neugierig geworden ging sie hinter das Sofa und schaute Tante Hermione über die Schulter.

      Es war ein typisches, unscharfes Familienfoto, lange vor der Erfindung der Automatik-Kamera geschossen. Gwen mit langen Armen und Beinen und einem gezwungenen, schmerzlichen Lächeln. Ihr Bruder mit einer Grimasse im Gesicht, sich blöd stellend.

      »Sie hatten so viel Spaß auf diesem Ausflug«, gurrte Mrs. Burton.

      Stoner zuckte zusammen. Sie hatte alles über diesen Urlaub gehört, über die panische Angst, in einem fahrenden Auto zu sitzen, weit weg von zu Hause, mit einem Vater, dessen einzige Antwort auf Frust ein paar Schläge ins Gesicht waren, und einem Bruder, der auf Spannung mit Provokation reagierte. Ein ganz durchschnittlicher, spaßiger, richtig amerikanischer Kleinfamilienurlaub.

      »Großmutter«, sagte Gwen, »du solltest dir die nicht ohne deine Brille anschauen.«

      »Ach je.« Mrs. Burton schreckte hoch, ihre Augen schossen durch den Raum, als hätte ihr gerade jemand gesagt, dass ein bengalischer Tiger in der Küche herumschlich. »Ich weiß genau, dass ich sie beim Kartenspiel noch hatte. Schau doch mal, ob du sie finden kannst, Gwyneth, Liebes.«

      Stoner nahm die Brille vom Spieltisch und gab sie Mrs. Burton.

      »Gute Güte«, sagte Mrs. Burton. »Die ganze Zeit hat sie da gelegen! Wie töricht von mir. Ich bin so vergesslich.«

      »Ein einfaches ›Danke‹ würde völlig ausreichen, Eleanor«, sagte Tante Hermione.

      Mrs. Burton zog die Brillenbügel über ihre Ohren und blickte wieder auf das Album. »Aber das ist ja gar nicht am Kentucky Lake. Es sieht aus wie … ja, es sieht aus wie der Ausflug nach North Carolina, in dem Sommer bevor deine Eltern starben. Oder war das zwei Sommer vorher?«

      »Das macht keinen Unterschied«, sagte Gwen. »Sie waren sowieso alle gleich.«

      Stoner blickte Mrs. Burton an und ihr wurde klar, dass sie sie nicht mehr besonders gut leiden konnte. Der Gedanke überraschte sie. Als sie sie letztes Jahr kennengelernt hatte, hatte sie sie gemocht – zumindest Mitgefühl für sie empfunden. Aber wenn sie sich jetzt in ihrer Nähe aufhielt, fühlte sie sich wie eine Katze in einem elektrisch aufgeladenen Raum. Vage Befürchtungen umschwirrten diese Frau wie Mücken. Der kleinste unerwartete Laut ließ sie vor lauter dunklen Vorahnungen fast aufjaulen. Sie hörte Geräusche, die sonst niemand wahrnahm. Wenn ein Streichholz im Aschenbecher vor sich hin schwelte, dann war sie der festen Überzeugung, dass ganz Cambridge – oder zumindest ihr Haus – kurz davor stand, sich in ein flammendes Inferno zu verwandeln. Wenn sie einen Luftzug spürte, dann kletterte gerade jemand, der Übles im Sinn hatte, durch das Schlafzimmerfenster. Öffentliche Verkehrsmittel konnte sie nicht mehr benutzen, denn man wusste schließlich nie, was unter der Erde alles passieren konnte. Saß sie in einem Auto, dann klammerte sie sich am Türgriff fest und stemmte den Fuß auf den Boden, wenn die Fahrerin die Bremse auch nur berührte. Sie weigerte sich, das Haus nach Sonnenuntergang oder während eines Regenschauers zu verlassen. Wenn Gwen nach elf noch unterwegs war, brannte im Schlafzimmer ihrer Großmutter so lange Licht, bis sie zurückkam. Wenn Gwen bei Stoner übernachtete, musste sie vor dem Schlafengehen anrufen und Bescheid sagen. Und so wie Mrs. Burton sich dann aufführte, war es oft leichter, nach Hause zu gehen.

      Es konnte natürlich an ihrem Alter liegen, wie sie behauptete. Aber Tante Hermione, die zwei Jahre älter war, sagte, es sei weniger das Alter als vielmehr die Einstellung.

      Gwen sagte, es sei bloß Abhängigkeit, und wenn sie erst mal wieder unterrichtete und Mrs. Burton allein zurechtkommen musste, dann würde sie die Kurve schon wieder kriegen. Vielleicht.

      Stoner war schon gelegentlich der Gedanke durch den Kopf gegangen – einmal, als sie übers Wochenende nach Hampton Beach fahren wollten, um im Kitsch zu schwelgen, und ihre Pläne hatten aufgeben müssen, weil Mrs. Burton von einer undefinierbaren Sommer-Unpässlichkeit befallen worden war – und einmal, als Gwen und sie die Wohnung verlassen und sie sich plötzlich umgedreht und auf Mrs. Burtons Gesicht einen Schimmer von etwas erhascht hatte, das ganz entschieden nach Eifersucht aussah …

      Ihr war der Gedanke durch den Kopf gegangen, dass Mrs. Burton sich über das, was wirklich hinter ihrer sorgfältig errichteten »Einfach СКАЧАТЬ