Название: Space Prophet
Автор: Jörg Arndt
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961400546
isbn:
Auf dem Monitor öffnete sich ein Fenster mit Daten.
Schwerer Kreuzer ›Perseus‹, Kennung: U-SK-4302. Kommandant: unbekannt
Wieder zuckte seine Hand zum Alarmknopf. Die Kennung verriet ein Schiff der Raumflotte.
Kreuzer ›Qorxu‹, Kennung: Kom-K 2301. Kommandant: Xator Seifuko
Zerstörer ›Amir‹, Kennung: Kom-Z 1801. Kommandant: Hakan Celik
Zerstörer ›Ridvan‹, Kennung: Kom-Z 1802. Kommandant: Faris Alijev
Was war hier los? Wurden ihre Schiffe verfolgt? Wenigstens bestand keine unmittelbare Gefahr für den Planeten. Mit einem einzelnen schweren Kreuzer sollten ihre Abfangjäger schon fertigwerden.
Das Funkgerät knackte und gab ein kratzendes Geräusch von sich, dann stabilisierte sich das Signal. Xators Stimme klang durch den Raum.
»Ich wiederhole. Hier spricht Xator Seifuko. Wir haben einen schweren Kreuzer der Union erbeutet. Es besteht keine Gefahr. Wir sind auf dem Weg nach Liman.«
Tarek jubelte. Er drückte die Sprechtaste. »Hier Kyros Control. Wir haben verstanden. Meinen Glückwunsch, Herr Kommandant!«
Jetzt hielt ihn nichts mehr davon ab, zum Khan zu laufen. Gute Nachrichten überbrachte er gern.
*****
In dieser Nacht schlief er sehr unruhig. Er wälzte sich von einer Seite auf die andere, schließlich hörte er jemanden seinen Namen rufen.
Jonas! Jonas!
Die Stimme erschien ihm so realistisch, dass er hochfuhr, das Licht einschaltete und sich suchend umsah. Natürlich war niemand zu sehen.
Du hast bloß geträumt, sagte er sich, aber dennoch wollte das unbehagliche Gefühl nicht weichen. Seufzend löschte er das Licht, schloss die Augen und versuchte, wieder einzuschlafen. Doch jetzt begannen die Gedanken in seinem Kopf zu kreisen.
Was würde auf ihn zukommen?
Wartete ein Disziplinarverfahren auf ihn?
Verdammt, wie hatte er sich nur so gehen lassen können! Selbst wenn Stella einverstanden gewesen wäre, hätte er sich ihr niemals in dieser Weise nähern dürfen. Das war ein klarer Verstoß gegen die Dienstvorschriften. Als Seelsorger war für ihn jede erotische Nähe zu Ratsuchenden absolut tabu. Wenn es ganz dumm lief, konnte dies den Abschied von der Peacemaker bedeuten, das Ende seines Lebenstraumes, das Ende seiner Karriere. Eine unehrenhafte Entlassung wegen sexueller Belästigung. Die Kommandantin verstand keinen Spaß an diesem Punkt. Er schlug die Hände vors Gesicht; so fest, dass es wehtat.
Jonas!
Wieder rief jemand seinen Namen, obwohl er diesmal ganz sicher war, nicht zu träumen.
Jonas?
Er hörte es ganz deutlich, aber nicht mit den Ohren – es kam ihm eher so vor, als spräche die Stimme direkt in seinem Kopf. War er dabei, durchzudrehen?
Jonas, ich weiß, dass du mich hören kannst!
Er verspürte den Impuls, schreiend davonzulaufen, beherrschte sich aber und vergrub sich stattdessen unter seinem Kissen. Er presste die Hände auf die Ohren, summte vor sich hin, irgendeine improvisierte Melodie, ganz egal, nur keine Stille, nur diese Stimme nicht mehr hören müssen.
Nach einer ganzen Weile, in der nichts Aufregendes passiert war, entspannte er sich allmählich. Er legte sich wieder auf den Rücken und lauschte.
Nichts. Er vernahm nur ein leichtes Rauschen in seinen Ohren und ein fernes Summen der gewaltigen Antriebsaggregate der Peacemaker.
Schließlich hielt er die Spannung nicht mehr aus.
»Wer bist du, und was willst du?«, fragte er in die Dunkelheit hinein, obwohl er sich albern dabei vorkam. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
Erkennst du, dass Schuld mehr ist als ein veraltetes Konzept?
Jonas durchflutete es heiß und kalt. Das war das Thema seiner vorletzten Andacht gewesen: Es gäbe keine Schuld im althergebrachten Sinne, es gäbe nur Lernprozesse und damit verbundene Fehler, die nötig seien, um sich weiterzuentwickeln. Er war recht stolz gewesen auf diese Rede. In seiner aktuellen Lage kam sie ihm jedoch plötzlich ziemlich hohl vor.
»Was willst du mir damit sagen? Wer bist du?« – Seine eigene Stimme klang merkwürdig fremd. Er horchte minutenlang in die Stille seiner Kabine hinein, doch die Antwort blieb aus.
Unruhig setzte Jonas sich auf die Bettkante. Was geschah hier mit ihm?
Es müssen meine Schuldgefühle sein, die sich zu Wort melden, dachte er. Ich muss was dagegen unternehmen, muss mit Stella sprechen, ihr erklären, wie alles gekommen ist. Ihr sagen, dass es mir leidtut. Gleich morgen früh.
Er griff nach seinem Sketchboard. Als es die Bewegung registrierte, glomm es sanft auf, der Dunkelheit der Kabine angepasst. Jonas wischte über die Oberkante und aktivierte die Mannschaftsdatenbank, auf die er als spiritueller Begleiter Zugriff hatte. Er rief den Datensatz von Stella Obermayer auf. Sektor 9, Deck 8, Kabine B 42.
Das passte. Die Messe, in der sie ihn angesprochen hatte, lag auch im Sektor 9. Er beschloss, am Morgen dort zu frühstücken. Vielleicht würden sie sich zufällig über den Weg laufen.
Er gähnte, doch er spürte, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. So rief er die Fachbibliothek auf und las Artikel über Psychosen und das Hören von Stimmen, bis das Signal zum Wecken ertönte.
Sein erster Weg an diesem Morgen führte ihn in Alisters Kabine. Buddy saß mitten im Raum und sah ihn erwartungsvoll an.
»Na, das ist aber fein, dass du mit dem Versteckspiel aufgehört hast«, sagte Jonas mit Kinderstimme. »Komm her, ich gebe dir ein feines Fresschen!«
Buddy blieb sitzen. Aufmerksam beobachtete er jede Bewegung. Jonas blickte in seine Augen, und plötzlich überkam ihn das eigenartige Gefühl, ein uraltes, weises Wesen vor sich zu haben. Diese putzigen Knopfaugen schienen Dinge gesehen zu haben, die jenseits aller Vorstellungen lagen.
Jonas besann sich auf seine Fachartikel und schüttelte sich.
»Entschuldigung«, sagte er zu Buddy, »jetzt projiziere ich meine Unterlegenheitsgefühle sogar schon auf dich.«
Mit einem großen Schritt stieg er über den Wombat hinüber, der nach wie vor bewegungslos in der Mitte des Raumes saß und anscheinend beschlossen hatte, sich für den Rest des Tages nicht mehr zu bewegen. Jonas nahm den Napf, leerte den verbliebenen Inhalt der Futterschachtel hinein, dann stellte er ihn wieder auf den Fußboden.
»Guten Appetit«, sagte er und strich dem Tier freundlich über den Rücken. Es fühlte sich so struppig an, wie es aussah.
»Ich gehe jetzt wieder. Ich muss gleich noch jemanden in der Messe treffen.«
СКАЧАТЬ