Название: Was Christen mögen ...
Автор: Jonathan Acuff
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783865065506
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Unauffällige Signale entwickeln, um sich als Christ zu erkennen zu geben
Ich habe einmal mit einem Mann namens Matt zusammengearbeitet, der einen ganz langen Spitzbart und einen kahlrasierten Kopf hatte. Aus irgendeinem Grund nahm ich an, das müsse bedeuten, dass er von Jesus nichts hielt. Wäre sein Spitzbart ein wenig kürzer gewesen, hätte ich vielleicht angenommen, Jesus sei ihm nur egal, aber bei einem acht oder zehn Zentimeter langen Ziegenbart war ich mir ziemlich sicher, dass er ein erbitterter Gegner des christlichen Glaubens sein musste.
Eines Tages jedoch hatte ich das Gefühl, als gäbe Gott mir einen Schubs, um mit ihm über meinen Glauben zu reden. In solchen Situationen versuche ich meistens, Gott flüsternd im Gebet zu antworten: »Was? Ach komm. Ich bin bei der Arbeit. Ich weiß, du bist allwissend und so, aber kannst du von da oben denn nicht sehen, wie lang sein Bart ist? Der will doch von dir nichts hören.« Aber Gott ließ nicht locker, bis ich Matt schließlich fragte, was für Bücher er in letzter Zeit gelesen habe. Er ratterte ein paar Titel herunter und gab die Frage dann an mich zurück.
Im Bruchteil einer Sekunde googelte ich in meinem Gehirn nach einem christlichen Buchtitel, der sich nicht zu fromm anhörte. Sofort fiel mir Donald Millers Blue Like Jazz ein. Ein perfekter Titel. Hört sich an wie ein Buch über Jazz oder Lyrik oder vielleicht auch über Jazzlyrik. Und ich dachte mir, so etwas würde jemand mit einem so langen Spitzbart vielleicht mögen. Also antwortete ich: »Mir gefällt das Buch Blue Like Jazz sehr gut.«
Er drehte sich auf seinem Stuhl herum und lächelte mich an. »Das Buch liebe ich! Meine Frau ist eine christliche Autorin. Wir beide lieben Donald Millers Stil.« Im Lauf der folgenden Monate wurden wir gute Freunde und redeten offen miteinander über unseren Glauben.
Was dachte ich eigentlich, was passieren würde? Dass Matt, kaum dass er das Wort Christ gehört hätte, an jedes schlechte Bild vom Christentum denken würde, das er im Kopf hatte, und mich mit alledem beschmeißen würde?
Als meine Cousine Martha nach Brooklyn zog, trug sie in der U-Bahn bewusst ihr »Young-Life«-T-Shirt, in der Hoffnung, irgendein anderer Christ würde den Namen der Organisation erkennen und sie ansprechen. Auf diese Weise zeichnete sie sozusagen das halbe Jesus-Fischsymbol in den Sand, so wie es die verfolgten Christen in der Antike taten, um andere Gläubige zu finden, ohne in Schwierigkeiten zu geraten.
Meine Hoffnung ist, dass dieses Buch zu so einem seltsamen Zeugniswerkzeug wird, weil es doch relativ unauffällig ist. Du bist dir nicht sicher, wie ein Freund von dir zum Christentum steht? Zeig ihm einfach dieses Buch. Wenn er sagt: »Pfui, ich hasse Christen. Die rümpfen immer über alle anderen die Nase«, dann sag einfach: »Das findet der Autor hier auch. Das Buch wird dir gefallen.« Antwortet er: »Ich bin auch Christ«, dann schlag diese Seite auf und zeig ihm genau diese Worte, und dann schreib mir eine E-Mail, in der es heißt: »Du hast mich gerade vom Stuhl gehauen, Jonathan Acuff«, denn das habe ich.
Leicht beleidigt sein, dass der Pastor ein schöneres Auto hat als man selbst
Christen mögen es, wenn ihre Pastoren bescheiden sind, und mit bescheiden meine ich, dass sie einen im Inland hergestellten, mittelgroßen Kombi mit geringem Spritverbrauch fahren.
Das soll nicht heißen, dass ich möchte, dass mein Pastor arm ist. Nur, dass ich davon ausgehe, dass zu einem geistlichen Gewand nicht unbedingt Ledersitze passen. Es macht mir nichts aus, wenn er eine Luxuskarosse fährt, sofern er sie von einem Gemeindemitglied, das zufällig Autohändler ist, geschenkt bekommen hat. Ansonsten aber, um ehrlich zu sein, werden, wenn ich ihn mit einem Mercedes-Benz mit allen Schikanen herumfahren sehe, meine beiden ersten Gedanken folgende sein:
1 Ich schätze, dieser Pastor hat nichts für hungernde Kinder in Afrika übrig.
2 Ich hatte keine Ahnung, dass mein Zehnter für Designerfelgen draufgeht.
Ich will dich in einer Karre sehen, nicht in einer Karosse. Ich will dich auf einem Esel sehen, nicht auf einem Araberhengst. Ich möchte, dass du die moralische Stärke besitzt, die man gewinnt, wenn man mindestens zweimal im Jahr sein Auto anschieben muss, weil es nicht anspringt.
Ich? Was ich für ein Auto fahre? He, lass uns nicht vom Thema abkommen. Schließlich bist du hier der Profichrist, nicht ich. Wenn es Gott gefällt, mich mit einem Rolls-Royce zu segnen, sollte ich das etwa ablehnen? Hätten Abraham oder Salomo über Gottes gute Gaben die Nase gerümpft? Denk doch nur, was für ein tolles Zeugnis ich geben kann, indem ich einfach mit glitzernden Felgen die Straße entlangfahre. Denk nur daran, wie viele Menschen es berühren und verwandeln wird, wenn ich an einer roten Ampel halte und ein automobiles Statement, eine vehikuläre Proklamation sozusagen, über die Güte und Barmherzigkeit Gottes abgebe.
Aber als Pastor? Da halt mal lieber den Ball schön flach.
Den Ausdruck »Stille Zeit« großzügig definieren
Nicht, dass sich die Christen keine Mühe gäben. Wir geben uns unglaublich viel Mühe, es richtig zu machen, aber es gleitet uns immer wieder durch die Finger. Wir möchten gern eine beständige, regelmäßige, konsequente, Gott-ist-zufrieden-mit-uns-Stille-Zeit haben. Aber es ist wie eine Achterbahn; mal schaffen wir es, mal wieder nicht. Doch jetzt ist Schluss damit. Diesmal machen wir Ernst. Die Predigt vom letzten Sonntag hat uns ein für alle Mal klargemacht, dass wir eine tägliche Stille Zeit brauchen.
Dabei hat der Pastor diesen Begriff überhaupt nicht verwendet. Er hat stattdessen »persönliche Anbetung« oder »private Disziplin« gesagt. Solche Begriffe verwendet er, weil sich »Stille Zeit« irgendwie frömmelnd und altmodisch anhört. Trotzdem, wir brauchen sie. Eine Zeit, in der wir vor Gott still werden und in der Bibel lesen und beten. Also gehen wir eine Verpflichtung ein. In den nächsten dreißig Tagen ist das so dran, dass ich es kaum erwarten kann. Diesmal wird alles anders!
Erster Tag. Montag ist theoretisch ein guter Tag, um mit meinem neuen Dreißig-Tage-Stille-Zeit-Projekt anzufangen, aber dieser Montag liegt dummerweise in der Mitte des Monats. Wer fängt schon am Sechzehnten eines Monats etwas an? Neue Vorhaben sollte man am Anfang des Monats in Angriff nehmen. Oder, wenn man wirklich erfolgreich sein will, zu Beginn des Jahres. Das ist das ideale Datum: der 1. Januar. Ich wünschte, es wäre nicht erst der 16. Oktober. Am 16. Oktober hat noch nie etwas Gutes angefangen. Ob ich lieber zehn Wochen abwarte und im neuen Jahr mit meiner Stillen Zeit anfange? Wohl eher nicht. Okay, Montag, packen wir’s an.
Zweiter Tag. Der erste Tag war ja noch einfach. Ich habe im 1. Buch Mose angefangen, ein bisschen gelesen und dann gebetet, bevor ich zur Arbeit ging. Es muss ja morgens sein. So ein früher Morgen hat etwas doppelt Christliches an sich, und wenn ich diesen Zeitpunkt verpasse, ist mein ganzer Tag im Eimer. Gott hat nichts dafür übrig, wenn ich meine Stille Zeit in der Mittagspause oder am frühen Nachmittag mache, und abends schon gar nicht. Gott ist ein Frühaufsteher; Satan ist eine Nachteule. Das weiß jeder.
Dritter Tag. Ugh, der dritte Tag fiel mir schon schwerer. Bin heute Morgen einfach nicht aus dem Bett gekommen und habe meine Stunde für die Stille Zeit glatt verschlafen. Habe es allerdings gerade noch СКАЧАТЬ