Jetzt mal ehrlich .... Adrian Plass
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Название: Jetzt mal ehrlich ...

Автор: Adrian Plass

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783865065377

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СКАЧАТЬ Häh? Wer besitzt denn so viel unverfrorene Tollkühnheit, sich bei einer solchen Veranstaltung blicken zu lassen? Gibt es vielleicht im Programm auch ein Seminar mit dem Titel „Demut für Leute, die sich für siegreiche Kämpfer halten“? Muss ich mich als siegreicher Kämpfer nominieren lassen, und erkläre ich mich einfach selbst dazu?

      Mich machen solche Sachen furchtbar müde, Adrian. Vielleicht sollten wir unsere eigene Konferenz aufziehen: „Komm und sichere dir deinen Platz beim Kreistreffen der Trottel ... jeder ist willkommen, mit Ausnahme derer, die meinen, sie wären über den Trottelstatus hinaus ...“

      Jesus war nicht immer stark. Manchmal gelang es ihm nicht, seine Emotionen im Zaum zu halten. Er fühlte sich unendlich einsam in Gethsemane und flehte seine Freunde an, mit ihm zu wachen und zu beten, einfach bei ihm zu sein und wach zu bleiben. Und seine letzten Worte vor seinem Tod waren ein qualvoller Aufschrei der Verlassenheit. Das ist wohl kaum das Porträt eines Kämpfers, wie wir es kennen.

      Vor diesem Hintergrund bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich gerne so wäre wie der kleine gelbe Vogel, der sich in letzter Zeit bei unserem Haus in Colorado herumtreibt. Seit ein paar Wochen werden wir regelmäßig beim ersten Morgengrauen von seinem Lobgesang aus dem Schlaf gerissen. Schlafmangel ist nicht das einzige Resultat unseres mitteilsamen gelben Gastes: Unsere hintere Veranda ist über und über mit seinen Hinterlassenschaften besprenkelt. Jemand gab mir den Tipp, mir in dem Plastikgartenmöbelgeschäft eine große Plastikeule zu kaufen; die würde unseren anhänglichen Vogel verscheuchen. Fehlanzeige. Das Eulenimitat ist zu einem komfortablen Sitzplatz für unseren sprenkelfreudigen gefiederten Freund geworden.

      Nach meiner Theorie ist der Vogel immerzu auf der Suche nach seinen Eltern. Vor ein paar Monaten entdeckte ich auf unserer hinteren Veranda ein Nest. Bei näherem Hinsehen stellte ich fest, dass es eine zwitschernde Schar flauschiger, dürrer kleiner Knubbel enthielt, die lauthals hungrig nach ihrer Mutter zu schreien schienen. Inzwischen hat sich die Nestfamilie zerstreut, aber dieses eine heranwachsende Exemplar will seine Familie so leicht nicht aufgeben. Es sehnt sich verzweifelt danach, sich wieder mit ihr zu vereinen.

      Ich glaube, ich möchte am liebsten weder stark noch schwach sein, sondern mich nur immerzu danach sehnen, dort zu sein, wo Jesus ist, und dabei zu sein bei dem, was er tut.

      Eine Sache fällt mir noch zum Thema Marketing ein. Du hast von Scargill gesprochen. Dabei musste ich an die Art und Weise denken, wie Organisationen und Firmen sich manchmal selbst präsentieren. Die meisten Gruppen haben Mission Statements und Slogans, von denen sie sich erhoffen, dass sie auf den Punkt bringen, was sie machen und wer sie sind. Freilich bringt so eine Selbstbeschreibung die gefährliche Möglichkeit mit sich, dass man sich einbildet, nur weil man sich so nennt, entspräche das auch den Tatsachen.

      Das ging mir kürzlich während eines siebzigstündigen Transatlantikfluges durch den Kopf (okay, es waren nur neun Stunden, aber es fühlte sich wie siebzig an). Die betreffende Fluggesellschaft preist sich selbst als „The Friendly Skies“ an, was so hundertprozentig danebenlag, dass es schon zum Lachen war.

      Eingepfercht in der Touristenklasse, wurden wir mit jener nasekräuselnden Geringschätzung behandelt, die man sonst Leuten vorbehält, die in winzigen Aufzugkabinen gewaltige Darmwinde von sich geben. Jede Bitte (zum Beispiel um ein Glas Wasser, was in der dehydrierenden Atmosphäre eines Flugzeugs ja wohl kaum einen Luxus darstellt) wurde als Belästigung aufgefasst. Die Flugbegleiter schienen sich mehr für einen Belegschaftsplausch zu interessieren als für ihre Gäste und behandelten uns alle wie ungezogene Kinder, die einen Ausflug mit der Sonntagsschule verderben, indem sie der alten Miss Hitchens einen krabbelnden Krebs hinten in die Buxe stecken. Am Ende des Fluges machte die Chefstewardess eine Ansage, die sich so anhörte, als wären wir ihre seit Jahren verschollenen Verwandten, von denen sie sich nun tränenreich verabschiedet, sodass wir uns alle fragten, warum sie uns dann wie eine peinliche Krätze behandelt hatte, für die es keine Salbe gibt. Bei Gemeinden habe ich dergleichen auch schon erlebt – diejenigen, die sich endlos darüber auslassen, wie wichtig doch Beziehungen seien, haben oft sehr schlechte Beziehungen ...

      Sobald wir Aussagen über uns selbst in die Welt setzen, stehen wir unter dem Druck, ihnen auch gerecht zu werden. Wenn eine Gemeinde verkündet: „Besuchen Sie unsere mitreißenden Gottesdienste und rechnen Sie damit, Wunder zu erleben!“, dann handelt sie sich damit zwei riesige Probleme ein. Erstens: Wenn wir den Leuten sagen, sie sollen mit einem Wunder rechnen, wenn sie zu uns kommen, werden einige kommen und mit einem Wunder rechnen. Großartig, wenn das dann auch geschieht ... Und zweitens: Keine Gemeinde kann immer, jede Woche, mitreißend sein. Ich war schon in einigen solchen Gemeinden, in denen alles als „überwältigend“ beschrieben wird: von den Predigten über das Gebäude bis hin zum Kaffee hinterher. Ein Sonnenuntergang auf Hawaii ist überwältigend. Das Great Barrier Reef ist überwältigend. Eine in Wasser aufgekochte zermahlene Kaffeebohne dagegen ist angenehm – aber nicht überwältigend.

      Ich nenne diese Art von Gemeinden „Orgasmuskirchen“. Das soll nicht mutwillig vulgär sein; ich finde die Analogie wirklich erhellend. Wenn sich alles um ein umwerfendes, schwindelerregendes, herzerwärmendes geistliches Explosionserlebnis dreht, dann muss jeder Gottesdienst noch erhebender sein als der letzte. Ist das nicht der Fall, dann werden diejenigen, die auf der Suche nach dem nächsten „großen Wirken Gottes“ sind, weiterziehen zu der noch aufregenderen Gemeinde ein paar Häuser weiter, um dort ihre Erlebnissafari fortzusetzen. Was soll man also machen, wenn man Gemeindeleiter ist und die Gemeinde, die man leitet, als mitreißend und mit Wundern überschüttet angepriesen hat? Man gaukelt den Leuten etwas vor. Man gaukelt vielleicht nicht absichtlich, und man war auch nicht von vornherein darauf aus, einen Schwindel zu inszenieren. Aber man tut es dennoch.

      Aber genug der Tiraden, Adrian. Ob ich Lust auf ein Bier habe, fragst Du? Aber sicher. Wir haben hier eine wunderbare Kneipe gleich an der nächsten Straßenecke. Echtes gezapftes Bier. Freundliches Personal. Und keine Plastikgartenstühle.

      Liebe Grüße,

      Jeff

      Lieber Jeff,

       da bin ich wieder und finde mich zu unserem Zwei-Mann-Trottel-Kreistreffen ein. Eigentlich lässt es sich hier ganz angenehm leben, und es ist genau die richtige Arena, um ein bisschen deprimierend schmutzige Wäsche zu waschen. Irgendetwas ist ja immer, nicht wahr?

      Die frommen Klischees, von denen Du gesprochen hast, haben mich an etwas Bestimmtes erinnert. Vor ein paar Jahren war ich an einer Konferenz beteiligt, bei der die Jugendarbeit von einer Gruppe junger Erwachsener geleitet wurde, denen es gewiss nicht an Begeisterung und gutem Willen mangelte, die aber offensichtlich viel zu viel Zeit damit verbracht hatten, das Handbuch der frommen Standardsprüche auswendig zu lernen. Sicher ist auch Dir diese Sammlung billiger Bonbons in glänzendem Stanniolpapier, bei denen sich einem die Fußnägel aufrollen, bestens vertraut. Beispiele gefällig?

      „Wenn Gott nicht mehr an deiner Seite ist – rate mal, wer sich entfernt hat.“

      „Du hast es vielleicht im Kopf, aber ist es auch schon die vierzig Zentimeter hinunter in dein Herz gerutscht?“

      Das Schlimme sind eigentlich nicht diese banalen Sprüche. Was mich stört, ist die Geisteshaltung, die nicht bereit ist (oder es nicht wagt), zuzulassen, dass alles, was an uns unfertig und unausgegoren ist, unsere Menschlichkeit, unsere individuellen Unterschiede oder auch unterschiedliche geistliche Reiserouten, zu unserem Weg zu Jesus dazugehören. Mir ist nur zu klar, dass manche Leute den letzten Punkt auf dieser Liste als Hinweis auffassen werden, ich hinge der Vorstellung an, alle Religionen einschließlich des Christentums seien verschiedene Lichter, die die vielen Facetten ein und desselben Kristalls beleuchteten. So denke ich gewiss nicht, Jeff. Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, aber schon ein Blick ins Neue Testament zeigt uns, dass der СКАЧАТЬ