Название: Jetzt mal ehrlich ...
Автор: Adrian Plass
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783865065377
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Auf jeden Fall habe ich unsere Tour sehr genossen.
Wie geht es Dir, Adrian? Ja, ich will es wirklich wissen.
Liebe Grüße,
Jeff
DREI
Hallo, Jeff,
hier ist der freundliche, abtrünnige Wanderer. Es ist schön, von Dir zu hören, und es tut besonders gut, so anschaulich daran erinnert zu werden, dass ich nicht der Einzige bin, der seine Zeit damit verbringt, mit wirren, idiotischen Gedanken und einem leidenschaftlichen Wunsch zu jonglieren, die Liebe Gottes im Leben von Menschen wirken zu sehen. Manchmal gelingt es mir mit lächerlich hektischen Anstrengungen, alle diese drei unhandlichen Gegenstände gleichzeitig in der Luft zu halten. Meistens jedoch fällt mir irgendwann einer davon herunter, und bei dem verzweifelten Versuch, ihn doch noch zu erwischen, gehen mir die anderen beiden auch noch durch die Lappen. Das ist kein Witz. Es macht mich wahnsinnig.
Wo wir gerade dabei sind: Du hast mir in Deinem Brief eine Frage gestellt. Es ging darum, ob ich die Possen und Tollheiten, die mein Leben mit solch unerbittlicher Regelmäßigkeit begleiten, wie wunde Stellen empfinde. Ich will Dir eine Antwort darauf geben, wenn auch eine ziemlich umständliche. Beginnen möchte ich mit einer kleinen Geschichte.
Vor zwei Wochen stellte ich mich in einer Krankenhaus-Cafeteria in der Nähe von King’s Lynn an, um mir einen Becher Kaffee zu holen. Am Anfang der Schlange bezahlten gerade ein älterer Mann und seine Frau ihr Mittagessen. Ich weiß nicht, ob Du den bezaubernden Akzent der Leute in Norfolk kennst. Er hört sich von Ort zu Ort in der Grafschaft ein wenig unterschiedlich an, aber im Allgemeinen hat er einen typischen langsamen, gemessenen Ton und auffällig gedehnte Vokale. Besonders am Ende der Sätze ist das so, wo die Stimme einen kleinen Schlenker nach oben macht, sodass sich jede Äußerung anhört wie eine Frage. Als die Frau sich noch ein Stück Obst zu ihrem belegten Brötchen aussuchte, wandte sie sich an den Mann hinter dem Tresen:
„Ich mag Biiiirnen. Er mag auch Biiiiirnen. Ich mag sie haaaart. Er mag sie weeeeeich. Also kriegt er nie welche aaaaab ...“
Es hätte diese einmalig knauserige Dame vermutlich überrascht und verwirrt, hätte sie gemerkt, dass ihre Worte mir besonders zu denken gaben, weil ich mich im Zusammenhang mit einer einwöchigen Freizeit, die Bridget und ich kurz zuvor im Scargill House geleitet hatten, intensiv mit dem Buch Maleachi beschäftigt hatte.
Du kennst doch Maleachi, Jeff, oder? Das letzte Buch im Alten Testament. Es besteht mehr oder weniger aus einer einzigen langen Schimpfkanonade Gottes über die erbärmlichen Opfer, die die Priester am Altar darbrachten: stinkige alte Ziegen, flohverseuchte Tauben, halb tote Schafe und dergleichen.
„Bietet ein solches Tier doch einmal eurem Statthalter an“, sagt Gott empört. „Ich habe genug von euch, und auf eure Gaben verzichte ich!“
Wollte man das Ganze aktualisieren, so würde es sich heute vielleicht so anhören:
Gott mag keine Blumen von der Tanke.
Er interessiert sich nicht für die hastig zusammengerafften Überreste unserer Zeit, unserer Kraft, unseres Geldes oder unseres Engagements. Warum sollte er auch?
„Ihr heult und werft mir vor, dass ich eure Gebete nicht erhöre“, beschwert er sich, „aber erhört ihr denn meine Gebete? Wenn ihr nichts zu bieten habt als unnützen Müll, den ihr sowieso nicht gebrauchen könnt, dann gebt mir lieber gar nichts.“
Gebt mir lieber gar nichts. Wie findest Du das?
Eines ist mir während unserer Studienwoche klar geworden: Obwohl Gott hier kompromisslos mit seinem Volk ins Gericht geht, gibt es doch ein unvollkommenes Opfer, das er jederzeit gerne von mir annehmen wird, wann immer ich willens bin, es ihm darzubringen. Welches? Ganz einfach (so einfach wie beängstigend, könnte man sagen): mich selbst. Adrian Plass. Jeff Lucas. Jeden, der verrückt oder tapfer genug ist, sich in den Ablauf von Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag hineinzubegeben, der unaufhörlich ebenso schmerzhaft wie wohltuend in unseren Lebensbereich eindringt, wenn wir es zulassen.
Tut mir leid, wenn ich Dich anpredige. Das war mehr für mich selbst als für Dich bestimmt.
Aber was hat das alles mit Deiner Frage zu tun? Ich schätze, es hängt irgendwie mit dem beunruhigenden Punkt zusammen, an dem ich mich im Moment befinde. Einem Punkt, an dem ich mich mit allen möglichen Problemen wie Eitelkeit, Unabhängigkeit, Furcht vor dem Unbekannten und mit meinem fortschreitenden Alter herumschlage. Wie soll ich Dir mein Problem schildern? Na schön, ich glaube, ich kann es in vier Wörtern zusammenfassen.
Gott braucht mich nicht.
Petrus hätte bestimmt verstanden, was ich damit meine. Nach seinem Totalausfall im Innenhof des Palastes hätte er vielleicht etwa Folgendes sagen können:
Warum habe ich eigentlich geweint? Seinetwegen. Er war schuld. Blöder Jesus. Er hat mich einfach nicht haben wollen. Er hat mich nicht gebraucht. Wisst ihr, manchmal hat er mit mir geredet, als wäre ich irgend so ein finsterer, schrecklicher Geselle – ein Teufel –, der ihn von seinem herrlichen, hirnigen Weg abbringen wollte, den er ging, weil er fest davon überzeugt war, sich massakrieren lassen zu müssen.
Einmal hat er mich sogar Satan genannt. Mich! Mich! Er sollte mal darüber nachdenken, was er eigentlich will. Ich meine, ich kann ja wohl nicht gleichzeitig der Fels sein, auf den er seine Gemeinde bauen will, und Satan, oder? Sagt ihr es mir. Vielleicht kann ich das ja. Vielleicht bin ich nur zu beschränkt, um es zu kapieren.
Aber ist es denn nicht so, dass man seinen Freunden helfen sollte? Und genau das hätte ich getan. Ich will nicht behaupten, ich hätte keine Angst gehabt, aber als sie ihn in diesem Garten abholen kamen, da habe ich tatsächlich mein Schwert in die Hand genommen und bin ehrlich überzeugt, dass ich für ihn gestorben wäre, wenn es hätte sein müssen. Wisst ihr, was ich meine? Dieser Mann war es mir wert, mich für ihn in Stücke schneiden zu lassen – weil ich ihn lieb hatte. So verhält man sich nun einmal, wenn man jemanden liebt, oder? Man gibt alles, was man hat. Über die Konsequenzen denkt man gar nicht nach. Man ist einfach zur Stelle und tut, was nötig ist.
Und er? Was sagt er? „Steck dein Schwert weg. Wenn ich wollte, könnte ich meinen Vater bitten, und er würde mir zwölf Legionen Engel schicken, um mich hier herauszuholen.“ Und warum tat er es dann nicht? Warum nicht? Was war sein Problem? Wollte er unbedingt irgendeine wilde, wahnwitzige Unabhängigkeit wahren? Er braucht mich nicht! Braucht mein Schwert nicht! Braucht die Engel seines Vaters nicht. Er braucht überhaupt nichts, nur dieses – dieses grausige, fürchterliche Unheil, das offenbar unbedingt geschehen muss. Wieso, weiß nur er. Was will er denn nur? Was will er? Was will er?
Warum ich behauptet habe, dass ich ihn nicht kenne? Ach, keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Doch, ich weiß es. Es war mir peinlich, dass die Leute denken könnten, ich hätte etwas mit diesem – diesem Loser zu tun.
Ich war verletzt. Er brauchte mich nicht. Nicht mich. Nicht mich, der ich alles für ihn getan hätte, außer – nun ja, außer ihm in ein finsteres, hoffnungsloses, sinnloses Unheil zu folgen. Ach, lieber Gott, ich wünschte, er hätte mich nicht angesehen! Seine Augen! Ach, ich liebe Dich, Jesus, und es tut mir so leid. Und ich würde alles geben – alles, um noch einmal eine Chance zu bekommen.
Aber СКАЧАТЬ