Название: Space Prophet
Автор: Jörg Arndt
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961400546
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Er stocherte lustlos in seinem Auflauf herum.
»Gemüse aus eigener Ernte« stand auf der Speisekarte, als sei dies ein Qualitätsmerkmal. Wissenschaftlich gesehen stellte der Gemüseanbau im Weltraum eine beachtliche technische Leistung dar – geschmacklich jedoch gab es noch jede Menge zu verbessern. Jonas konnte das Substrat, auf dem die Früchte gezogen wurden, förmlich auf der Zunge spüren.
Er stand auf und entsorgte den restlichen Inhalt seines Tellers in den dafür vorgesehenen Behälter, der bereits drei viertel voll war. Dann stellte er das Tablett auf das Laufband und machte sich auf den Weg zu seiner Unterkunft, um die Abendandacht vorzubereiten.
Er hatte seine Kabine fast erreicht, als der Kommunikator an seinem Handgelenk zu vibrieren begann.
Ach nein, nicht jetzt! Jonas warf einen Blick auf das Display.
»Sie werden auf der Krankenstation in Sektor 12 benötigt«, lautete die knappe Botschaft.
Na gut, das hatte wohl Vorrang. Er machte kehrt und ging zurück zum Mover. Er bestieg die Kabine, nannte seinen Bestimmungsort und spürte, wie er erst in die Höhe gehoben und dann seitlich beschleunigt wurde. Ein Hologramm, das links von ihm in der Luft Wand schwebte, zeigte eine dreidimensionale Darstellung des Schiffes, in der ein wandernder roter Punkt die aktuelle Position markierte. Die Architektur der Peacemaker hatte Jonas anfangs verwirrt, mittlerweile fand er sich jedoch gut darin zurecht. Ihre Form – sie war ein gewaltiger Dodekaeder, ein Würfel mit zwölf Seiten und einer fünfeckigen Grundfläche – hatte den Vorteil, symmetrisch zu sein. Wenn man sich einmal die Lage der Sektoren und deren Zählung eingeprägt hatte, war alles ganz logisch.
Als sich die Tür nach kurzer Fahrt wieder öffnete, stand ein Sanitätssoldat davor, der ihm freundlich zunickte.
»Schön, dass Sie gleich gekommen sind«, sagte er. »Kabine F 23. McGregor hat schon mehrfach nach Ihnen gefragt. Sie kennen ja den Weg!«
Er brachte Jonas mit einem leichten Druck auf die Schulter in die richtige Richtung, dann stieg er selbst in den Mover und verschwand.
Der spirituelle Begleiter ging zielsicher den Korridor entlang, bog in den F-Gang ein und blieb vor der Tür mit der Nummer 23 stehen. Er hielt kurz inne, sammelte sich, dann klopfte er an und trat ein.
Waffenoffizier Alister McGregor hob den Kopf, als er eintrat. Obwohl Jonas ihn schon häufiger besucht hatte, musste er sich jedes Mal neu an den Anblick gewöhnen – eine Körperhälfte des Patienten war bis hinauf zum Gesicht verbrannt.
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte Alister mit schwacher Stimme. »Ich fliege morgen nach Hause.«
»Das freut mich für dich!«
»Aber es ändert nichts daran, dass es mit mir zu Ende geht.«
»Ich weiß.«
Jonas nahm die Hand des Patienten und hielt sie fest. Sie fühlte sich kalt an.
»Es ist ein Wunder, dass du überhaupt noch lebst. Die Dosis Synchrotron-Strahlung, die du abbekommen hast, hätte einen Elefanten umgehauen.«
»Ja, ich bin wirklich ein Glückspilz«, sagte Alister. Seine schwache Stimme klang sarkastisch. »Aber es ist okay. Ich habe meinen Frieden gefunden. Da wäre nur noch eine Sache … Kannst du dich bitte um Buddy kümmern, wenn ich nicht mehr da bin?«
Jonas durchfuhr es heiß und kalt. Alister war bekannt für seinen Spleen, dass er angeblich ein Haustier besaß, das außer ihm noch niemand gesehen hatte. Wie sollte er jetzt mit dieser Bitte umgehen? Er beschloss, einfach mitzuspielen. Man konnte Wahnvorstellungen nicht mit Argumenten beikommen.
»Klar, das mach ich. Kannst dich auf mich verlassen.«
Alister lächelte. »Ich danke dir. Du wirst es nicht bereuen. Buddy ist ein toller Freund. Auch wenn er sehr speziell ist.«
»Was ist er denn für ein Tier?«
»Eine Art Wombat.«
»Ein was?«
»Ein Wombat. Stammt aus Australien. Sieht aus wie ein zu klein geratener Bär.«
»Und was frisst der so?«
»Am liebsten Gras und Körnerfutter. Du findest alles in meiner Kabine. Ich habe eine Freigabe für dich eingerichtet. Du kannst die Tür mit deinem Transponder öffnen.«
Jonas brummte eine halbherzige Zustimmung.
Alister sah ihn prüfend an. »Du glaubst mir nicht, oder?« Er versuchte, sich auf seinem Bett aufzurichten, kapitulierte dann aber vor der Schwerkraft. »Du glaubst auch nicht, dass Buddy wirklich existiert.«
»Nun, also, um ehrlich zu sein – ich weiß es nicht.« Jonas lächelte verlegen.
»Nur weil ihn außer mir niemand sehen kann, bedeutet das noch lange nicht, dass es ihn nicht gibt. Dir als Pastor muss ich das doch wohl nicht erklären!«
»Spiritueller Begleiter«, korrigierte Jonas sanft.
»Meinetwegen, egal. Hör mir zu.« Es gelang dem Waffenoffizier, sich seitwärts ein wenig hochzudrücken. »Buddy kann sich sehr gut verstecken. Er ist mal aus einem Labor getürmt, wo sie gentechnische Experimente mit ihm angestellt haben, und ist seitdem Fremden gegenüber ziemlich misstrauisch. Du musst zuerst sein Vertrauen gewinnen. Und lass dich nicht von ihm täuschen, er ist klüger, als er aussieht.«
Der Kranke sank entkräftet zurück in seine Kissen.
»Machst du es? Kümmerst du dich um ihn?«
Jonas nickte. »Ich verspreche es dir.«
Was hätte er auch sonst sagen sollen?
Endlich zurück in seiner Kabine, ließ Jonas sich in den Schreibtischstuhl sinken und griff nach dem Sketchboard. Eine sanfte Hintergrundbeleuchtung glomm auf, als das Gerät die Bewegung registrierte, und signalisierte Eingabebereitschaft. Selbst Jonas’ krakelige Handschrift stellte für das System keine Schwierigkeiten dar. Alles, was er auf die Oberfläche kritzelte, wurde im Hintergrund in Buchstaben und Worte übersetzt und in eine Datei geschrieben.
Der wichtigste Glaube ist der Glaube an sich selbst, notierte Jonas. Nur wer an sich selbst glaubt, kann offen sein für das, was das Universum ihm schenken möchte.
Er stockte. Dies war definitiv einer seiner Lieblingsgedanken. Hatte er ihn vielleicht schon zu oft in den Andachten verwendet? Er blickte auf den Kommunikator, der in mattgrauen Ziffern die Bordzeit anzeigte. Noch 59 Minuten bis zur Andacht. Keine Zeit für Experimente.
Konzentriert skizzierte Jonas den weiteren Verlauf der kleinen Ansprache. Als er fertig war, tippte er mit seinem Stift auf den oberen Rand und wählte aus dem aufklappenden Menü einen Befehl aus. Prompt formierten sich die Zeichen auf dem Sketchboard neu. Die gekritzelten Notizen verwandelten sich in saubere Druckbuchstaben.
Er überflog das Geschriebene, nickte befriedigt und klappte das flache Board zusammen. Ihm blieben gut zwanzig Minuten bis zur Andacht, und er beschloss, vorher СКАЧАТЬ