Название: Space Prophet
Автор: Jörg Arndt
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961400546
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Jonas griff sich sein Sketchboard und machte sich auf den Weg zu Alisters Kabine. Vielleicht würde sich der Wombat hervorwagen, wenn er etwas länger dortblieb. Als er die Tür öffnete, fand er den Futternapf abermals leer. Er füllte ihn auf, setzte sich an den Tisch und begann zu schreiben.
Wir sind Sternenstaub und geben am Ende unseres Lebens unsere Energie wieder an das Universum zurück. Nichts geht verloren. Wir sind Teil des großen kosmischen Kreislaufs. Die Erinnerungen aber, die wir bei den Menschen hinterlassen, denen wir etwas bedeuten …
Ein leises Kratzen ließ ihn innehalten. Er blickte zum Bett hinüber, unter dem zwei Knopfaugen ihn wachsam ansahen.
»Hallo, Buddy, ich bin Jonas und sorge jetzt für dich. Du kannst ruhig herauskommen.« Er sprach mit betont unaufgeregter Stimme.
Zögerlich schob sich ein pelziges Wesen unter dem Bett hervor, legte den Kopf etwas schief, was wie eine Frage wirkte, hielt kurz inne, dann tappte es zum Napf, wo es sich geräuschvoll über das Körnerfutter hermachte. Jonas saß ganz ruhig da und widerstand dem Impuls, das Tier zu berühren. Es sah tatsächlich aus wie ein zu klein geratener Bär, war vielleicht 80 cm lang. Und mindestens 20 kg schwer. Sein Fell war hellgrau und sah etwas struppig aus.
Als der Wombat die Schale leer gefressen hatte, blinzelte er Jonas mit seinen schwarzen Augen an, gähnte herzhaft und verschwand wieder unter dem Bett.
»Na immerhin ein Anfang«, murmelte Jonas, stand auf und kniete sich vor dem Bett nieder, um darunterzuschauen. Aber das Tier war spurlos verschwunden.
»Entschuldige, Alister, dass ich an deinen Worten gezweifelt habe«, sagte Jonas zu der Reisetasche, die noch immer auf dem Bett stand. Dann nahm er sein Sketchboard und ging.
Jonas bestieg den Mover und fuhr zum Observatorium in Sektor sechs. Hier war nur selten Betrieb, darum kam er oft hierher, wenn er etwas Stille brauchte. Die Schirme zeigten astronomische Objekte in atemberaubender Vergrößerung. Manchmal saß er stundenlang hier, um sie zu zeichnen. Vor allem am Orionnebel konnte Jonas sich kaum sattsehen. Die Farben und Strukturen, die immer neue Details preisgaben, je länger man sie betrachtete, erfüllten ihn durch ihre Schönheit und Größe mit Bewunderung und Staunen. Hier fühlte er sich dem Herzen des Universums besonders nahe.
Als er den Raum betrat, stellte er fest, dass er nicht alleine war. Im gedämpften Licht der Monitore erkannte er Raumkadettin Stella Obermayer. Sie saß an einem der Tische, ihren Kopf in die Hände gestützt. Von Zeit zu Zeit ging ein Zittern durch ihren Körper. Jonas ging zu ihr und legte ihr behutsam eine Hand auf die Schulter. Sie wandte den Kopf, sah ihn an. Ihre Augen waren nass und rot.
»Wir waren zusammen auf der Akademie«, schluchzte sie, »Eirin und ich haben zur gleichen Zeit unser Examen gemacht, wir waren beide auf der Chairon und sind dann auf die Peacemaker gekommen. Sie hat gestern mit mir den Dienst getauscht, weil es mir nicht so gut ging, und jetzt ist sie tot. Eigentlich hätte ich in Sektor zehn sein sollen. Es ist meine Schuld!«
Sie stieß ein lang gezogenes Heulen aus. Dann stand sie auf und hängte sich Jonas um den Hals. Er musste alle Kraft zusammennehmen, um von der beleibten Frau nicht zu Boden gezogen zu werden.
»Halt mich fest«, flüsterte sie. Jonas nahm sie in die Arme. Als er ihre Wärme und ihre Weichheit spürte, lief ihm ein wohliger Schauer über den Rücken. Sie roch leicht nach einem blumigen Parfüm. Dann küsste sie ihn. Er wehrte sich nicht, im Gegenteil, er erwiderte ihren Kuss, ließ seine Zunge in ihren Mund wandern. Das Blut rauschte in seinen Ohren.
Gierig legte er seine Hände auf ihre üppigen Brüste. Es war wie im Traum. Von Weitem hörte er ihre Stimme. Sie rief etwas, das er nicht verstand. Er achtete nicht weiter darauf und machte sich ungeschickt daran, ihre Uniform aufzuknöpfen.
Eine Ohrfeige brachte ihn wieder zur Besinnung.
»Ich habe Nein gesagt«, fauchte Stella ihn an. »Was fällt Ihnen ein! Ich brauchte Nähe und Trost und Sie …«
Jonas war erschüttert. Ihm fehlten die Worte. Er versuchte, etwas wie eine Entschuldigung zu stammeln, aber Stella wandte sich von ihm ab und begann ihre Uniform zu richten.
»Sie haben mir einen Knopf abgerissen«, jammerte sie. »Wie konnten Sie mir das antun!«
»Stella, bitte, ich weiß auch nicht, was mit mir los war, es tut mir leid …«
»Pah! Und ich habe Ihnen vertraut. Ich dachte, sie wären anders als andere Männer!«
Dann stapfte sie hinaus. Jonas starrte ihr fassungslos hinterher.
*****
Der kleine Wachraum von Evinin war vollgestopft mit Monitoren und elektronischen Geräten aller Art, die einen seltsam zusammengesetzten Eindruck machten. Tatsächlich stammten sie aus unterschiedlichen Raubzügen und Eroberungen.
Tarek, der junge Wachhabende, lümmelte sich in einem bequemen Kommandosessel, der einst dem Kapitän der Aurora gehört hatte, und spielte 3-D-Tetris. Er war kurz davor, einen neuen persönlichen Highscore zu erreichen, und versuchte konzentriert, die merkwürdig geformten Steine unterzubringen, die ihm seit dem letzten Level entgegenpurzelten. Ein Seitenblick auf den Monitor der Raumüberwachung ließ ihn zusammenzucken. Er zeigte Aktivität im Hypergate an. Prompt fielen zwei Steine an eine ungünstige Stelle, und das Spiel war vorüber. Tarek fluchte leise, dann wandte er sich den anderen Anzeigen zu.
Das Gate meldete den Durchflug von vier Schiffen – was ein Problem darstellte, weil von ihrer Flotte nur drei Schiffe unterwegs waren. Nähere Informationen konnte er erst in einigen Minuten erwarten, wenn sich das Gate sich wieder geschlossen hatte.
Tarek ließ seine Hand unschlüssig über dem Alarmknopf schweben. Bei einem Fehlalarm musste er mit Bestrafung rechnen, ebenso wenn er seine Beobachtung zu spät weitergab.
Seine Finger trommelten nervös auf der Tischplatte. Das Hypergate war gut 50 Millionen Kilometer entfernt – selbst die schnellsten Schiffe brauchten für diese Entfernung mindestens 30 Minuten. Zeit genug für die Alarmstaffel. Er brauchte Fakten, bevor er seinen Kopf riskierte.
Mit einer schnellen Geste schloss er das Tetrisspiel und räumte die Reste seines Imbisses zusammen, für den Fall, dass ein Vorgesetzter hier auftauchte. Tarek verspürte wenig Lust auf Knüppelschläge.
Da endlich tat sich etwas auf einem der Monitore. Vier schmale Rechtecke erschienen, eines etwas länger als die anderen. Tarek ertappte sich dabei, wie er versuchte, sie im Geist übereinanderzustapeln. Er tippte auf den Screen, um weitere Informationen abzurufen, aber produzierte damit lediglich eine kleine Infobox »Data not available«.
Seufzend lehnte er sich in seinen Sessel zurück und starrte die Anzeigen an. Ungeduld brachte ihn nicht weiter. Sobald die Sensoren die Schiffe analysiert hatten, würden sie es melden. Er konnte nur hoffen, dass er es hier nicht mit einem Vergeltungsschlag der Union zu tun hatte. Sie hatten lange Glück gehabt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Raumflotte ihren Schlupfwinkel finden und angreifen würde.
Das Funkgerät erwachte zum Leben. »… Xator Seifuko … schwerer Kreuzer …«
Die Durchsage war nicht zu verstehen. СКАЧАТЬ