Название: Space Prophet
Автор: Jörg Arndt
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961400546
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Bisher gab es in der Raumflotte allerdings keine Schiffe, die dazu aus eigener Kraft in der Lage waren. Die erforderliche Energie war zu groß, um sie auf einem Schiff zu erzeugen, und die Raumkrümmung zu schwierig zu berechnen, sodass eine exakte Navigation praktisch unmöglich war. Es bestand immer die Gefahr, sich beim Wiedereintritt in den euklidischen Raum in unliebsamer Nähe zu einer Sonne oder einem schwarzen Loch wiederzufinden.
Daher nutzte man Hypergate-Portale. Man durchflog sie einfach, und sie beförderten das Schiff in kürzester Zeit und mit großer Zuverlässigkeit zu dem jeweiligen Gegenpart, der an einem anderen, Lichtjahre entfernten Ort im All schwebte. Jonas stellte sich diese Einrichtung ähnlich wie den Mover auf der Peacemaker mit seinen unterschiedlichen Türen in den verschiedenen Sektoren vor, auch wenn er wusste, dass er damit eine gewaltige Errungenschaft auf einen lächerlich kleinen Nenner brachte.
Die Hyperraum-Technologie war der Schlüssel zur Eroberung des Alls, und die Peacemaker spielte eine wichtige Rolle dabei. Sie sicherte eines dieser Portale, durch das regelmäßig Frachtschiffe voller Erz und seltener Erden ins heimische Sonnensystem flogen, um auf dem ausgeplünderten Heimatplaneten weiteres Wirtschaftswachstum zu ermöglichen.
Nach dem Frühstück kehrte Jonas in seine Kabine zurück und begann, erste Ideen für die bevorstehende Trauerfeier zu sammeln. Das würde ein großes Ereignis werden, bei dem fast die ganze Mannschaft versammelt war.
Plötzlich signalisierte seine Kabinentür einen Besucher.
»Herein!«, rief er. Die Tür glitt auf. Ein Maat mit nervösem Lächeln stand davor; sein Namensschild wies ihn als Jalmar Varind aus. Jonas erinnerte sich dunkel, dass er neben Maat Lennox gesessen hatte, als von ihm diese Bemerkungen über die Raumkadettin gekommen waren.
«Bitte, kommen Sie doch herein!«, sagte er und deutete auf die zwei Sessel in seiner Kabine. Ein Luxus, der sonst nur höheren Offizieren zustand und seiner Funktion als spiritueller Begleiter geschuldet war.
Jalmar trat ein, sah sich nervös um. Er wirkte angespannt, als sei er auf der Flucht.
»Wenn du jemandem erzählst, dass ich hier war, wirst du es bereuen!«, knurrte er.
Nette Begrüßung, dachte Jonas und sagte: »Keine Sorge, das fällt unter meine Schweigepflicht. Setzen wir uns doch. Schluck Wasser?«
Ohne auf eine Antwort zu warten, stellte Jonas zwei Gläser auf den Tisch und füllte sie aus einer Glaskaraffe.
Jalmar setzte sich auf die Vorderkante des Sessels. Nervös knetete er seine Hände, bis die Knöchel weiß wurden.
Jonas nahm ebenfalls Platz, trank einen Schluck und wartete geduldig.
»Es ist wegen der Prüfung morgen«, sagte Jalmar schließlich. »Ist vielleicht blöd jetzt, weil alle so fertig sind von dem Angriff und so. Aber zweimal bin ich schon durchgefallen. Wenn ich die ein drittes Mal in den Sand setze, kann ich die Beförderung vergessen.«
»Du bist aufgeregt.«
»Ja, und wie!«
»Hast du genug gelernt?«
»Ich denke schon. Ich habe den Stoff bestimmt schon fünf Mal wiederholt. Aber wenn ich in der Prüfung bin, ist mein Kopf plötzlich komplett leer. Dann stottere ich rum wie der letzte Idiot.«
»Es gibt aber auch Prüfungen, die du gut bestanden hast.«
»Klar, sonst wäre ich nicht hier.« Seine Gesichtszüge entspannten sich ein wenig. »Die schriftlichen Prüfungen fallen mir nicht ganz so schwer wie die mündlichen. Aber Schiss habe ich davor auch.«
Er stockte und lächelte verlegen.
»Im wahrsten Sinne des Wortes«, fuhr er fort. »Wenn mir eine Prüfung bevorsteht, kann ich kaum noch was essen und hocke ständig auf dem Klo. Durchfall vom Feinsten.«
»Entschuldigung«, fügte er hinzu. »So genau wolltest du das wohl gar nicht wissen.«
»Das ist schon in Ordnung«, sagte Jonas. »Dein ganzer Körper ist in Aufruhr, wenn es auf eine Prüfung zugeht. Das ist nichts Außergewöhnliches. Du sendest ihm starke Gefahrensignale, und er denkt, dass ihm jemand an den Kragen will.«
»Aber was kann ich tun?«
»Sprich mit deinem Darm. Sag ihm, dass keine Gefahr droht und alles in Ordnung ist.«
»Du willst mich verarschen.«
»Nein. Leg deine Hand auf deinen Bauch.« Jonas machte es vor. Zögernd tat Jalmar es ihm nach.
»Knete ihn ein bisschen, als wäre er ein verängstigtes Tier. Und dann versichere ihm, dass keine Gefahr droht.«
Jalmar machte ein paar ungeschickte Bewegungen, dann grinste er. »Du bist vielleicht ein komischer Vogel«, sagte er. »Aber es scheint zu helfen.«
Nach einer Weile fügte er hinzu: »Eigentlich habe ich gedacht, dass du mir einen Segen für die Prüfung gibst oder so was.«
»Oh, wenn du willst, kann ich das gerne auch noch tun.«
«Ja, bitte.«
Jonas tippte auf seinen Kommunikator, und das Sonnensymbol erschien an der Kabinenwand. Zugleich wurde das Licht gedimmt, sodass eine feierliche Stimmung entstand. Er stand auf, stellte sich hinter seinen Besucher. Dann legte er ihm eine Hand auf den Kopf und las die Worte von seinem Kommunikator ab:
»Mögen gute Mächte dich begleiten, die Kräfte des Universums an deiner Seite sein. Die Sterne, aus deren Schoß auch dein Leben kam, mögen dir deinen Weg zeigen und dir helfen, das Potenzial, das in dir schlummert, zur Entfaltung zu bringen – zu deinem Nutzen und zum Nutzen aller. So sei es, so geschehe es, so ist es.«
Jonas verstärkte einmal kurz den Druck seiner Hand, um den Worten körperlichen Nachdruck zu verleihen, dann packte er Jalmar an der Schulter.
»Diesmal wird deine Prüfung gelingen«, sagte er mit fester Stimme. »Du kannst Vertrauen haben.«
Er ließ seinen Besucher los und dimmte das Kabinenlicht wieder heller. Das Sonnensymbol verblieb an der Wand.
»Danke«, sagte Jalmar. »Du hast mir sehr geholfen.«
»Das freut mich«, antwortete Jonas. »Dafür bin ich ja da.«
Nachdem Jalmar gegangen war, wandte sich Jonas erneut seiner Vorbereitung der Trauerfeier zu. Er tat sich diesmal schwer damit. Der Tod von Alister machte ihm zu schaffen. Der Leutnant war so etwas wie ein Freund für ihn gewesen – einer der wenigen, die er hatte, denn er fühlte sich verpflichtet, auf dem Schiff eine professionelle Distanz zu den Besatzungsmitgliedern einzuhalten. Er verstand sich als eine Art Gegenüber zu ihnen, und das konnte er nicht sein, wenn die Nähe zu groß wurde.
Alister war eine Ausnahme. Sie waren sich schon Jahre zuvor in einer der Kneipen über den Weg gelaufen, in der die Raumkadetten den Frust ihrer СКАЧАТЬ