Название: Stoner McTavish - Grauer Zauber
Автор: Sarah Dreher
Издательство: Автор
Жанр: Ужасы и Мистика
isbn: 9783867548823
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»Mein Name ist Stoner Mc Tavish«, wiederholte sie.
»Das ist schon okay.« Die Frau starrte weiter.
»Wie ist … ich meine … haben Sie einen Namen?«
»Haufenweise.«
»Das ist nett. Haufenweise. Das ist ein netter Name …«
Die alte Frau knurrte. »Ich habe haufenweise Namen.«
»Oh. Nun … ähm … wie möchten Sie gerufen werden?«
»Warum du willst mich rufen? Ich bin hier.«
»Ich meine …«
»Wenn du beim ersten Mal sagst, was du meinst, musst du nicht so viel erklären.«
»Ich …«
»Vielleicht macht erklären dir ja Spaß, eh?«
Stoner ballte die Fäuste. »Können Sie mir einfach Ihren Namen sagen? Okay?«
»Okay.« Die alte Frau beugte sich vor und schrieb etwas mit dem Finger in den Staub.
»Siyamtiwa?«, las Stoner.
»Siyamtiwa.«
»Und das ist Ihr Name?«
»So werde ich genannt.«
»Er ist hübsch«, sagte Stoner und fühlte sich, als ob sie gerade eine riesige Hürde genommen hatte. »Ist das Navajo?«
»Hopi.« Die Frau hielt ihr die Hand hin. Stoner nahm sie. Siyamtiwa hielt ihre Hand fest, ohne sie zu drücken oder zu schütteln, für einen langen Augenblick. Stoner hatte das Gefühl, durchleuchtet zu werden.
»Was bedeutet Ihr Name auf Englisch?«, fragte sie.
»Etwas-das-sich-über-Blumen-hinweg-entfernt. Was bedeutet dein Name?«
»Nichts. Ich meine, ich wurde nach Lucy B. Stone benannt, aber er bedeutet nichts.«
»Großmutter Stone war eine große Frau«, sagte Siyamtiwa missbilligend. »Wenn ihr Name dir nichts bedeutet, entehrst du ihr Andenken.«
»Tut mir leid. Ich dachte nicht, dass Sie …« Sie hielt inne. »Tut mir leid.«
Die Falten in den Augenwinkeln der alten Frau vertieften sich. »Du sagst oft ›tut mir leid‹. Vielleicht hast du etwas ziemlich Schlimmes getan, dass dir alles so leidtut. Vielleicht sollte sich Großmutter Stone ihren Namen zurückholen.«
»Ich habe ihn ihr nicht weggenommen«, sagte Stoner. Sie fühlte sich wie eine Idiotin. »Meine Tante Hermione hat ihn mir gegeben.« Ein Kiesel schnitt in ihren Knöchel. Sie bewegte den Fuß. »Sie liest Handlinien. In Boston. Das ist in Massachusetts.«
»Ich kenne Boston«, sagte Siyamtiwa.
»Klar.« Sie fragte sich, was für eine Blödsinnigkeit ihr als Nächstes entfahren würde. »Sehen Sie, ich bin ein bisschen nervös. Ich bin noch nie einer Ureinwohnerin Amerikas begegnet.«
»Nennen sie uns jetzt so? Bisschen schwer, da noch mitzukommen.«
»Ich werde Sie bei jedem Namen nennen, den Sie am liebsten haben«, sagte Stoner eifrig.
»Wir nennen uns Das Volk.«
»Okay.«
Die alte Frau gluckste in sich hinein. »Okay. Wenn wir das Volk sind, was seid ihr dann?«
Stoner merkte, dass sie reingefallen war. Sie seufzte. »Wissen Sie, das hier ist ein bisschen frustrierend.«
»Also wirst du jetzt ein Gewehr hervorziehen und mich tausend Kilometer vor dir hertreiben, bis ich an einem fremden Ort sterbe.«
»Was?«
»Das ist es doch, was pahana mit Indianern machen, die sie verärgern.«
»Ich weiß«, sagte Stoner, »das war schrecklich. Tut mir leid.«
Die alte Frau bedeckte ihren Kopf mit den Armen. »Wirst du mich jetzt erschießen?«
»Ich werde Sie nicht erschießen.«
Siyamtiwa zuckte mit den Schultern. »Mein Großonkel wurde von einem weißen Mann erschossen, der ihm auf den Fuß getreten war. Das ist eure Art, euch zu entschuldigen.«
Stoner schwieg.
»Natürlich«, fuhr die alte Frau fort, »war ich nicht dabei, deshalb weiß ich nicht, ob es wahr ist. Aber mein Großvater hat es mir erzählt, also stimmt es wahrscheinlich.« Sie blickte Stoner an. »Du siehst aus wie eine Regenwolke.«
»Sie sind nicht fair«, sagte Stoner. »Ich weiß nicht einmal, was hier gerade passiert.«
Siyamtiwa tätschelte ihren Arm. »Ich prüfe dich. Um zu sehen, ob du Sinn für Humor hast.«
»Nicht besonders.«
»Na, das ist schon in Ordnung.« Die alte Frau saß eine Weile schweigend da. »Hast du irgendwas zu essen?«
Stoner fühlte in ihren Taschen nach. »Ich fürchte nein, aber ich kann etwas holen. Falls ich mich jemals entirren kann.«
»Schau da hinaus«, sagte die alte Frau und wies mit dem Kinn auf die endlose Wüste. »Meinst du, die kannst du durchqueren?«
Stoner lachte. »Nein.«
»Hmpf.« Siyamtiwa sah sie von der Seite her an. »Ich hab es getan. Aber das ist lange her. Viele Leute haben das getan, damals.«
»Es muss beängstigend gewesen sein.«
»Nicht beängstigend. Heiß. Massen von Sand. Einige Tiere. Nichts Schlimmes.« Sie betrachtete die Wüste nachdenklich. »Jetzt hast du also eine echte, wahrhaftige Indianerin getroffen. Was wirst du damit anfangen?«
Stoner sah sie an. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»Willst du, dass ich dich in eine Zeremonie hineinschmuggle, die Weiße nicht sehen dürfen?«
»Natürlich nicht. Das wäre nicht richtig.«
»Willst du ein paar Teppiche und Schmuckstücke billiger bekommen? Willst du für ein paar Pfennige ein Foto von mir machen?«
Stoner schüttelte den Kopf.
»Nun gut«, sagte Siyamtiwa. Sie verschränkte die Arme und starrte zum Horizont. »Ich muss darüber nachdenken.«
Stoner wartete. Sie versuchte, sich in die Wüste hinaus zu versetzen, zurück in die Zeit, als die Planwagen sie durchquert hatten. Sie konnte die Sonne fühlen und die festgebackene Erde unter ihren Füßen. Konnte das versengte Land rundherum sehen, die durch nichts unterbrochenen, wasserlosen Weiten. СКАЧАТЬ